Einleitung
Einleitung
Das Erkrankungsbild der irritativen Kontaktdermatitis ist jedem Dermatologen aus seiner
Praxis bekannt, zumeist als klassisches Handekzem [1]. Doch wird der Einfluss irritativer Noxen auf eine Vielzahl von Erkrankungen (Windeldermatitis,
Gesichtsekzeme und insbesondere der atopischen Dermatitis) vielfach unterschätzt.
Gerade bei Patienten mit einer atopischen Dermatitis, deren Haut hochgradig empfindlich
auf verschiedene Alltagseinflüsse reagiert, spielt eine Irritation der Haut eine wichtige
Rolle als Auslöser und Verstärker der Erkrankung [2]
[3]. Eine suffiziente Prophylaxe und Therapie von Hautirritationen sind daher für die
Risikogruppe der Atopiker wichtig. Doch sind nicht alle Hautpflegeprodukte in der
Lage, die Barrierefunktion der Haut wiederherzustellen. Von Menalind derm® ist bekannt,
dass es sowohl bei Atopikern als auch bei Patienten mit trockener Haut die Barrierefunktion
verbessert [4]. Manche Cremes hingegen haben nur geringe Effekte auf die irritierte Haut [5]
[6]
[7]. Von anderen Hautpflegeprodukten ist bekannt, dass sie eine Irritation sogar noch
verstärken [8]. Anhand klinisch kontrollierter Studien sollte daher die Wirksamkeit für Hautpflegeprodukte
nachgewiesen werden, die den Anspruch erheben, die Regeneration irritativ geschädigter
Haut zu fördern.
In der nachfolgend beschriebenen Studie wurde in einem praxisnahen Testdesign (dem
repetitiven Waschtest [9]) untersucht, ob die zwei Hautpflegeprodukte Menalind derm® und Eucerin für trockene
Haut® die Regeneration geschädigter Haut unterstützen. Die beiden Cremes wurden dabei
in einem Halbseitenversuch [10] verglichen.
Materialien und Methoden
Materialien und Methoden
Probanden
An der Studie nahmen 50 hautgesunde Probanden teil. Die Studie hatte von der zuständigen
Ethik-Kommission ein positives Votum erhalten. Die Probanden wurden vor Beginn der
Studie über das Studiendesign mit den möglichen Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt
und gaben schriftlich ihr Einverständnis. Die beiden Hautpflegeprodukte Menalind derm®
und Eucerin für trockene Haut® wurden auf einer experimentell irritierten Haut der
Probanden (Waschtest über eine Woche mit einem Detergens: Natriumlaurylsulfat (NLS)
0,5 %) aufgetragen. Über insgesamt 21 Tage wurde dann die Regeneration der Haut beobachtet.
Standardisierter Waschtest
Der Waschtest wurde über eine Woche, von Tag 0 bis Tag 6, durchgeführt. Der Proband
führte zweimal täglich an jedem Unterarm eine Waschung mit NLS (0,5 %ig) in 37 °C
warmen Wasser durch. Diese Waschung erfolgte durch zehnmaliges Auf- und Abrollen mit
einem in der Waschlösung getränkten Schaumstoffroller. Hiervon wurden 5 Serien durchgeführt,
nach jeder Serie wurde der Roller wieder neu mit der Waschlösung getränkt. Danach
wurde der Unterarm unter klarem Wasser abgewaschen und vorsichtig mit Zellstoff abgetrocknet.
Für jeden Waschvorgang (= 5 Rollerserien) wurden 50 ml der Waschlösung benötigt.
Regenerationsphase - Therapiephase
Nach der Schädigung der Haut folgte die Anwendung der Pflegecremes. Es wurden nur
diejenigen Probanden in diese Phase der Studie aufgenommen, bei denen sich der transepidermale
Wasserverlust (TEWL) an Tag 7 um 50 % des Basal-Wertes erhöht hatte und die Haut somit
ausreichend geschädigt worden war. Der Proband trug nun ab Tag 7 bis einschließlich
Tag 16 zweimal täglich eine Spatelspitze des Hautpflegemittels auf die Unterarme auf.
Die Zuordnung eines Hautpflegemittels zu einem Unterarm erfolgte randomisiert, ebenso
die Zuordnung zu der Therapiefläche (distaler oder proximaler Unterarm, jeweils die
andere Fläche diente als unbehandelte Kontrollfläche). Sämtliche Hautpflegemittel
wurden verblindet und kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ab Tag 17 erfolgte keine
Behandlung mehr, die Zeit bis Tag 21 diente der Kontrolle nach Absetzen der Therapie.
Hautphysiologische Messmethoden
Für die Evaluation der Irritationen und der Hautregeneration wurden an Tag 0, 7, 10,
14, 17 und 21 folgende hautphysiologische Messmethoden durchgeführt:
Barriereschädigung
Veränderung des epikutanen Wassergehaltes (Feuchtigkeit)
Der transepidermale Wasserverlust sowie der epikutane Feuchtigkeitsgehalt wurden an
jeder Unterarm-Beugeseite im distalen und im proximalen Bereich (Therapie- und Kontrollfläche)
gemessen.
Verwendete subjektive Irritationsskalen
Für die Evaluierung subjektiver Veränderungen der Haut wurde bei den Waschtests ein
Irritationsscore erhoben. Dabei erfolgte eine Unterscheidung bezüglich der am häufigsten
genannten Probleme Trockenheit, Juckreiz und Brennen. Die Parameter wurden in einer
Skala von 0 - 10 (keine Symptome - maximal starke Symptome) an den Auswertungstagen
(Tag 0, 7, 10, 14, 17 und 21) abgefragt. Die Fragebogen basieren auf den „Guidelines
on sodium lauryl sulfate (SLS) exposure testing” der „Standardisation Group of the
European Society of Contact Dermatitis”[11].
Statistik
Statistik
Zunächst wurde die Normalverteilung aller Messdaten mit dem Kolmogorov-Smirnov-Test
überprüft. Es zeigt sich durchweg eine Normalverteilung. Der Vergleich von Messwerten
wurde daraufhin mit dem t-Test durchgeführt. Die subjektiven Symptomscores folgten
keiner Normalverteilung. Der Vergleich der Mediane wurde daraufhin mit dem Wilcoxon-Test
vorgenommen.
Ergebnisse
Ergebnisse
Die Messergebnisse als Delta-Werte (Unterschied zum maximalen Irritationswert an Tag
7, mit Normierung auf den Basalwert) finden sich in Tab. [1 a, b].
Tab. 1 a Reduktion der Δ-TEWL-Werte, ausgehend vom maximalen Irritationswert an Tag 7
|
Menalind derm |
Kontrolle |
Eucerin |
Kontrolle |
| Tag 7 |
0 |
0 |
0 |
0 |
| Tag 10 |
- 9,2 ± 8,4 |
- 7,4 ± 6,3 |
- 8,9 ± 8,6 |
- 7,7 ± 7,2 |
| Tag 14 |
- 13,5 ± 9,2 |
- 10,7 ± 7,4 |
- 13,1 ± 10,6 |
- 12,0 ± 8,4 |
| Tag 17 |
- 15,6 ± 9,4 |
- 12,4 ± 7,6 |
- 15,3 ± 10,8 |
- 13,2 ± 8,4 |
| Tag 21 |
- 17,1 ± 10,3 |
- 14,1 ± 8,0 |
- 16,2 ± 10,5 |
- 15,2 ± 9,3 |
Tab. 1 b Anstieg der Δ-Corneometrie-Werte, ausgehend vom maximalen Irritationswert an Tag 7
|
Menalind derm |
Kontrolle |
Eucerin |
Kontrolle |
| Tag 7 |
0 |
0 |
0 |
0 |
| Tag 10 |
6,6 ± 12,5 |
- 3,4 ± 8,2 |
8,7 ± 14,3 |
- 1,6 ± 10,8 |
| Tag 14 |
13,1 ± 11,1 |
1,3 ± 11,7 |
13,0 ± 12,1 |
3,2 ± 13,0 |
| Tag 17 |
13,1 ± 10,2 |
5,2 ± 11,4 |
15,2 ± 11,0 |
7,0 ± 12,8 |
| Tag 21 |
9,3 ± 12,7 |
8,3 ± 10,6 |
10,8 ± 11,3 |
9,3 ± 13,4 |
Entwicklung des transepidermalen Wasserverlustes
Durch die Waschung kam es zu einer deutlichen Erhöhung des TEWL, welche die Barriereschädigung
der Haut nachweisen konnte. Im Verlauf der TEWL-Werte nach Beendigung der Waschphase
und gleichzeitigem Beginn der Therapiephase (ab Tag 7) kam es sowohl bei den behandelten
als auch den unbehandelten Hautarealen zu einem Abfall der TEWL-Werte (Abb. [1]). Dieser Abfall war ausgeprägter für die behandelten Areale als für die Kontrollstellen
und überdauerte die Phase des Eincremens (Tag 7 - 16). Der Unterschied zwischen der
TEWL-Reduktion durch Menalind derm® im Vergleich zu seiner Kontrollstelle war an den
Tagen 14 - 21 signifikant (p < 0,05). Eucerin für empfindliche Haut® verfehlte die
Signifikanzschwelle.
Abb. 1 Entwicklung des transepidermalen Wasserverlustes nach Abschluss der Waschphase. *:
Unterschied zwischen Menalind derm und seiner Kontrollstelle ist signifikant (p <
0,05).
Entwicklung des kutanen Feuchtigkeitsgehaltes
Durch die Waschung der Haut fielen die Corneometie-Werte zunächst deutlich, da die
Hautoberflächenfeuchtigkeit abnahm. Auch nach Beendigung der austrocknenden Waschphase
verringerten sich die Corneometrie-Werte ohne weitere Behandlung zunächst weiter (bis
Tag 10), bevor sie dann mit Tag 21 wieder den Ausgangswert erreichten (Abb. [2]). Bei den Therapiestellen zeigte sich ein deutlicher Anstieg bereits kurz nach Beginn
der Behandlung (Tag 10), welcher anhielt bis an Tag 17. Nach Beendigung der Therapiephase
(ab Tag 17) kam es wieder zu einer Abnahme bis auf die Ausgangswerte. Die Corneometrie-Werte
beider Hautpflegeprodukte waren an den Tagen 10 - 17 signifikant höher als die der
Kontrollstellen (p < 0,001).
Abb. 2 Corneometrie-Entwicklung nach Abschluss der Waschphase (* und #: Unterschied zur Kontrollstelle ist signifikant [p < 0,001]).
Mittelwerte der subjektiven Beurteilung
Subjektive Beschwerden äußerten die Probanden vor allem an den Tagen 7 - 14 (Tab.
[2]). Während bei den Kriterien „Juckreiz” und „Brennen” nur ein geringer Unterschied
zwischen den beiden Hautpflegeprodukten und den Kontrollstellen zu erkennen war, so
wurde bei dem Kriterium „Trockenheit” der Unterschied deutlich: Die Probanden empfanden
die eingecremte Haut als wesentlich weniger trocken. Der Unterschied zu der jeweiligen
Kontrollstelle war für Menalind derm® dabei an allen Tagen signifikant, bei Eucerin
für empfindliche Haut® an den Tagen 10 - 17.
Tab. 2 Mittelwerte der subjektiven Beurteilung
|
Juckreiz |
Trockenheit |
Brennen |
| Tag |
Menalind |
Kontrolle Menalind |
Eucerin |
Kontrolle Eucerin |
Menalind |
Kontrolle Menalind |
Eucerin |
Kontrolle Eucerin |
Menalind |
Kontrolle Menalind |
Eucerin |
Kontrolle Eucerin |
| 0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
| 7 |
2,7 |
2,8 |
2,6 |
2,9 |
4,4 |
4,5 |
4,4 |
4,4 |
2,4 |
2,4 |
2,8 |
2,8 |
| 10 |
1,4 |
1,5 |
1,0 |
1,6 |
1,7 |
2,5 |
1,4 |
2,6 |
0,8 |
0,6 |
0,6 |
0,6 |
| 14 |
0,4 |
0,4 |
0,3 |
0,4 |
0,4 |
1,4 |
0,5 |
1,4 |
0,2 |
0,1 |
0,2 |
0,2 |
| 17 |
0 |
0 |
0,1 |
0,1 |
0,2 |
0,6 |
0 |
0,5 |
0 |
0 |
0 |
0 |
| 21 |
0 |
0 |
0,2 |
0,2 |
0 |
0,2 |
0,2 |
0,2 |
0 |
0 |
0,2 |
0,2 |
Diskussion
Diskussion
Eine trockene, irritativ geschädigte Haut gilt immer noch bei vielen Ärzten als ein
vorwiegend kosmetisches Problem und wird kaum beachtet. Dabei darf man diesen Zustand
der Haut nicht gleichsetzen mit einer empfindlichen Haut, da der Begriff der Empfindlichkeit
durch seine unscharfe Definition und seinen Missbrauch als eine „Life-style”-Erkrankung
gekennzeichnet ist [12]. Das Problem der irritativ vorgeschädigten Haut hingegen - selbst wenn diese Schädigung
nur subklinisch ist - ist vor allem bei berufsdermatologischen Patienten und Atopikern
von hoher Relevanz [2]
[3]. So konnte gezeigt werden, dass die irritative Vorschädigung der atopischen Haut
zu einer deutlichen Verstärkung der Reaktion auf Aeroallergene führt [13]. Dass eine subklinische Irritation weitere irritative Einflüsse verstärkt, ist mittlerweile
unumstritten [14]
[15]. Prophylaktisch wie therapeutisch ist daher die Unterstützung der Regeneration trockener,
irritierter Haut wichtig. Doch ist nicht jedes Hautpflegepräparat in der Lage, die
Regeneration zu unterstützen. Manche Präparate verzögern die Regeneration der Barrierefunktion
der Haut sogar [8]. Eine Prüfung für jedes Präparat ist daher zu fordern.
In der vorliegenden Studie konnte bei beiden getesteten Externa eine Unterstützung
der Hautregeneration gesehen werden. Zunächst stellten beide Pflegepräparate die Barrierefunktion
der Haut deutlich schneller wieder her, gemessen am Rückgang des transepidermalen
Wasserverlustes. Menalind derm® verringerte dabei - im Vergleich zur unbehandelten
Haut - den TEWL signifikant an den Tagen 14 - 21.
Dass diese Beobachtung nicht auf einen einfachen okkludierenden Effekt zurückgeführt
werden kann, zeigt der Kurvenverlauf des TEWL, der eine Zunahme des Effektes (im Vergleich
zur unbehandelten Kontrolle) über die Behandlungszeit aufweist. Dieser Unterschied
zur Kontrolle war für Menalind derm® zunehmend vom 14. Tag bis zum Ende der Beobachtungszeit
(Tag 21) signifikant. Im Gegensatz zu diesem Verlauf müsste bei einer einfachen Okklusion
der Unterschied zur unbehandelten Kontrolle direkt nach der Behandlung am größten
sein und mit der Zeit dann wieder abnehmen. Betrachtet man sich außerdem den Verlauf
des TEWL nach Beendigung der Eincremephase (ab Tag 17), müsste der TEWL bei einem
reinen Okklusionseffekt wieder ansteigen. Hier war das Gegenteil der Fall: Auch nach
Beendigung der Therapiephase reduzierte sich der TEWL weiter. Dies zeigt, dass die
Barriereregeneration weiter fortschreitet und nicht nur auf die Therapiephase begrenzt
ist. Durch die Therapie konnte die Regeneration jedoch auf einer schon besseren Hautqualität
fortfahren. Aufgrund dieser Beobachtungen kann daher angenommen werden, dass die Pflegecremes
über ihre physikalische Wirkung hinaus eine tatsächliche Förderung der Barriereregeneration
induzieren.
Der eindrucksvollste Effekt durch Pflegecremes lässt sich jedoch an der Zunahme der
Hautoberflächenfeuchtigkeit (gemessen durch die Corneometrie) erkennen. Zunächst kam
es durch die Waschungen zu einer deutlichen Abnahme der Hautoberflächenfeuchtigkeit.
Diese Beobachtung ist für die Irritation mit NLS bekannt und simuliert eine Vorschädigung
der Haut, wie sie bei Feuchtarbeit und häufigem Waschen vorkommt [16]
[17]
[18]. Makroskopisch war diese Schädigung durch eine feinlammelläre Schuppung der Haut
an den Unterarmen zu erkennen. Nach dem Auftragen der Pflegecremes stieg die Hautoberflächenfeuchtigkeit
deutlich an, induziert durch die Applikation von wasserbindenden Substanzen und Lipiden.
Der Unterschied zu den unbehandelten Kontrollen war dabei zu jeder Behandlungszeit
signifikant. Interessant ist die deutliche Abnahme der Hautoberflächenfeuchtigkeit
nach Beendigung der Cremephase (innerhalb von 5 Tagen fast bis auf das Niveau der
Kontrollstelle). Dies zeigt auf, dass der Hydratisierungs-Effekt nur kurzfristig anhält
und nach Absetzen der Creme auch rasch wieder zurückgeht. In der Konsequenz bedeutet
dies, dass der Patient regelmäßig behandelt werden sollte, um den gesteigerten Hydratisierungszustand
der Haut aufrecht zu erhalten.
Die Behandlung selbst wurde von den Probanden als angenehm empfunden. Während der
Juckreiz und das durch die Irritation verursachte Brennen kaum beeinflusst wurden,
konnte das Trockenheitsgefühl durch das Eincremen wirksam gemindert werden.
Die regelmäßige Hautpflege zählt seit langem zum Standard der Behandlung von Patienten
mit einer atopischen Dermatitis. Unsere Untersuchungsergebnisse bestätigen, dass die
Hautpflege mit Menalind derm und Eucerin die Regeneration irritativ geschädigter Haut
- von der Atopiker häufig betroffen sind - unterstützt, die Hydratation erhöht und
die subjektiven Beschwerden mindert. Dadurch sollte es gelingen, allein schon mit
einer guten Basispflege die subklinische Schädigung der atopischen Haut zu minimieren,
um so additiven Schäden (durch exogene Allergene, Irritantien, aber auch durch endogene
Schübe) vorzubeugen [15]
[19].