Fachgesellschaften obliegen die Forschung und deren Umsetzung in die Praxis. Dazu
gehören auch die Garantie der Qualität, und die Kontrolle von Nutzen und Gefahren.
Fachzeitschriften unterstützen dies durch die Dokumentation der Forschung und durch
die Verbreitung gewonnener Einsichten und Möglichkeiten für die Praxis und zum Wohle
der Patienten. So auch unsere Zeitschrift. Dies betrifft im Besonderen die „Dauerbrenner”,
Problemfelder, deren Nutzen, Risiken und Schäden immer wieder überprüft und zu Recht
gerückt gehören. So ein Bereich ist die Abschätzung der biopositiven und bionegativen
Effekte der UV-Strahlung auf den Menschen, sowohl der Sonne als auch von künstlichen
Lichtquellen (Akt Dermatol 2005; 31: 351 - 353).
Ein anderes, weites Feld betrifft Nutzen und Grenzen von Allergietestungen und deren
Indikation. Solches geschieht im Positionspapier zur Formulierung von Leitlinien (JDDG
2006; 4: 72 - 85) oder durch gezielte Stellungnahme (SÄZ 2005; 86: 1565 - 1568). Und
auch die Komplementärmedizin, deren Wirksamkeit in der Schweiz auf politische Verordnung
hin evaluiert wurde. Es war ein strittiges Unterfangen (SÄZ 2006; 87: 25 - 28), in
welchem, wie wäre es anders zu erwarten gewesen, die Wirksamkeit der evaluierten Bereiche
der Komplementärmedizin die Spielbreite der Placebo-Effekte nicht wesentlich überschritt.
Also die Komplementärmedizin rechtfertigt sich nicht über naturwissenschaftliche Beweisführung.
Ihre Argumente liegen im affektiven Bereich, wie Umsatz, Nachfrage, Akzeptanz und
über Verknüpfungen mit „ganzheitlichen Systemen”, mit spiritualistischen Ansätzen,
mit uralten fernöstlichen Traditionen oder mit der Umgehung der modernen, rationalen,
naturwissenschaftlichen Medizin und deren apparativen Komponente.
Man kann das verstehen. Die Hirnforschung ordnet dem älteren Hirnanteil, welcher das
limbische System enthält, die Qualitäten Emotion, Motivation, das Vegetativum und
das Irrationale zu, eingeschlossen Gedächtnis und Verarbeitung dieser Leistungen.
Das jüngere Großhirn befähigt den Menschen zur Erbringung rationaler, naturwissenschaftlicher
Leistungen, welche sich seit der Aufklärung in der Wissenschafts- und Kulturwelt massiv
durchsetzen. Viele Menschen sind versucht, die emotionale Welt zu verdrängen. Dies
zeigt sich z. B. am „Abwählen der Religion”. Aber das alte Gehirn ist nicht verkümmert,
es fordert sein Recht, macht sich bemerkbar und äußert sich durch die Wünsche nach
Spiritualität, „Ganzheit”, Behütung und es sucht sich „Heil” in uralten Strukturen.
Und vom „Heil zum Heiler” wird auf ursprüngliche Krankheitsvorstellungen zurückgegriffen.
Der rationalen Heilkunst wird misstraut. Zwangsläufig kommt man zum Thema Bioresonanz,
wobei versucht wird, eine komplementärmedizinische Methode mit naturwissenschaftlichen,
physikalischen Grundlagen zu argumentieren. Dabei wird die Physik falsch ausgelegt
und die Messungen zur Diagnostik sowie die therapeutischen Anwendungen erbringen keineswegs
das, was postuliert wird. Dies wird in der Stellungnahme der Fachkommission der Schweizerischen
Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (SGAI) klar dargelegt und als Unsinn
bezeichnet (SÄZ 2006; 87: 50 - 54). Wir sind dankbar für die Genehmigung, die Stellungnahme
in dieses Heft zu übernehmen (Seite 73 - 77) und unseren Lesern zukommen zu lassen.
Zu Recht schreibt Herr Kollege Bruno Kesseli, Chefredaktor der SÄZ: „Wenn eine medizinische
Methode - ob schul- oder komplementärmedizinischer Art - sich auf naturwissenschaftliche
Grundlagen beruft, muss sie sich auch am aktuellen Stand des Wissens messen lassen”
(SÄZ 2006; 87, 128). Und da ist sie durchgefallen, die Bioresonanz!