Manchmal sehr kreativ und selbstbewusst verblüffen sie ihre Umwelt mit Ideen. Wenig
später können sie schon kraftlos und ängstlich sein. Es ist ein ständiges Auf und
Ab: Stimmungen wechseln unberechenbar in Tages-, Stunden-, Minutenrhythmus. Menschen
mit einer bipolaren Störung, auch bekannt als manisch-depressive Erkrankung, leben
mit extremen Emotionen zwischen Manie und Depression, zwischen Phasen exzessiver Aktivität
und tiefer Verzweiflung. Oft ziehen sie sich zurück in die soziale Isolation, die
weder allein, noch durch das Gespräch mit Angehörigen entschärft werden kann. Hier
kann die Selbsthilfe anfangen: Der Austausch mit Menschen, die Gleiches erleben, stabilisiert
und hilft aus der Isolation.
Deutschlandweit haben sich in den vergangenen Jahren 26 Selbsthilfegruppen für bipolar
Erkrankte gegründet.
Was sich bis jetzt auf regionale „Inseln” konzentrierte, fand nun den Rahmen einer
bundesweiten Zusammenarbeit mit konkreten Zielen. Die Deutsche Gesellschaft für Bipolare
Störungen e.V. (DGBS e.V.) lud am 1. und 2. Juli zu einer Selbsthilfegruppentagung
nach Kassel ein.
Die DGBS e.V. wurde 1999 als gemeinnütziger Verein gegründet, um den Erfahrungsaustausch
zwischen Professionellen, bipolar Erkrankten, Angehörigen sowie allen am Gesundheitswesen
Beteiligten zu fördern. Sie betreibt Öffentlichkeitsarbeit, bietet neueste Informationen
rund um bipolare Störungen und vertritt Standpunkte bis in die Sozialpolitik hinein.
Mit Erfolg: Von Lübeck über Leipzig bis Freiburg folgten an zwei Tagen 18 Delegierte
von Selbsthilfegruppen der Einladung nach Kassel. Grenzen und Möglichkeiten der Selbsthilfe
wurden ebenso zum Thema, wie die alltäglichen Probleme der Selbsthilfe. Man tauschte
sich aus und sammelte Erfahrungen mit dem Ziel effizientere Arbeit durch die Gründung
eines bundesweiten Netzwerkes zu erreichen.
Beratende Unterstützung erfuhren die Delegierten durch Prof. Dr. Peter Bräunig, Klinik
für Psychiatrie, Verhaltensmedizin und Psychosomatik, Chemnitz, Ulla Borchert, Dipl.
Psychologin und Mitarbeiterin der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen
Hamburg (KISS) sowie Dr. Petra Wagner, Dipl. Psychologin am Klinikum Chemnitz.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Selbsthilfegruppenarbeit wurden gesammelt und
dienen nun als Basis für die weitere Ausarbeitungen in einem eigens installierten,
internen Internetforum. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, damit jede Selbsthilfegruppe
auf das Wissen und die Erfahrungen der anderen zurückgreifen kann. Diese Ergebnisse
sollen Interessierten möglichst bald auf der DGBS e.V.-Webseite (www.dgbs.de) zugänglich gemacht werden
Eine Adressenliste der bestehenden Selbsthilfegruppen für bipolar Erfahrene ist im
Internet verfügbar unter: dgbs.de/adressen/selbsthilfegruppen/betroffene.php