Einleitung
Die Photosensibilisierung stellt auf der einen Seite die entscheidende Voraussetzung
für den Erfolg der Fluoreszenzdiagnostik (FD) und der Photodynamischen Therapie (PDT)
dar, auf der anderen Seite kann diese aber zu unerwünschten phototoxischen Reaktionen
führen. Zu Beginn der PDT setzte man zur Photosensibilisierung zunächst meist Porphyrine
bzw. Porphyrin-Derivate wie z. B. Hämatoporphyrin-Derivate (HPD), Dihämatoporphyrinester
(DHE) und Porfimer-Natrium (PF) ein [1 ]. Da aber nach systemischer Applikation dieser Substanzen auch die normale Haut Porphyrine
metabolisiert und diese nur sehr langsam abgebaut werden können, waren die Patienten
über Wochen bis hin zu Monaten lichtempfindlich, so dass die Patienten zur Vermeidung
phototoxischer Reaktionen über diesen langen Zeitraum hinweg das Sonnenlicht meiden
mussten [2 ]. Diese Tatsache führte insbesondere in der Dermatologie zu der Entwicklung topischer
Photosensibilisatoren. Sie können direkt auf die Haut appliziert werden und es resultiert
daraus lediglich eine lokal begrenzte Lichtempfindlichkeit. In vergleichbarer Form
wurde vor einigen Jahren die Creme-PUVA/Bade-PUVA-Therapie von der systemischen PUVA-Therapie
abgeleitet und in den klinischen Alltag integriert. Lokale PUVA-Therapien haben ebenfalls
den entscheidenden Vorteil, dass keine unerwünschte Lichtempfindlichkeit, insbesondere
der Augen, auftritt und dass vor allem die Photosensibilisierung der Haut maximal
zwölf Stunden anhält [3 ].
In den 90er Jahren wurde innerhalb der topischen Photosensibilisatoren nun nach solchen
mit möglichst hoher Selektivität für Tumorgewebe und geringer Toxizität für die normale
Haut gesucht. Da die Aminolävulinsäure (ALA) als Vorstufe der Porphyrine selbst nicht
photosensibilisierend wirkt, sondern erst ihre endogene Umwandlung in Porphyrine durch
Tumorzellen zu dem gewünschten phototoxischen Effekt führt, konnte durch ihren Einsatz
die Toxizität in der topischen PDT deutlich gesenkt werden [4 ]
[5 ]. Jedoch ist ALA chemisch betrachtet eine Säure und kann wegen ihrer Hydrophilie
Zellmembranen schlecht durchdringen [6 ]. Deshalb wurden ALA-Derivate auf ihre potenziellen Einsatzmöglichkeiten in der PDT
untersucht. Durch Veresterung der ALA entsteht das Methyl-amino-oxo-pentanoat (MAOP),
ein wesentlich lipophileres Molekül als ALA selbst. MAOP kann besser Membranen penetrieren
und damit konnte die Anreicherung und die Homogenität im Tumorgewebe deutlich gegenüber
der reinen ALA gesteigert werden [7 ]. Mittlerweile ist in verschiedenen In-vivo-Studien die Photosensibilisierung nach
Applikation von ALA und ALA-Derivate verglichen worden. Im Folgenden werden die daraus
resultierenden Ergebnisse zusammengefasst.
Photobiologische Studien
Photobiologische Studien im Mausmodell mit ALA
Van der Veen et al. führten Untersuchungen mit ALA an UV-B-vorbestrahlten und vorher
unbestrahlten Nacktmäusen durch. Bei allen Mäusen wurde über vier Stunden ALA appliziert
und anschließend wurden die behandelten Hautareale entweder direkt oder erst sechs
Stunden nach Applikationsende mit insgesamt 100 J/cm2 sichtbarem Licht (bei einer Leistung von entweder 50 oder 100 mW/cm2 ) bestrahlt. Die vorher unbestrahlte Haut zeigte eine wesentlich stärkere Reaktion bei der verzögerten Bestrahlung sechs Stunden
nach Applikationsende als bei der Bestrahlung direkt nach Applikation. Eigene neuere
Untersuchungen an nicht lichtexponierter menschlicher Haut ergaben ähnliche Ergebnisse:
Auf normaler Haut war bei Bestrahlung zwölf Stunden nach Abschluss einer dreistündigen
ALA-Applikation eine wesentlich stärkere Reaktion und Schmerzhaftigkeit aufgetreten
als bei der Bestrahlung direkt nach Applikation (persönliche Mitteilung, Neumann et
al., unveröffentlichte Daten). Van der Veen et al. stellen fest, dass die Bestrahlung
an der vorher unbestrahlten Haut bei Halbierung der Leistung von 100 auf 50 mW/cm2 und gleichbleibender Gesamtdosis (100 J/cm2 ) zu 3,5fach stärker ausgeprägten phototoxischen Reaktionen führt als bei 100 mW/cm2 . Bei UV-B-vorbehandelter Haut war die Reaktion bei beiden Bestrahlungsarten (50 bzw. 100 mW/cm2 ) gleich intensiv. Interessanterweise kam es bis fünf Stunden nach der jeweiligen
PDT zu einem erneuten Anstieg der Fluoreszenzintensität in allen untersuchten Geweben.
Längere Fluoreszenzverläufe nach PDT wurden leider nicht erhoben [8 ]. Insgesamt scheinen die Reaktionen an der normalen Haut stärker von dem Bestrahlungszeitpunkt
nach Applikation der ALA und der Leistung abhängig zu sein als in UV-B vorbelasteter
Haut. Somit könnte zumindest theoretisch bei der PDT die normale Haut durch die Wahl
einer höheren Leistung geschont werden.
Auch die Grundlage, in der die ALA gelöst wird, scheint eine wichtige Rolle bei der
Photosensibilisierung zu spielen. So konnten Casas et al. [9 ] bei Mäusen mit einem transplantierten Adenokarzinom unterschiedliche Maxima der
Porphyrinkonzentration nach ALA-Applikation in Creme oder Lotion messen. In Tumorzellen
war die maximale Konzentration (nach drei Stunden) unabhängig von dem Vehikel, d.
h. Tumorzellen können sowohl aus der Creme als auch aus der Lotion ähnlich gut ALA
aufnehmen und zu Porphyrinen metabolisieren. Die normale gesunde Haut dagegen konnte
aus der Creme bereits nach 1,5 Stunden die maximale Porphyrinkonzentration synthetisieren.
Jedoch bei Anwendung der Lotion wurde dieser Level erst nach drei bis acht Stunden
erreicht. Insgesamt lag bei allen Geweben die Porphyrinkonzentration nach Gabe der
Lotion deutlich über der nach Creme-Applikation, so dass die Abgabe/Aufnahme der ALA
aus einer Lotion prinzipiell höher zu sein scheint. Zudem wurde die Porphyrinanreicherung
in verschiedenen Organen (Leber, Milz, Niere) bestimmt und es konnte auch hierbei
eine stärkere systemische Aufnahme der ALA aus der Lotion als aus Creme festgestellt
werden [9 ]
[10 ]. Die höhere Aufnahme der ALA aus der Lotion führt demnach auf der einen Seite zu
einer ausgeprägteren Photosensibilisierung, auf der anderen Seite aber auch zu einer
stärkeren systemischen Anreicherung.
Photobiologische Studien im Mausmodell mit ALA-Derivaten
Juzeniene et al. untersuchten ALA und verschiedene veresterte Formen (Methyl-, Hexyl-,
Octylester) hinsichtlich ihrer Porphyrininduktion in Nacktmäusen nach topischer Applikation.
Bei allen eingesetzten ALA-Konzentrationen (0,5 %; 2 %; 10 % oder 20 %) konnte eine
ähnliche Zeitkinetik und Porphyrinbildung gemessen werden mit nahezu konstanten Porphyrinwerten
zwischen vier und 24 Stunden. Alle Ester dagegen führten zu einer Porphyrinakkumulation,
die zwischen sechs und zwölf Stunden ihren maximalen Wert erreichte, also früher als
bei ALA. Der Porphyringehalt korrelierte mit der steigenden Ester-Konzentration bis
zur Konzentration von 10 %. Somit werden aus ALA-Ester-Derivaten zwar erst mit zeitlicher
Verzögerung Porphyrine gebildet, das Maximum der Porphyrinbildung wird allerdings
bei ALA-Ester-Derivaten schon wesentlich früher erreicht als bei ALA. Der direkte
Vergleich der ALA mit den Ester-Derivaten ergab, dass die Porphyrinkonzentrationen
nach ALA-Ester-Gabe um den Faktor 1,5 höher lagen als nach den ALA-Applikationen.
Die lipophilen Ester, insbesondere in niedriger Konzentration, bleiben vermutlich
zunächst stärker im Stratum corneum oder an anderen zellulären Komponenten gebunden
und stehen damit anfangs entsprechend geringer für die Porphyrinbiosynthese zur Verfügung.
Mittels Fluoreszenzdiagnostik konnte nachgewiesen werden, dass ALA acht Stunden nach
topischer Applikation systemisch wirksam wird und daraus eine generalisierte Photosensibilität
resultiert, wohingegen diese bei MAOP auf das behandelte Areal beschränkt bleibt [10 ]. Insgesamt scheinen im Mausmodell ALA-Ester im Vergleich zur ALA schneller die maximale
Pophyrinkonzentration zu erzielen und diese ist zudem höher als bei ALA. Zudem bleibt
ihre Photosensibilisierung auf das Behandlungsareal beschränkt. Obwohl die Haut von
Nacktmäusen nicht direkt mit normaler menschlicher Haut oder Hauttumoren vergleichbar
ist, geben die Resultate aber wahrscheinlich dennoch entscheidende Aufschlüsse über
das unterschiedliche Verhalten der verschiedenen ALA-Derivate.
Photobiologische Studien beim Menschen mit ALA
Rhodes et al. untersuchten die Porphyrinfluoreszenz und Phototoxizität bei gesunden
Probanden nach Iontophorese mit ALA. Zum einen wurden sechs verschiedene ALA-Konzentrationen
mit 100 J/cm2 sichtbarem Licht und zum anderen eine bestimmte ALA-Konzentration mit aufsteigenden
UVA-Dosen (6,25; 12,5; 25; 50 J/cm2 ) sechs Stunden nach Iontophorese bestrahlt. Die Porphyrinfluoreszenz erreichte bei
geringen ALA-Dosen bereits nach drei Stunden ihr Maximum und war nach neun bis zehn
Stunden wieder negativ, dagegen zeigten höhere ALA-Dosen erst nach fünf bis zehn Stunden
das Fluoreszenzmaximum, welches erst nach 24 Stunden wieder den Ausgangswert zurückfiel
[11 ]. Der Eintritt der Photosensibilisierung in der normalen Haut ist somit von der ALA-Konzentration
abhängig.
Die Porphyrinproduktion aus ALA scheint aber auch von der UV-Vorbelastung des behandelten
Areals abzuhängen. So konnten Beckerath et al. eine deutlich geringere Porphyrinproduktion
im Mausmodell nach akuten UV-Belastungen feststellen als an unbestrahlter Haut [12 ]. Das UV-Licht führt nach wenigen Wochen zu einer Verdickung des Stratum corneum
(Lichtschwiele) und könnte damit das Penetrationsverhalten der ALA verändern [13 ]. Dementsprechend konnte bei Ratten durch Abflachung des Stratum corneum mittels
Tesafilmabriss die ALA-Penetration und nachfolgende phototoxische Reaktion deutlich
gesteigert werden im Vergleich mit vorher unbehandelter Haut [14 ]. Beim Menschen konnte an den chronisch lichtexponierten Unterarmen eine deutlich
verminderte Porphyrinporduktion beobachtet werden als an den lichtgeschützen Oberarmen
[12 ]. Die Ursache hierfür könnte ebenfalls an einer sonnenlichtbedingten Veränderung
der Hautpermeabilität für die entsprechenden Substanzen liegen, dies konnte aber bisher
noch nicht sicher geklärt werden.
Wennberg et al. haben mittels Mikrodialysekatheter die Penetration und Konzentration
von ALA vor und nach Photodynamischer Therapie in normaler Haut und bei Basalzellkarzinomen
verglichen. Eine Nadel wurde ca. 0,5 - 1 mm tief in die Haut gesteckt und über eine
kontinuierliche Absaugung wurden alle 30 Minuten Proben gesammelt. Diese neue Technik
ermöglichte erstmals eine Analyse von Substanzen in der Dermis. Bereits 15 Minuten
nach Applikation stieg die ALA-Konzentration in den Basalzellkarzinomen an, während
in der normalen Haut fast keine ALA nachzuweisen war. Die mittels PDT behandelten
Basalzellkarzinome (BCC) wiesen 2,5 Stunden nach Bestrahlung eine Abnahme der ALA-Konzentration
auf 1/3 des Ausgangswertes auf, wogegen dieses in unbestrahlten BCC konstant blieb
[15 ]. Vergleichende Untersuchungen mit ALA-Derivaten bleiben abzuwarten.
In einer weiteren Studie von Fritsch et al. wurden Basalzellkarzinome und Plattenepithelkarzinome
und normale Haut mit 20 %iger ALA über ein bis 24 Stunden behandelt und anschließend
die Porphyrinkonzentrationen bestimmt. In der erhobenen Zeitkinetik zeigte sich, dass
die Tumoren bereits nach zwei- bis sechsstündiger ALA-Applikation maximale Porphyprinmengen
erreichten. Die normale Haut dagegen zeigte eine kontinuierliche Zunahme der Porphyrinkonzentration
bis zu 24 Stunden, diese war aber im Vergleich immer geringer als in den Tumoren [16 ].
Photobiologische Studien beim Menschen mit ALA-Derivaten
Gerscher et al. [17 ] verglichen die pharmakokinetischen und phototoxischen Effekte von ALA mit ALA-n-pentylester
in der menschlichen Haut. Mittels Iontophorese wurden sechs verschiedene Konzentrationen
beider Präparate jeweils auf eine Oberarminnenseite appliziert. Anschließend erfolgte
eine Bestrahlung mit einer Xenonlampe (Wellenlänge 640 nm ± 40 nm) mit 100 J/cm2 . Nach der Iontophorese wurden die behandelten Hautareale von der Flüssigkeit gereinigt.
Die Fluoreszenzdiagnostik wurde in 1,5-stündigen Intervallen und die PDT vier, fünf
bzw. sechs Stunden nach Applikationsende durchgeführt. Es zeigte sich bei kurzen Inkubationszeiten
(0 bis 1,5 Stunden) eine höhere Fluoreszenzintensität bei ALA-n-pentylester als bei
ALA. Bei längeren Zeiten (3 bis 7 Stunden) kehrte sich das Verhältnis um und ALA führte
zu intensiveren Fluoreszenzen. Das Maximum der jeweiligen Fluoreszenzintensität beider
Substanzen lag bei ALA bei 7,5 Stunden nach Iontophorese und bei ALA-n-pentylester
bereits bei 4,5 Stunden. Dieses Ergebnis korreliert wiederum mit denen des Mausmodells
[10 ]. ALA-Ester führten zu einem früheren Porphyrinmaximum (6 bis 12 Stunden) als ALA
(zwischen 4 und 24 Stunden) [10 ]. Im Intervall zwischen vier und sechs Stunden war die Fluoreszenzintensität bei
beiden Substanzen vergleichbar. Dennoch kam es bei der PDT sechs Stunden nach Iontophorese
durch ALA-n-pentylester zu einer wesentlich stärkeren phototoxischen Reaktion als
bei ALA. Vier Stunden nach Iontophorese konnte dieser Unterschied nicht mehr festgestellt
werden. Histologisch zeigte sich, dass ALA-n-pentylester nach sechs Stunden eine deutlich
homogenere Verteilung aufwies als ALA (eine Untersuchung nach vier Stunden wurde nicht
durchgeführt). Die Penetrationstiefe war bei beiden Substanzen ähnlich, jedoch wies
ALA-n-pentylester eine lineares Konzentrationsprofil vom Stratum corneum bis zur oberen
Epidermis und ALA zwei Fluoreszenzmaxima nahe der Hautoberfläche und den Basalzellen
auf. Vermutlich führt die homogenere Verteilung des ALA-n-pentylesters nach sechs
Stunden zu einer höheren Phototoxizität gegenüber ALA. Als Nebenwirkung trat bei beiden
Substanzen eine Hyperpigmentierung auf. Insgesamt hatte dieser Studie nach der ALA-n-pentylester
im Vergleich zu ALA folgende Vorteile: höhere Phototoxizität sechs Stunden nach Iontophorese
bei geringerer Dosisabhängigkeit und einer homogeneren Verteilung im Tumorgewebe [5 ].
In einer vorangegangenen Studie untersuchten Gerscher et al. die Porphyrinproduktion,
Phototoxizität und Penetration von ALA-n-butylester und ALA-n-hexylester im Vergleich
zu ALA. Die höchste Fluoreszenzintensität zeigte sich, ähnlich der oben bereits beschriebenen
Ergebnisse, bei ALA nach 7,5 Stunden und bei ALA-n-hexylester bereits nach drei bis
sechs Stunden. Zudem war drei und 4,5 Stunden nach Iontophorese die Protoporphyrin-Akkumulation
und Phototoxizität bei ALA-n-hexylester höher als bei den anderen zwei Präparaten.
Die histologischen Untersuchungen ergaben, dass beide ALA-Ester im Vergleich zur ALA
deutlich homogener in der Epidermis verteilt waren, die Penetrationstiefe dieser Substanzen
aber ähnlich ist [5 ]. Somit korrelieren die Ergebnisse dieser beiden Studien gut.
Fritsch et al. untersuchten das Verhältnis der Porphyrinakkumulation zwischen Tumorgewebe
(solare Keratose) und normaler umgebender Haut nach ALA- bzw. MAOP-Applikation beim
Menschen [18 ]. ALA wurde stärker vom Tumorgewebe und der normalen umgebenden Haut aufgenommen
als MAOP. Jedoch war der Abstand zwischen der Porphyrinkonzentration im Tumor im Vergleich
zu der in normaler Haut bei MAOP deutlich größer. Dieses Ergebnis ließ sich sowohl
mittels FD als auch biochemisch feststellen [18 ]. Die höhere Tumor-Selektivität von MAOP stellt damit einen entscheidenden Vorteil
gegenüber der ALA dar, da so eine Schonung der normalen Haut besser gewährleistet
werden kann.
Abb. 1 Hautreaktionen nach 3-stündiger ALA- bzw. MAOP-Applikation und einer Bestrahlung mit
75 J/cm2 Rotlicht direkt und 12, 24, 36, 48 Stunden nach Applikationsende. MAOP führte bei
der Bestrahlung direkt nach Applikationsende zu der stärksten Reaktion, während diese
bei ALA erst nach 12 Stunden auftritt.
Nach eigenen, noch unveröffentlichten Daten kommt es auch in normaler Haut nach Applikation
von ALA und MAOP zu einer Photosensibilisierung. Diese trat bei MAOP wiederum schneller
ein und war von kürzerer Dauer als bei ALA. Die phototoxische Reaktion bei Bestrahlung
mit 37 J/cm2 kaltem Rotlicht erreichte zwölf Stunden nach Applikationsende bei ALA und MAOP die
ausgeprägtesten Hautreaktionen mit Quaddelbildung, Erythem und intensiv stechendem
Brennen. Diese Hautveränderungen schienen bei MAOP etwas geringer ausgeprägt gewesen
zu sein als bei ALA, jedoch war unser Stichprobenumfang bisher noch nicht groß genug,
um dies sicher postulieren zu können (persönliche Mitteilung, Neumann et al., unveröffentlichte
Daten) (Abb. [1 ]).
Photoprotektion
Im Gegensatz zu der systemischen Gabe diverser Photosensibilisatoren ist nach der topischen PDT ein Lichtschutz für maximal 24 Stunden empfehlenswert, aber nicht
zwingend erforderlich. So konnten Van der Veen et al. im Mausmodell nach Abschluss
der PDT ein erneutes Auftreten von Protoporphyrin feststellen, so dass prinzipiell
auch nach einer PDT eine erneute Lichtsensibilisierung resultieren kann und damit
auch das Risiko einer unerwünschten phototoxischen Reaktion besteht [8 ]. Während der Einwirkzeit des Photosensibilisators vor der Durchführung der Bestrahlung muss
jedoch unbedingt ein Lichtschutz angewendet werden, um ein vorzeitiges Photobleaching
(Ausbleichen der Porphyrine) und frühzeitige phototoxische Reaktionen zu vermeiden.
Aufgrund des Absorptionsspektrums der Porphyrine sollte ein Lichtschutz im UVA- und
sichtbaren Wellenlängenbereich gewählt werden. Dies ist am einfachsten durch lichtundurchlässige
Kleidung oder im Bereich des Kapillitiums durch Tragen eines lichtdichten Hutes zu
erreichen. Dabei muss aber beachtet werden, dass Kleidung unterschiedlich stark Licht
absorbiert. Das kurzwellige UV-B-Licht wird weitgehend gefiltert, wohingegen das längerwellige
UV-A-Licht, also Wellenlängen, die im Absorptionsbereich der Porphyrine liegen, unterschiedlich
stark Kleidung durchdringen kann. Synthetische Fasern sind relativ glatt und stellen
daher eine nur geringe Barriere dar. Dagegen sind natürliche Fasern (Baumwolle, Wolle,
Leinen, Seide) deutlich rauher und damit wesentlich lichtdichter. Darüber hinaus spielt
auch die Farbe der Kleidung eine Rolle: Dunkle Farben absorbieren sichtbares Licht
wesentlich stärker als helle Farben. Im Gesicht dagegen kann ein lichtundurchlässiger
Verband (z. B. mit unterliegender Aluminumfolie) erforderlich sein. Die Patienten
sollten darüber aufgeklärt werden, dass ein Lichtschutz auch hinter Fensterglas erforderlich
ist, da UV-A-Licht bekanntlich das Fensterglas durchdringt. Eine Abdunklung der Innenraumbeleuchtung
ist bei PDT-Patienten jedoch nicht erforderlich, da hier die Lichtintensität normalerweise
zu gering ist, um eine phototoxische Reaktion auszulösen. Falls dagegen ein PDT-Patient
während oder nach der Einwirkzeit des Photosensibilisators an einem nahe gelegenen
Hautareal operiert werden soll, muss streng auf eine möglichst geringe Beleuchtung
während der Operation geachtet werden, da es sonst durch die hochenergetischen OP-Lampen
zu unerwünschten phototoxischen Reaktionen kommen könnte.
Grundsätzlich ist nach einer Fluoresenzdiagnostik unbedingt ein strenger Lichtschutz
einzuhalten. Selbst wenn die Fluoresenzdiagnostik keine intensive Fluoreszenz als
Zeichen einer erhöhten Porphyrinanreicherung aufweist, ist das untersuchte Hautareal
dennoch extrem photosensibel. Ohne Lichtschutz käme es an der behandelten Stelle zu
phototoxischen Reaktionen mit Rötung und stechendem Brennen. Nach einer Einwirkzeit
von drei Stunden ohne anschließende Bestrahlung kommt es auch an der normalen Haut
sowohl bei Anwendung von ALA als auch MAOP zu einer 24 bzw. 3stündigen Lichtempfindlichkeit
(persönliche Mitteilung, Neumann et al., unveröffentlichte Daten). Daher sollte über
diesen Zeitraum ein konsequenter Lichtschutz (bedeckende Kleidung/Verbände mit unterliegender
Aluminiumfolie) angewandt werden. Sogar ein Schutz mit hochwirksamen physikalischen
und chemischen Lichtschutzfaktoren kann nicht ausreichen, da diese überwiegend im
UV-B/UV-A-Bereich filtern, die Porphyrine jedoch weitere Absorptionsbereiche im sichtbaren
Wellenlängenbereich besitzen. Es ist sogar denkbar, dass chemische Filter selbst phototoxische
Reaktionen auslösen können, da sie UV-Licht in sichtbares Licht umwandeln [13 ]. Eine sinnvolle Protektion könnte eventuell durch getönte physikalische Lichtschutzmittel
erreicht werden [13 ]. So sollte deshalb abdeckenden Maßnahmen der Vorzug gegenüber Sonnenschutzpräparaten
gegeben werden.
Resümee
Die Resultate der bisherigen Studien, die die phototoxischen Effekte zwischen ALA
und ALA-Derivaten (z. B. MAOP) vergleichen, sind noch nicht sehr aussagekräftig. Es
scheinen jedoch eine schnellere und kürzer andauernde Photosensibilisierung und eine
höhere phototoxische Potenz durch die veresterten ALA-Formen induziert zu werden als
durch ALA. Dies wird zum einen auf die schnellere Penetration, zum anderen auf die
homogenere Verteilung der Ester in der Haut zurückgeführt. Zudem scheint die Selektivität
für Tumorgewebe bei MAOP deutlicher ausgeprägt zu sein als bei ALA. Unseren Erfahrungen
nach kommt es auch in normaler Haut nach Applikation sowohl von MAOP als auch ALA
zu einer Photosensibilisierung, diese tritt aber bei MAOP schneller ein und hält über
einen kürzeren Zeitraum an als bei ALA.
Sowohl bei der PDT als auch bei der FD wird die photosensibilisatorhaltige Substanz
auf die Läsion und die gesunde Umgebung (ca. 1 cm) appliziert, um klinisch noch nicht
sichtbare, aber bereits veränderte Zellen mit zu erfassen. So kommt es im Tumor selbst,
aber auch in seiner Umgebung, zu einer starken Photosensitivität. Werden diese Regionen
bei der PDT nicht vollständig bestrahlt oder nach einer FD nicht entsprechend lichtgeschützt
abgedeckt, bleiben sie über 24 - 26 Stunden lichtempfindlich und bei dem Patient kann
anschließend durch UV- und sichtbares Licht in diesem Areal eine ungewollte phototoxische
Reaktion auftreten. Selbst bei negativer Fluoreszenzdiagnostik sind ausreichende Mengen
Porphyrine in der Haut angereichert, die zu unerwünschten phototoxischen Reaktionen
bei mangelndem Lichtschutz führen können.
Obwohl man anfangs annahm, dass die PDT die normale Haut nicht belastet, zeigen die
hier erwähnten Studie sehr wohl, dass auch die normale Haut nach Applikation von ALA
oder ALA-Derivaten deutlich lichtempfindlich wird. Aus diesem Grund sollte unseres
Erachtens nach im Anschluss an eine FD und eine PDT sicherheitshalber ein Lichtschutz
über 24 - 36 Stunden am besten mit abdeckender, lichtdichter Kleidung/aluminiumfoliehaltigem
Verband erfolgen.