Allgemeine Homöopathische Zeitung 2004; 249(1): 41
DOI: 10.1055/s-2004-817643
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Auflösung Homöo-Quiz
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & CO. KG

Bronchitis

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Publication Date:
19 January 2004 (online)

Das Mittel war Lachesis

Es wurde nach der Sehgal-Methode gefunden. Folgende Symptome wurden verwendet:

  1. Ihre Umgebung sind die Mitbewohner wie auch die Menschen am Arbeitsplatz. Stress ist eine andauernde „Verletzung” ihres Daseins durch sich ständig wiederholende Unannehmlichkeiten, die als Angriff empfunden werden und daher Verletzungen bedeuten.

  2. Sie ist wegen ihres Hundes eifersüchtig, weil der anscheinend lieber „fremd” geht.

  3. Das Stöhnen ist nichts „Besonderes”. Da es erleichtert, passt es in die „Mittellandschaft”, da Lachesis durch „Absonderungen” gebessert wird.

  4. Das Nichtunterlassen des Rauchens bei Magenbeschwerden kann als leichtsinniges Verhalten bezeichnet werden.

  5. Rauchen ist eine Sucht, die auch bei Bedrohung der Gesundheit nicht beendet wird.

  6. Die Furcht vor den Eingriffen durch die Untersuchung ist eine deutliche Furcht vor Leiden.

Bei der Sehgal-Methode werden ausschließlich die aktuell vorhandenen, hervorragenden und anhaltend vorhandenen Geist- und Gemütssymptome zur Mittelfindung verwendet, da sie Ausdruck der aktuell vorhandenen zentralen Störung sind. Man fällt leicht der Versuchung zum Opfer, in einem solchen Fall, bei dem Lachesis herauskommt, körperliche Symptome zur „Bestätigung” heranzuziehen, wie z.B. den Kloß im Hals oder Modalitäten. wie Erleichterung durch Absonderungen oder Öffnen der Kleidung usw. Sehgal warnt vor solchem Vorgehen, da durchaus die Möglichkeit einer Verfälschung des an sich sicheren Ergebnisses vorkommen kann.

Abb. 1: Repertorisation auf MacRepertory, R.v. Zandvoort, Complete Repertory 5,6.

Geist-Gemütssymptome sind in den meisten Fällen nur zu verwerten, wenn man sie interpretiert, d.h. ihre eigentliche Bedeutung erfasst. Jeder Mensch ist in seinem Geist-Gemütsbereich noch viel mehr ein „Besonderer”, ein „Eigenheitlicher”. Rechts und links, kälter und wärmer usw. sind sehr allgemeine Eigenschaften, die wir mit allen anderen Menschen und auch nicht menschlichen Gegenständen teilen. Aber im Geist-Gemütsbereich sind wir so unverwechselbar wie in unseren Fingerabdrücken und unserer Gen-Struktur. Trotzdem müssen wir die individuellen Äußerungen und Handlungsweisen auf den gemeinsamen Nenner zurückführen, der uns ihre Zuordnung zu Symptomen aus dem Repertorium ermöglicht. Letztere sind auch nur gemeinsame Nenner aus verschiedensten Äußerungen von Prüfern und geheilten Patienten. Es ist das induktive Verfahren der Homöopathie.

Ähnlich geht auch Jan Scholten vor, der die Gemeinsamkeiten verschiedenster Patienten und Krankheitsbilder zu erfassen versucht, um die „General-Themen” der Mittel zu verstehen. Damit kommt er zu einem Verfahren, das bereits Bönninghausen entwickelt hat und das über eine „punktgenaue” Mittelzuordnung hinausgeht. Dies eröffnet eine sonst nicht gekannte Dimension zusätzlicher Heilmöglichkeiten durch die Homöopathie.

Es handelt sich dabei um die Erfahrung, dass es nicht darum geht, unbedingt und ausschließlich die Ergebnisse von alten und neuen Mittel-Prüfungen zu verwenden, sondern die innere Logik des Arzneimittels zu verstehen.

So ist in unserem Fall Lachesis nicht „das” Konstitutions-Mittel, sondern das Mittel, das der aktuellen Situation der Patientin entsprach. Diese Situation kann durchaus anhaltend dieselbe sein, sogar über längere Zeit, was bei erneut auftretenden Erkrankungen sich bestätigen kann. Umgekehrt kann sich die Situation aus der inneren Dynamik des Krankheitsverlaufs auch rasch ändern, was eine erneute Mittelwahl notwendig und bei genauer Beobachtung auch möglich macht. Die Lehre von den lebenslangen „Konstitutions-Mitteln”, die nicht von Hahnemann stammt, ist da eine Quelle unüberwindlicher Hindernisse durch die Gefahr, in „Mittelbildern” befangen zu sein, die wie Vorurteile sich der „vorurteilslosen” Beobachtung in den Weg stellen können. Man verbannt sie am besten aus seinem Gedächtnis.

Literatur

  • 01 Scholten J. Organon of Medicine § 21: A Discussion.  Homoeopathic Community Journal. 2002;  1
  • 02 Sehgal M L. Rediscovery of Homeopathy. Publisher: Sehgal Brothers, Delhi 1983-2000, ins Deutsche übersetzt von Lang, E. u. G., Wiederentdeckung der Homöopathie Worpswede; Eva Lang Verlag 2002

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Gerhardus Lang

Klinge 10

73087 Boll

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