Einleitung
Einleitung
Das Auftreten einer neuen Hauterkrankung nach Abheilung einer Dermatose an gleicher
Stelle wird als isotope Reaktion bezeichnet [1 ]. Nach einem Herpes Zoster wurde dies bereits mehrfach beschrieben. Im gleichen Ausbreitungsgebiet
wurden akneiforme Veränderungen, Lichen ruber planus, eine Furunkulose, Psoriasis
vulgaris, Morphea oder eine eosinophile Dermatitis beobachtet. Granulomatöse Erkrankungen
wie Granuloma anulare, Granuloma anulare perforans, tuberkuloide Granulome, sarkoidale
Granulome, granulomatöse Vaskulitis oder eine unklassifizierbare granulomatöse Dermatitis
scheinen jedoch häufiger aufzutreten. Auch maligne Erkrankungen, wie zum Beispiel
das Kaposi-Sarkom, Lymphome oder Basalzell- und Plattenepithelkarzinome, wurden beschrieben
[3 ]
[4 ]
[13 ]. Das zeitliche Auftreten der Hautveränderungen nach einem Herpes zoster ist hierbei
sehr variabel und erstreckt sich zwischen einem unmittelbaren Erscheinen bis zu einer
Latenzzeit von bis zu vier Jahren [3 ]
[14 ]. Der Nachweis von Varizella-Zoster-DNA in granulomatösen Hautveränderungen gelang
bisher nur in wenigen Fällen [3 ]
[4 ]
[14 ]. Bemerkenswert ist im nachfolgenden Fall sicherlich auch der Zusammenhang mit der
seit ungefähr 1œ Jahren bestehenden Hepatitis C-Virus-Infektion. Unbestritten ist
diese ein Trigger für das Auftreten verschiedenster Hauterkrankungen und extrahepatischer
Manifestationen [6 ]
[12 ]. Verschiedenste immunologische Phänomene spielen hierbei eine Rolle [12 ]. Magro CM et al. hielten bereits einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer
lichenoiden, granulomatösen Hauterscheinung und einer hepatobiliären Erkrankung für
möglich [9 ].
Fallbericht
Fallbericht
Anamnese und Hautbefund
Bei einer 55-jährigen Patientin mit einer seit ungefähr 1œ Jahren bekannter Hepatitis
C-Virus-Infektion kam es im Mai 2004 zum Ausbruch eines ausgeprägten Herpes Zoster.
Der großflächige Befund erstreckte sich von der linken Lumbal- und Glutealregion bis
auf den linken medialen Oberschenkel (Abb. [1 ] und [2 ]). Die Patientin wurde daraufhin stationär ins nahe gelegene Bezirkskrankenhaus eingewiesen.
Dort wurde sie mit Aciclovir intravenös (5 mg/kg/KG) über 14 Tage behandelt. Daraufhin
kam es zur Rückbildung der Hauteffloreszenzen. Zurück blieb lediglich eine Hyperpigmentierung
an den ehemals befallenen Hautarealen. Im Juli/August 2004 kam es jedoch zum Auftreten
von rotbraunen, zum Teil auch konfluierenden Papeln mit isotopem Verteilungsmuster,
die mit einem Lichen ruber vergleichbar und zudem in lichenoider Anordung waren (Abb.
[1 ] und [2 ]). Zunächst wurde die Patientin mit Beta Cordes-Creme in Eucerin cum aqua zu gleichen
Teilen behandelt. Unter dieser Therapie kam es aber nicht zur vollständigen Abheilung
der befallenen Hautareale. Auf Grund dessen wurde bei Wiedervorstellung, Anfang September
2004, schließlich eine Probeentnahme und eine PCR-Untersuchung aus einem Abstrich
zur Diagnosesicherung veranlasst.
Abb. 1 Postzosterische granulomatöse Dermatitis in der Glutealregion.
Abb. 2 Postzosterische granulomatöse Dermatitis im Bereich des linken Oberschenkels.
Histologische Untersuchung (Abb. [3 ] u. [4 ])
In der zur Diagnosesicherung entnommenen Probebiopsie an der LWS zeigte die Epidermis
eine deutliche basale Hyperpigmentierung sowie eine minimale fleckförmige basale Spongiose.
An einer Stelle zeigte sich ein flacher Parakeratosehügel unter einer korbgeflechtartigen
orthokeratotischen Hornschicht. Im mittleren und oberen Corium fanden sich sehr dichte,
betont perivaskuläre Rundzellinfiltrate sowie kleinfleckige interstitielle granulomatöse
Infiltrate.Der Befund war gut vereinbar mit einer postzosterischen granulomatösen
Dermatitis.
Abb. 4 Granulomatöse Dermatitis - Detailaufnahme.
Abb. 3 Granulomatöse Dermatitis - Übersichtsaufnahme
Molekulargenetische Untersuchung des lumbalen Abstrichs (Privatdozent Dr. Bezold,
Neu-Ulm)
Molekulargenetische Untersuchung des lumbalen Abstrichs (Privatdozent Dr. Bezold,
Neu-Ulm)
Aus dem lumbalen Abstrich wurde eine PCR-Untersuchung auf Varizella-Zoster-Virus veranlasst
[7 ]. Das Ergebnis sprach für eine Infektion mit Varizella-Zoster-Virus. Zu beachten
ist hierbei immer, dass nur spezifische DNA nachgewiesen wurde, so dass nicht zwischen
aktiven und abgetöteten Mikroorganismen unterschieden werden kann. Ebenso ist es möglich,
dass die klinische Symptomatik nicht durch den Erreger per se, sondern durch die von
ihm hervorgerufene Entzündungsreaktion verursacht wird.
Therapie und Verlauf
Therapie und Verlauf
Da sich der initiale Diagnoseverdacht eines Lichen ruber histologisch nicht bestätigen
ließ und die PCR-Untersuchung auf Varizella-Zoster-Virus positiv ausfiel, wurde eine
orale, antivirale Therapie mit Brivudin-Tabletten, zunächst für 7 Tage, eingeleitet.
Diese Therapieoption wurde eingeschlagen, da in ähnlichen Fällen bereits gute Heilungsergebnisse
berichtet wurden. Dies geschah nach Absprache mit der Hausärztin der Patientin, die
sich auch zur regelmäßigen Überprüfung der Leberwerte bereit erklärte. Unter dieser
Therapie kam es zu einer deutlichen Besserung der Hauteffloreszensen. Da die Patientin
aber weiterhin über starken Juckreiz berichtete, wurde ihr angeraten, ihre Hepatitis-Therapie
in Absprache mit ihrer Hausärztin, die ihr bisher nur ein pflanzliches Präparat verordnet
hatte, zu intensivieren. Gleichzeitig wurde eine stärkere topische Kortikosteroidtherapie
verordnet.
Diskussion
Diskussion
Wir berichten über einen weiteren seltenen Fall einer granulomatösen Dermatitis nach
einem Herpes Zoster mit dem Nachweis spezifischer Varizella Zoster-Virus-DNA. Entgegen
der Ansicht Serflings [14 ], Varizella-Zoster-Virus spezifische DNA sei nur bis zu einem Monat nach Auftreten
der Effloreszenzen möglich, wurde in diesem Fall Virus spezifische DNA drei Monate
später noch nachgewiesen. [3 ]
[14 ].
Interessant ist auch der Zusammenhang mit der Hepatitis C-Virus-Infektion. Unbestritten
gilt die Hepatitis C-Virus-Infektion als Trigger für das Auftreten eines Lichen ruber
planus [8 ]. Aber auch eine postzosterische granulomatöse Dermatitis kann eine hepatobiliäre
Erkrankung wiederspiegeln [9 ]. Die direkte Verknüpfung über eine immunologische Fehlregulation erscheint hier
möglich, zumal eine aktive, chronische Hepatitis C mit verschiedenen immunologischen
Erkrankungen verknüpft ist [10 ]. Der Trigger für den immunologischen Prozess, der zu Hautmanifestationen führen
kann, sind aktivierte T-Zellen ( CD8 und zytotoxische T-Lymphozyten) und Zytokine
[12 ].
Nicht nur das Hepatitis C-Virus, sondern auch das Varizella-Zoster-Virus kann eine
atypische verzögerte Hypersensitivitätsreaktion auslösen. In der Literatur wird mehrfach
verneint, dass eine Assoziation zwischen Varizella-Zoster-Virus-DNA und dem Auftreten
granulomatöser Formationen besteht [14 ]. Nikkels et al. fanden jedoch kleinste, in den Zosternarben persistierende Virusproteine
[11 ]. Diese, so Nikkels, seien für die verzögerte Hypersensitivitätsreaktion und somit
für das Auftreten einer granulomatösen Dermatitis verantwortlich [3 ]. Hierbei handelt es sich um die Glykoproteine gpI und gpII, die in den Granulomen
nachgewiesen wurden.
In beiden Fällen, sowohl bei persistierender HCV RNA als auch bei persistierender
VZV DNA, ist histopathologisch kein typischer Zellschaden allein durch Virus-DNA oder
-RNA nachweisbar [4 ]
[8 ]. Das Zusammenspiel beider Immunphänomene ist bisher unbekannt.
Solange die Pathogenese unklar bleibt, ist es auch schwierig, eindeutige Therapieempfehlungen
zu geben. Kortikosteroide wurden mit unterschiedlichem Erfolg eingesetzt [2 ]
[4 ]. Aber auch die antivirale Therapie ist umstritten, zumal häufig virusspezifische
DNA nicht nachweisbar ist und diese auch nicht für das Auftreten der granulomatösen
Veränderungen verantwortlich gemacht wird [4 ]
[5 ]. Eine selbständige Regeneration ohne Therapie wird in der Literatur aber ebenfalls
berichtet [4 ].