Weniger postoperative Schmerzen für die Patienten, eine frühzeitige Mobilisierung
und eine breite Nutzungsmöglichkeit als Standardzugang in der Hüftendoprothetik kennzeichnen
den minimalinvasiven anterolateralen intermuskulären Zugang. Er wurde vom Entwickler
der Methode, Dr. Heinz Röttinger, bei einem Ortstermin der Orthopädischen Chirurgie
München (OCM) in den Sana Kliniken München-Sendling im Dezember 2004 vorgestellt.
Zur Hüftgelenksimplantation mit dem so genannten OCM-Zugang wird der Patient auf einem
speziellen OP-Tisch gelagert, so dass das Bein frei beweglich ist, schilderte Röttinger.
Ein Assistent ist während der Operation nur damit beschäftigt, das Bein so zu bewegen,
dass die Sicht auf das Hüftgelenk frei und die Muskulatur entspannt ist. Der Hautschnitt
ist 6-10 cm lang, bei Revisionseingriffen etwas länger. Um zur Gelenkkapsel zu gelangen,
werden der M. gluteus medius und der M. tensor fasciae latae zur Seite geschoben (siehe
Abb. 1). Intraoperative Röntgenkontrolle ist, so Röttinger, wegen der guten Sicht
auf das Operationsfeld nicht nötig. Nach dem Öffnen der Gelenkkapsel wird der Femurkopf
durch eine Doppelosteotomie entfernt. Wie beim Standardverfahren wird die Schaftprothese
- mit Zement oder ohne - in den Femur eingepasst, die osteoarthrotisch veränderte
Pfanne gefräst und das Pfannenimplantat plus Polyethylen-Inlay eingesetzt. Die Operation
dauert durchschnittlich 45 Minuten, der Blutverlust beträgt etwa 300 ml. Das Blut
wird im Cell-Saving-Verfahren postoperativ reinfundiert. Außerdem ist vor jedem Elektiveingriff
an der Hüfte eine Eigenblutspende vorgesehen.
Wegen seiner guten Ergebnisse wurde der OCM-Zugang seit seiner Einführung im März
2003 bereits nach einer 5-monatigen Entwicklungsphase zum Standardzugang für sämtliche
Hüfteingriffe, berichtete Röttinger. Da kein Muskel durchtrennt wird, können die Patienten
bereits nach wenigen Tagen ohne Krücken laufen. Bis jetzt wurden über 600 Patienten
mit diesem Zugangsweg operiert. Selbst fettsüchtige Patienten mit einem Bodymass-
Index (BMI) von 43 erhielten ohne Komplikationen ein neues Hüftgelenk.
Der Total Harris Hip Score betrug präoperativ im Durchschnitt 38 (von 100), stieg
mit der neuen Methode nach 6 Tagen bereits auf 70, nach 6 Wochen auf 89. Ein halbes
Jahr später unterschied er sich mit 92 kaum von einem völlig funktionsfähigen Gelenk.
Zum gleichen Zeitpunkt waren die Patienten nach Standard-Hüftgelenkimplantation dagegen
mit einem Total Harris Hip Score von 74 weit von einem funktionstüchtigen Gelenk entfernt.
Die Rehabilitation kann ambulant in der OCM-Praxis erfolgen, in der 10 für Teilbereiche
des Bewegungsapparats spezialisierte Chirurgen und Orthopäden tätig sind. Durch das
Belegarztsystem ist gewährleistet, dass der Patient von der Diagnostik mit digitalisierter
Röntgen- und Kernspintomographie an über die Operation, Nachbehandlung und Rehabilitation
von dem Arzt seines Vertrauens behandelt wird.
Dr. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden