Psychotische Symptome und Psychose-assoziierte Symptome können bei vielen psychiatrischen
Erkrankungen auftreten. So leiden etwa 90 % der an Schizophrenie erkrankten Patienten
zumindest zeitweise an psychotischen Symptomen. Aber auch bei M. Parkinson, unipolaren
Depressionen, bipolaren Störungen oder Demenzen werden psychotische Störungen häufig
beobachtet. Sie können außerdem postpartal, bei unterschiedlichen somatischen Erkrankungen,
nach Schlafentzug, medikamentös induziert, bei Intoxikationen oder im Entzug entstehen.
Psychotische Symptome im Rahmen eines M. Parkinson sind für die Patienten und Angehörigen
sehr belastend und oft der Grund für eine stationäre Krankenhausbehandlung oder Heimunterbringung
der Patienten. Wie Matthias R. Lemke, Rheinische Kliniken Bonn, in seinem Beitrag
beschreibt, erhöhen fortgeschrittenes Lebensalter und Stadium der Erkrankung, Demenz
und Schlafstörungen das Risiko für das Auftreten einer Psychose. Als erste Maßnahme
sollten mögliche infektiöse, toxische oder metabolische Ursachen, insbesondere Hydratations-
und Elektrolytstörungen, behandelt werden. Antiparkinsonmedikamente sollten reduziert
oder wenn möglich abgesetzt werden, wobei sich die motorischen Symptome in der Regel
verschlechtern werden. Häufig ist daher eine Behandlung mit neueren Antipsychotika
erforderlich, wobei Nutzen und Risiken gegeneinander abgewogen werden sollten.
Psychotische Symptome können nicht nur durch Antiparkinsonmedikamente ausgelöst werden,
sondern auch durch eine Vielzahl anderer Substanzen, unter anderem durch Kardiaka,
Antibiotika, Kortikosteroide, Hypnotika und ältere Antiepileptika, berichtet Christian
Prüter, Gangelter Einrichtungen, Krankenhaus Maria Hilf. Für die Diagnose einer medikamenteninduzierten
Psychose spricht insbesondere ein enger zeitlicher Zusammenhang mit der Medikamenteneinnahme
und ein schnelles Abklingen der Psychose nach Absetzen des Medikaments. In verschiedenen
Studien waren Medikamente bei bis zu jedem dritten Patienten, der ein Delir entwickelte,
die Ursache der Symptomatik. Gerade bei älteren, multimorbiden und polypharmakologisch
behandelten Patienten sollte bei Auftreten von delirtypischen Symptomen zunächst die
bisherige Medikation kritisch geprüft werden.
Lange Zeit wurde auch angenommen, dass Neuroleptika Depressionen auslösen können,
da rund 60 % der schizophrenen Patienten eine postpsychotische Depression entwickeln.
Georg Juckel, Charité Berlin, diskutiert in seinem Beitrag Vor- und Nachteile der
Behandlung mit Neuroleptika oder Antidepressiva und geht dabei insbesondere auch auf
die Differenzialdiagnostik dieser Störung ein.
Ebenfalls häufig mit psychotischen Störungen verbunden sind Drogen- oder Substanzabhängigkeit
bzw. -missbrauch. Die Komorbidität von Psychose und Sucht, deren ätiologische Erklärungsmodelle
und Behandlungsmöglichkeiten stehen im Mittelpunkt des Beitrags von Thomas Wobrock
und Kollegen aus Homburg/Saar. Cannabis als die häufigste illegale Droge und Alkohol
sind die in diesem Kontext relevantesten missbräuchlich eingenommenen Substanzen.
Postpartale Psychosen sind dagegen eher selten; sie treten bei etwa ein bis zwei von
tausend Frauen nach der Geburt auf. Für die Betroffenen und ihre Familien haben sie
aber dramatische Auswirkungen bis hin zu schwerwiegenden Gefährdungen des Kindes,
Suizid und Infantizid. Michael Grube, Frankfurt, fordert daher eine frühzeitige Diagnosestellung
und eine stationäre, am psychopathologischen Prägnanztyp orientierte Behandlung -
nach Möglichkeit in einer Mutter-Kind-Einheit.
Wir hoffen, dass wir mit der Auswahl der Themen dieses Hefts und den Beiträgen aus
dem Bereich psychotischer Störungen aktuelle und relevante Informationen für Ihren
klinischen Alltag liefern können.