Gesundheitsökonomische Fragestellungen haben nicht zuletzt durch die Kostendiskussion
im Gesundheitswesen auch in der Dermatologie an Bedeutung gewonnen. Zielsetzung der
Gesundheitsökonomie ist es, bei der Verteilung begrenzter finanzieller Ressourcen
im Gesundheitswesen Entscheidungshilfen zu geben.
Dabei orientiert sich die Gesundheitsökonomie ebenso wie ihr Teilbereich, die Pharmaökonomie,
an wissenschaftlichen und methodischen Grundlagen. Diese sind unabhängig von gesundheitspolitischen
Überlegungen und parteipolitischen Meinungen. In der gesundheitsökonomischen Evaluation
werden die von uns als Dermatologen erbrachten Leistungen als Werte betrachtet, für
die finanzielle Ressourcen in Anspruch genommen werden. Es ist Aufgabe der Dermatologen,
diese Wertschaffung zu unterstreichen und ihren gesellschaftlichen Nutzen herauszustellen.
Die gesundheitsökonomische Forschung und ihre Anwendung können dazu beitragen, den
hohen medizinischen und gesellschaftlichen Nutzen, welcher durch die fachärztlich
qualifizierte Dermatologie generiert wird, erfassbar und nach außen erkennbar zu machen.
Es ist für unser Fach daher von großer Wichtigkeit, dass in Diagnostik, Therapie und
Prävention gesundheitsökonomische Studien durchgeführt werden, aus denen die Kosten-Nutzen-Relationen
unserer Therapeutika wie auch unserer Versorgungsleistungen insgesamt hervorgehen.
Vor diesem Hintergrund freut es uns, dass wir die Möglichkeit haben, im vorliegenden
Schwerpunktheft eine breite Zusammenstellung von Beiträgen zur Gesundheitsökonomie
in der deutschen Dermatologie herauszugeben. In diesen Beiträgen wird das ganze Spektrum
von der wissenschaftlich orientierten empirischen Gesundheitsökonomie über die Methodenforschung
bis hin zur praktischen Anwendung ausgeschöpft.
Im Beitrag von Richert et al. wird die Bedeutung der Kostenrechnung für die dermatologische
Klinik unter DRG-Bedingungen aufgezeigt. Der Beitrag gibt einen Hinweis darauf, dass
eine erfolgreiche Hautklinik nicht nur den Blick auf die Erlösoptimierung unter DRGs
zu richten hat, sondern sich hieraus zwangsläufig die Notwendigkeit der Kostenoptimierung
ergibt. Zur Kostenerfassung fehlen bislang im Bereich der Dermatologie die Vordaten
wie auch die Erfahrungen mit den einzusetzenden Methoden. Auch hierzu gibt der Beitrag
Hinweise.
Nur zögerlich setzt sich in den deutschen Hautkliniken die Einsicht durch, dass jede
Klinik und jede Arztpraxis zugleich auch Anbieter und Wettbewerber im Gesundheitsmarkt
sind. In dieser Funktion muss die Hautklinik sich nach außen darstellen und seine
Leistungsfähigkeit transparent machen.
In der Übersichtsarbeit von Rogalski et al. wird auf die Bedeutung der guten methodischen
Fundierung gesundheitsökonomischer Evaluationen hingewiesen und deren „State of the
Art” dargelegt. Besonders im anglo-amerikanischen Raum gibt es hierzu Standards, nach
denen sich auch die deutsche angewandte Forschung richten sollte. Die Autoren geben
zugleich den Hinweis, dass besonders die deutschen Behörden im Gesundheitssektor den
internationalen Standard noch nicht internalisiert haben.
Aus einer pharmakoökonomischen Feldstudie berichten Augustin et al. über die Lebensqualität
von Patienten mit mittelschwerer und schwerer Psoriasis vulgaris unter Praxisbedingungen.
Zahlreiche Untersuchungen aus verschiedenen Ländern weisen darauf hin, dass die Psoriasis
vulgaris mit erheblichen Einbußen der Lebensqualität einhergeht. Eine Besonderheit
der vorliegenden Arbeit besteht darin, dass diese Hypothese unter den Bedingungen
der Praxis an nicht selektierten Patienten geprüft und somit ein Beitrag zur Versorgungsforschung
geleistet wird. Zu Recht weisen die Autoren darauf hin, dass mehr Studien unter den
„naturalistischen” Bedingungen der täglichen Praxis durchgeführt werden sollten. Im
Ergebnis unterstreicht die Arbeit, dass die Lebensqualität der mittelschweren bis
schweren Psoriasis durch den Einsatz von Systemtherapeutika verbessert werden kann
und diese Präparate dem Dermatologen zur Verfügung stehen müssen.
Eine häufige Therapie stellt die Behandlung vulgärer Warzen dar. Bislang wurden in
Deutschland noch keine Daten zur Wirtschaftlichkeit der Warzentherapie mit den dermatologischen
Standard-Therapien durchgeführt. Augustin et al. haben hierzu die Effektivität und
Kosteneffektivität der Behandlung mit 5-FU/Salicylsäure im Vergleich zur Therapie
mit chirurgischer Abtragung und mit der Laserabtragung verglichen.
Stockhardt gibt einen Überblick über die Auswirkungen des GKV-Modernisierungsgesetzes
(GMG) auf die Arzneimittelversorgung in der dermatologischen Praxis. Es wird deutlich,
dass die dermatologische Therapie unserer hautkranken Patienten mit einem erheblichen
finanziellen Mehraufwand für die Betroffenen einhergeht. Zugleich wird den kassenärztlich
tätigen Dermatologen ein beträchtlicher Teil ihres erstattungsfähigen Arzneimittelspektrums
entzogen. Er unterstreicht die Notwendigkeit, bei den schweren Hautkrankheiten auf
verbesserte Ausnahmeregelungen insbesondere für sozial schwächer gestellte Patienten
hinzuwirken.
Das Kostenmanagement unter Einsatz von Praxis-EDV steht im Mittelpunkt des Beitrages
von Herbst. Hier wird deutlich, dass Standards zur Ausstattung und zur Sicherheit
auch aus Kostengründen einzuhalten sind.
Über ökonomische und organisatorische Gesichtspunkte von IGEL-Leistungen informiert
der Beitrag von Gemke. Die Kenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen für diesen Leistungsbereich
wie auch eine gute Kostenstruktur sind für den Erfolg essentiell.