In den letzten acht Jahren seit der Initiierung der ersten ADO-Studie unter der Leitung
von Herrn Professor Tilgen (Homburg/Saar) wurden mehr als 2900 Patienten in mittlerweile
14 Therapieoptimierungsprotokolle eingebracht. Damit gehört die ADO zu den etablierten
großen onkologischen Organisationen und nimmt gerade im Bereich der klinischen Forschung
der malignen Tumoren der Haut international eine bedeutende Stellung ein. Insgesamt
92 überwiegend dermatologische Zentren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich,
die sich an den bisherigen Protokollen beteiligt haben, zeugen von einem breiten Interesse
an den vielfältigen klinischen Studien der ADO.
Im folgenden möchten wir Ihnen die im Jahr 2004 aktivierten bzw. die in Kürze zu initiierenden
neuen klinischen Studien der ADO vorstellen und die Rationale der einzelnen Studien
kurz beleuchten.
Adjuvante Therapie des malignen Melanoms mit Interferonen
Adjuvante Therapie des malignen Melanoms mit Interferonen
Für die adjuvante Therapie des malignen Melanoms sind sowohl Interferon (2α (Roferon
A®) als auch Interferon 2β (Intron A®) seit einigen Jahren in Deutschland zugelassen.
Aufgrund der ausgesprochen raschen Rekrutierung in die adjuvanten Therapieprotokolle
der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie erscheint es uns möglich, parallele
Projekte in bestimmten Segmenten anzubieten. Es handelt sich dabei um prospektiv-randomisierte
Multicenterprotokolle in den Tumorstadien IB bis IIIC nach der neuen Melanomklassifikation
(AJCC 2001).
Die Ziele dieser Therapieoptimierungsprotokolle sind u.a. der Vergleich von verschiedenen
Präpaten und Dosierungen im Hinblick auf die rezidivfreie Überlebenszeit, die Zeit
bis zur Fernmetastasierung und auch die Gesamtüberlebenszeit. Evaluiert werden soll
in allen Untersuchungen auch die Toxizität der verwendeten Therapieregime sowie die
Lebensqualität der betroffenen Patienten.
Protokoll der EADO mit PegIntron®
Protokoll der EADO mit PegIntron®
In das Therapieoptimierungsprotokoll der European Association of Dermatologic Oncology
(EADO) sollen Patienten ab einer Tumordicke von 1,5 mm eingeschlossen werden. Eine
Sentinel Node Biopsie kann, muss aber nicht durchgeführt worden sein. Der Einschluss
von Patienten mit einer positiven Sentinel Node Biopsie ist möglich. Patienten mit
klinisch manifesten Lymphknotenmetastasen sollen nicht in diesem Therapieprotokoll
behandelt werden. Verglichen wird das Präparat PegIntron® in einer Dosierung von 100
mg 1 × wöchentlich über 36 Monate subkutan appliziert im Vergleich zu konventionellem
Intron A® in einer Dosierung von 3 × 3 Mio. IE pro Woche subkutan über 18 Monate appliziert.
Das Protokoll soll auf europäischer Ebene etabliert werden, die Rekrutierung ist bereits
erfolgreich in Frankreich gestartet. In Deutschland werden derzeit die ersten Patienten
in die Untersuchung eingebracht.
ADO-Protokoll mit Pegasys®
ADO-Protokoll mit Pegasys®
Pegyliertes Interferon (α2a Pegasys®) wird in einem Protokoll der ADO mit niedrigdosiertem
Interferon (α2a Roferon A®) verglichen. Die Dosierung von Pegasys® beträgt 180 µg
1 × pro Woche subkutan appliziert, demgegenüber steht eine Low-dose-Therapie mit Roferon
A® mit 3 × 3 Mio. IE pro Woche die ebenfalls über 24 Monate subkutan appliziert werden
soll. In das Protokoll können Patienten des Tumorstadiums IIA bis IIIB nach der AJCC-Klassifikation
eingeschlossen werden.
ADO-Protokoll zur Hochdosistherapie mit Intron A®
ADO-Protokoll zur Hochdosistherapie mit Intron A®
Patienten mit Mikro- oder Makrometastasen in regionären Lymphknoten können in dieses
ADO-Protokoll eingebracht werden. Beantwortet werden soll die Frage, ob sequenziell
intravenös appliziertes Intron A® (20 Mio. IE/m2 Körperoberfläche an 5 aufeinanderfolgenden
Tagen über 4 Wochen, 3 × alle 16 Wochen wiederholt) einer Standard-Hochdosistherapie
nach Kirkwood (20 Mio. IE/m2 Körperoberfläche Intron A® an 5 Tagen pro Woche über 4 Wochen, gefolgt von 11 Monaten
mit Interferon 2β 10 Mio. IE/m2 Körperoberfläche subkutan appliziert) überlegen ist. Ein besonderes Augenmerk dieser
Untersuchung liegt in der Frage der Toxizität. Man erhofft sich von dem sequenziellen
Hochdosisschema eine geringere Toxizität und eine bessere Patientenakzeptanz. Die
Analyse der Lebensqualität der Patienten ist vorgesehen.
In einem Pilotprotokoll an ca. 50 Patienten zeigte sich ein rezidivfreies Überleben
nach der sequenziellen intravenösen Therapie bei Patienten in den Tumorstadien IIIA,
IIIB, und IIIC von insgesamt 66 % bei einem Gesamtüberleben von 77 %. Dies wurde als
erster Hinweis auf eine mögliche verbesserte Wirksamkeit im Vergleich zum Hochdosistherapieprotokoll
nach Kirkwood gesehen.
Imatinib Mesylat (Glivec®) beim Dermatofibrosarcoma protuberans (DFSP)
Imatinib Mesylat (Glivec®) beim Dermatofibrosarcoma protuberans (DFSP)
Bei diesem offenen Phase II-Protokoll handelt es sich um eine kooperative Untersuchung
der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie und der Vereinigung Operative Dermatologie
(VOD). Imatinib konnte sowohl in vitro als auch in vivo beim metastasierenden DFSP
eine antitumoröse Wirksamkeit zeigen. Der Wirkmechanismus wird wahrscheinlich über
die Inhibition verschiedener Tyrosinkinasen in DFSP-Zellen vermittelt. Patienten in
den Tumorstadien I und II mit Primärtumoren oder einem Tumorrezidiv können in das
Protokoll eingeschlossen werden, in dem Imatinib oral verabreicht wird. Ziel der Untersuchung
ist die Detektion der Response-Rate und die Frage, ob weitreichende operative Maßnahmen
durch diese systemische Therapie vermeidbar werden oder mit eingeschränkter Radikalität
durchführbar sind.
Bexaroten (Targretin®) als Monotherapie bei vorbehandeltem kutanen T-Zell- Lymphom
(CTCL) Stadium ≥ Ib
Bexaroten (Targretin®) als Monotherapie bei vorbehandeltem kutanen T-Zell- Lymphom
(CTCL) Stadium ≥ Ib
Bexaroten ist seit einiger Zeit für die Behandlung von kutanen T-Zell-Lymphomen zugelassen.
Dieses Protokoll beschäftigt sich mit der Frage der Evaluation der Wirksamkeit einer
oralen Bexaroten-Monotherapie bei Patienten mit vorbehandeltem kutanen T-Zell-Lymphom
der Tumorstadien Ib und größer. Insbesondere sollen die histologischen Subgruppen
kutaner T-Zell-Lymphome wie die Mycosis fungoides, das SÅzary-Syndrom, das CD30-positive
CTCL, die lymphomatoide Papulose und NK-Zell- Lymphome in Hinblick auf ihr Ansprechen
unter Bexaroten-Therapie untersucht werden. Die Patienten werden nach der EORTC-Klassifikation
für kutane Lymphome stratifiziert und erhalten Bexaroten in einer Dosierung von 300
mg/m2 Körperoberfläche täglich über mindestens 24 Wochen. Neben der Ansprechrate soll die
Erfassung von Therapienebenwirkungen ein Ziel dieser Untersuchung sein.
Eine Synopsis der Therapieprotokolle der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie
(ADO) findet sich auf der ADO-Homepage unter http://www.ado-homepage.de. Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele dermatologische Zentren aus den deutschsprachigen
Ländern an den o.g. Therapieprotokollen teilnehmen würden.
Für den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie und das Komitee
Klinische Studien
Prof. Dr. med. Axel Hauschild
Erster Vorsitzender der ADO
Dr. med. Peter Mohr
Vorsitzender des Komitees Öffentlichkeitsarbeit der ADO