Nach Schätzungen von Experten wird die Zahl der Osteoporose-bedingten Frakturen auch
in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Vor diesem Hintergrund scheint es obligat,
die zur Verfügung stehenden, guten Therapiemöglichkeiten auch frühzeitig einzusetzen.
Hierauf wies Prof. Ludger Pientka, Herne, bei einem Symposium[1] während des Osteologie-Kongresses im März 2005 in Basel hin.
Nach Angaben Pientkas ereignen sich in Deutschland jährlich zwischen 130000 und 150000
proximale Femurfrakturen. "Die Kenntnisse über die Versorgungsrealität sind allerdings
sehr begrenzt", so der Experte für Altersmedizin. Denn bislang gibt es hierzulande
kein bundesweites Register für hüftgelenksnahe Brüche und Unterarmfrakturen. Das FX-Register,
an dem Pientka maßgeblich beteiligt ist, soll diese Informationslücke schließen und
damit einen Beitrag zum Qualitätsmanagement leisten. Hierzu wurden an über 400 Kliniken
in Deutschland die Daten von mehr als 16000 Patienten zusammen getragen. Beteiligt
waren neben Akutkliniken (40%) vor allem Rehakliniken (60%). Die bis jetzt generierten
Daten aus dieser Untersuchung sind zum Teil erschreckend und dokumentieren die schlechte
Versorgungslage: Bei 82,1% der Patienten mit proximaler Femurfraktur wurde keine Diagnostik
hinsichtlich einer vorangegangenen vertebralen Fraktur durchgeführt und bei 96,6%
der Patienten wurde keine Knochendichtemessung vorgenommen.
Bisphosphonate zu selten eingesetzt
Es verwundert daher auch nicht, dass weniger als 10% der Patienten nach den Vorgaben
der aktuellen Leitlinien behandelt werden. Hierzu stehen beispielsweise Bisphosphonate
wie Alendronat[2] zur Verfügung, die mit dem höchsten Evidenzgrad versehen sind. 30% aller postmenopausalen
Frauen erkranken an Osteoporose und selbst die Weltgesundheitsorganisation WHO führt
die Osteoporose unter den 10 wichtigsten Erkrankungen. Dennoch sind die Patienten
in Deutschland unterversorgt, und dies, obwohl bekannt ist, dass sich das Frakturrisiko
durch eine adäquate Behandlung um rund 50% senken ließe. Hierdurch ließen sich nicht
nur immense Kosten einsparen, sondern auch den betroffenen Patienten bliebe manches
Leid erspart.