Bei Kindern mit Verdacht auf Lungentuberkulose wird zur Sicherung der Diagnose die
                  Magen-Lavage empfohlen. Die Gewinnung von induziertem Sputum wurde dagegen bisher
                  als nicht machbar oder nützlich angesehen. In einer prospektiven Studie untersuchten
                  Heather J. Zar et al., Kapstadt/Südafrika, 250 Kinder im Alter zwischen einem Monat
                  und 5 Jahren, die wegen des Verdachts auf Lungentuberkulose in das Kinderkrankenhaus
                  der Universität eingewiesen worden waren. 
            
             
         
         
            
            Das induzierte Sputum und den Magensaft entnahmen die Autoren entsprechend dem Standard-Vorgehen
               an 3 aufeinander folgenden Tagen. 95 Kinder (38%) waren HIV-positiv (Lancet 2005; 365: 130-134). 
            
            
            62 Patienten (25%) hatten einen positiven Abstrich oder eine positive Kultur auf Mykoplasma
               tuberculosis. Bei 58 Kindern (94%) war die Kultur positiv und bei 29 (47%) der Abstrich.
               Die Sputumproben waren bei 54 (87%) und die Magensaftproben bei 40 (65%) positiv.
               Die Menge einer Sputumprobe entsprach etwa der von 3 Magensaftproben. Das Vorhandensein
               einer kultur- oder abstrichpositiven Lungentuberkulose unterschied sich zwischen den
               HIV-Infizierten (19 von 95) und den HIV-negativen Kindern oder denen ohne klinische
               Zeichen für eine solche Infektion (43 von 155) nicht.
            
            
             
                  
                     Induziertes Sputum kann auch bei sehr kleinen Kindern sicher gewonnen werden. Die
                        Methode sollte zum grundsätzlichen Standard für die Diagnose Lungentuberkulose eingesetzt
                        werden (Bild: Archiv, nachgestellte Situation).
               
            
             
         
            
Auch bei Kindern anwendbar
         
         
            
            Auch bei Kindern anwendbar
            
            Das jüngste Kind, bei dem die Tuberkulose mit dem induzierten Sputum diagnostiziert
               wurde, war 3 Monate alt. 22 (38%) von den 58 Tbc-positiven Kindern waren jünger als
               ein Jahr. Alle Sputumentnahmen wurden von den kleinen Patienten gut toleriert; zu
               den leichten Nebenwirkungen gehörten Husten, Nasenbluten, Erbrechen oder Keuchen.
               
            
            
            Die diagnostische Ausbeute war mit dem induzierten Sputum besser als mit dem Magensaft,
               erläutern die Autoren. Eine einzige Sputumprobe erbrachte in der Studie doppelt so
               viele positive Ergebnisse wie eine einzige Magensaftprobe. 
            
            
            Im Widerspruch zu den akzeptierten Praktiken und Leitlinien kann das induzierte Sputum
               auch bei sehr kleinen Kindern sicher und effektiv gewonnen werden, was auch für HIV-infizierte
               Kinder zutrifft. Diese Methode sollte eine Standardtechnik für die mikrobiologische
               Diagnose der Lungentuberkulose werden, schließen die Autoren. 
            
             
         
            
Hoffnung auf bessere Diagnostika 
         
         
            
            Hoffnung auf bessere Diagnostika 
            
            Von 15 bis 20% aller Tuberkulose-Infektionen in den Entwicklungsländern sind Kinder
               betroffen, in den Industrieländern sind es 3 bis 6%. Studien in Ländern mit einer
               hohen HIV-Infektionsrate hätten einen zunehmenden Anteil an Kindern mit Tuberkulose
               und einer HIV-Infektion ergeben, führt Alwyn Mwinga, Lusaka/Sambia, in seinem Kommentar
               (Lancet 2005; 365: 97-98) aus. In einer Post-mortem-Studie in Sambia hatte ein Fünftel von 264 Kindern, die
               an Lungenerkrankungen starben, Tuberkulose und 59% waren HIV-positiv. Die Diagnose
               der Infektionskrankheit Tuberkulose sei eine Herausforderung, besonders in HIV-endemischen
               Bezirken. Denn die klinischen Symptome und die radiologischen Befunde seien nicht
               spezifisch, außerdem sei es schwierig, ausreichendes Untersuchungsmaterial zu gewinnen
               und zusammen mit HIV auftretende Infektionskrankheiten auszuschließen. 
            
            
            Die Ergebnisse von Zar et al. sind laut Mwinga zwar gute Neuigkeiten, doch auch die
               Gewinnung von induziertem Sputum bereite in den Entwicklungsländern Probleme. Denn
               die Notwendigkeit einer adäquaten Beatmung und anderer Maßnahmen, um die Infektion
               unter Kontrolle zu halten (beispielsweise Ultraviolett-Bestrahlung und der Schutz
               des medizinischen Personals), limitierten den Einsatz in vielen Kliniken. 
            
            
            In der Praxis werde sich dort eher auf den direkten mikroskopischen Erregernachweis
               im Sputum verlassen. Diese Methode sei jedoch nicht sehr sensitiv, weil für ein positives
               Ergebnis 10  000 bis 100  000 Erreger/ml benötigt würden. Andere modernere Techniken
               zur schnellen Diagnose seien in den Entwicklungsländern in der Regel nicht bezahlbar.
               
            
             
         
            
Fazit
         
         
            
            Fazit
            
            
               Ein einfacher und erschwinglicher Bluttest mit einem Teststreifen wäre die ideale
                  Lösung für Behandlungsstationen und Kliniken mit begrenzten finanziellen Ressourcen,
                  so Mwinga. Die unabhängige Foundation for Innovative New Diagnostics habe sich die
                  Tuberkulose zum vorrangigen Ziel gemacht. Mit ihrer Unterstützung würden Schnelltests
                  entwickelt, so dass Hoffnung auf verbesserte Methoden bestünde. 
               
            
             
         
         
            
            
               Dr. Ralph Hausmann, Frankfurt