Bipolare Patienten mit gemischten Episoden haben insgesamt eine schlechtere Prognose
als Patienten mit vorherrschend manischen oder depressiven Episoden. Auf der diesjährigen
Jahrestagung der American Psychiatric Association (APA) in New York wurden viel versprechende
Daten einer Langzeitstudie vorgestellt, die - unabhängig davon, ob die Indexepisode
manisch oder gemischt ist - für Patienten mit gemischten Episoden eine effektive antimanische
und phasenprophylaktische Wirkung einer Monotherapie mit Olanzapin zeigen. Damit erfüllt
Olanzapin eine wichtige Anforderung, um auch diesen Patienten wieder Hoffnung und
Perspektive zu geben, damit das Leben weitergeht.
Gemischte Episoden stellen nach den Ergebnissen verschiedener epidemiologischer Untersuchungen
die häufigste Verlaufsform bipolarer Erkrankungen dar, erläuterte Prof. Stephan Heckers,
Boston. Ihre Prävalenz beträgt im Mittel etwa 31%. Das Ersterkrankungsalter der betroffenen
Patienten und die Episodenlänge unterscheiden sich jedoch nicht von denen anderer
Verlaufsformen. Patienten mit gemischten Episoden respondieren insbesondere auf Lithium
deutlich schlechter als manische Patienten, auch ist die Dauer bis zu einer deutlichen
symptomatischen Besserung oder Remission länger als bei vorherrschend manischen oder
depressiven Episoden. Gleichzeitig müssen diese Patienten deutlich schneller mit dem
Auftreten einer neuen Episode rechnen.
Olanzapin: beste Datenlage für gemischte Episoden
Olanzapin: beste Datenlage für gemischte Episoden
Eine reine Manie ist eher selten, denn auch bei den meisten Patienten mit einer vorherrschend
manischen Episode finden sich leichte depressive Symptome, erläuterte Heckers. Umso
erstaunlicher ist es für ihn, dass die Datenbasis für die Wirksamkeit bei Patienten
mit gemischten Episoden deutlich schlechter ist als für Patienten mit vorherrschend
manischen oder depressiven Episoden. Olanzapin ist derzeit das international am besten
untersuchte Antimanikum und Phasenprophylaktikum und auch für gemischte Episoden besitzt
es die beste Datenlage unter allen modernen Neuroleptika, die nach dem Vorbild von
Olanzapin derzeit zur Therapie bipolarer Patienten untersucht werden.
Der Frage, inwieweit die Art der Indexepisode das langfristige Therapieergebnis beeinflusst,
gingen Tohen und Mitarbeiter jetzt nach. In einer Post-Hoc-Analyse einer großen prospektiven,
randomisierten doppelblinden Langzeitstudie über 12 Monate werteten sie die Daten
von 351 bipolaren Patienten (im Durchschnitt etwa 40 Jahre, 61% Frauen) mit einer
gemischten oder manischen Indexepisode aus, die mit Olanzapin (gemischte Indexepisode:
n = 76; manische Indexepisode: n = 144) oder Plazebo (gemischte Indexepisode: n =
45; manische Indexepisode: n = 88) behandelt wurden. Als Remission wurde Symptomfreiheit
(YMRS _ 12; HAM-D-21 _ 8) über mindestens zwei Wochen festgesetzt. Gemessen wurde
das Auftreten neuer Episoden (YMRS _ 15 oder HAM-D-21 _ 15 oder Hospitalisierung wegen
einer akuten Episode) insgesamt sowie die Zeit bis zu einer neuen gemischten oder
manischen Episode.
Signifikant weniger neue Episoden, signifikant längere Dauer bis zur neuen Episode
Signifikant weniger neue Episoden, signifikant längere Dauer bis zur neuen Episode
Bei Patienten mit einer gemischten Episode traten während der Therapie mit Olanzapin
gegenüber der Plazebo-Gruppe signifikant weniger neue Episoden auf (Olanzapin: 59,2%;
Plazebo: 91,1%; p < 0,001). Gleichzeitig dauerte es unter Olanzapin insgesamt signifikant
länger bis zu einer neuen Episode (p < 0,001) (Abb. [1]).
12 monatige Therapie mit Olanzapin oder Plazebo (Tohen et al., APA 2004)
Auch bei Patienten mit einer manischen Indexepisode war Olanzapin signifikant überlegen
(Olanzapin: 39,6% Plazebo: 73,9%; p < 0,001). Dabei war die Dauer bis zu einer neuen
Episode insgesamt (p < 0,002) oder einer neuen manischen Episode (p _ 0,001) signifikant
länger.
Die Daten zeigen, dass Olanzapin die therapeutische Allianz zwischen Arzt und Patienten
mit gemischten Episoden unabhängig von der Indexperiode stärkt. Prof. Paul Keck, Cincinnati,
erklärt diese viel versprechenden Ergebnisse auch mit der Beeinflussung der Psychopathologie
durch Olanzapin von beiden Seiten der Stimmungspole. Dies entspricht der Forderung
an einen Stimmungsstabilisierer, dass eine Symptombesserung nicht mit einer erhöhten
Switch-Rate oder einer Verschlechterung der Stimmung am entgegengesetzten Stimmungspol
verbunden sein darf.
Dr. Alexander Kretzschmar
Vorträge und Poster auf der 157. Jahrestagung der American Psychiatric Association
(APA), New York, 1.-6. Mai 2004