Es wird von einer 36-jährigen Patientin berichtet, bei der die Erstmanifestation psychotischer
Symptome zunächst erfolgreich mit Olanzapin-Schmelztabletten (Zyprexa® VeloTabTM) behandelt wurde. Als beim neuerlichen Auftreten der Symptome eine Behandlung mit
Olanzapin-Filmtabletten begonnen wurde, resultierte dies in einer Gewichtszunahme
von sieben Kilogramm innerhalb weniger Wochen. Nachdem wieder auf die Schmelztabletten
umgestellt worden war, gelang es, das Körpergewicht zu regulieren.
Erstmanifestation einer schizoaffektiven Störung bei einer 36-jährigen bis dato unauffälligen
Frau, möglicherweise getriggert durch eine Borrelieninfektion und psychosoziale Stressoren.
Größe: 172 cm, Körpergewicht: 73 kg.
Fallbericht
Fallbericht
Die Patientin, verheiratet, mit zwei Kindern, wurde von ihrem Ehemann in die Notaufnahme
des Krankenhauses gebracht. Sie zeigte Verwirrtheitsphasen und Realitätsverkennung,
war psychomotorisch unruhig, über Nacht hochgradig agitiert und psychotisch. Mitten
in der Nacht sei sie mit ihrer Geige nackt aus dem Haus gelaufen und habe die Geige
in eine Pfütze gelegt. Die Patientin zeigte sich fortan kaum zugänglich mit sprunghaften,
inkohärenten Gedankengängen. Im Wechsel kam es zu Euphorie und Weinerlichkeit, Ängstlichkeit
und regelrechten Panikzuständen. Zwei Wochen vor der aktuellen Symptomatik war die
Frau noch völlig unauffällig gewesen, stand aber unter erhöhter Belastung am Arbeitsplatz
und plante die berufliche Selbstständigkeit. In der Familienanamnese ist eine bipolare
Erkrankung mit überwiegend schweren depressiven Phasen bekannt.
Verlauf
Verlauf
Binnen 24 Stunden nach Aufnahme konnte durch Gabe von Olanzapin-Schmelztabletten (aufdosiert
bis auf 20 mg) und Diazepam (bis zu 10 mg/Tag) die hochgradige Agitation mit gemischt
delirantem und psychotischem Erleben gemildert und die Diagnostizierbarkeit hergestellt
werden. Es fanden sich aber bis auf einen positiven Serum-Borrelien-Titer für IgG
und IgM keine weiteren Auffälligkeiten.
Wegen des Verdachts auf Neuroborreliose wurde unter Beibehaltung der antipsychotischen
Medikation Ceftriazon i.v. verabreicht. Es kam innerhalb von drei Tagen zu einer vollständigen
Symptomremission. Diazepam wurde abgesetzt und Olanzapin-Schmelztablette langsam auf
5 mg/Tag reduziert. Die Patientin wurde am 20. Behandlungstag in die Ambulanz entlassen
und Olanzapin konnte nach vier Tagen ganz abgesetzt werden.
Einen Monat später stellte sich die Patientin mit neuerlichen psychotischen Symptomen
in der Institutsambulanz vor. Sie fühlte sich ängstlich, unruhig, hatte Schlafstörungen
und neuerlich psychotische Symptome. Es erfolgte eine Neueinstellung auf Olanzapin-Filmtabletten
(5 mg/Tag).
Therapieumstellung
Therapieumstellung
Nach fünf Wochen meldete sich die Patientin und berichtete über eine deutliche Besserung
der psychotischen Symptome, klagte aber über eine Gewichtszunahme von mehr als sieben
Kilogramm seit der Neueinstellung. Es erfolgte sofort eine Umstellung auf Olanzapin-
Schmelztabletten (ebenfalls 5 mg/ Tag). Zehn Tage später stellte sich die Patientin
erneut vor und berichtete über eine deutliche Gewichtsabnahme seit der Umstellung
auf Olanzapin-Schmelztablette ohne Veränderung ihrer Essgewohnheiten.
Befund nach Therapieumstellung
Befund nach Therapieumstellung
Bei noch anhaltender depressiver Symptomatik, insbesondere Antriebsmangel, Lustlosigkeit
und Erschöpfung erfolgte eine antidepressive Komedikation mit Reboxetin, worunter
die Symptomatik vollständig remittierte. Im weiteren Verlauf erfolgte die Einstellung
auf Lamotrigin. Die Patientin ist im sechsmonatigen Follow-up auf der Dreierkombination
Olanzapin-Schmelztabletten, Lamotrigin und Reboxetin stabil und voll arbeitsfähig.
Sie hat derzeit wieder ihr Ausgangsgewicht von 73 kg.
Diskussion
Diskussion
Der Fall der Patientin mit Erstmanifestation psychotischer Symptome bestätigt die
hohe Wirksamkeit von Olanzapin. Innerhalb weniger Tage wurde eine vollständige Symptomremission
erreicht und die Patientin konnte in die Ambulanz entlassen werden. Bei der anschließenden
langfristigen Therapie kam es unter der Olanzapin-Filmtablette zu einer Appetit- und
Gewichtssteigerung. Es gibt Einzelberichte, in denen ein günstiger Effekt auf das
Körpergewicht bei Umstellung von Olanzapin-Filmtabletten auf Olanzapin-Schmelztabletten
berichtet wird. Auch in diesem Fall betätigte sich dies. Unter der Schmelztablette
gelang es, das Körpergewicht der Patientin zu regulieren. Der Mechanismus, warum die
Schmelztablette einen positiveren Effekt auf das Körpergewicht hat, ist unklar. Diskutiert
wird, ob sie aufgrund einer veränderten Pharmakokinetik, sprich einer rascheren Absorption,
in geringerem Ausmaß mit 5-HT-Rezeptoren am Gastrointestinaltrakt, vor allem am Pylorus,
interagiert. Über eine solche Interaktion ließe sich möglicherweise eine Appetitsteigerung
und ein verspätet einsetzendes Sättigungsgefühl unter der oral verabreichten Olanzapin-Filmtablette
erklären.
Diese Arbeit wurde von Lilly Deutschland GmbH unterstützt.