Einführung
Einführung
Mikroorganismen sind ein Teil unseres täglichen Lebens. Als Standortflora auf der
Haut sind sie Teil des unspezifischen Abwehrsystems. Mikroorganismen besiedeln auch
Textilien. Vor allem bei engem Kontakt zur Haut, langen Zeiträumen zwischen Waschvorgängen
sowie entsprechendem Mikroklima ist ein schnelles Keimwachstum gegeben.
Die Mikroorganismen und deren Stoffwechselprodukte können
-
Infektionen auslösen,
-
Entzündungen hervorrufen,
-
zu unangenehmen Gerüchen in Wäsche, Sportbekleidung oder Schuhen führen,
-
Textilien zerstören oder in der Funktion beeinträchtigen.
Das Textil ist somit an der Wechselwirkung Haut - Umwelt direkt beteiligt. Bei den
Rohstoffen zur Fertigung von Textilien ist in den letzten Jahren ein deutlicher Trend
zu mehr Funktionalität erkennbar. Durch Fasern wie X-Static®, Meryl Skinlife®, Diolen
Care®, Trevira® Bioaktive u. a. wurde der Markt mit innovativen, antimikrobiell wirkenden
Materialien bereichert. Folgende Einsatzbereiche sind derzeit bekannt:
-
technische Textilien,
-
Objektwäsche und Berufsbekleidung,
-
Outdoor-Textilien,
-
Haushaltwäsche,
-
Sport- und Freizeittextilien,
-
Textilien für den Wellness-Sektor und
-
Medizintextilien.
Weit verbreitet ist der Einsatz von Silber als antimikrobiell wirksames Prinzip. Silberfasern
oder in die Faser eingeschlossene Silberionen verhindern die Vermehrung von Bakterien,
ohne das natürliche Gleichgewicht der Haut zu stören. Geruchsentwicklung, bei der
insbesondere Corynebakterien eine Rolle spielen [9], wird vermindert. Der antimikrobielle Schutz von Textilien muss fest im Material
verankert und somit permanent (d. h. wasch- und reinigungsfest) sein, hochwirksam
gegen Bakterien und Pilze, ungiftig für den Anwender unter Beibehaltung von Tragekomfort
und Funktionalität. Für Tag- bzw. Funktionswäsche haben derartige Fasern bereits ein
beachtliches Marktvolumen erreicht. Dermatologische Tests bescheinigen eine gute Hautverträglichkeit
[2]. Somit empfiehlt sich der Einsatz dieser textilen Produkte nicht nur beispielsweise
für den Wellnessbereich. Vielmehr besteht die Zielsetzung darin, textile Stoffe mit
antimikrobieller Ausstattung suffizient medizinisch in Prophylaxe und Therapie einzusetzen.
Der Einsatz von Silberionen auf wissenschaftlicher Basis
Der Einsatz von Silberionen auf wissenschaftlicher Basis
Enge Kooperation von Medizinern und Textiltechnikern erlaubt in zunehmendem Maße die
Entwicklung spezieller Gewirke, welche den besonderen Anforderungen im medizinisch-klinischen
Einsatz Rechnung tragen. Neben Materialeigenschaften wie beispielsweise Atmungsaktivität,
Feuchteableitung, Antistatik, Sterilisier- bzw. Waschbarkeit, Allergenminimierung,
Kosteneffektivität und ökologisch vertretbarer Entsorgung spielt die antimikrobielle
Wirksamkeit mit Schaffung von Barrierefunktionen für Mikroorganismen eine wesentliche
Rolle [1]. In diesem Zusammenhang bietet sich die textile Ausstattung mit Silberionen an.
Silber ist seit Jahrhunderten für seine antiinfektiöse Qualität bekannt und heute
therapeutisch in den verschiedensten medizinischen Gebieten etabliert. Bereits Anfang
des 20. Jahrhunderts war der Einsatz von Silber und Silberverbindungen zur Bekämpfung
bakterieller Infektionen medizinischer Standard [11]. Silber wurde in dünnen Blättchen aufgetragen, um Wunden zu heilen.
Verschiedene Versionen von Silber im atomischen Aufbau sind bekannt. Silber kann als
neutrales Atom mit 47 Elektronen und 47 Protonen existieren oder als positiv geladenes
Atom mit 46 Elektronen und 47 Protonen. Ein Silberatom ohne elektrische Ladung wird
häufig als metallisches Silber oder Ag (0) angegeben und besitzt keine antimikrobiellen
Eigenschaften. Diese Fähigkeit wird ausschließlich der ionischen Form Ag (I) oder
Ag+ zuerkannt. Das Silberkation ist ein potentes antimikrobiell wirksames Agens mit
der Fähigkeit, Bakterien zu schädigen [3].
In-vitro-Studien zeigten antibakterielle Wirksamkeiten sowie die Schaffung antimikrobieller
Barrieren für silberbeschichtete Wundverbände bei Kontaktzeiten über mehrere Stunden
[11]. Schaller et al. berichteten bei der Verwendung silberhaltiger hydrokolloider Wundverbände
über gute antibakterielle Wirksamkeit mit Vermeidung einer Zytotoxizität [12]. Bei zahlreichen Tierversuchen wurde zu Fragen des Silbereinsatzes an offenen Wunden
recherchiert [6]
[13].
Beschrieben wird ein möglicher Angriffsort der Silberionen auf verschiedenen zellulären
und subzellulären Ebenen wie der Zytoplasmamembran, die Beeinflussung von Protein-Interaktionen
bzw. Enzymaktivitäten [4] sowie der DNA-Replikation [5]. Zu eventueller Silbertoxizität wurde von verschiedenen Autoren berichtet [6]
[7]. Humantoxizität bei lokaler wie interner Anwendung silberhaltiger medizinischer
Produkte, so wie diese derzeit in der medizinischen Praxis verwendet werden, können
jedoch als außerordentlich gering eingestuft werden [8].
In der modernen Medizin werden silberhaltige Materialien für eine Reihe von therapeutischen
Produkten eingesetzt. Dazu gehören beispielsweise Wundauflagen (z. B. Silber-Aktivkohle-Kompressen),
spezielle Verbandstoffe (z. B. bei Verbrennungen) oder Katheterbeschichtungen - generell
unter dem Aspekt antiinfektiöser Wirksamkeit [8].
Gute therapeutische Erfahrungen für silberbeschichtete Textilien liegen bereits für
die Anwendung im Rahmen der Therapie beim atopischen Ekzem vor [2]. Hierbei ist der Ansatz die vermehrte Hautbesiedlung mit Staphylococcus aureus,
die als Triggerfaktor der Entzündung über sog. Superantigene wirken kann.
Stoffwechselerkrankungen können mit einem erhöhten Risiko von Hautinfektionen verknüpft
sein. So ist bei Patienten mit Diabetes mellitus neben einer optimalen Stoffwechseleinstellung
auch eine kontinuierlichen Kontrolle der Infektsituation wünschenswert. Bei sensomotorischer
und/oder autonomer Neuropathie sind Betroffene gefährdet, ein diabetisches Fußsyndrom
zu entwickeln [10]. Konsequente lokale Druckentlastung, gezielte antiinfektiöse Behandlung [14] sowie zuweilen systemische Antibiose [15] sind erforderlich, um schwerwiegende Folgen wie z. B. Amputationen zu vermeiden.
Gerade für Diabetiker könnte das Einbringen von Silberionen in Strümpfe oder Schuhe
zur Infektprophylaxe der Füße und damit zur Erhaltung der Mobilität beitragen.
In den letzten Jahren gab es verschiedene Entwicklungen auf dem Gebiet der Fadenhersteller,
um synthetische Garne mit Silber zu ummanteln oder Silberionen in Fadenmaterialien
einzulagern. Somit können textile Flächen für Medizinprodukte hergestellt werden und
in die unterschiedlichsten Finalprodukte einfließen, ganz gleich ob als Gewebe, Gewirke,
Gestrick oder Vlies.
Die positiven Eigenschaften von Silber aus textil-technologischer Sicht sind u. a.
[3]
[8]
[10]:
-
Temperaturregulierende Wirkung,
-
hohe Wärmeleitfähigkeit, Umwandlung von Feuchtigkeit (Verdunstung),
-
Antistatik,
-
Geruchsbindung.
Die negativen Eigenschaften sind vergleichsweise gering. Silbersalze können u. U.
eine reizende - und adstringierende Wirkung auf das Gewebe ausüben. Bei systemischer
Resorption sind Argyrosen und ZNS- sowie Nephrotoxizität [7] möglich. Dies gilt insbesondere für organische Silberanwendungen. Ionisches Silber
ist hingegen gut gewebeverträglich.
Überblick zu antibakteriell ausgestatteten Textilien
Überblick zu antibakteriell ausgestatteten Textilien
Einen summarischen Überblick gibt Tab. [1].
Tab. 1 Produktspezifikation. Antimikrobielle Textilien (Auswahl)
| Hersteller |
Produkt |
Einsatz |
Spezifikation |
Permanenz |
|
Handelsmarken (Auswahl)
|
| Odlo |
Effect |
„Termic”-Sportunterwäsche |
Silberionen auf winzigen keramischen Trägern |
permanent |
| Tex-A-med |
Padycare® |
Bettwäsche, T-Shirts, Leggins |
silberummantelte Mikrofasern PA 6.6, Silberanteil ca. 20 % |
150 Wäschen bei 40 °C |
| Schoedel AG |
Silverline® |
Matratzenbezugsstoff |
silberummantelte Faser |
permanent |
| Schoedel AG |
MicroCare® |
Matratzenbezugsstoff |
Acetat mit eingelagertem Additiv, das mit Feuchtigkeit aktiven 02 produziert „Sauerstoffdesinfektion” |
mehrmals waschbar bis 60 °C |
| Malden Mills |
Polartec ® Power with Dry X-Static |
|
eingearbeitete silberummantelte Fäden |
permanent |
|
Antimikrobielle Fasern (Auswahl)
|
| Acordis |
Amicor TM Amicor Plus |
Sportbekleidung, Unterwäsche, Socken, med. Produkte |
PAN, Einsatz nur in Mischungen mit CV od. CO, WO/PES, enthält Triclosan |
|
| TWD GmbH |
Diolen Care® Timbrelle Care® |
Sportbekleidung, Wäsche, Matratzen, med. Produkte |
PES bzw. PA 6.6 Multifilament mit Silberionen |
permanent |
| Lenzing |
Modal® Fresh |
Hemden, Socken, Wäsche, Bettwaren |
Viskose mit Antibakteriostat wie in Zahnpasta, Kosmetiks |
> 50 Wäschen |
| Kanebo |
Livefresh |
Unterwäsche, Socken, Sportswear, Sohlen |
PA 6.6, meist in Mischung, Zeolithe und Silberionen |
> 50 Wäschen |
| Montefibre |
Leacril® Saniwear Terital® Saniwear |
Sportswear, Bett- und Tischwäsche |
PAN, PES, Silberionen |
|
Statex Noble fibre |
SHIELDEX® X- Static® |
Neurodermitis-Bekleidung, Socken, Unterwäsche |
silberummanteltes PA 6.6 |
permanent |
| Nylstar |
Meryl® Skinlife |
Sportswear, Socken, Schuhfutter, Unterwäsche, Medizin |
PA 6.6 Mikrofaser mit Silberionen |
permanent |
| Rhovyl |
Rhovyl AS® |
Hygieneartikel (Inkontinenz, Bandagen) |
PVC- Hohlfasern, Triclosan |
|
| Trevira GmbH |
Trevira® Bioactive |
funkt. Unterwäsche Sportswear, Bettwäsche |
PES Multifilament mit fest verankerten, antimikrobiell wirkenden Additiven |
permanent |
Möglichkeiten der textilen Applikation antimikrobieller Wirkstoffe
Möglichkeiten der textilen Applikation antimikrobieller Wirkstoffe
Die Applikation von Silber kann durch Einschluss der Wirksubstanzen im Spinnprozess
oder als Finishing in der Garn- oder Gewebeausrüstung erfolgen. Die Vor- und Nachteile
der verschiedenen Möglichkeiten sind aus Tab. [2] ersichtlich.
Tab. 2 Vor- und Nachteile der Applikation von Silber (Quelle: Textil Color AG)
| Applikation |
Vorteile |
Nachteile |
| Nachbehandlung |
einfaches Aufbringen flexible Kosten |
kann bakterizid wirken nicht permanent Migration zur Haut möglich (Allergiegefahr) Umweltbeeinträchtigung |
| Silberummantelung |
permanent keine Migration |
hohe Kosten (bis 10 % Ag) nicht anfärbbar metallisches Silber (Verfärbung) Wirksamkeit nur bei direktem Hautkontakt gegeben |
| antimikrobielle Garne |
antimikrobiell keine Migration permanent Multifilamente keine Umweltbeeinträchtigung |
Wirksamkeit nur bei direktem Hautkontakt und Freisetzung von Silberionen gegeben |
Demzufolge wird unterschieden zwischen:
-
Klassischer nachträglicher Ausrüstung der fertigen Textilien mit bioaktiven Substanzen.
Der aktive Wirkstoff ist oberflächlich aufgebracht und diffundiert von der Faser in
die Umgebung.
-
Verarbeitung von silberummantelten Synthesegarnen auf der Basis Polyamid 6.6 zu textilen
Flächen. Der Silberanteil des Fadens liegt normalerweise bei ca. 15 % reinem Silber.
Mögliche Mischungen sind
Baumwolle gekämmt (Mako) + 5 %, 7 % oder 10 % X-Static® bzw. SHIELDEX®
PES halbmatt + 5 %, 7 % oder 10 % X-Static® bzw. SHIELDEX®
PES T402 + 5 %, 7 % oder 10 % X-Static® bzw. SHIELDEX®
-
Einsatz modifizierter Synthesegarne auf Basis Polyamid 6.6 oder Polyester. Die aktive
Substanz sind Silberionen, wie sie auch in der Medizin oder in der Trinkwasseraufbereitung
verwendet werden. Um anhaltende Stabilität der Silberionen zu gewährleisten, werden
diese in einer zirkonbasierten Keramik eingeschlossen und während des Spinnprozesses
in die Faser eingelagert. So wird eine permanente Wirksamkeit gewährleistet.
Antimikrobielle Ausstattung textiler 3D-Strukturen am Beispiel von medizinischen Schuheinlagen
Antimikrobielle Ausstattung textiler 3D-Strukturen am Beispiel von medizinischen Schuheinlagen
Die im TITV Greiz entwickelten dreidimensionalen Abstandgewirke stellen sehr interessante
textiltechnologische Lösungen für medizinische Anwendungsbereiche dar. Sie bieten
Problemlösungspotenziale mit ganz spezifischer Funktionalität für das Finalprodukt.
Textilphysiologische Untersuchungen weisen günstige Produkteigenschaften wie Druckentlastung,
Thermoregulation und Flüssigkeitstransport nach [16].
Bereits jetzt lassen sich typische Einsatzgebiete erkennen, wie z. B. im Rahmen der
primären Prävention von Dekubitalulzera im OP, der sekundären Dekubitusprävention
bevorzugter Körperpartien bei Rollstuhlfahrern oder beim Einsatz von Abstandgewirke
als Bestandteil therapeutischer Hilfsmittel wie z. B. Bandagen oder Orthesen.
Neueste Forschungsarbeiten des TITV Greiz hatten die Entwicklung Transdermaler Therapeutischer
Systeme in Form wirkstoffhaltiger Pflaster unter Einbeziehung von Abstandgewirken
als Depot für nicht kristalline Wirkstoffe und die Entwicklung von dreidimensional
gewirkten Kompressionsbinden mit definierter Elastizität (Kurzzugbinden) für die Komplexe
Physikalische Entstauungstherapie zur Behandlung von Lymphödempatienten zum Inhalt.
Im Rahmen eines ZUTECH-Projektes ( ZUTECH = Zukunftstechnologien für kleine und mittlere
Unternehmen) erfolgte unter Beteiligung der Forschungseinrichtungen TITV Greiz, Forschungsinstitut
für Leder und Kunststoffbahnen gGmbH Freiberg und Prüf- und Forschungsinstitut für
die Schuhherstellung e. V. Pirmasens die Bearbeitung eines gemeinsamen Projektes,
welches schwerpunktmäßig die Entwicklung funktioneller Abstandgewirke zur Prävention
von Plantarulzera bei Patienten mit diabetischem Fußsyndrom zum Inhalt hat. Dieses Einsatzgebiet erfordert wesentlich andere Konstruktionsparameter. Die 3D-Gewirke
sind in Kombination mit bewährten Fußbettungsmaterialien für den orthopädischen Schuh
zur Versorgung von Diabetikern, aber auch als fußnahe textile Fläche für den Berufsschuh
zu verwenden. Ein nicht zu unterschätzender Zusatznutzen für diese Anwendungen ist
die Ausstattung einer Fläche der 3D-Struktur mit antimikrobiell wirkenden Materialien.
Problemstellung
Mehr als 4 Millionen bekannte Diabetiker leben heute in Deutschland [17], und die Fallzahlen zeigen eine deutliche Progredienz. Hochrechnungen ergeben dabei
eine geschätzte Anzahl von etwa 1,25 Millionen Diabetes-Patienten mit der Möglichkeit
von Ulzerationen der unteren Extremität und dem Risiko einer Amputation.
Das diabetische Fußsyndrom ist eine schwere Diabetesspätfolge. Füße und Unterschenkel
gehören auf Grund der sensomotorischen und autonomen Neuropathie [10] zu den empfindlichsten Körperteilen des Diabetikers und sind besonders gefährdet.
40 - 70 % aller nicht-traumatischen Amputationen der unteren Extremitäten werden bei
Patienten mit Diabetes mellitus durchgeführt [18]. Orthopädietechnisch machen sich in diesen Fällen Prothesenversorgungen oder individuell
zugerichtete Orthesen erforderlich.
Absolute Priorität in der Therapie des diabetischen Fußsyndroms besitzt die lokale
Druckentlastung vorliegender Gewebeläsionen und damit die befundadaptierte Schuhversorgung.
Momentan werden für die Fertigung orthopädischer Maßschuhe für Diabetiker die unterschiedlichsten
Materialien verwendet.
Orthopädische Einlagen haben verschiedene Aufgaben:
-
Korrektur, Stützung und Bettung von Fußdeformitäten,
-
Entlastung und Lastumverteilung im Bereich der unteren Extremität als funktioneller
Einheit.
Neben Kork, Metall, Leder und Holz werden meist Kunststoffe eingesetzt. Mit ihnen
ist es möglich, die Funktion der Einlage individuell anzupassen. Thermoplastische
Kunststoffe eignen sich für stützende und korrigierende Einlagen, Weichschäume und
Silikone für weichpolsternde Bettungseinlagen bei hochempfindlichen, druckgefährdeten
Füßen. Härtere Schaumstoffe werden als Unterbau oder zur Herstellung von stützenden
Einlagen verwendet.
Textile Materialien spielen bislang keine wesentliche Rolle, sie werden lediglich
als obere Deckschicht (Frotté, Gewebe, Filz) für andere Materialien wie Weichschaum,
Kork, Gel u. a. genutzt.
Damit gewinnt die Entwicklung innovativer funktioneller textiler 3D-Strukturen als
alternative Lösung oder sinnvolle Ergänzung zu bestimmten Einlagematerialien im Schuhaufbau
an Bedeutung. Die Forcierung neuer Produkteigenschaften führt entweder zur Weiterentwicklung
einer bestehenden Produktlinie mit verbesserten Eigenschaften oder zu neuen Produkten
mit neuem Gebrauchswert.
Entwicklungsziel
Ziel der F&E-Arbeiten war die Entwicklung von funktionellen, dreidimensionalen, textilen
Strukturen, die durch gebrauchswertorientierte Warenkonstruktion und antimikrobielle
Ausstattung spezifische Eigenschaften für den geplanten Einsatz im Schuhbereich aufweisen.
Dabei gilt das Augenmerk sowohl der medizinischen Versorgung der Diabetiker wie auch
dem Berufsschuhbereich.
Die Zielstellung bestand in:
-
konsequenter Druckentlastung und Weichbettung der Füße zur Vermeidung von Fußläsionen,
-
Schaffung einer dauerhaft druckstabilen, klimatisierenden Zone zur Belüftung des Fußes,
auch unter Belastung durch den menschlichen Körper,
-
Gewährleistung einer guten Modellierbarkeit, um Faltenbildung und Druckstellen zu
vermeiden,
-
Einsatz funktioneller Materialien oder Beschichtungen mit antimikrobieller Wirkung
zur Prävention bei Verletzungen,
-
projektbegleitenden Prüfungen, Fertigung von Prototypen, Anwendungserprobung.
Diese Forderungen konnten durch gezielte Entwicklung und Konstruktion funktioneller
dreidimensional gewirkter textiler Strukturen in Verbindung mit bewährten Fußbettungsmaterialien
und geeigneten Kaschierverfahren erfüllt werden.
Die Fertigungstechnologie auf Doppelraschelmaschinen ist wie kein anderes textiles
Herstellungsverfahren geeignet, durch spezifische Materialkombination und geeignete
Gestaltung der abstandshaltenden Zone die Weichbettung der Füße zu gewährleisten und
Thermoregulation sowie ggf. Feuchteableitung im Schuh günstig zu beeinflussen. Durch
eine ausreichend gute Stabilität der abstandshaltenden Zone, auch unter hoher Druckbelastung
durch den stehenden Menschen, kann eine klimatisierende und thermoregulierende Wirkung
erreicht werden. Mit der Abrollbewegung des Fußes beim Laufen und dem damit verbundenen
Pumpeffekt wird die Luftzirkulation in der Abstandstruktur gefördert (Abb. [1]).
Abb. 1 Querschnitt durch ein 3D-Abstandgewirke.
Abstandgewirke sind als druckentlastende, atmungsaktive klimatisierende Schicht, ausgestattet
mit antimikrobiell wirkenden Substanzen durch das eingesetzte Fadenmaterial oder als
funktionelle Beschichtung, ideal geeignet für den Einsatz im Innenschuh. Neben der
orthopädischen Schuhversorgung, insbesondere für Diabetes-Patienten, wurden auch Abstandgewirke
mit Feuchteleitfunktion für den Berufsschuhbereich entwickelt, eingesetzt und getestet.
Dazu gehören Personengruppen mit besonderer Belastung der Füße, wie z. B. die Kellnerinnen
und Kellner im Gaststättengewerbe.
Produktspezifische Eigenschaften funktioneller Abstandgewirke
Abstandgewirke sind dreidimensional gefertigte Maschenwaren. Sie bestehen aus zwei
textilen Außenflächen, welche durch relativ steife „Polfäden” miteinander verbunden
sind. Diese gewährleisten gleichzeitig einen definierten Abstand. Der Flächenzwischenraum
ist in Dicken zwischen 1,5 mm und 10 mm variabel einstellbar (Abb. [1]). Seine Konstruktion hat wesentlichen Einfluss auf die Funktionalität der 3D-Struktur
im Hinblick auf Thermoregulation, Atmungsaktivität, Druckstabilität und -elastizität.
Die beiden Außenflächen können völlig unterschiedlich gearbeitet werden. Materialeinsatz
und Oberflächengestaltung haben nachhaltigen Einfluss auf die dehnungselastischen
Eigenschaften, den bekleidungsphysiologischen Komfort und auf einen gerichteten Feuchtetransport
von der Haut weg in die zweite textile Ebene der Struktur.
Abstandgewirke erfüllen in vielerlei Hinsicht die Erwartungen an Textilien für medizinische
Einsatzbereiche. Die abstandhaltende Zone bewirkt, dass zwischen den Außenflächen
ständig Luft zirkuliert. Dadurch wird Stauwärme vermieden und der Mazeration der Haut
entgegen gewirkt. Der Tragekomfort wird optimiert, was dazu führt, dass die Patientencompliance
gegenüber der Anwendung von medizinischen und therapeutischen Hilfsmitteln gefördert
wird. In Abhängigkeit vom jeweiligen Einsatzgebiet kann Einfluss auf das druckelastische
Verhalten der Struktur genommen werden. Dies führt bei Einsatz von Abstandgewirken
sowohl in der Dekubitusprophylaxe als auch im Schuhbereich zu einer deutlichen Druckentlastung.
Durch diese vielfältigen Möglichkeiten in Konstruktion und Gestaltung können produktspezifische
Eigenschaften herausgearbeitet werden, welche die Funktionalität des späteren Finalproduktes
entscheidend beeinflussen.
Einsatz modifizierter funktioneller Synthesegarne im fußnahen Bereich
Auf der Basis eines abgestimmten Versuchsplanes wurde die Gewirkeentwicklung für die
beiden Einsatzgebiete Orthopädischer Schuh (Diabetisches Fußsyndrom) und Berufsschuh
durchgeführt.
Es wurden unterschiedliche Materialkombinationen erprobt und deren Einfluss auf die
Druckentlastung des Fußes, die mikroklimatischen Verhältnisse im Schuh und die antimikrobielle
Wirksamkeit untersucht (Abb. [2]).
Materialien
Wesentlichen Einfluss auf die Funktionalität der Abstandgewirke hat die Auswahl der
Materialien. Meist werden Synthesegarne wie Polyamid 6.6 oder Polyester verwendet,
aber auch zellulosische Garne, wie Baumwolle oder Viskose. Die nachfolgende Übersicht
zeigt die wichtigsten Eigenschaften der eingesetzten Materialien (Tab. [3]).
Tab. 3 Eigenschaften einiger synthetischer und cellulosischer Fasergarne im Überblick
| Fasern |
Faserart |
Dichte g/cm³ |
Reißdehnung (%) Normklima nass |
Spez. elektr. Widerstand Ω cm |
Schmelztemp. °C |
Wassersorption (Masse-%) |
Wasserrück-haltevermögen (%) |
| synthetische Fasern Polyamid 6 |
Filamente |
1,14 |
20 - 45 105 - 125 |
109-1011
|
215 - 220 |
3,5 - 4,5 |
10 - 15 |
| synthetische Fasern Polyamid 6.6 |
Filamente |
1,14 |
20 - 40 105 - 125 |
109 - 1011
|
255 - 260 |
3,5 - 4,5 |
10 - 15 |
| synthetische Fasern Polyester |
Filamente + Monofile |
1,36 - 1,41 |
20 - 30 100 - 105 |
1011-1014
|
250 - 260 |
0,2 - 0,5 |
3 - 5 |
| cellulosische Fasern Viskose |
Filamente |
1,52 |
10 - 30 100 - 130 |
gering (10 6 - 107) |
175 - 190 |
12 - 14 |
85 - 120 |
| cellulosische Fasern Baumwolle |
Fasern |
1,53 - 1,55 |
20 - 50 100 - 120 |
gering |
ab 180 |
7 - 9,5 bei 65 % rel. Luftfeuchte 14 - 18 bei 95 % rel. Luftfeuchte |
42 - 53 |
Synthetische monofile Garne: Zur Abstandshaltung werden überwiegend synthetische Monofilamente, die als Einzelfäden
ersponnen werden, eingesetzt. Sie besitzen durch ihren monofilen Charakter eine höhere
Steifigkeit als multifile Fäden gleicher Fadenstärke und können somit Druckbelastungen
besser standhalten. Die Einsatzspezifik bestimmt, welche Fadenstärke und -dichte benötigt
wird.
Monofilgarne sind nicht geeignet, Feuchte aufzunehmen und weiterzuleiten. Damit unterscheiden
sie sich grundlegend von den Filamentgarnen.
Synthetische multifile Garne: Bei der Erspinnung von Filamentgarnen im Direktspinnverfahren wird die Spinnmasse
durch Düsen gepresst, die unterschiedlich viele Öffnungen haben kann. Auf diese Weise
erhält man eine bestimmte Anzahl von feinen Fäden (Filamente), welche zu einem Gesamtfaden
vereinigt werden. Dabei bilden sich zwischen den aneinander liegenden Einzelfilamenten
Hohlräume aus, in denen durch adhäsive Kräfte Feuchte transportiert wird.
Filamentfäden können Feuchtigkeit aufnehmen und durch Kapillarwirkung weiterleiten.
Je mehr Einzelfilamente in einem Faden vorhanden sind, desto besser ist die Feuchte
transportierende Wirkung. Sie wird bei den Abstandgewirken genutzt, um Feuchte (z.
B. in Form von Schweiß) von der Haut abzuleiten.
Synthetische Multifilamentgarne mit antimikrobieller Ausstattung: Ein wesentlicher Zusatznutzen bei der Herstellung synthetischer Garne ist die Einlagerung
von Silberionen und die damit erzielbare antimikrobielle Wirkung. Bei diesen modifizierten
Synthesegarnen wird nanokristallines Silber im Spinnprozess in den Faden eingelagert.
Dadurch ist eine permanent antiseptische Wirkung gewährleistet.
Die positiv geladenen Silberionen hemmen die Funktion der Bakterienenzyme der Zellproteine.
Sie greifen die Strukturproteine der Keime an und stören die Zellteilung. Dies führt
zu deren Denaturierung, d. h. zur Abtötung des Keims. Für die antimikrobielle Ausstattung
der fußnahen Fläche des Abstandgewirkes wurden neu entwickelte Synthesegarne auf Basis
PES (Diolen Care® oder Trevira® bioaktiv) und auf Basis PA 6.6 (Meryl Skinlife®) eingesetzt.
Ziel der Arbeiten war es, bei Fußläsionen jeglicher Art, die bei Diabetikern verheerende
Folgen haben können, prophylaktisch einzugreifen und die Ausbreitung und Vermehrung
von Bakterien zu hemmen bzw. zu verhindern. Die Abstandgewirke Art. 09960/3 und 12980/5
wurden durch Einsatz antimikrobiell wirkender synthetischer Garne entsprechend modifiziert,
wie auch Art. 02991/2 für den Einsatz im Berufsschuhbereich. Neben der antimikrobiellen
Wirkung wurde hier auf die Wirksamkeit der Silberionen gegen Mykosen und Geruchsbildung
in Form von Fußschweiß gesetzt, was im Berufsschuh u. U. wichtiger ist.
Prüfung der antimikrobiellen Wirksamkeit
Auf jeder gesunden Haut leben Bakterien. Man unterscheidet je nach Aufbau der Zellwand
grampositive, wie Staphylococcen und verschiedene Corynebakterien, und gramnegative Bakterien, wie Klebsiella pneumoniae oder Escherichia coli
[19]. Bei Anwesenheit von Feuchtigkeit und Wärme vermehren sich die Bakterien jedoch
rasch durch Zellteilung mit (Aerobier) oder ohne Sauerstoff (Anaerobier). Die Prüfung
auf antimikrobielle Wirksamkeit wurde daher gegen grampositive (Staphylococcus aureus) und gramnegative (Klebsiella pneumoniae) Teststämme mit dem Challenge-Test, in Anlehnung an die Testmethode JIS L 1902 :
1998 [20] durchgeführt. Dieser Test erfasst Textilien mit antimikrobieller Beschichtung (Ausrüstung)
und Fasern und Textilien mit immobilisiertem Wirkstoff.
Unter den gegebenen Versuchsbedingungen wurde für die untersuchte Abstandgewirkeprobe
Art. 12980/A (Ausstattung in einer textilen Fläche mit PES Diolen Care®) gegenüber
den eingesetzten Teststämmen Staphylococcus aureus und Klebsiella pneumoniae DSM 789 eine spezifische antimikrobielle Wirkung nachgewiesen.
Für die untersuchte Probe des Abstandgewirkes Art. 09960/3 mit PA 6.6 Meryl Skinlife®
wurde im Vergleich zur nicht ausgestatteten Probe gegenüber den eingesetzten Teststämmen
Klebsiella pneumoniae DSM 789 und Staphylococcus aureus ATCC 6538 ebenfalls eine spezifische antimikrobielle Wirkung nachgewiesen.
Abb. [3] zeigt beispielhaft die Prüfergebnisse des Abstandgewirkes Art. 09960/3. Am 1. und
2. Säulenpaar (von links) ist das Bezugsnormal 0 Stunden (ohne antimikrobiell ausgestattete
Materialien) und die Anzahl koloniebildender Einheiten nach 18 Stunden Inkubationszeit
zu erkennen. Für das 3. Säulenpaar (von links) wurde Gewirke mit antimikrobieller
Ausstattung eingesetzt und die Anzahl koloniebildender Einheiten ebenfalls nach 18
Stunden bestimmt sowie die spezifische Aktivität ermittelt (rechtes Säulenpaar).
Abb. 3 Nachweis der antimikrobiellen Wirksamkeit von Silberionen nach der Testmethode JIL
1902.
Weitere Möglichkeiten der antimikrobiellen Ausstattung von 3D-Strukturen auf textiler
Basis
Silberbeschichtete Polyamidfäden: Silberbeschichtete Polyamidfäden der Firma Statex Bremen mit der Bezeichnung SHIELDEX®
sind beispielsweise durch den Einsatz in Neurodermitis- Bekleidung der Firma Tex-
A-Med Gefrees unter dem Markennamen Padycare® bekannt geworden. Die versilberten Gewirke
oder Gestricke können als Flächenware zu Finalprodukten verarbeitet werden. Mikrofasern
auf Basis Polyamid 6.6 werden mit einer Silberbeschichtung versehen, die in der Mikrofaseroberfläche
fest verankert ist (Abb. [4]).
Abb. 4 Silberummantelte Polyamid-Mikrofasergarne; Quelle: Tex-A-Med GmbH.
Abb. 2 Medizinische Schuheinlage mit antimikrobiell ausgestatteter textiler 3D-Struktur.
Einzelne Fäden in Abstandgewirke partiell einzuarbeiten, wäre theoretisch möglich,
ist aber relativ teuer, weil aus ökonomischen Gründen für die Zulieferung der hochwertigen
Fadenmaterialien separate Ketten mit verringerter Fadenzahl geschärt und verarbeitet
werden müssten.
Einsatz von silberbeschichteten Kettengewirken: Im Rahmen der Entwicklungsarbeiten wurde die Möglichkeit genutzt, ein fertiges Gewirke
der Firma Statex mit der Bezeichnung SHIELDEX® auf Abstandgewirke zu kaschieren und
im fußnahen Bereich einzusetzen. Damit ist gewährleistet, dass durch die filigrane
Struktur des versilberten Gewirkes die positiven Eigenschaften des Abstandgewirkes
voll zum Tragen kommen und gleichzeitig das versilberte Gewirke am Fuß seine antimikrobielle
Wirkung entfalten kann.
Antimikrobielle Ausrüstung von 3D-Gewirken
Antimikrobielle Ausrüstung von 3D-Gewirken
Es ist ein zunehmender Bedarf an antimikrobiell ausgerüsteten Textilien zu beobachten.
Dabei soll nicht nur die Funktionalität gewährleistet sein, sondern auch der Haut-
und Umweltverträglichkeit Rechnung getragen werden. Es resultiert die Aufgabe, die
antimikrobielle Ausrüstung möglichst haftfest auf der Textilfaser zu verankern und
damit Produkte einzusetzen, die eine Permanentwirkung bieten.
Möglichkeiten zur Vermeidung mikrobieller Kontamination
Prinzipiell können drei Richtungen unterschieden werden:
-
Antimikrobielle Ausrüstung, die das Anlagern von Mikroorganismen verhindert (bakteriophobe
Ausrüstung),
-
Antimikrobielle Ausrüstung, die das Wachstum der angelagerten Mikroorganismen hemmt
(bakteriostatische Ausrüstung),
-
Antimikrobielle Ausrüstung, die zur Abtötung der adherierten Mikroorganismen führt
(bakteriozide Ausrüstung).
Durchgeführte Untersuchungen
Am Forschungsinstitut für Leder- und Kunststoffbahnen wurden Untersuchungen vorgenommen,
3D-Gewirke nachträglich antibakteriell auszurüsten. Hierfür wurde die am Institut
vorhandene Anlagentechnik, wie Applikation mittels Plasmaverfahren bei Atmosphärendruck
und das Magnetronsputterverfahren, genutzt. Beide Verfahren gestatten den Auftrag
von Nanoschichten auf die Textilfasern, wobei die textilen Eigenschaften weitestgehend
erhalten bleiben. Durch Einwirkung eines Plasmas auf die Textilfasern während der
Abscheidung werden die Textilfasern funktionalisiert, das heißt es werden radikalische
Stellen in der Polymermatrix geschaffen bzw. funktionelle Gruppen wie Hydroxy-, Keto-
oder Karboxylgruppen gebildet, die eine haftfestere Verankerung der antibakteriellen
Beschichtung ermöglichen.
Silberschichten zur Verhinderung des Bakterienbefalls
Silber hemmt die Vermehrung und das Wachstum der Bakterien. Der Vorteil von Silberionen
besteht darin, dass diese ausschließlich in der unmittelbaren Umgebung wirken und
damit nicht in weiter entfernte Umgebungen gestreut werden müssen [21]. Auf Grund der nanometerdünnen Schichten, die mit dem Verfahren appliziert werden
können, ist auch die Wirtschaftlichkeit gegeben.
Applikation der Silberschichten mittels Sputterverfahren (Plasmaabscheidung)
Die Beschichtung der 3D-Gewirke mit einer Silberschicht erfolgt in einer Laboranlage.
Der Sputterprozess unterscheidet sich gegenüber dem Verdampfungsprozess dadurch, dass
das Metall nicht in den gasförmigen Zustand überführt wird, sondern aus dem festen
Zustand zerstäubt wird.
Im Falle der Silberbeschichtung stehen sich in der Reaktionskammer ein Target (Silberträger)
und das Substrat (3D-Gewirke) auf wenigen Zentimetern Abstand gegenüber. Zwischen
den beiden als Elektroden geschalteten Flächen findet eine Plasmaentladung in einer
Argonatmosphäre statt. Die durch die Entladung entstandenen Argonionen und Elektronen
bewegen sich mit hoher Geschwindigkeit auf das Target zu und schlagen dort auf Grund
ihrer hohen kinetischen Energie neutrale Atome oder Atombruchstücke aus der Targetoberfläche
heraus. Diese bewegen sich zur Substratoberfläche (Gewirke) und schlagen sich dort
nieder. Gegenüber dem thermischen Verdampfen haben die Atome eine 100 bis 1000fach
höhere kinetische Energie, wodurch die Schichten haftfester auf der Textiloberfläche
verankert werden.
Prüfung der mechanischen Eigenschaften der abgeschiedenen Schichten: Die Silberschichten wurden auf verschiedene Gewirkestrukturen appliziert. Beim Gewirke
Art. 12980/5 besteht die zu beschichtende Oberfläche aus 95 % Polyester und 5 % Elastan
und beim Art. 02991/2 aus 100 % Polyester. Das Elastan wirkt sich negativ auf das
Haftvermögen der Silberbeschichtungen aus. Es besitzt zur Verbesserung der Verarbeitungseigenschaften
eine Silikonpräparation.
Die Silberbeschichtungen wurden auf unbehandeltem 3D-Gewirke und mit Plasma vorbehandelten
Oberflächen vorgenommen. Außerdem wurde bei einer Variante die Silberschicht mit einer
Schutzschicht auf Basis SiOx versehen. Die Applikation erfolgte mittels Plasmapolymerisation.
Die Prüfung der mechanischen Belastbarkeit der Schichten erfolgte durch Bestimmung
des Haftvermögens mittels Klebestreifen auf Basis Acrylatklebstoff (Peeltest) und
Bestimmung der Abriebbeständigkeit durch Scheuerprüfung nach Martindale [22] sowie Reibechtheitsprüfung nach Veslic [23].
In Abb. [5] sind die Ergebnisse des Haftvermögens dargestellt. Aus den Diagrammen ist ersichtlich,
dass das Haftvermögen der Silberschichten durch die zusätzliche Plasmabehandlung mit
Sauerstoff verbessert wird. Eine weitere geringfügige Erhöhung des Haftvermögens wird
durch zusätzliche hydrophobe Schutzschichten auf der Silberbeschichtung erreicht.
Abb. 5 Haftvermögen von Silberschichten auf unterschiedlichen Gewirkeoberflächen
Gewirke 12 980/5
A1 Ohne Vorbehandlung, Schichtstärke der Silberschicht 100 nm
A1a Vorbehandlung O2-Plasma, Schichtstärke der Silberschicht 100 nm
A1b Wie A1a zusätzliche Schutzschicht auf Basis SiOx
Gewirke 02991/2
F1 Ohne Vorbehandlung, Schichtstärke der Silberschicht 100 nm
F1a Vorbehandlung O2-Plasma, Schichtstärke der Silberschicht 100 nm
F1b Wie F1a zusätzliche Schutzschicht auf Basis SiOx.
Weiterhin ist erkennbar, dass keine Plasmabehandlung für ein ausreichendes Haftvermögen
erforderlich ist, wenn der Elastananteil im Gewirke fehlt. Da die Abstandgewirke als
Sohlenmaterial im Innenschuhbereich eingesetzt werden sollen, ist die Prüfung des
Abriebes praxisrelevanter als die Prüfung des Haftvermögens. Bei dieser Prüfung wird
die Belastung beim Gehen besser simuliert.
Bei der Veslicprüfung mit Baumwollgewebe als Reibelement wurde sowohl das Reibelement
mit Graumaßstab als auch die Reibstrecke am Prüfkörper beurteilt. Die Versuchsergebnisse
sind in Abb. [6] dargestellt. Nach 3000 Reibtouren konnten deutliche Silberspuren auf den Reibelementen
festgestellt werden. Hier zeigt sich, dass im Gegensatz zum Haftvermögen bei intensiver
Reibbeanspruchung der Gewirkeartikel 12980/5 die höhere Belastbarkeit der Silberschicht
zeigte. Auf Grund der Abriebproblematik ist jedoch 100 nm dicken Silberschichten der
Vorzug gegenüber 15 nm dicken Schichten zu geben.
Abb. 6 Reibbeanspruchung mit Baumwollläppchen.
Beurteilung des Reibelementes und der 3D-Gewirkeoberfläche mit Graumaßstab
(200 und 3000 Reibtouren).
Beurteilungskriterien:
Note 5: kein Abrieb, keine erkennbare Beeinflussung der Reibstrecke.
Note 1: großer Abrieb, Silberschicht befindet sich nicht mehr auf der Gewirkeoberfläche.
Die Martindale-Prüfung zeigte bis 10 000 Scheuertouren keine signifikante Veränderung
der Silberbeschichtung beim Gewirke Art. 12980/2. Dieses Gewirke hat eine sehr homogene
und geschlossene Oberfläche. Das Gewirke Art. 02991/2 zeigte nach 10 000 Scheuertouren
eine Zerstörung der Maschenstruktur (siehe die REM-Aufnahmen der belasteten Gewirkeoberflächen
in Abb. [7]). Mittels EDX (Energiedispersive Röntgenmikroanalyse) wurden die Silberkonzentrationen
(Angabe in at %) vor und nach der Reibbeanspruchung an 15 nm und 100 nm dicken Schichten
gemessen. Es zeigt sich, dass bei 100 nm dicken Schichten erwartungsgemäß nach der
Abriebsprüfung eine höhere Silberkonzentration im Vergleich zu den 15 nm dicken Schichten
vorliegt. Die grafische Darstellung der Versuchsergebnisse ist aus Abb. [8] ersichtlich.
Abb. 7
a 3D-Gewirke 02991/Z, Oberfläche ohne Reibbeanspruchung. b Oberfläche nach 3000 Reibtouren. c 3D-Gewirke12980/5 Oberfläche ohne Reibbeanspruchung. d Oberfläche nach 3000 Reibtouren.
Abb. 8 Silberkonzentration an der Textiloberfläche nach Reibbeanspruchung.
Nachweis der permanenten Wirksamkeit der Schichten
Waschbarkeit: Die Prüfung auf Waschbeständigkeit der Silberschichten erfolgte nach DIN EN 6330.
Durch den Waschprozess wurde die Beschichtung nicht beeinflusst. Die antibakterielle
Wirkung wurde sogar verbessert. Das ist vermutlich auf einen Reinigungsprozess der
Oberfläche zurückzuführen. Daraus ist zu schlussfolgern, dass vor Applikation der
Silberschichten eine gründliche Vorreinigung der Abstandgewirke erfolgen muss.
Antimikrobielle Wirksamkeit: Die antibakterielle Wirksamkeit wurde am IDUS (Biologische Analytische Umweltlabor
GmbH) geprüft. Der Nachweis der Wirkung erfolgte nach zwei verschiedenen Prüfmethoden.
Die Prüfmethode AA TCC TM-147 [25] sieht eine Beimpfung mit Staphylococcus aureus und Klebsiella Pneumoniae vor. Nach 24 Stunden erfolgte die Beurteilung auf Bewuchs.
Dies ist eine Schnellmethode zur Bestimmung der bakteriziden Wirkung und der Hemmhofausbildung.
Eine Auswertung, inwieweit bei Bewuchs die Bakterienanzahl durch die antibakterielle
Ausrüstung auf der Textiloberfläche verringert wird (bakteriostatische Wirkung), ist
bei dieser Methode nicht vorgesehen. Sie gibt lediglich eine Aussage darüber, ob die
Ausrüstung bakterizid wirkt, d. h. eine Abtötung der Keime erfolgt. Deshalb wurde
an ausgewählten Materialproben der Agardiffusionstest [24] vorgenommen. Bei dieser Prüfmethode wird das zu prüfende textile Material auf eine
dünne Schicht eines bakterienhaltigen Nährbodens gelegt. Nach 24 Stunden Bebrütung
zeigt sich, ob die ausgerüstete Textiloberfläche die Bildung von Bakterienkolonien
in der Kontaktzone zwischen Textil und Nährboden verhindern kann.
Ist die Ausrüstung nicht antibakteriell wirksam, entwickelt sich ein kompakter Bakterienrasen.
Es erfolgt dann ein Vergleich zwischen ausgerüsteter und nicht ausgerüsteter Oberfläche.
Die Proben wurden mit Staphylococcus aureus (grampositiven Bakterien) und Klebsiella pneumoniae (gramnegativen Bakterien) kontaktiert.
Zur Testung kamen zwei verschiedene 3D-Gewirke (Polyesteroberfläche und ein Gemisch
aus Polyester und Elastan). Die Materialien wurden mit 15 nm, 35 nm und 100 nm dicken
Silberschichten beschichtet. Des Weiteren wurde eine 100 nm Silberschicht zum Schutz
mit einer Plasmapolymerschicht auf Basis SiOx versehen. Die Ergebnisse der antibakteriellen
Wirksamkeit sind in Tab. [4] zusammengefasst.
Tab. 4 Ergebnisse der antibakteriellen Wirksamkeit
|
Klebsiella pneumoniae |
Staphylococcus aureus |
| Beschichtungsart |
Hemmhofausbildung |
Wachstum unter Gewebe |
Hemmhofausbildung |
Wachstum unter Gewebe |
| 15 nm Ag-Schicht |
keiner |
nein |
keiner |
nein |
| 35 nm Ag-Schicht |
keiner |
nein |
keiner |
nein |
| 100 nm Ag-Schicht |
keiner |
ja |
keiner |
nein |
| 100 nm Ag-Schicht mit SiOx-Schutz |
keiner |
ja |
keiner |
nein |
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Silberschichten keine Hemmhöfe ausbilden.
Der Bakterienstamm Klebsiella zeigt nur eine Empfindlichkeit gegenüber dünnen Silberschichten.
Staphylococcus reagiert empfindlicher gegenüber Silberionen. Hier zeigen alle Beschichtungsvarianten
eine bakterizide Wirkung. Mit Hilfe des Agardiffusionstests wurde untersucht, inwieweit
durch Reibbeanspruchung und der damit verbundenen Reduzierung der Silberionen an der
Oberfläche die antibakterielle Wirksamkeit verringert wird. Die nach Reibbeanspruchung
vorhandene Silberkonzentration an der Oberfläche wurde mit EDX-Messungen bestimmt.
Weiterhin wurde die biozide Wirksamkeit der unterschiedlichen Silberkonzentrationen
bestimmt. Tab. [5] gibt einen Überblick.
Tab. 5 Wirksamkeit der verbleibenden Silberkonzentration nach Reibbeanspruchung
|
Silberkonzentration an Gewirke-Oberfläche in at% |
Klebsiella pneumoniae |
Staphylococcus aureus |
| 12980/5 mit 100 nm Ag-Schicht ohne Reibbeanspruchung |
34,79 |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
kein Hemmhof, Bewuchs fast vollständig unterdrückt |
| 12980/5 mit 100 nm Ag-Schicht nach 200 Reibtouren |
20,62 |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
| 12980/5 mit 100 nm Ag-Schicht nach 3000 Reibtouren |
7,84 |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
| 02991/Z mit 100 nm Ag-Schicht ohne Reibbeanspruchung |
7,75 |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
| 02991/Z mit 100 nm Ag-Schicht nach 200 Reibtouren |
13,9 |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
| 02991/2 mit 100 nm Ag-Schicht nach 3000 Reibtouren |
5,85 |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
kein Hemmhof, Bewuchs auf 50 % reduziert |
Die Ergebnisse zeigen, dass auch nach Reibbeanspruchung die an der Oberfläche vorhandenen
Silberionen für eine Verringerung des Bakterienbewuchses ausreichend sind.
Abscheidung organischer Wirkstoffe durch Nanobeschichtung mittels Atmosphärendruckplasma
und Sprühbeschichtung
Produktauswahl
Als antibakterielle Wirkstoffe wurden folgende handelsübliche Produkte appliziert:
1. Afrotin LC Fa. Schill + Seilacher
Bei dem Produkt handelt es sich um eine wässrige Lösung auf Basis von Natriumpyridindinthol.
Gefährdungen: Das Produkt darf nicht in die Kanalisation oder in Gewässer eingeleitet
werden.
Reizwirkung und Sensibilisierung bestehen nicht. Gesundheitsschädliche Wirkungen sind
nicht bekannt.
2. Afrotin FG Fa. Schill + Seilacher
Das Produkt basiert auf dem Wirkstoff Methyl-2-benzimidazolcarbamat.
Gefährdungen: Das Produkt darf nicht in die Kanalisation oder in Gewässer eingeleitet
werden.
Reizwirkung und Sensibilisierung bestehen nicht. Das Produkt ist als mindergiftig
eingestuft.
3. Fungitex ROP Fa. Pfersee Chemie
Das Produkt ist eine nichtionogene lösungsmittelhaltige Emulsion von Fettsäureestern
einer aromatischen Verbindung und einem Benzimidazolderivat.
Gefährdungen: Reizwirkung und Sensibilisierung bestehen nicht, gesundheitsschädliche
Wirkungen sind nicht bekannt.
4. Parmetol DF 18 Fa. Schülke & Mayr
Der Wirkstoff besteht aus einem Gemisch verschieden strukturierter N, S-heterozyklischer
Verbindungen, die eine synergistische Wirkung haben.
Gefährdungen: Das Produkt darf nicht in Kanalisation und Gewässer eingeleitet werden,
es ist aber biologisch abbaubar. Reizwirkung und Sensibilisierung bestehen nicht.
5. Tinosan NW 200 Fa. Ciba Speciality Chemicals
Das Produkt ist eine wasserverdünnbare Emulsion auf Basis 5-chloro-2-(2,4-dichlorophenoxy)phenol.
Gefährdungen: Das Produkt darf nicht in Kanalisation und Gewässer eingeleitet werden.
Reizwirkung besteht nicht und Hautverträglichkeit ist gegeben.
Applikation der antibakteriell wirkenden Systeme
Beschreibung der Prozesse: Der Auftrag erfolgte nach zwei verschiedenen Verfahren. Für den Auftrag von Nanoschichten
wurde das Atmosphärendruck-Plasmaverfahren genutzt. Für die Ausbildung dickerer Schichten
wurde das Sprühverfahren eingesetzt. Das Prinzip des verwendeten Plasmaverfahrens
besteht darin, dass in eine Barriereentladung Aerosol zudosiert wird. Durch diese
Vorgehensweise wird die hochenergetische mit der chemischen Modifizierung kombiniert.
Dazu sind in der Reaktionskammer zwei Elektroden angeordnet. Zwischen diesen beiden
Elektroden findet der Entladungsprozess statt. In das Plasma wird das Produkt in Form
eines Aerosols zudosiert. Die Zuführung erfolgt über einen Mikrozerstäuber, der Tröpfchengrößen
< 2 µm erzeugt. Das Wasser verdunstet und so wird es möglich, Nanometerschichten auf
dem Material aufzutragen. Der Transport der Nebeltröpfchen erfolgt durch ein Trägergas.
Dazu wird Luft verwendet. Nicht verbrauchtes Aerosol wird durch eine Absaugung entsorgt.
Bei dem Verfahren besteht die Möglichkeit, das Aerosol in die Barriereentladung oder
unmittelbar dahinter zu dosieren. Durch den Koronaprozess erfolgt ein Energieeintrag
in die textile Oberfläche. Zusätzlich entsteht bei dem Entladungsprozess UV-Strahlung.
Beides führt dazu, dass die Oberfläche modifiziert wird, indem sich neue funktionelle
Gruppen wie Hydroxyl-, Keto- oder Karboxylgruppen bilden. Damit werden die Verankerungsmöglichkeiten
für die antibakteriellen Wirkstoffe erhöht. Die Auftragsmengen der mittels Aerosolverfahren
abgeschiedenen Schichten lagen zwischen 1 und 3 g/m2. Vor der Applikation mit der Spritzpistole wurden die Textiloberflächen zur Verbesserung
des Haftvermögens der antibakteriellen Schicht ebenfalls mit Korona- bzw. Gasphasenfluorierung
modifiziert. Beim Sprühauftrag mit der Spritzpistole wurden 10 bis 15 % höhere Mengen
appliziert. In Tab. [6] sind Produkte sowie die aufgetragenen Mengen zusammengefasst.
Tab. 6 Applizierte Produktmengen
| Produkt |
Auftragsmenge in g/m2
|
| Tinosan NW 200 |
1,8 3,4 6,3 |
| Afrotin FG |
2,6 10 |
| Afrotin LC |
2,6 10 |
| Parmetol DF 18 |
1,5 8,9 13 |
| Fungitex ROP |
3 7,4 |
Prüfung der antibakteriellen Wirksamkeit: Die Prüfung erfolgt nach AATCC TM-147, bei der die ausgewählten Textiloberflächen
mit den Bakterienstämmen Klebsiellea pneumoniae und Staphylococcus aureus beimpft wurden. Nach 24 Stunden wurden die Proben auf Bewuchs beurteilt. Bei Staphylococcus aureus bildeten sich bei allen Ausrüstungsvarianten Hemmhöfe aus, deren Größe von der Auftragsmenge
und vom Typ des antibakteriellen Wirkstoffes abhängig ist. Die deutlichste bakterizide
Wirkung konnte mit dem Produkt Afrotin LC erreicht werden. Bei diesem Wirkstoff wurden
auch beim Bakterienstamm Klebsiella pneumoniae große Hemmhöfe ausgebildet. Weiterhin zeigen die Versuchsergebnisse, dass bereits
geringe Auftragsmengen eine bakterizide Wirkung auf den 3D-Gewirken auslösen. Die
oben stehende Tab. [7] zeigt die Abhängigkeit der Hemmhöfe von der aufgetragenen Wirkstoffmenge.
Tab. 7 Abhängigkeit der Hemmhofausbildung von der Wirkstoffmenge
| Produkt |
Auftragsmenge in g/m2
|
Größe der Hemmhöfe in mm |
|
|
Klebsiella pneumoniae |
Staphylococcus aureus |
| Tinosan NW 200 |
1,3 3,4 6,3 |
kein Hemmhof kein Hemmhof 8 |
10 13 15 |
| Afrotin FG |
2,6 10 |
kein Hemmhof kein Hemmhof |
7 9 |
| Afrotin LC |
2,8 10,3 20 |
> 30 > 30 > 30 |
17 18 > 30 |
| Parmetol DF 18 |
1,5 8,9 13 |
kein Hemmhof kein Hemmhof kein Hemmhof |
5 9 10 |
| Fungitex ROP |
3 7,4 |
kein Hemmhof kein Hemmhof |
8 10 |
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die Versuchsergebnisse am Beispiel der 3D-Abstandgewirke zeigen, dass sowohl mit antimikrobiell
ausgestatteten Fadenmaterialien auf Polyamid- oder Polyesterbasis, als auch mit dünnen
Silberschichten und antibakteriellen Wirkstoffen in niedrigen Applikationsmengen eine
antibakterielle Wirkung auf den 3D-Gewirken erreicht werden kann. Bei Applikation
von Wirkstoffen scheint die Silberbeschichtung besser geeignet, da hierbei die Bakterien
der Hautflora geschont werden. Empfehlenswert sind wegen ihrer permanenten Wirkung
und dermatologischen Unbedenklichkeit im direkten Hautkontakt silberummantelte oder
mit Silberionen angereicherte Fadenmaterialien (siehe auch Tab. [2]).
Für die Anwendung im medizinischen Schuh zur Versorgung von Diabetes-Patienten ist
die antimikrobielle Ausstattung der eingesetzten 3D-Textilien zur Infektprävention
bei Verletzungen wichtig, da Wundinfektionen gerade bei dieser Patientengruppe häufig
vorkommen und fatale Folgen haben können. Zumeist sind damit lange Therapiezeiten
und hohe Behandlungskosten verbunden.