Quelle: Pezzini A, Grassi M, Del Zotto E et al. Cumulative effect of predisposing genotypes
and their interaction with modifiable factors on the risk of ischemic stroke in young
adults. Stroke 2005; 36 (3): 533-539
Thema: Modifizierbare Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus erklären
nur rund 50% der Schlaganfall-Suszeptibilität. Die Rolle genetischer Faktoren ist
bislang aufgrund inkonsistenter Studienergebnisse nicht adäquat abzuschätzen. Möglicherweise
beeinflussen einzelne Gene das individuelle Schlaganfallrisiko nur marginal, in der
Kombination mit anderen (genetischen) Risikofaktoren könnte sich der Effekt jedoch
potenzieren.
Projekt: In einer aktuellen Studie untersuchten A. Pezzini und seine Mitarbeiter den kumulativen
Effekt verschiedener genetischer (prothrombotische und proatherogene Genvarianten)
und anderer, modifizierbarer Risikofaktoren auf das Schlaganfallrisiko. Insgesamt
screenten sie 321 Personen unter 45 Jahre, 163 davon hatten zuvor einen Schlaganfall
erlitten.
Ergebnis: Im Vergleich zu Personen ohne "Hochrisikogene" stieg das Schlaganfallrisiko bei den
Studienteilnehmern mit einem oder mindestens zwei genetischen Polymorphismen signifikant
an (Odds Ratio: 1,73 bzw. 3,00). Zudem zeigte sich eine Interaktion zwischen den genetischen
Faktoren, Rauchen und Bluthochdruck: Hypertoniker mit mindestens zwei genetischen
Risikofaktoren wiesen bereits ein gut zehnfach erhöhtes Risiko auf, einen Schlaganfall
zu entwickeln, bei Rauchern war die Odds Ratio in diesem Fall mit 15,99 sogar noch
höher.
Fazit: Die Studie demonstriert einen synergistischen Effekt zwischen den untersuchten Genpolymorphismen,
Rauchen und Hypertonie bei der Pathogenese zerebraler Ischämien bei jungen Erwachsenen.
Möglicherweise lassen sich daraus individuelle Risikoprofile für die Schlaganfallrisikopatienten
ermitteln, die wiederum individualisierte prognostische und therapeutische Maßnahmen
bedingen: So sollte zum Beispiel bei Patienten mit prädisponierenden Genen noch stärker
als üblich auf eine aggressive Therapie der arteriellen Hypertension oder die Tabakentwöhnung
geachtet werden.
Key Words: Schlaganfall - genetische und modifizierbare Risikofaktoren