Die aktuelle Ausgabe des klinikarzt widmet sich verschiedenen Aspekten der Gastroenterologie und Hepatologie. In ihren
               Beiträgen stellen die Autoren neue Erkenntnisse und interessante Zusammenhänge zusammen
               und bieten Leitfäden für Diagnostik und Therapie.
            
            
            Die Obstipation zum Beispiel ist ein wissenschaftlich wenig beachtetes Krankheitsbild,
               in der Bevölkerung ist sie jedoch weit verbreitet und führt die Patienten häufig zum
               Arzt. Prof. J.F. Erkenbrecht, Düsseldorf, vermittelt in seinem Artikel einen systematischen
               Überblick über die verschiedenen Formen der Obstipation. Hervorzuheben ist der Abschnitt
               über die Diagnostik, die - obwohl sehr einfach - im Klinikalltag oft nicht voll ausgeschöpft
               wird, woraus Fehldiagnosen resultieren können. Die Autoren geben wertvolle Tipps zur
               Behandlung der hartnäckigen Obstipation.
            
            
            Ein weiterer Beitrag befasst sich mit Cholangiopathien: PD Chr. Elsing, Dorsten, hat
               darin zellbiologische Aspekte, die zur Pathogenese verschiedener Gallenwegserkrankungen
               beitragen, zusammengefasst. Von diesen molekularen Mechanismen werden therapeutische
               Strategien abgeleitet. Wer weiß schon, dass die Funktionsstörung der Zilien auf Cholangiozyten
               die Entwicklung von Leberzysten bahnt, oder dass durch Xenobiotika-Modifikation des
               E2-Komplexes der mitochondrialen Pyruvat-Dehydrogenase der Auslösemechanismus für
               die primäre biliäre Zirrhose (PBC) als Autoimmunerkrankung getriggert wird? In dem
               Artikel wird abgeleitet, wie die Gallengangsschädigung zustande kommt, wie sich die
               Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD) an Gallenwegen manifestiert, und warum Ursodeoxycholsäure
               therapeutisch wirksam ist. Dass die HCV-Infektion Gallenwege zerstört und sich die
               Viren so in der Leber ausbreiten oder warum bestimmte Medikamente zur Cholangitis
               führen, wird hier ebenfalls beschrieben. Der Beitrag erklärt die Entstehung der ischämischen
               Cholangiopathie als eigenständiges Krankheitsbild. Darüber hinaus wird erläutert,
               wie Gallengangskarzinome entstehen könnten und welche therapeutischen Strategien eingeleitet
               werden können.
            
            
            In seiner Arbeit zur chirurgischen Behandlungsstrategie bei chronisch entzündlichen
               Darmerkrankungen bezieht PD B. Eibl-Eibesfeldt, Nürnberg, systematisch und klar zu
               den aktuell empfohlenen Operationsverfahren Stellung. Neben den Vorteilen beleuchtet
               er kritisch die Komplikationsraten und beschreibt - nach dem neuesten Stand der Technik
               - einen praktikablen Algorithmus zur operativen Behandlung chronisch entzündlicher
               Darmerkrankungen. Inhalte seiner Arbeit sind die Indikation zur Operation, die operative
               Technik, die Operationsergebnisse und letztendlich auch die Lebensqualität des operierten
               Patienten. Dieser ausgewogene Artikel eines erfahrenen Chirurgen kann Empfehlung für
               jeden klinisch tätigen Arzt sein.
            
            
            Um die nichtalkoholisch bedingte Fettleberhepatitis (NASH) wird in den letzten Jahren
               viel Aufmerksamkeit gebündelt, obwohl das Prinzip der Fettüberladung in der Leber
               schon lange bekannt ist. Bis heute sind die pathophysiologischen und pathogenetischen
               Prinzipien der Fettleber jedoch nicht vollständig aufgeklärt. Einer der wichtigsten
               Faktoren für die Entstehung der NASH - häufig als Erkrankung der Wohlstandsgesellschaft
               interpretiert - scheint die Insulinresistenz zu sein. In den industrialisierten Ländern
               ist eine ständig steigende Inzidenz der Fettleber festzustellen. Wichtig ist die Unterscheidung
               zwischen alkoholischer und nichtalkoholischer Genese, um die ungerechte Einstufung
               eines Patienten als Alkoholiker zu vermeiden bzw. die zu erwartende Prognose besser
               einschätzen zu können. Dr. M. Karner, Heidelberg, weist in seiner Arbeit auch auf
               das Dilemma der fehlenden bzw. unzureichenden Therapiestudien hin, die den Standards
               der evidenzbasierten Medizin noch nicht entsprechen. Bei den meisten Studien sind
               die Patientenzahlen sehr gering, die Beobachtungsdauer zu kurz oder das Design entspricht
               nicht den Kriterien einer optimalen Studienplanung. Allerdings verweist er auf eine
               neue, gut konzipierte Studie von Lindor und Mitarbeitern, die keinen positiven Effekt
               von Ursodeoxycholsäure auf den Verlauf der Erkrankung zeigte. Damit wird eine landläufig
               geübte Therapie sehr infrage gestellt.
            
            
            Das hier vorliegende Heft ist inhaltlich zum Teil provokativ, neu, systematisch, praxisorientiert
               und somit eine wertvolle Informationsquelle für klinisch tätige Ärzte.