Nasenpolypen treten bei Patienten mit chronischer Rhinosinusitis in Folge einer schweren
Entzündung in den Nasennebenhöhlen auf. Patienten klagen über Beschwerden wie chronisch
verstopfte Nase, Sekretfluss, ein ständiges Druckgefühl im Mittelgesichtsbereich und
Verlust des Riechvermögens. "Die Riech- und Schmeckstörungen sind ein Hinweis auf
Poliposis nasi", sagte Prof. Dr. Ludger Klimek, Wiesbaden, auf einer Fachpressekonferenz
in Neu Isenburg. Schätzungsweise komme die Poliposis nasi bei etwa 3-5% der Bevölkerung
vor, bei Männern etwa doppelt so häufig wie bei Frauen. Dabei bilden sich bevorzugt
in den Nasennebenhöhlen entzündliche Pseudopolypen, die in die Nasenhaupthöhle hineinragen.
Dort erscheinen sie als tropfenförmig gestielte, glasige Gebilde. Die Ursache der
chronischen Rhinosinusitis mit Poliposis nasi ist ungeklärt. Diskutiert werden bestehende
Vorerkrankungen wie allergische Rhinitis, chronische Sinusitis, eine genetische Disposition
und Umweltreize.
Charakteristisch: hohe Dichte von Plasmazellen
Charakteristisch: hohe Dichte von Plasmazellen
Diagnostisch wegweisend ist der endoskopische beziehungsweise radiologische Nachweis
von entzündlichen Schleimhautschwellungen in den Nasennebenhöhlen. Die Durchgängigkeit
des Ostium maxillare ist gestört. Durch diese Ostium-Blockade werden Ventilation und
Drainage gestört, was wiederum zu einer Sekretstagnation führt, erklärte Prof. Dr.
Herbert Riechelmann, Ulm. Die Entzündung ist geprägt von eosinophilen Granulozyten,
wesentlicher Vermittler der Entzündungsreaktion ist das Zytokin Interleukin (IL-)
5. Weitere Vermittler der eosinophilen Entzündunsreaktion sind die Chemokine Eotaxin
und RANTES. Als charakteristisch beschrieb Riechelmann auch die hohe Dichte von Plasmazellen.
Sie stammen von B-Lymphozyten ab, die wiederum von T-Lymphozyten zur Immunglobulin-Produktion
angeregt wurden. Zudem kommt es bei Nasenpolypen zu einer überschießenden, unspezifisch-polyklonalen
IgE-Bildung durch Plasmazellen. Beide pathophysiologische Mechanismen, die überschießende
Produktion von IL-5 und Chemokinen sowie die überschießende IgE-Produktion durch Plasmazellen
sind durch Glukokortikoide beeinflussbar.
Mometason-Spray verkleinert Nasenpolypen
Mometason-Spray verkleinert Nasenpolypen
Im Vordergrund der Therapie steht daher die antientzündliche Wirkung von topischen
Glukokortikosteroiden. Seine antiinflammatorische Wirkung hat nasales Mometason[1] bereits bei der allergischen Rhinitis gezeigt. In Studien konnte belegt werden,
dass unter einer nasalenMometason-Therapie typische Entzündungszellen wie eosinophile
Granulozyten, T-Lymphozyten, Adhäsionsmoleküle sowie die Entzündungsmediatoren Interleukin
4, 5 und 13 signifikant reduziert werden. In einem Pilotprojekt bei Prof. Claus Bachert,
Gent, konnte gezeigt werden, dass eine sechsmonatige Mometason-Behandlung bei zwei
Patienten, die bereits für eine Nasennebenhöhlen-Operation vorgesehen waren, zu einer
kompletten Remission führte. In neun Fallsammlungen mit 75 Patienten mit teilweise
operationspflichtiger Polyposis nasi wurde ebenfalls deutlich, dass Mometason präoperativ
zu einer Rückbildung der Polypen führt und postoperativ zu einer Rezidivprophylaxe
beiträgt.
In zwei doppelblinden, randomisierten Studien an über 650 Patienten mit Poliposis
nasi wurde die nasale Mometason-Gabe geprüft. Alle Patienten litten an beidseitiger
Poliposis nasi und an verstopfter Nase. Dabei wurden zwei Dosierungen gegen Plazebo
getestet: 200 µg einmal täglich und 2 x 200 µg zweimal täglich. Nach vier Monaten
reduzierte sich die Polypengröße in beiden Mometason-Gruppen signifikant, "wobei die
höhere Dosierung stärker wirkte als die schwächere", so Bachert. Auch die verstopfte
Nase besserte sich unter Mometason. Die Unterschiede waren jeweils signifikant gegenüber
Plazebo. Bemerkenswert war auch die Wirkung auf das Riechvermögen, das üblicherweise
nicht auf topische Glukokortikosteroide reagiert, sagte Bachert. Der verbesserte Geruchssinn
und der endoskopisch und messtechnisch (PNIF, peak nasal inspiratory flow) objektivierte
Rückgang der Polypengröße bescheinige eine weit überdurchschnittliche Wirksamkeit
des Präparates.
Die Nebenwirkungen lagen in beiden Studien auf Plazeboniveau. Bachert führt dies auf
die hohe lokale Wirksamkeit bei geringer systemischer Verfügbarkeit zurück. Auf dieser
Basis ist das bisher bei allergischer Rhinitis angewandte Nasenspray jetzt auch zur
Behandlung der Polyposis nasi für Patienten ab 18 Jahren zugelassen.
Quelle: Fachpressekonferenz "Mometason als Therapie-Option bei Polyposis nasi", März
2005 in Neu Isenburg. Veranstalter: essex pharma GmbH, München.