Seit über 30 Jahren werden bei schweren Schädel-Hirn-Traumata Glukokortikoide gegeben.
Bisher existieren zu dieser Indikation nur Studien mit geringen Probandenzahlen. In
der CRASH-Studie (Corticosteroid Randomisation After Signifikant Head Injury) wurde
der Effekt einer frühzeitigen Methylprednisolongabe bei 10008 Erwachsenen mit schwerem
Schädel-Hirn-Trauma auf die Prognose überprüft.
Einschlusskriterium für die internationale randomisierte Doppelblindstudie Studie
war ein Glasgow-Coma-Scale (GCS) von 14 oder niedriger. Die Patienten erhielten entweder
Plazebo oder Methylprednisolon (2 g über eine Stunde, dann 0,4 g pro Stunde über einen
Zeitraum von 48 Stunden).
Zwei Wochen nach dem Unfallereignis sind von den Patienten, welche Methylprednisolon
erhalten haben, 21,1%, in der Plazebogruppe dagegen nur 17,9% verstorben. Der Unterschied
war signifikant und unabhängig vom Schweregrad des Schädel-Hirn-Traumas. Die Todesursachen
wurden im Rahmen der Studie nicht erfasst. Hinweise für vermehrte Infektionen oder
gastrointestinale Blutungen in der Methylprednisolongruppe ergaben sich jedoch nicht.
Nach den eindeutigen Ergebnissen der Zwischenauswertung wurde die Rekrutierung weiterer
Patienten aus ethischen Gründen gestoppt. Bei den bisher eingeschlossenen Patienten
sollen nach sechs Monaten Überlebensrate und Grad der Behinderung zwischen Verum-
und Plazebogruppe verglichen werden.
Aufgrund des Studienergebnisses sollten Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma nicht mehr
mit Glukokortikoiden behandelt werden. In ihrem Kommentar zu der Studie rechnen Stefan
Sauerland und Marc Maegle hoch, dass die Gabe von Glukokortikoiden seit den Achtzigerjahren
weltweit mehr als 10000 Patienten mit Schädel-Hirn Trauma das Leben gekostet hat.
Dr. Andreas H. Leischker, Lingen (Ems)