Weltweit, aber besonders in Deutschland werden bipolare Störungen in der Mehrzahl
der Fälle nicht diagnostiziert und dementsprechend nicht adäquat behandelt. Man schätzt,
dass selbst bei dem Vorliegen einer typischen Bipolar I Störung die richtige Diagnose
nur in etwa 20 % der Fälle gestellt wird; nur etwa 10 % der Patienten werden anschließend
auch der Krankheit angemessen behandelt). Nichterkennen und Nichtbehandeln der Erkrankung
führt jedoch nicht nur zu vermeidbarem Leid für den Patienten und seine Familie, es
hat auch erhebliche sozioökonomische Auswirkungen (2, 3).
Aus diesem Grunde startet die Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS e.V.)
im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung in Hamburg eine Initiative, die Aufschluss
zur diagnostischen Treffsicherheit bei bipolaren Störungen im Bereich niedergelassener
Nervenärzte in Deutschland bringen soll. Auch erfahrene Nervenärzte sind vor der Fehldiagnose
einer vermeintlich unipolaren Depression bei in Wahrheit bipolarer Störung nicht gefeit.
Aus diesem Grunde soll eine große Zahl niedergelassener Nervenärzte dafür gewonnen
werden, anhand standardisierter Diagnostik-Instrumente (Mini-SKID, MDQ) ihre Patienten
mit affektiven Störungen nach zu untersuchen.
In der anonymisierten Auswertung soll erfasst werden, wie häufig eine diagnostische
Fehleinschätzung primär vorgelegen hat. Diese Untersuchung stellt nicht nur einen
wissenschaftlichen Beitrag zur diagnostischen Sicherheit bei bipolaren Störungen dar,
er ermöglicht es zugleich jedem einzelnen beteiligten Neurologen und Psychiater seine
eigenen diagnostischen Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen. Eine erste, vorläufige
Präsentation der Erhebung ist nach statistischer Auswertung im Rahmen des Jahreskongresses
der DGPPN geplant.
Dankenswerter Weise wird diese große Feldstudie von der Firma Sanofi-Synthelabo unterstützt.