Einleitung
Einleitung
Seit einigen Jahren gewinnt der Begriff „Lebensqualität” im schlafmedizinischen Bereich
zunehmend an Bedeutung. Schlafstörungen beeinflussen nicht nur die Schlafqualität,
sondern schränken die Betroffenen tagsüber teils erheblich ein [2 ]
[13 ]
[14 ].
So führt insbesondere das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom neben organischen Folgeerkrankungen
zu einer Minderung der Tagesbefindlichkeit und der Lebensqualität sowie ihrer subjektiven
Erlebbarkeit [2 ]
[10 ]
[11 ]
[12 ]
[17 ]
[18 ]
[19 ]
[21 ]
[23 ]. Eine Rolle spielt hierbei der Schweregrad der Erkrankung und die Dauer der bisher
erfolgten Therapie [3 ]
[4 ]
[12 ]
[16 ]
[21 ]. Größere Untersuchungen bzgl. der Lebensqualität bei Patienten mit obstruktivem
Schlafapnoesyndrom liegen insbesondere zur Münchner Lebensqualitäts-Dimensionen-Liste
[1 ] und zur Short Form-36 des Health Survey [7 ] vor.
Aufgrund der bislang vorliegenden Befunde sollte die Untersuchung der Lebensqualität
auch in der klinischen Routine verstärkt Eingang finden.
Ziel dieser Arbeit war es nun, die subjektiv erlebte globale sowie bereichsspezifische
Lebensqualität bei OSAS-Patienten vor und nach nCPAP-Therapie zu untersuchen und die
Effektstärke der unterschiedlichen Lebensqualitätsdomänen zu analysieren. Für diese
Studie wurde daher ein Fragebogenpaket zusammengestellt, das sowohl klinische und
demographische Daten (Diagnosebogen) als auch Parameter der Lebensqualität LQ (globale
LQ: Satisfaction With Life Scale SWLS; bereichsspezifische LQ: Short Form-36 des Health
Survey SF-36 und Münchner Lebensqualitäts-Dimensionen-Liste MLDL) erhob.
Fragestellung
Fragestellung
Zur Erfassung der Lebensqualität werden verschiedene Fragebögen, die sich in ihrem
Aufbau, ihrer Durchführung und Auswertung teilweise erheblich unterscheiden, verwendet.
So erfasst die Satisfaction With Life Scale (SWLS) nur die globale Lebensqualität,
die Münchner Lebensqualitäts-Dimensionen-Liste (MLDL) und Short Form-36 des Health
Survey (SF-36) hingegen die allgemeine bereichsspezifische Lebensqualität. Die SF-36
ist gegenüber der MLDL jedoch sehr aufwändig, insbesondere bzgl. der Testzeit, der
Verständlichkeit und der Auswertung [4 ]. Es sollte untersucht werden, welcher dieser Fragebogen für die klinische Routine
praktikabel und gleichzeitig aussagekräftig genug ist.
Neben dem Vergleich der OSAS-Patienten mit Gesunden sollten daher durch einen Vergleich
der Effektstärken diejenigen Bereiche (Domänen) der Lebensqualitäts-Fragebögen gefunden
werden, welche die Verbesserung unter einer nCPAP-Therapie am besten beschreiben.
Fraglich ist in diesem Zusammenhang auch, ob kurzfristiges Abfragen sinnvoll ist oder
ob sich die Lebensqualität der Betroffenen erst nach wochen- bzw. monatelanger Therapie
verändert. Deshalb wurde in unserer Untersuchung die Lebensqualität nach 3 Tagen und
mehr als 6 Monaten erfasst.
Methodik
Methodik
Studiendesign
Die Untersuchung erfolgte an zwei Gruppen, wobei die OSAS-Patienten an drei Testzeitpunkten
(vor Therapie, nach dreitägiger nCPAP-Therapie, nach mehr als sechs Monaten nCPAP)
untersucht wurden, die Gruppe der gesunden Probanden an einem. Die OSAS-Patienten
wurden anhand ihrer klinischen Diagnose (nach ICD-10) und die Kontrollgruppe aus der
Allgemeinbevölkerung per Zufallsprinzip ausgewählt. Mittels der medizinischen Eingangsuntersuchung
wurden Komorbiditäten bei den OSAS-Patienten ausgeschlossen, bei der gesunden Kontrollgruppe
wurden mittels Fragebogen Vorerkrankungen erfasst. Komorbide Patienten sowie Kontrollen
mit bekannten Vorerkrankungen wurden ausgeschlossen.
Die Probanden der Kontrollgruppe sollten möglichst das Altersspektrum der klinischen
Gruppe abdecken. Alle Patienten wurden polysomnographisch untersucht, kannten ihre
Diagnose und wurden bei ihrer Erstdiagnose bei einem AHI > 25/h ausgewählt.
Das Untersuchungsdesign sah sowohl den Vergleich der Lebensqualität dieser Patientengruppe
im Therapieverlauf als auch den mit einer Kontrollgruppe vor. Zur Untersuchung des
Therapieerfolgs wurde die Lebensqualität der OSAS-Patienten zu drei Testzeitpunkten
erhoben (1: vor Therapie; 2: nach 3 Tagen CPAP; 3: > 6 Monaten CPAP [Zeitraum: 6 -
8 Monate]).
Die Datenerhebung erfolgte bei den 41 OSAS-Patienten (4 weiblich, 37 männlich) sowie
den 40 Probanden (15 weiblich, 25 männlich) anhand einer Fragebogentestbatterie. Diese
setzte sich aus vier Fragebögen zusammen, von denen der erste die klinisch-demographischen
Daten erhob, der zweite die globale Lebensqualität mittels der Satisfaction With Life
Scale SWLS [15 ]
[22 ]. Zwei weitere erfassten die bereichsspezifische Lebensqualität mit der Münchner
Lebensqualitäts-Dimensionen-Liste MLDL [5 ]
[7 ]
[15 ]
[22 ] und der Short Form-36 des Health Survey SF-36 [6 ]
[7 ]
[20 ].
Messinstrumente
Demographische und klinische Daten
Zur Erhebung der klinischen und demographischen Daten wurde ein Fragenbogen verwendet,
der den klinischen Status des Krankheitsbildes sowie die Krankheitsdauer und die demographischen
Angaben wie das Alter, das Geschlecht sowie die Schul- bzw. Ausbildung des Patienten
erfasste.
Erhebung der Lebensqualität
In der Studie wurde sowohl die globale als auch die bereichsspezifische Lebensqualität
erfasst.
Die Untersuchung der globalen Lebensqualität erfolgte mittels SWLS (Satisfaction With
Life Scale), die der bereichsspezifischen Lebensqualität mittels der Fragebögen SF-36
(Short Form-36 des Health Survey) und MLDL (Münchner Lebensqualitäts-Dimensionen-Liste).
Satisfaction With Life Scale (SWLS)
Lebenszufriedenheit wird als das Ergebnis eines subjektiven Bewertungsprozesses definiert.
Die SWLS-Konstruktion bestand ursprünglich aus drei Dimensionen (Zufriedenheit mit
dem Leben, negative und positive Affekte).
Die in der Studie verwendete Version enthält 5 Items. Ihre Antwortmöglichkeiten sind
siebenstufig, wobei eine hohe Punktzahl eine hohe Lebenszufriedenheit bedeutet.
Bei der 5-Item-Version erklärt der Hauptfaktor „Zufriedenheit” 66 % der Gesamtvarianz.
Die innere Konsistenz liegt bei einem α von 0,87, die Retest-Reliabilität (zwei-Monats-Abstand)
beträgt rtt = 0,82 [15 ]
[22 ].
Münchner Lebensqualitäts Dimensionen Liste (MLDL)
Die MLDL dient zur Erfassung der multidimensionalen Lebensqualität. Sie erfasst 20
Dimensionen der Lebensqualität, die zu vier übergeordneten Kategorien (Physis, Psyche,
Sozialleben, Alltagsleben) zusammengefasst worden sind.
Jede dieser Dimensionen wird zusätzlich anhand von vier Bewertungsaspekten (Zufriedenheit,
Wichtigkeit, Veränderungswunsch, Veränderungsglauben) beurteilt. In der Studie wurde
nur die Skala „Zufriedenheit” verwendet.
Die 20 Dimensionen werden auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet. Aus ihnen kann ein
Gesamtwert über alle Bewertungsaspekte errechnet werden; ein hoher Gesamtwert entspricht
einer hohen Lebensqualität.
Die ursprüngliche Normstichprobe bestand aus 144 Hypotonikern und 100 Gesunden. Die
Skalenstruktur wurde nur z. T. in der Faktorenanalyse bestätigt. Die Subskalen besitzen
teilweise hohe Interkorrelationen (zwischen r = 0,32 und r = 0,55). 62 % der Gesamtvarianz
können mit vier Faktoren erklärt werden.
Die innere Konsistenz der einzelnen Subskalen liegt zwischen α = 0,64 und α = 0,80
[5 ]
[15 ]
[22 ].
Short Form-36 des Health Survey (SF-36)
Die SF-36 erfasst verschiedene Bereiche der Lebensqualität. Sie untersucht die Auswirkungen
von Krankheit und Behandlung auf den subjektiven Gesundheitszustand und die gesundheitsbezogene
Lebensqualität.
Der Fragebogen besteht aus 8 Subskalen, die wesentliche Bereiche der Lebensqualität
erfassen (Allgemeine Gesundheitswahrnehmung, Emotionale Rollenfunktion, Körperliche
Funktionen, Körperliche Rollenfunktion, Psychisches Wohlbefinden, Schmerz, Soziale
Funktionen, Vitalität).
Die Itemanzahl der verschiedenen Skalen schwankt zwischen 2 und 10, die Anzahl der
Antwortmöglichkeiten liegt zwischen 2 und 6.
Zur Normierung liegen verschiedene Stichproben u. a. auch eine sehr umfangreiche deutsche
vor: Die innere Konsistenz (Cronbach Alpha) der Subskalen liegt mehrheitlich über
dem 0,07 Kriterium. Alters- bzw. Geschlechtsunterschiede konnten nicht gefunden werden
[6 ]
[20 ].
Kontrollgruppe und OSAS-Patienten
An der Untersuchung nahmen 41 Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (37 Männer, 4
Frauen) sowie 40 Gesunde (25 Männer, 15 Frauen) teil.
Die Diagnose obstruktives Schlafapnoe-Syndrom wurde anhand der Symptomatik und eines
erhöhten AHI gestellt.
Voraussetzung zur Aufnahme in die Studie war eine Einwilligung zur Teilnahme (informed
consent).
Um eine möglichst homogene Patientengruppe zu erhalten und verschiedene Störfaktoren
(z. B. Alterseinflüsse) auszuschalten bzw. zu minimieren, wurden in der Studie folgende
Ausschlusskriterien gewählt:
Alter < 65 Jahre
keine weiteren Schlafstörungen
keine organischen Erkrankungen
keine psychische Beeinträchtigung
Einnahme von Medikamenten jeder Art.
An der Studie nahmen insgesamt 81 Personen teil, 62 Männer (76,5 %) und 19 Frauen
(23,5 %). Zu den weiteren demographischen und klinischen Daten siehe Tab. [1 ].
Tab.1 Demographische Daten der Gruppen
Gruppe
Anzahl
Altersmittelwerte
AHI (/h)
O2min (%)
BMI
Gesunde
40
42,1 ± 12,1
26,0 ± 5,1
OSAS vor Therapie
41
53,6 ± 13,0
33,9 ± 21,2
81,3 ± 6,7
31,7 ± 7,4
OSAS nach Therapieeinleitung
41
4,9 ± 1,9
86,4 ± 10,7
OSAS unter Dauertherapie
41
1,1 ± 3,7
94,1 ± 4,8
32,1 ± 6,3
AHI = Apnoe-Hypopnoe-Index; O2min = minimale Sauerstoffsättigung Angabe des Alters, des AHIs und der O2 -Sättigung in Mittelwerten (x) ± Standardabweichung (S)
Der Altersunterschied zwischen der Gruppe der gesunden Probanden und der der OSAS-Patienten
ist in dieser Untersuchung nicht relevant, da für alle untersuchten Lebensqualitätsfragebögen
keine Altersabhängigkeit gefunden wurde [5 ]
[6 ]
[15 ]
[20 ]
[22 ].
Statistik
Die Rohdaten wurden codiert, in eine Gesamtdatei übertragen und für das Statistikprogramm
SPSS transformiert und ausgewertet.
Die vier Gruppen wurden mit dem Kolmogorov-Smirnov-Test auf Normalverteilung überprüft.
Dann wurde einerseits die Lebensqualität zwischen Gesunden und Schlafapnoepatienten,
andererseits im Therapieverlauf (vor Therapieeinleitung, nach 3tägiger nCPAP-Therapie
und unter Dauertherapie > 6 Monate) mittels Varianzanalyse untersucht. Die Homogenität
der Varianzen wurde dabei mit dem Bartlett-Test überprüft.
In einem letzten Schritt wurde der Scheffé-Test, ein Posthoc-Test, zur Überprüfung
aller möglichen linearen Kombinationen von Gruppenmittelwerten durchgeführt, d. h.
dass Mittelwertsunterschiede sowohl zwischen den beiden Gruppen (Gesunde vs. OSAS-Patienten)
als auch bzgl. des Therapieverlaufs für die globale sowie die bereichsspezifische
Lebensqualität überprüft wurden.
Um eine Vergleichbarkeit der Effektivität der nCPAP-Therapie bzgl. der sehr unterschiedlichen
Lebensqualitätsparameter zu ermöglichen, wurden in einem letzten Schritt die Effektstärken
(ES) ermittelt. Zu ihrer Berechnung wurde die von Gerdes vorgeschlagene Formel ES
= µ1-µ2/σ×1 angewandt (µ1 = Mittelwert der 1. Messung, µ2 = Mittelwert der 2. Messung,
σ×1 = Standardabweichung der 1. Messung) [8 ]
[9 ].
Nach Schuhmann u. Mitarb. (1997) und Hartung & Herzog (1995) wurden die Effektstärken
in gering (< 0,4), mittel (0,4 - 0,8) und stark (> 0,8) eingeteilt [8 ]
[9 ].
Ergebnisse
Ergebnisse
Zunächst wurde die Stichprobe hinsichtlich ihrer klinischen und demographischen Parameter
untersucht. Es ergab sich eine normalverteilte Stichprobe.
Satisfaction With Life Scale (SWLS)
Die Überprüfung (Varianzanalyse) der globalen Lebensqualität mittels Satisfaction
With Life Scale (SWLS) ergab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gesunden
und den OSAS-Patienten (Tab. [2 ]).
Tab.2 Mittelwerte der globalen Lebensqualität mittels der Satisfaction With Life Scale (SWLS)
Gesunde
OSAS-Patienten
vor Therapie
nach 3 Tagen
nach > 6 Monaten
Mittelwert ± Standardabweichung
23,8 ± 5,6
23,6 ± 6,6
24,8 ± 5,5
25,2 ± 5,2
Münchner Lebensqualitäts Dimensionen Liste (MLDL)
Varianzanalyse
In der bereichspezifischen Lebensqualität wiesen mittels Varianzanalyse 2 (von 4)
Subskalen (Physische Zufriedenheit p < 0,001; Psychische Zufriedenheit p = 0,001)
der Münchner Lebensqualitäts-Dimensionen-Liste MLDL-Z einerseits signifikante Unterschiede
zwischen Gesunden und OSAS-Patienten, andererseits im Therapieverlauf auf (vgl. Tab.
[3 ]). Die Soziale Zufriedenheit ergab noch einen tendenziellen Unterschied (p = 0,072).
Tab.3 Mittelwerte der bereichsspezifischen Lebensqualität bei der Münchner Lebensqualitäts-Dimensionen-Liste
(MLDL)
Gesunde
OSAS-Patienten
vor Therapie
nach 3 Tagen
nach > 6 Monaten
Alltagsleben
Mittelwert ± Standardabweichung
36,3 ± 3,0
35,6 ± 10,1
38,1 ± 9,3
38,5 ± 7,4
physische Zufriedenheit
Mittelwert ± Standardabweichung
37,1 ± 8,4
29,2 ± 8,8
30,2 ± 8,1
35,4 ± 7,8
psychische Zufriedenheit
Mittelwert ± Standardabweichung
29,6 ± 5,8
23,6 ± 8,6
26,3 ± 7,1
28,4 ± 6,6
soziale Zufriedenheit
Mittelwert ± Standardabweichung
38,4 ± 8,4
35,3 ± 12,8
37,5 ± 10,8
41,0 ± 6,8
Scheffé-Test (s. Tab. [4 ])
Tab. 4 Scheffé-Test für die bereichsspezifische Lebensqualität bei der Münchner Lebensqualitäts-Dimensionen-Liste
(MLDL)
Subskala
Gruppe
Signifikanz (p)
Alltagsleben
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
,997
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,823
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,702
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,857
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,723
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,997
physische Zufriedenheit
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
< ,001
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,005
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,854
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,984
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,005
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,051
psychische Zufriedenheit
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
,002
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,246
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,914
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,449
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,019
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,616
soziale Zufriedenheit
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
,857
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,981
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,708
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,984
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,167
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,461
Bei den paarweisen Untersuchungen mit dem Scheffé-Test fanden sich in der Subskala
Physische Zufriedenheit (s. Abb. [1 ]) signifikante Unterschiede zwischen Gesunden und unbehandelten Patienten sowie Patienten
nach Therapieeinleitung. Des Weiteren ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen
den Patienten vor Therapie und unter nCPAP-Dauertherapie sowie zwischen Patienten
nach Therapieeinleitung und unter Dauertherapie.
Abb. 1 Mittelwerte der bereichsspezifischen Lebensqualität (MLDL: Physische Zufriedenheit).
Gesunde Personen (n = 40) und OSAS-Patienten (n = 41; a: vor Therapieeinleitung, b:
nach 3tägiger nCPAP-Therapie, c: nach > 6 Monaten nCPAP).
In der Psychischen Zufriedenheit (s. Abb. [2 ]) fand sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Gesunden und den Patienten
vor Therapie sowie einer zwischen den unbehandelten Patienten und denen unter Dauertherapie.
Abb. 2 Mittelwerte der bereichsspezifischen Lebensqualität (MLDL: Psychische Zufriedenheit).
Gesunde Personen (n = 40) und OSAS-Patienten (n = 41; a: vor Therapieeinleitung, b:
nach 3tägiger nCPAP-Therapie, c: nach > 6 Monaten nCPAP).
Short Form-36 des Health Survey (SF-36)
Varianzanalyse
Bei der Short Form-36 des Health Survey SF-36 ergaben 7 (von 8) Subskalen signifikante
bis höchst signifikante Unterschiede (Ausnahme: Emotionale Rollenfunktion; vgl. Tab.
[5 ]).
Tab.5 Mittelwerte der bereichsspezifischen Lebensqualität bei der Short Form-36 des Health
Survey (SF-36)
Gesunde
OSAS-Patienten
vor Therapie
nach 3 Tagen
nach > 6 Monaten
allgm. Gesundh.-wahrnehmg.
Mittelwert ± Standardabweichung
41,6 ± 11,6
43,7 ± 12,7
46,3 ± 8,4
36,9 ± 12,2
emotionale Rollenfunktion
Mittelwert ± Standardabweichung
85,8 ± 26,0
67,5 ± 42,2
69,2 ± 39,5
75,0 ± 36,8
körperliche Funktionen
Mittelwert ± Standardabweichung
87,8 ± 19,2
65,8 ± 26,5
69,9 ± 28,0
72,9 ± 23,4
körperliche Rollenfunktion
Mittelwert ± Standardabweichung
76,8 ± 32,7
51,2 ± 39,9
49,4 ± 42,0
64,9 ± 43,8
psychisches Wohlbefinden
Mittelwert ± Standardabweichung
70,5 ± 13,2
60,2 ± 21,3
62,1 ± 19,9
69,4 ± 18,2
Schmerzen
Mittelwert ± Standardabweichung
84,0 ± 22,9
61,6 ± 28,2
65,3 ± 28,6
67,8 ± 29,9
soziale Funktionen
Mittelwert ± Standardabweichung
86,2 ± 17,2
65,5 ± 29,6
63,4 ± 26,7
77,4 ± 22,3
Vitalität
Mittelwert ± Standardabweichung
60,8 ± 18,0
40,8 ± 20,2
44,5 ± 21,6
59,6 ± 18,8
Die Ergebnisse der Subskalen des SF-36 (s. Tab. [6 ]) weisen höchst signifikante Unterschiede (Soziale Funktionen, Vitalität und Körperliche
Funktionen), hoch signifikante Unterschiede (Allgemeine Gesundheitswahrnehmung, Schmerz
und Körperliche Rollenfunktion) sowie signifikante Unterschiede (Psychisches Wohlbefinden)
einerseits zwischen Gesunden und OSAS-Patienten, andererseits im Therapieverlauf auf.
Bei der Subskala Emotionale Rollenfunktion zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.
Tab.6 Varianzanalyse bei der bereichsspezifischen Lebensqualität bei der Short Form-36 des
Health Survey (SF-36)
F-Wert
Signifikanz (p)
allgm. Gesundh.-wahrnehmg.
5,179
,002
emotionale Rollenfunktion
2,035
,111
körperliche Funktionen
6,098
< ,001
körperliche Rollenfunktion
4,211
,007
psychisches Wohlbefinden
3,198
,025
Schmerzen
5,196
,002
soziale Funktionen
7,756
< ,001
Vitalität
11,053
< ,001
Scheffé-Test (s. Tab. [7 ])
Tab.7 Scheffé-Test für die bereichsspezifische Lebensqualität bei der Short Form-36 des
Health Survey (SF-36)
Subskala
Gruppe
Signifikanz (p)
allgm. Gesundh.-wahrnehmg.
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
,877
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,320
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,316
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,771
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,062
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,003
emotionale Rollenfunktion
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
,181
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,251
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,627
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,998
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,844
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,917
körperliche Funktionen
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
,002
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,015
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,061
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,907
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,637
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,958
körperliche Rollenfunktion
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
,042
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,025
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,605
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,998
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,490
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,376
psychisches Wohlbefinden
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
,101
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,249
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,995
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,973
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,162
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,360
Schmerzen
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
,005
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,028
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,073
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,946
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,788
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,982
soziale Funktionen
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
,003
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,001
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,442
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,984
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,186
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,083
Vitalität
Gesunde
OSAS-Patienten vor Therapie
< ,001
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,004
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,996
OSAS-Patienten vor Therapie
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
,871
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
< ,001
OSAS-Patienten nach 3 Tagen
OSAS-Patienten nach > 6 Monaten
,008
Bei den paarweisen Untersuchungen mit dem Scheffé-Test fanden sich in den Subskalen
Körperliche Funktionen, Soziale Funktionen und Vitalität die signifikantesten Unterschiede
zwischen den Gesunden und den Patienten vor Therapie bzw. nach Therapieeinleitung.
Bei der Subskala Vitalität (s. Abb. [3 ]) ergaben sich außerdem ebenfalls signifikante Unterschiede zwischen den Patienten
vor Therapiebeginn bzw. nach Therapieeinleitung und denen unter Dauertherapie.
Abb. 3 Mittelwerte der bereichsspezifischen Lebensqualität (SF-36: Vitalität). Gesunde Personen
(n = 40) und OSAS-Patienten (n = 41; a: vor Therapieeinleitung, b: nach 3tägiger nCPAP-Therapie,
c: nach > 6 Monaten nCPAP).
Zwischen den Gesunden und den Patienten unter nCPAP-Dauertherapie zeigten sich in
den Subskalen Soziale Funktionen und Vitalität keine signifikanten Unterschiede mehr.
Fazit
Fazit
Die beste Lebensqualität gaben global und bereichsspezifisch die Probanden und die
Patienten unter CPAP-Dauertherapie (> 6 Monate), deren Werte sich in den einzelnen
Skalen unwesentlich (keine signifikanten Unterschiede) von den Gesunden unterschieden,
an. Die schlechteste Lebensqualität ergab sich bei den untherapierten Patienten.
Effektstärken der Skalen
Der Vergleich der Effektstärken (s. Tab. [8 ]) ergab nach einer 3tägigen nCPAP-Therapie nur sehr geringfügige Effekte für die
verschiedenen Lebensqualitätsdomänen. Der beste Effekt zeigte sich bei der Psychischen
Zufriedenheit der MLDL (ES = 0,31).
Tab.8 Effektstärken der Lebensqualitätsparameter bei 41 OSAS-Patienten unter nCPAP-Therapie
Effektstärke
nach 3 Tagen
nach > 6 Monaten
SWLS
0,18
0,24
MLDL
Alltagsleben
0,25
0,29
physische Zufriedenheit
0,11
0,70
psychische Zufriedenheit
0,31
0,56
soziale Zufriedenheit
0,17
0,44
SF-36
allgm. Gesundh.-wahrnehmg.
0,20
0,54
emotionale Rollenfunktion
0,04
0,18
körperliche Funktionen
0,15
0,27
körperliche Rollenfunktion
0,04
0,34
psychisches Wohlbefinden
0,09
0,43
Schmerzen
0,13
0,22
soziale Funktionen
0,07
0,40
Vitalität
0,18
0,93
Bei der Überprüfung der Lebensqualität unter einer > 6monatigen nCPAP-Therapie ergaben
sich bessere Effektstärken: Der höchste Effekt zeigte sich bei der Skala Vitalität
im SF-36 nach > 6 Monaten (ES = 0,93). Gute Effektstärken fanden sich in den Domänen
Physische Zufriedenheit (ES = 0,70) und Psychische Zufriedenheit der MLDL (ES = 0,56).
Diskussion
Diskussion
Die Annahme, dass sich OSAS-Patienten bezüglich der Lebensqualitäts-Parameter von
Gesunden deutlich unterscheiden, konnte bestätigt werden. Bestätigt wurde außerdem
der Einfluss der obstruktiven Schlafapnoe auf das Tageserleben und die subjektiv erlebte
Lebensqualität sowie deren Verbesserung unter einer nCPAP-Therapie.
So fanden sich signifikante Unterschiede in der bereichsspezifischen Lebensqualität,
nicht aber in der globalen. Dieses Ergebnis könnte als Beleg für die Multidimensionalität
der Lebensqualität gewertet werden. Außerdem ergab sich ein signifikanter Zusammenhang
hinsichtlich der Therapielänge. So unterschieden sich Gesunde und Patienten unter
Dauertherapie nur noch unwesentlich in den einzelnen Subskalen der MLDL und der SF-36.
Die Ergebnisse bei der MLDL und bei der SF-36 ergaben teilweise starke Unterschiede
in der bereichsspezifischen Lebensqualität zwischen Gesunden und OSAS-Patienten einerseits
und im Therapieverlauf andererseits. So zeigten sich in verschiedenen Subskalen der
MLDL und der SF-36 deutliche Unterschiede zwischen den Gesunden und den unbehandelten
Patienten sowie denen nach Therapieeinleitung.
Bestätigt wurde dadurch sowohl der Einfluss der obstruktiven Schlafapnoe auf die subjektiv
erlebte Lebensqualität als auch deren Verbesserung unter nCPAP-Therapie. Des weiteren
ergab sich ein signifikanter Effekt hinsichtlich der Therapielänge. Dieser Befund
deckt sich auch mit den Ergebnissen von Trumm u. Mitarb. [21 ]), Bolitschek u. Mitarb. [1 ]) und D'Ambrosio u. Mitarb. [7 ]), die feststellten, dass OSAS die Lebensqualität erheblich einschränkt und dass
es unter nCPAP-Therapie zu einer deutlichen Verbesserung kommt.
In den Lebensqualitätsbereichen Zufriedenheit im alltäglichen Leben, Soziale Zufriedenheit
(MLDL) und Emotionale Rollenfunktion (SF-36) scheinen bei Patienten mit obstruktiver
Schlafapnoe weniger Beeinträchtigungen aufzutreten, da sie sich in diesen Bereichen
nicht von den Gesunden unterscheiden.
Bei der Physischen Zufriedenheit und der Psychischen Zufriedenheit (MLDL) unterschieden
sich die unbehandelten Patienten und die unter Therapieeinleitung sehr deutlich von
den Gesunden. Unter Dauertherapie nahm der Score in diesen Lebensqualitäts-Domänen
deutlich zu. In den Untersuchungen von [1 ] fanden sich sogar in allen vier Domänen der MLDL relevante Unterschiede zwischen
unbehandelten OSAS-Patienten und gesunden Kontrollen. Unter einer > 3monatigen nCPAP-Therapie
stieg die Lebensqualität dieser Patienten in allen vier Lebensqualitätsbereichen so
an, dass sich zwischen den Patienten und den Kontrollen keine Unterschiede mehr fanden
[1 ].
Auch in verschiedenen Lebensqualitäts-Bereichen der SF-36 fanden sich Unterschiede
zwischen Gesunden, teilweise auch zwischen den OSAS-Patienten unter nCPAP-Dauertherapie
und den unbehandelten Patienten bzw. denen nach Therapieeinleitung, u. a. bei der
Allgemeinen Gesundheitswahrnehmung, den Körperlichen Funktionen, dem Schmerz, den
Sozialen Funktionen und der Vitalität. Die Unterschiede in diesen Lebensqualitäts-Bereichen
scheinen besonders auf eine unterschiedliche Lebensqualitäts-Wahrnehmung der Gesunden
und der schlafgestörten Patienten hinzuweisen.
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch D'Ambrosio u. Mitarb. - in allen Domänen der SF-36
ergaben sich relevante Unterschiede zwischen unbehandelten OSAS-Patienten und gesunden
Kontrollpersonen. Unter einer 8-wöchigen nCPAP-Therapie stieg die Lebensqualität dieser
Patienten in Bereichen Vitalität, Soziale Funktionen und Psychisches Wohlbefinden
bis in den Normalbereich an [7 ]. Problematisch bleibt in den vorrausgegangenen Studien allerdings die Stichprobenzusammensetzung
mit sehr unterschiedlichen Gruppengrößen und unterschiedlichen Komorbiditäten.
Die Berechnung der Effektstärken über die Effektivität therapeutischer Maßnahmen in
den verschiedenen Lebensqualitätsdomänen zeigt, dass die Skala Vitalität der SF-36
und die Skalen Physische und Psychische Zufriedenheit der MLDL die besten Parameter
zur Beschreibung der unter längerfristiger nCPAP-Therapie verbesserten Lebensqualität
darstellen. Eine kurzfristige Erfassung der Lebensqualität (3 Tage nCPAP) erscheint
hingegen wenig sinnvoll.
In diesem Zusammenhang soll auch kurz auf die Praktikabilität der verschiedenen Lebensqualitäts-Fragebögen
eingegangen werden. Während die SF-36 sehr aufwendig (Testzeit: 16,88 +/-6,62 min.
und Auswertung: ca. 20 - 25 min.) und schwierig (Verständlichkeit: z. B. doppelte
Verneinungen) ist, ist die MLDL (Testzeit: 6,05+/-2,54 min. und Auswertung: ca. 5
min.) zeitökonomisch und anwenderfreundlich [4 ].
Für die praktische Umsetzung in die klinische Anwendung des MLDL-Fragebogens ergibt
sich folgende Konsequenz: Wird bei Kontroll-Untersuchungen unter CPAP in diesen beiden
Domänen der Normalwert nicht erreicht, sollten die Therapie bzw. die Komorbiditäten
nochmals kritisch überprüft werden.
Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass die Fragen zur Vitalität in dem SF-36-Fragebogen
die Besserung unter CPAP am besten beschreiben. Aber in der klinischen Routine stellt
die MLDL mit ihren 2 Domänen Physische und Psychische Zufriedenheit aufgrund ihrer
einfachen Durchführung und Auswertung im Vergleich zur SF-36 das geeignetere Instrument
zur Erfassung von verbesserter Lebensqualität durch eine nCPAP-Therapie dar.