Hintergrund
Hintergrund
Die Verbindung von Zigarettenrauchen zur Ätiologie von sowohl Lungenkrebs als auch
chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) ist gut belegt [1 ]
[2 ]. Auch das Merkmal „Atemwegsobstruktion” ist gegenüber der Normalbevölkerung verknüpft
mit einem vier- bis sechsfach erhöhten Risiko Lungenkrebs zu entwickeln, unabhängig
von einer Raucheranamnese [3 ]
[4 ]. Es besteht die Notwendigkeit eines einfach zu handhabenden Fragebogens, der es
im täglichen Umgang mit dem Patienten ermöglicht, objektiv die ärztlichen und medikamentösen
Maßnahmen und ihre Auswirkungen auf die Lebensqualität abzubilden [5 ]
[6 ]. Solch ein Instrument sollte eine valide Erhebung der Selbsteinschätzung von Wohlgefühl
und Stimmung ermöglichen. Bekannt ist eine Differenz zwischen der Fremdeinschätzung
der Lebensqualität des Patienten durch medizinisch Tätige und demgegenüber der Selbsteinschätzung
eines Patienten. In der Fremdeinschätzung werden regelhaft Symptome und objektive
Befunde als Anhalt herangezogen. Dagegen ist die eigene Bewertung der Lebensqualitäteinschränkung
durch den Patienten häufig ein besserer Maßstab für die tatsächlichen Auswirkungen
auch schwerer Symptome auf den Alltag [7 ].
Zusätzlich zu der klinischen Konstellation mit Symptomen und messbaren Parametern,
bedarf es im Rahmen der Behandlung und Pflege einer chronischen Erkrankung eines Vehikels
zur Abbildung der Stimmung und Konstitution. Diese Einschätzung sollte über ein Instrument
standardisiert sein und quantifizierbar den Grad emotionaler, psychosozialer und physischer
Lebensqualität ermöglichen. Es gab bereits viele Versuche, hierfür Fragebogen zu etablieren.
Leider haben solche Instrumente häufig den Nachteil eines recht umfangreichen Fragekatalogs
und sind zudem meist auf den Einsatz im Rahmen von Studien begrenzt, zudem benötigen
sie nicht selten die Kompetenz eines professionellen Sozialwissenschaftlers für Anwendung
und Auswertung. Ein weltweit häufig eingesetzter Fragebogen zur Ermittlung der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität wurde zunächst lediglich zur Risikostratifizierung von Versicherungsunternehmen
generiert und dann posthoc nach millionenfachem Einsatz auf die betreffenden Organsysteme
und Diagnosen zurückgeschlossen. Hier muss besonders der SF-36 genannt werden, der
wesentliche psychosoziale Lebensqualitätseinschränkungen nicht erfassen kann und auch
in der komprimierten Fassung des SF-12 nicht verlässlicher erscheint. Letztlich müssen
SF-36 und SF-12 trotz ihres weitverbreiteten Einsatzes überwiegend in Multizenterstudien
gerade bei pneumologischen Erkrankungen als unspezifische, faktor-extrahierte, posthoc
evaluierte Instrumente für eine generelle gesundheitsbezogene Lebensqualitätsmessung
gewertet werden, nicht dagegen als spezifische Instrumente. Zumeist bedarf es daher
des zusätzlichen Einsatzes eines organspezifischen Fragebogens.
Ein geeigneter kurzer Fragebogen sollte durch den Patienten akzeptiert sein und durch
den Kliniker in der täglichen Routine eingesetzt werden können. Solch ein Fragebogen
sollte darüber hinaus von Patienten mit respiratorischen Erkrankungen generell, mit
oder ohne Malignom verwendet werden können und dabei verlässliche Ergebnisse liefern.
Mit diesen Vorgaben wurde ein Fragebogen generiert, der in seiner letzten evaluierten
Fassung 27 Fragen in 5 Domänen vereinigte. Dieser Fragebogen entstand aus einer umfangreicheren
Liste von Fragen, die ambulanten Patienten mit der Bitte um Bewertung und Gewichtung
vorgelegt und durch Rückmeldung ergänzt wurde.
Ein spezifischer Fragebogen wurde benötigt, da es keinen verfügbaren kurzen Lebensqualitätsfragebogen
für deutschsprachige Patienten gibt, der den eingangs genannten Anforderungen genügt.
Ins Deutsche direktübersetzte Fragebogen konnten die physische Belastung der Lebensqualität
durch Malignome nicht adäquat wiedergeben [7 ]
[8 ] oder waren nicht spezifisch genug für die Quantifizierung organinduzierter psychischer
Alteration. [9 ]
[10 ]
[11 ]. Zudem bestehen landes- und kulturtypische Unterschiede in der subjektiven Einschätzung
der Lebensqualität. Grundsätzliche Unterschiede können zum Beispiel in der besonderen
Bedeutung als funktionierender Bestandteil in der Gesellschaft Nordamerikas gesehen
werden und einer deutlich geringeren Gewichtung einer persönlichen Beeinträchtigung
durch Emotion und Psyche [9 ]. Kürzlich in das Deutsche angepasste Fragebogen zielen zudem isoliert auf Atemwegserkrankungen
und sparen pulmonale Malignome aus [12 ]. Dies führte zur Entwicklung eines spezifisch strukturierten, vom Patienten selbst
auszufüllenden Fragebogen für Patienten mit pulmonalen Tumoren und Patienten mit COPD,
was häufig miteinander kombiniert ist.
Als wir den Fragebogen einsetzten, wollten wir wissen, ob er einfach zu handhaben
ist (in kurzer Zeit auszufüllen, akzeptabel für Patient und Arzt), valide für Tumorpatienten
(mit einer ausreichend guten Korrelation zu einem etablierten tumorbezogenen Fragebogen)
und verlässlich bei COPD Patienten (korreliert zur Lungenfunktion und einem spezifischen
Fragebogen für chronische Atemwegserkrankungen). Zudem wurde der Fragebogen genutzt,
um den Einfluss der Lebensqualität auf das Überleben in fortgeschrittenen Tumorstadien
zu ermitteln. Eine Teil-Gruppe der Patienten (n = 54) mit fortgeschrittenem Bronchialkarzinom
nahm an einer Multizenterstudie der EORTC teil [13 ]. Der andere Fokus lag auf der Auswirkung der COPD, auf die Lebensqualität von Patienten
mit Lungentumor.
Methoden
Methoden
SAQOL-Fragebogen, Konstruktion und Domänen Fragepool und Endfassung des Fragebogens
Um die verschiedenen Interessensbereiche des zukünftigen Fragebogens festzustellen,
wurde ambulanten Patienten der Abteilungen Pneumologie und Lungenchirurgie der Albert-Ludwigs
Universität, Freiburg ein offener Fragebogen ausgehändigt, mit zunächst nur der einzigen
Frage nach für die Patienten wichtige Faktoren der Lebensqualität. Die in einer mehrwöchigen
Periode gesammelten Faktoren wurden durch Patienten im nächsten Durchgang gewichtet.
Den durch Häufigkeit der Nennung gelisteten Faktoren wurden Kategorien zugeordnet.
Im nächsten Schritt wurden die formulierten Fragen vorgelegt und um Beantwortung und
erneute Gewichtung gebeten. Es sollten Faktoren identifiziert werden, die für die
COPD und für das Management des Lungenkarzinoms wesentlich sind. Diesem Rohfragebogen
wurden die innerhalb der 90 % Perzentile am häufigsten genannten Fragen entnommen.
Der Fragebogen der Europäischen Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung und Behandlung
des Krebses (QLQ-C 30 der EORTC) [13 ]
[14 ] wurde ursprünglich für den Fragebogenaufbau als Vorlage gedacht, erwies sich aber
im Weiteren unter den genannten Zielen als nicht ausreichend. So fehlen dort zum Beispiel
die von den Patienten als wichtig eingestuften Fragen nach Alteration der Sexualität
und Spiritualität. Von einem umfänglicheren Set wurde durch Patientenvoten letztlich
die extrahierte letzte Version generiert, von der aus eine weitere Verkürzung zu Informationsverlust
geführt hätte. Der hier vorgestellte Fragebogen zur Selbstmessung der Lebensqualität
(SAQOL, siehe Anhang) folgt einem multidimensionalen Konzept. Lebensqualität wurde
spezifiziert als solche Domänen, die durch Patienten im Rahmen der Behandlung und
Versorgung von Bronchialkarzinom (BC) oder/und COPD identifiziert oder vorgeschlagen
wurden. Der Fragebogen konzentriert sich somit auf Aspekte der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität und umfasst zudem die Frage nach der generellen Lebensqualität. Der
Fragebogen umfasst folgende Domänen: Physische Aspekte, wie Schmerz und weitere Symptome;
funktionelle Möglichkeiten; familiäres und emotionales Wohlgefühl, Spiritualität;
Zufriedenheit mit der Behandlung, finanzielle Auswirkungen der Erkrankung; Zukunftsorientierung;
Sexualität, soziales und berufliches Funktionieren.
Die Fragen wurden auf den Zeitraum der letzten vier Wochen bezogen. Die Symptome (Frage
1 bis 9 waren: Husten, Atemnot, Schwindel, Schlafstörung, Schwäche, Appetitmangel,
Herzstolpern, Unwohlsein) sollten wie auch die folgenden Fragen in ihrer Ausprägung
gewichtet werden (Fragen 10 bis 25).
Der Fragebogen wurde von PRG entwickelt, die englische Übersetzung durch AJC angepasst.
Der SAQOL-Fragebogen wurde konstruiert für lungenerkrankte Patienten mit und ohne
Malignom.
SAQOL-Fragebogen, Konstruktion und Domänen
Der Fragebogen „Selbsteinschätzung der Lebensqualität (SAQOL)” besteht aus 27 Fragen
in 5 Domänen, sie beinhalten Symptome (Husten, Atemnot, Schwindel, Schlafstörung,
Schwäche, Appetitmangel, Herzstolpern, Unwohlsein), soziale und physische Mobilität
(Aktivitäten des täglichen Lebens, Möglichkeit Hobbys nachzugehen, das Haus zu verlassen,
verminderte Aktivitäten, das Empfinden über die krankheitsbedingten Limitationen im
Alltag, Kontakte zu Freunden und Verwandten, Anzahl bewältigter Treppenstufen), psychosoziale
Auswirkungen (optimistisch, niedergeschlagen und hoffnungslos, Einfluss auf die Stimmung,
spirituelle Missempfindung, Alteration des Sexuallebens), Interaktion mit Helfern
(die Qualität der medizinischen Versorgung, die Hilfe durch Ärzte und Schwestern,
andere nicht gesundheitsassoziierte Umstände) und eine allgemeine Einschätzung (physisches
Befinden, generelle Lebensqualität).
Auswerteregeln des SAQOL
Die Fragen betonen die von den Patienten gewichteten Auswirkungen ihrer Erkrankung
auf die Emotion und Wahrnehmung. Dafür wurde eine 4 Punkt Likert-Skala verwendet,
die den Vorteil hat, eine Gewichtung ober- und unterhalb der Mitte zu fordern und
damit die bekannte „zentrale Tendenz” der Fragebogenbeantwortung zu vermeiden. Die
beiden letzten Fragen sollten eine feinere Graduierung erfahren. Sie wurden mit einer
7 Punkt Likert-Skala ausgestattet (physisches Befinden, generelle Lebensqualität),
der einen Wertebereich von kompletter Abwesenheit einer Beschwerde (0 Punkte) bis
zu einer vollen Belastung (100 Punkte) umfasst, wobei ein höherer Wert eine höhere
Beeinträchtigung der Lebensqualität widerspiegelt. Die Abstände zwischen Punkten der
Likert-Skala repräsentieren gleiche Abstände der Veränderung. Zur Sicherstellung der
internen Validität hatte der Fragebogen eine zweiseitige Gewichtung. Somit repräsentierte
für einen Teil der Fragen der erste Punkt eine volle Belastung (100 %, Fragen 1 -
9, 11 - 13, 15, 18, 20 - 22) und für den Rest der letzte Punkt.
Validität, Reliabilität, Test- und Retest-Stabilität
Nach den Vorgaben sollte in erster Linie auf eine organbezogene (Lungen-) Tumormanifestation
und in zweiter Linie auf eine Lungenerkrankung, besonders auf COPD geprüft werden,
da ein großer Teil unserer Patienten mit beiden Erkrankungen belastet ist. Als Tumorfragebogen
zogen wir den QLQ C-30 der EORTC, in der deutschen Version, der in einer Teilgruppe
von Patienten mit weit fortgeschrittenem BC (UICC [15 ]) bereits eingesetzt wurde [13 ]
[14 ]. Wir nahmen an, dass in dieser Subgruppe, die beide Fragebogen zum selben Zeitpunkt
in randomisierter Reihenfolge ausgefüllt hatten, mit entsprechender Auswertungsanpassung
(schlechteste Lebensqualität hat 100 Punkte) ein Vergleich als Bestandteil der Validität
herangezogen werden kann. Begrenzungen ergaben sich aus dem Charakter des QLQ C-30,
der als Basisfragebogen gilt und mit einem (im Zeitraum der Studie nicht verfügbaren)
Zusatzmodul für die Lunge kombiniert werden muss mit weiteren 12 Fragen [8 ].
Lebensqualität bei Patienten mit schwerer COPD undSauerstofflangzeittherapie (LOT)
Um die Validität bei Patienten mit schwerer COPD zu prüfen, konnten wir die englische
Fassung des SAQUOL (unabhängige Vorwärts und Rückwärtsübersetzung, Machbarkeitsüberprüfung
und Anpassung) bei muttersprachlich englisch sprechenden Patienten anwenden. In dieser
zusätzlichen Gruppe (n = 20) wurde gemeinsam mit dem SAQOL (englische Version) ein
in Englisch konzipierter lungenspezifischer Fragebogen am Flinders Medical Centre,
Adelaide, South Australia (AJC) ausgegeben. Diese Gruppe ist Bestandteil einer prospektiven
longitudinalen Studie, die den Einfluss einer Sauerstofflangzeittherapie auf die Lebensqualität
von Patienten mit schwerer COPD evaluiert. Die Studie erfasst Patienten mit der primären
Diagnose einer schweren COPD, jünger als 80 Jahre, für die die Indikation zur Sauerstofflangzeittherapie
besteht und die in der Lage sind, den Fragebogen auszufüllen. Patienten mit schwerer
psychischer Störung oder mit gleichzeitiger Tumormanifestation wurden ausgeschlossen.
Diesen Patienten wurden neben physiologischen Messungen vier validierte Lebensqualitätsfragebogen
vorgelegt, das Nottingham Health Profile (NHP) [16 ], der Medical Outcomes Short Form 36 item Questionnaire (MOS SF-36) [17 ] und der krankheitsspezifische Chronic Respiratory Disease Questionnaire (CRQ) [18 ]
[19 ]. Hiervon wurde eine Subgruppe von 20 Patienten gebeten, in zufälliger Reihenfolge
den SAQOL (englische Version) zu beantworten.
Test-/Retest-Stabilität
Die Retest-Stabilität wurde in einer Untergruppe der Patienten (n = 42) mit stabiler
Erkrankung (in den letzten drei Monaten keine Medikamentenänderung, keine Exazerbationen)
geprüft, die den Fragebogen während einer zweiten Visite ausfüllten (28 Tage ± 2,3
Tage SEM).
Patienten
Der neue Lebensqualitätsfragebogen „Selbsteinschätzung der Lebensqualität (SAQOL)”
wurde in einer prospektiven offenen Pilotstudie in der Thoraxchirurgischen Ambulanz
und der pneumologischen Ambulanz der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ausgegeben
(PRG). Es wurden 93 ambulante Patienten mit Lungenkrebs befragt (18 Frauen, 75 Männer,
im Mittel 62,6 Jahre, von 18 bis 81 Jahre), 54 davon waren im Stadium IIIB oder IV
eines Bronchialkarzinoms, außerhalb eines operativen/kurativen Therapieansatzes (Tumorstadien
gemäß UICC [15 ]). Diese Gruppe mit fortgeschrittenem Tumorstadium nahm an einer prospektiven Multizenter-Studie
der EORTC teil [13 ]). In dieser Studie lag das Interesse auf der Korrelation vom individuellen Wert
der Lebensqualität (QLQ C-30) auf die Überlebenszeit bei fortgeschrittenen Tumoren
(jeder Histologie) (n = 835). [13 ] Von dieser teilnehmenden Gruppe wurden nach dem Zufallsprinzip erst der QLQ C-30
(n = 27) oder der SAQOL (n = 27) als erster Fragebogen ausgehändigt. Von allen Patienten
hatten 54 schwere COPD (Messung und Klassifikation nach ERS und ATS) [17 ]
[20 ]. Alle Patienten waren älter als 18 Jahre und konnten selbständig den Fragebogen
lesen und ausfüllen. Eine histologische Sicherung einer pulmonalen Raumforderung,
planare Röntgenuntersuchung des Thorax, Computertomographie des Thorax und Lungenfunktion
waren für jeden Teilnehmer verfügbar.
Die kumulativen und vergleichbaren Werte der einzelnen Fragen und vergleichbarer Domänen
beider Fragebogen wurden der Auswertung zugrunde gelegt. Die klinischen Parameter
wurden mit den Werten mit den Werten im SAQOL korreliert. Besonderes Augenmerk wurde
auf die Auswirkungen einer begleitenden COPD gelegt.
Die Studie wurde nach Aufklärung und mit vollem Einverständnis der Patienten durchgeführt,
unter Beachtung der ethischen Standards, gemäß des Votums der örtlichen Ethikkommission.
Die Patientendaten und Befunde wurden nach den üblichen Standards der Europäischen
Respiratorischen Gesellschaft und der American Thoracic Society gewertet [17 ]
[20 ]. Die Tumorstadien wurden gemäß der UICC qualifiziert. [15 ]
QLQ-C30 Basisfragebogen der EORTC
Der QLQ-C30 ist ein etabliertes 30-Frageninstrument für Tumorpatienten, bestehend
aus Mehrfach- und Einfachfragen zur multifunktionalen Messung der Lebensqualität.
Die fünf funktionalen Skalen umfassen physischen Zustand, Rollenverhalten, kognitiv,
emotional und sozial. Die drei abgefragten Symptomskalen betreffen Ermüdung, Schmerz,
Schwindel und Erbrechen. Zwei weitere Skalen zielen auf globale Gesundheit und Lebensqualität.
Die später verfügbaren Ergänzungen als Lungenmodul waren zum Zeitpunkt der Studie
noch nicht verfügbar (12 weitere Fragen). Eine Teilgruppe von 54 Patienten war Teil
einer Multizenterstudie zur Erhebung der Lebensqualität [13 ], in der der Einfluss der Lebensqualität auf die Überlebenszeit untersucht wurde.
In dieser Untergruppe wurden die beiden Fragebogen SAQOL und QLQ-C30 verglichen.
Statistik
Mit vergleichbarem Bewertungssystem wurden die Frageninterkorrelationen, die Korrelationen
zu den klinischen Parametern (Histologie, TNM-Stadium, Alter, Geschlecht, weitere
Diagnosen) und Befunde (Ganzkörperplethysmographie) über den t-Test für paarige Proben
und zwischen den Fragen durch den Test auf Linearität und die Spearman Rangordnungskorrelation
berechnet. Die Überlebenszeit wurde evaluiert über die Kaplan-Meier Prozedur. Interne
Konsistenz wurde über den Cronbach's Alpha Koeffizienten ermittelt. Retest-Stabilität
wurde über den Pearson's Korrelationskoeffizienten geprüft. Die Daten wurden mit dem
Programm SPSS-WIN PC® 12.0 analysiert.
Ergebnisse
Ergebnisse
Klinische Daten
Der SAQOL wurde von 93 Patienten (18 Frauen, 75 Männer, im Mittel 62,6 Jahre, von
18 bis 81) mit pulmonalen Malignomen ausgefüllt. Bronchialkarzinome wurden in 75 %
diagnostiziert als undifferenziertes nichtkleinzelliges Karzinom (35,5 %), Plattenepithelkarzinom
(11,8 %), großzelliges Karzinom (8,6 %), Adenokarzinom (10,8 %) und kleinzelliges
Karzinom (7,5 %). Die pulmonale Metastasierung bei fünfundzwanzig Prozent der Patienten
hatte ihren Ursprung im Kolon (25 %) und der Niere (75 %). Von Lungenkrebs ausgehende
Metastasierungsorte waren die Knochen (5,4 %), das Gehirn (4,3 %), die Leber (3,2
%), die Pleura (3,2 %) und in mehreren Metastasierungsorten (6,5 %). Tumorinfiltration
wurde gefunden in die peribronchiale Umgebung (5,4 %), in die ipsilateral-paratrachealen
(14,0 %) und kontralateralen (9,7 %) Lymphknoten. Eine Zuordnung in ein T-Stadium
konnte für zwei Drittel der Patienten vorgenommen werden: T0 (2,2 %), T1 (6,5 %), T2 (20,4 %), T3 (8,6 %) and T4 (18,3 %).
SAQOL-Fragebogen, Konstruktion und Domänen
Die Reliabilitätsanalyse zeigte in den Domänen ein Cronbach's Alpha von 0,91 (standardisiert
0,92). Mit diesem Modell entspricht dies einer sehr guten inneren Konsistenz, ermittelt
über die durchschnittliche Inter-Item-Korrelation.
In den einzelnen Domänen zeigten sich überwiegend Mittelwerte und Standardabweichungen,
die auf eine nur leicht- bis mittelgradige Einschränkung der Lebensqualität schließen
lassen: Der Bereich soziale und körperliche Mobilität wies 41,6 Punkte auf (SD: 17,7),
für psychosoziale Beeinträchtigungen wurden 37,7 Punkte ermittelt (SD: 25,3), für
symptombezogene Beeinträchtigung 36,5 Punkte (SD: 25,7) und die generelle physische
und psychische Lebensqualität 37,5 Punkte (SD: 17,7).
Die Retest-Stabilität wurde über den Partialkorrelationskoeffizienten ermittelt (Pearsons)
und konnte für alle gemessenen Bereiche mit sehr guten Ergebnissen errechnet werden:
Helferinteraktion 0,66 (p = 0,001), soziale und physische Mobilität 0,56 (p = 0,006),
psychosoziale Beeinträchtigung 0,46 (p = 0,02), symptombezogene Beeinträchtigung 0,44
(p = 0,03), generelle Lebensqualität 0,66 (p = 0,001) und im Mittel aller Fragen 0,74
(p = 0,0001).
Validität des SAQOL bei pulmonalen Malignomen
Der Tab. [1 ] können Interkorrelationen von SAQOL zum QLQ C-30 der EORTC bei Tumorpatienten entnommen
werden. Die für den bilateralen Vergleich angepassten Domänen zeigen hierbei gute
bis sehr gute Korrelationen. Die höchsten Signifikanzniveaus wurden in Fragen nach
Symptomen, allgemeine Selbsteinschätzung, generelle physische und psychische Beeinträchtigung,
psychosoziale Auswirkungen gefunden. Schwächere Korrelationen wurden innerhalb der
Domänen ermittelt, die der Interaktion mit Ärzten und Schwestern sowie sozialen und
physischen Mobilität gewidmet und die für Patienten mit Lungenerkrankungen wichtig
sind.
Tab. 1 SAQOL: Korrelation zu QLQ-C30 in 5 Domänen in den Stadien IIIB und IV des Bronchialkarzinoms
SAQOL
QLQ-C30
Symptome
soziale und physische Mobilität
psychosoziale Beeinträchtigung
Helferinteraktion
allgemeine Selbsteinschätzung
physisch
0,7***
0,5***
0,6***
0,4**
0,5***
Rolle
0,7***
0,4**
0,3**
0,2***
0,3***
emotional
0,3**
0,2***
0,54***
0,3***
0,4**
kognitiv
0,4**
0,3***
0,4***
0,2***
0,3***
soziales Funktionieren
0,3**
0,5***
0,3**
0,4**
0,7***
allgemein
0,6***
0,4**
0,5***
0,4**
0,6***
In den Spalten: Domänen des QLQ-C 30 der EORTC, in den Zeilen: Domänen des SAQOL.
Korrelationen zwischen den Domänen über den Spearman Korrelationskoeffizienten, *p
= 0,05 - 0,01, **p = 0,01 - 0,005, ***p < 0,005, QLQ-C30 wurde für eine vergleichbare
Auswertung der Punktwerte adaptiert
Lebensqualität, Auswirkungen bei fortgeschrittenemTumorstadium
Patienten mit potenziell kurablem pulmonalem Tumor hatten eine leicht- bis mittelgradige
Lebensqualitätsbeeinträchtigung. Die 54 Patienten mit fortgeschrittenen Tumorstadien,
überwiegend ohne eine Option zur kurativen Behandlung wiesen dagegen eine deutlichere
Lebensqualitätsbeeinträchtigung auf. Bei sonst guten Korrelationen zum QLQ-C30-Fragebogen
reduzierten zum Teil weite Varianzbereiche das Signifikanzniveau (Tab. [2 ]).
Tab. 2 Lebensqualität: Ausmaß der Einschränkung für Patienten in verschiedenen Tumorstadien
des Bronchialkarzinoms
SAQOL (mittlerer Score-Wert, SEM)
T-Stadium
Symptome
soziale/physische Mobilität
psychosoziale Beeinträchtigung
Helferinteraktion
allgemeine Selbsteinschätzung
IV
45,4 (20,5)
38,8 (23,5)
46,8 (27,9)
41,1 (22,9)
48,7 (13,1)
III
52,8 (21,9)
53,8 (22,0)
54,8 (14,6)
52,3 (21,2)
54,3 (13,0)
II
38,3 (22,2)
42,7 (17,2)
42,0 (18,3)
38,3 (29,3)
41,5 (16,2)
I
48,8 (38,3)
50,9 (24,8)
54,8 (14,6)
40,2 (33,0)
52,0 (22,0)
0
49,9 (39,2)
41,2 (21,8)
46,8 (27,9)
37,5 (53,0)
42,8 (31,8)
QLQ-C30 (mittlerer Score-Wert, SEM)
T-Stadium
Symptome
Mobilität
psychosozial
soziale Interaktion
allgemeine Selbsteinschätzung
IV
48,3 (27,5)
53,5 (15,3)
37,6 (17,5)
41,1 (40,0)
46,8 (15,9)
III
41,7 (20,7)
49,7 (22,1)
40,9 (26,7)
37,4 (27,8)
44,6 (20,7)
II
30,2 (21,2)
33,9 (18,5)
32,9 (19,5)
31,5 (35,9)
33,2 (15,6)
I
35,2 (23,5)
29,7 (31,5)
35,5 (27,5)
49,9 (45,9)
34,1 (25,8)
0
61,0 (-,-)
15,1 (17,1)
6,6 (6,6)
16,6 (23,5)
29,2 (-,-)
In den Spalten Symptom-QOL-Werte von unterschiedlichen Tumorstadien des Bronchialkarzinoms,
in den Zeilen: bezogen auf die Domänen, zuerst der QLQ-C30 der EORTC und dann der
SAQOL. In Klammern Standardabweichung.
Die Ergebnisse beider Fragebogen zeigten gleichermaßen, dass das individuelle Ausmaß
der Lebensqualitätsbeeinträchtigung nicht abhängig vom Tumorstadium war. Zum Beispiel
hatten Patienten im Tumorstadium I mit einem mittleren Punktwert von 49,9 in der Domäne
„soziale Interaktion” des QLQ C-30 eine bedeutendere Lebensqualitätsverschlechterung
angegeben als Patienten mit einem Stadium IV Karzinom mit einem mittleren Punktewert
von 41,1. Hier zeigt sich die bekannte Unabhängigkeit der Lebensqualitätmessung von
den klinischen Beurteilungsmustern (Abb. [1 ]).
Abb. 1 Lebensqualität: Beeinträchtigung für Patienten mit Bronchialkarzinom im Stadium IIIB
und IV, Korrelation SAQOL (schwarze Säulen) zu QLQ-C30 (graue Säulen): kein signifikanter
Unterschied. Die durchschnittlichen Gesamtscores beider Fragebögen, QLQ-C30 und SAQOL, werden verglichen:
Es fand sich kein signifikanter Unterschied in den Korrelationen zu den Stadien IIIB
und IV des Bronchialkarzinoms, bzw. bei Metastasierung in die Lunge.
Im Tumorstadium IIIB and IV wurden mit dem SAQOL ähnliche Punktwerte ermittelt wie
mit dem QLQ C30, der gerade hierfür ausführlich evaluiert wurde.
Lebensqualität als prognostischer Faktor
Der Median aller Patienten über alle Fragen beträgt 42,1 Punkte. Wurde dieser Wert
zur Unterteilung herangezogen, zeigten die beiden Gruppen mit einer Lebensqualität
unterhalb dieses Wertes eine signifikant kürzere mediane Überlebenszeit von 17 Monaten
(CI 14 bis 20 Monate) als die Gruppe oberhalb dieses Wertes mit einer medianen Überlebenszeit
von 55 Monaten (CI 22 bis 88 Monate ) über den Log Rank Test ermittelt (p = 0,05),
ohne bedeutsame Unterschiede im Alter oder den Tumorstadien. Dies gilt für beide untersuchten
Fragebogen und wurde in derselben Gruppe mit dem QLQ C30 im Rahmen einer Multizenterstudie
evaluiert [13 ]. Für den SAQOL lässt sich die Kaplan-Meier-Kurve in Abb. [2 ] entnehmen.
Abb. 2 Lebensqualität (bessere: durchgezogene Linie, geringere: unterbrochene Linie) als
prognostischer Faktor für Patienten mit Bronchialkarzinomen der Stadien IIIB und IV. In einer Untergruppe mit inoperablem Bronchialkarzinom wurde die eine Hälfte mit einem
Labensqualitätswert besser („besser”) als der Median aller Werte (n = 27) mit der
anderen Hälfte, die unterhalb des Medianes lagen verglichen („schlechter”): Eine signifikant
bessere Überlebenszeit war bei Gleichverteilung sonstiger Parameter mit besserer Lebensqualität
verbunden.
Die Rolle der chronischen Atemwegsobstruktion für die Lebensqualität
Zunehmende FEV1 -Limitierung ließ sich als lebensqualitätsmindernd im SAQOL und auch im QLQ-C30 nachweisen,
dort jedoch mit geringerer Ausprägung. Wie der Tab. [3 ] zu entnehmen ist, zeigt der FEV1 -Verlust wegen einer COPD sich in einem negativen Spearman Korrelations-Koeffizienten
in den Domänen „Symptome”, „Soziale Beeinträchtigung”, „Psychologische Auswirkung”,
„Physische und soziale Mobilität”, „Allgemeine physische Selbsteinschätzung” und „allgemeine
Lebensqualität”. Bemerkenswert ist im QLQ C-30 der Mangel an signifikanten Korrelationen.
Der Tab. [4 ] kann zudem für den QLQ C-30 keine Korrelation zu den Lebensqualitätswerten bei Hypoxämie
und leichter Hyperkapnie entnommen werden.
Tab. 3 Korrelation einer FEV1 -Limitierung zu SAQOL und QLQ-C30 (Spearman Korrelationkoeffizient)
Item
SAQOL
QLQ-C30
Symptome
- 0,26
p = 0,01
- 0,16
p = 0,5
soziale Beeinträchtigung
- 0,27
p = 0,008
- 0,20
p = 0,001
psychologische Auswirkung
- 0,21
p = 0,001
- 0,003
p = 0,9
physische und soziale Mobilität
- 0,25
p = 0,001
- 0,16
p = 0,1
allg. physische Selbsteinschätzung und allgemeine Lebensqualität
- 0,25
p = 0,001
- 0,018
p = 0,8
Für die beiden Fragebogen wurde mittels Spearman-Korrelationskoeffizienten die Korrelation
einer FEV1 -Limitierung zu den Lebensqualitätswerten in den Domänen, jeweils daneben steht das
Signifikanzniveau.
Tab. 4 QOL -Werte für chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, Korrelation zur Lungenfunktion
(Spearman Korrelationskoeffizient)
QLQ-C30
Symptome
soziale und physische Mobilität
psychosoziale Beeinträchtigung
Helferinteraktion
allgemeine Selbsteinschätzung
ohne COPD
35,2 (27,0)
40,8 (16,8)
29,3 (16,8)
24,0 (33,4)
35,8 (16,4)
mit COPD
46,3 (24,6)
48,7 (18,0)
37,0 (17,3)
46,2 (38,1)
44,3 (16,2)
SAQOL
ohne COPD
30,7 (20,9)
37,3 (20,2)
38,4 (17,8)
45,5 (31,6)
36,5 (14,9)
mit COPD
52,2 (26,2)
60,4 (16,1)
52,4 (17,8)
49,2 (23,9)
53,1 (16,3)
Spearman Korrelationskoeffizient
FEV
1
- 0,26
- 0,43
- 0,21
- 0,27
- 0,34
Sign.
0,01
0,0001
0,04
0,008
0,001
Lebensqualitätswerte in unterschiedlichen Domänen (Zeilen) in Relation zum Vorhandensein
oder Abwesenheit einer (COPD): höhere QOL-Beeinträchtigung mit COPD, deutlichere Werte
mit SAQOL, zusätzlich nur bei SAQOL erkennbare Korrelation zur Lungenfunktion.
Die Anwesenheit einer chronischen Atemwegsobstruktion hatte größere Auswirkungen auf
die Lebensqualität als zum Beispiel unterschiedliche Tumorstadien. Selbst im zwar
allgemein auf Tumor, jedoch nicht auf das Organ Lunge spezifizierten QLQ C-30 deutet
sich der Einfluss einer Atemwegsobstruktion auf eine Lebensqualitätsverschlechterung
nur an. Im spezifischeren SAQOL drückt sich dieser Einfluss besser aus (Tab. [4 ]).
Eine zusätzliche Gruppe von 20 Patienten (Männer/Frauen: 11/9) füllte den SAQOL Fragebogen
aus. Diese Patienten benutzten entweder bereits Langzeitsauerstofftherapie (LOT),
n = 16 oder waren dafür vorgesehen, n = 4. Die Patienten waren 68,3 ± 6,7 Jahre alt.
Im SAQOL korrelierte der soziale Mobilität Punktwert signifikant negativ (p = 0.01)
mit dem SF-36 „physisches Funktionieren”, „soziales Funktionieren” und „generelle
Gesundheitswahrnehmung” und mit der „Vitalität”, der Symptom-Punktewert war signifikant
negativ korreliert mit der SF36 Domäne für „physisches Funktionieren”. Eine signifikant
positive Korrelation fand sich zwischen dem Punktwert der SAQOL-Domäne „soziale Mobilität”
und „psychosozial”, „emotionale Reaktion” und „physische Mobilität”. Zudem konnten
positive Korrelationen zwischen dem SF-36 und dem NHP in der Domäne „soziale Isolation”
und zwischen der SAQOL-Domäne „allgemeine Lebensqualität” und NHP „emotionale Reaktionen”
ermittelt werden. Der SAQOL Symptom-Punktewert war signifikant korreliert mit der
CRQ-Domäne „Ermüdung” und den „Bewältigungsdimensionen”, im weiteren „soziale Mobilität”
mit CRQ „Dyspnoe” und „Bewältigung”, weiterhin die SAQOL-Domäne „allgemeine Lebensqualität”
mit CRQ „emotionales Funktionieren” und „Bewältigung”. Der Vergleich mit dem für COPD-Patienten
besonders verlässlichen Nottingham-Health-Profile, mit dem hier vorgestellten SAQOL
zeigt in den entsprechenden Domänen gute Korrelationen (Tab. [5 ]).
Tab. 5 Korrelation zwischen Nottingham Health Profile und SAQOL bei COPD-Patienten mit LOT
(n = 20) (Spearman Korrelationskoeffizient)
SAQOL
Nottingham Health Profile
Symptome
soziale und physische Mobilität
psychosoziale Beeinträchtigung
Helferinteraktion
allgemeine Selbsteinschätzung
Energie
0,24
0,44
0,30
0,12
0,12
Schmerz
0,17
0,26
0,18
0,09
- 0,04
emotionale Reaktionen
0,45
0,63*
0,49
0,10
0,61*
Schlaf
0,37
0,10
0,13
- 0,12
0,36
soziale Isolation
0,23
0,56
0,76**
0,10
0,48
physische Mobilität
0,31
0,59*
0,50
0,56*
0,15
Lebensqualitätswerte in der Untergruppe mit schwerer COPD und der Erfordernis einer
Sauerstofflangzeittherapie (LOT) ohne Malignom: Gut vergleichbare Domänen zwischen
Nottingham Health Profile und SAQOL. *: p < 0,01, **: p < 0,001 (Spearman Rangordnungs-Korrelation).
Diskussion
Diskussion
Trotz einer scheinbaren Vielzahl an Instrumenten zur Lebensqualitätsevaluierung gibt
es den Bedarf für einen Fragebogen, der valide ist für Patienten mit pulmonaler Erkrankung
mit oder ohne Malignom. Patienten mit pulmonalen Tumoren leiden zusätzlich oft an
chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung, so dass ein Instrument zur Messung der
Lebensqualität die obstruktionsbedingten Beeinträchtigung einbeziehen sollte [7 ]
[9 ]
[12 ]. Für das Messinstrument muss darüber hinaus gelten, durch höchstmögliche Kürze und
geringen Zeitaufwand eine hohe Patientenakzeptanz zu erreichen. Zum Beispiel sollten
nicht mehr als dreißig Fragen zu beantworten sein. Dies schließt unspezifische und
durch vielfältige Fragen umfangreiche Fragebogen [8 ] oder aber die Ausgabe von zwei separaten Fragebogen für Krebserkrankung und COPD
aus. Der hier vorgestellte SAQOL, ein für Patienten mit Atemwegserkrankung oder/und
Malignom konzipierter Fragebogen, wurde von unseren ambulanten Patienten gut angenommen.
Der selbst auszufüllende Fragebogen erforderte nicht mehr als 10 Minuten zur Bearbeitung.
Der Fragebogen soll im Alltag eingesetzt werden können. Er wurde im typischen Ambulanzsetting
konzipiert, mit der Rückmeldung von Kollegen und Patienten bis zu seiner hier vorgestellten
Form modifiziert, die sich auf die Hauptthemen des Patienteninteresses konzentriert.
[21 ]
[22 ]
[23 ].
Im Vergleich zu einem in Europa vielfach eingesetzten Tumorfragebogen, dem QLQ C30
der EORTC konnte sich der vorgestellte Fragebogen als valide bestätigen, gerade in
der Gruppe der Patienten mit fortgeschrittenem, inkurablem Bronchialkarzinom, bzw.
nicht operablen pulmonalen Metastasen. Diese Gruppe nahm zur Evaluierung des QLQ-C30
an einer europäischen Multizenterstudie der EORTC teil (inklusive Australien und Canada)
[13 ]. Der hier neu vorgestellte SAQOL konnte bei kürzerem Umfang sich hier als ebenbürtig
bewähren. Aber auch bei den Patienten in geringeren Tumorstadien konnte in den vergleichbaren
Domänen der beiden evaluierten Fragebogen gute Korrelationen gemessen werden.
Im Ergebnis zeigt der kürzere SAQOL Reliabilität, Retest-Stabilität und vor allem
Validität. Es stellt sich die Frage, inwieweit der neue SAQOL gegenüber etablierten
Fragebogen eine Erweiterung der Ergebnisse aufweist und ob er spezifische Unterschiede
zu den vorhandenen Fragebogen darstellen kann. Hierzu identifizierten wir zum Beispiel
einen moderierenden Faktor der Lebensqualität bei unseren Patienten, der sich im Vergleich
zum etablierten QLQ-C30 mit dem SAQOL deutlicher abbilden lässt: Lungenfunktionsbeeinträchtigung
aufgrund chronisch-obstruktiver Atemwegsobstruktion. Dieser messbare Parameter hat
Einfluss auf eine höhere Beeinträchtigung bei Patienten mit COPD im Vergleich zu Patienten
ohne chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung (s. Abb. [3 ]).
Abb. 3: Lebensqualität (SAQOL) bei Patienten mit (weiße Säule) und ohne (schwarze Säule) COPD
in fortgeschrittenen Stadien des Bronchialkarzinoms. Der Nachweis einer COPD hat bei Patienten mit Bronchialkarzinom signifikanten Einfluss
auf die durch SAQOL gemessenen Lebensqualitätswerte in jeder Domäne.
Auch bei Patienten ohne BC, bei denen eine schwere COPD zu respiratorischer Insuffizienz
geführt hat mit der Erfordernis einer Sauerstofflangzeittherapie, konnte der Fragebogen
gegenüber dem ausführlich evaluierten und weltweit eingesetzten, besonders für COPD
relevanten und gerade die psycho-sozialen Alterationen am besten abbildenden Nottingham
Health Profile [13 ] gute Korrelationen zeigen.
Einfluss der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung auf die Lebensqualität
Patienten mit pulmonalen Malignomen die auch an einer COPD leiden, geben eine höhere
Lebensqualitätsbeeinträchtigung an als Patienten ohne Atemwegserkrankung, auch in
vergleichbar fortgeschrittenen Tumorstadien. Signifikant größere Beeinträchtigungen
fanden sich bei schwerer Lungenfunktions-Einschränkung (FEV1 , MEF50). Bei diesen Patienten konnte der neue Lebensqualitätsfragebogen eine deutliche
Korrelation zum FEV1 -Verlust bei COPD darstellen im Gegensatz zu dem tumor-, jedoch nicht organspezifischen
QLQ C-30 der EORTC, deren Lungenmodul mit dreizehn weiteren Fragen zu diesem Zeitpunkt
nicht in seiner gültigen Version zur Verfügung stand. Dieser Mangel an Korrelation
zur Lungenfunktionsverschlechterung im QLQ C-30 wurde bereits in anderen Studien bemerkt,
[13 ]
[18 ] und betont die Forderung nach Organspezifität eines Fragebogens.
Wie bereits in der gemeinsamen Studie mit der EORTC gezeigt, besteht auch in der vorgestellten
Studie eine Beziehung zwischen einer Lebensqualitätsbeeinträchtigung und einer signifikant
reduzierten Überlebenszeit bei Patienten mit fortgeschrittenem und inkurablem Tumorstadium.[13 ]
[21 ]
[22 ]
[23 ] Hier muss der Wert der Lebensqualitätmessung als bedeutender Faktor hervorgehoben
werden, besonders bei Patienten die an einer chronischen Atemwegserkrankung leiden.
Diese Patienten tragen eine Last, die ihre Prognose limitieren kann, durch den zusätzlichen
Einfluss, den eine Lebensqualitätsminderung ausüben kann.
Danksagung
Danksagung
Besonderer Dank gilt JM Cranston, Respiratory Unit, Department of Medicine, Flinders
Medical Centre, die bei der Ausgabe und Evaluation der englischen Version des SAQOL
half.