Einleitung
Einleitung
Zusammen mit der durch den gemeinsamen Bundesausschuss beschlossenen Neufassung der
Rehabilitationsrichtlinien [1] sind mit Datum vom 1. 4. 2004 die Rahmenempfehlungen zur ambulanten dermatologischen
Rehabilitation [2] der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation Frankfurt a. M. (BAR) wirksam geworden.
Damit rückt die Aussicht auf eine flächendeckende Versorgung chronisch hautkranker
Menschen in wohnortnahen ambulanten dermatologischen Rehabilitationszentren in die
nähere Zukunft. Aufgrund dieser aktuellen Ereignisse, stellt die nachfolgende Arbeit
die Ergebnisse der Evaluation des primären Rehabilitationserfolgs von Patienten mit
Psoriasis vulgaris vor, die in einem wohnortnahen dermatologischen Rehabilitationszentrum
erzielt wurden, welches bereits seit der Eröffnung im Jahr 1996 nach den jetzt von
der BAR [2] beschlossenen konzeptionellen, personellen, räumlichen, apparativen und therapeutischen
Standards arbeitet [3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]. Die nachfolgenden Daten geben zum einen Aufschluss über die Verbesserung des psoriatischen
Hautbefunds während der wohnortnahen Rehabilitationsmaßnahme, zum anderen zeigen sie
die hohe Patientenzufriedenheit mit einer Rehabilitation innerhalb des eigenen psychosozialen
Umfelds. Abschließend werden die u. a. aufgrund unterschiedlicher Untersucher, unterschiedlicher
Therapiekonzepte und differierender Behandlungsdauern lediglich tendenziell vergleichbaren
Ergebnisse hinsichtlich der Besserung des Schweregrads des Hautbefunds anhand des
PASI-Scores von traditionell wohnortfernen und wohnortnahen Einrichtungen nebeneinander
gestellt.
Patienten und Methodik
Patienten und Methodik
Patienten
In die retrospektive Analyse wurden 292 konsekutive Patienten mit der Hauptdiagnose
Psoriasis vulgaris (ICD-10: L40.0) aufgenommen, die in 3 aufeinanderfolgenden Jahren
(1999 - 2001) wohnortnah in der Rhein-Klinik St. Joseph Duisburg rehabilitiert wurden.
Nach der nach den aktuellen Rehabilitationsrichtlinien anzuwendenden internationalen
Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) [9] lagen bei den Patienten Schädigungen von Funktionen (ICF: b810-b869) und Strukturen
der Haut- und Hautanhangsgebilde (ICF: s810-s899) z. B. in Form von Rötung, Schuppung,
Rhagaden und Pusteln mit einhergehenden Schmerzen und Juckreiz vor. Im ICF-Bereich
der Aktivitäten bestanden i. d. R. Beeinträchtigungen der persönlichen, sozialen,
situationsbedingten und beruflichen Aktivitäten. Dadurch ist die Teilhabe in den Bereichen
der körperlichen Unabhängigkeit (ICF: d510 ff.), der Mobilität (d410 ff.), der psychischen
Belastbarkeit (d240), der sozialen Integration (d710 ff.) und der Beschäftigung in
Beruf (d840-d899) und Freizeit (d920) stark beeinträchtigt. 25 Patienten (8,6 %) litten
zusätzlich an einer Psoriasisarthropathie (ICD-10: L40.5). Das Kollektiv von insgesamt
144 weiblichen und 148 männlichen Patienten zeigte folgende Altersverteilung: Alter
zwischen 2 und 86 Jahren (Mittelwert 46,6 ± 18,1, Median 47 Jahre). 205 Patienten
(70,2 %) wurden ambulant und 87 Patienten (29,8 %) stationär rehabilitiert. Ambulante
wie auch stationäre Patienten erhielten das identische medizinische, psychologische
und physikalische Rehabilitationsprogramm über jeweils 6 Stunden täglich. Die Unterschiede
bestanden werktags lediglich in der Übernachtung in der Klinik und entsprechend zusätzlicher
Verpflegung bei den stationären Patienten und der häuslichen Übernachtung sowie der
Gestaltung des Resttages im gewohnten psychosozialen Umfeld bei den ambulanten Patienten.
An Samstagen, Sonn- und Feiertagen erhielten die stationären Patienten die gewohnte
medizinische und physikalische Therapie. Lediglich das psychologische, soziale und
Schulungs-Programm entfiel an den Wochenenden. Die Entscheidung darüber, ob bei einem
Rehabilitanden eine stationäre oder ambulante Reha durchgeführt wurde, war abhängig
vom Ausmaß der aufzuweisenden Schädigungen insgesamt (nicht vom Schweregrad des psoriatischen
Hautbefalls), der Beeinträchtigung von Aktivitäten und Teilhabe, der räumlichen Entfernung
vom Wohnort, der Verkehrsanbindung, vom sozialen Umfeld und berechtigten Wünschen
des Rehabilitanden und entsprach bereits weitgehend den späteren Rahmenempfehlungen
der BAR [2].
Behandlungskonzept
Das Therapiekonzept der Rhein-Klinik Duisburg [3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8] ist ganzheitlich ausgerichtet und verfolgt als übergeordnete Rehabilitationsziele
u. a.
-
die Abheilung bestehender psoriatischer Hautveränderungen und eine Verlängerung des
hauterscheinungsfreien Intervalls,
-
die Wiederherstellung und Erhaltung der Erwerbsfähigkeit,
-
Hilfe bei der Findung von Bewältigungsstrategien und bei der Krankheitsverarbeitung
zum erfolgreichen Langzeiterkrankungsmanagement,
-
Beseitigung oder Minderung von Beeinträchtigungen im Familien- und Berufsleben, in
der Freizeit und bei der Motivation,
-
Abwendung drohender oder manifester Beeinträchtigungen der Teilhabe insbesondere in
Bezug auf die physische Unabhängigkeit, die Mobilität, die psychische Stabilität,
die soziale Integration und die Beschäftigung.
Zur Erreichung dieser Ziele kommen sowohl das komplette Spektrum dermatologischer
Therapiemöglichkeiten (topische, systemische, Photo-Therapieverfahren) wie auch intensive
psychotherapeutische Betreuung, physikalische und physiotherapeutische Therapien,
ausgedehnte Patientenschulungen und Entspannungsverfahren zum Einsatz (Tab. [1]). Ermöglicht wird dieses breite therapeutische Spektrum durch ein interdisziplinäres
Therapeutenteam. Die Tab. [1] zeigt die am häufigsten zum Einsatz gekommenen Therapieverfahren- und Kombinationsmodule,
die aufgrund der individuellen Erstellung von Behandlungsplänen variieren. Ein Behandlungsschwerpunkt
stellt, wie in anderen Kliniken auch (siehe Diskussion), die Balneophototherapie dar, sofern der Patient von seinem Alter und seiner Konstitution
her dafür geeignet ist. Einen weiteren Therapieschwerpunkt sowie gleichzeitig ein
Rehabilitationsziel stellt die Erlernung der Cignolin-Minutentherapie dar, die, gekonnt
angewendet, für die Patienten eine langfristig wirksame und nebenwirkungsarme Therapieoption
darstellt [10]
[11]. Intensive Anleitungen und Aufforderung zur konsequenten Hautpflege [8]
[12] erhält jeder Reha-Patient. Ebenso nimmt jeder Patient an einem psychologischen Aufnahmegespräch
teil, infolgedessen sich die Notwendigkeiten zu weiteren Einzel- oder Gruppengesprächen
ergeben. So weit sinnvoll, werden bei allen Therapiemodulen die familiären Bezugspersonen
mit einbezogen, sowie im psychologischen Bereich das psychosoziale Umfeld (sozial,
beruflich, schulisch), wie es nur wohnortnah möglich ist.
Tab. 1 Medizinische und psychotherapeutische Behandlungsmethoden während der wohnortnahen
Rehabilitation
absolute Patientenzahl (total, n = 292) |
[%] der Patienten |
therapeutische Kombinationsmodule |
| 270 |
92,5 |
Cignolin-Minutentherapie |
| 216 |
74,0 |
Balneophototherapie (15 %ige Starksole) |
| 76 |
26,0 |
Bade-PUVA-Therapie |
| 153 |
52,4 |
topisches Calcipotriol (Daivonex®, Psorcutan®) |
| 292 |
100,0 |
2 × tägliche Hautpflege [19]
|
| 292 |
100,0 |
psychologisches Aufnahme- und Entlassungsgespräch |
| 292 |
100,0 |
2 × wöchentliche Schulung und ärztlicher Vortrag |
| 236 |
80,8 |
Entspannungstraining (progressive Muskelrelaxation, Phantasiereisen) |
| 147 |
50,3 |
psychologische Einzelgespräche, Psychotherapie |
Dokumentation und Datenerhebung
Die Ausprägung des psoriatischen Hautbefalls wurde bei Aufnahme und Entlassung mit
dem Psoriasisausdehnungs- und Schweregradindex PASI ( = Psoriasis Area and Severity
Index) [13] bestimmt. Für jeden Patienten wurde neben der üblichen Krankenakte ein persönlicher
Behandlungsbogen geführt, in dem jede Anwendung dokumentiert wurde.
Am Entlassungstag erhielten alle Patienten im Rahmen der Qualitätssicherung in der
Rhein-Klinik St. Joseph einen anonym auszufüllenden Fragebogen mit insgesamt 24 Fragen
zu Themen wie Zufriedenheit mit Behandlungserfolg, Art der Behandlung, Freundlichkeit
der Mitarbeiter, Verpflegung und Unterkunft sowie zu Besonderheiten der wohnortnahen
Rehabilitation. Die Rücklaufquote betrug 69,2 % (n = 202). Somit wurden pro Patient
bis zu 87 verschiedene Parameter erfasst.
Auswertung und statistische Methoden
Zur Evaluation wurde mit dem Microsoft-Programm ACCESS ein Datenbanksystem entwickelt,
in das die Daten von 292 konsekutiv in der Rhein-Klinik St. Joseph Duisburg in einem
Zeitraum von 3 Jahren behandelten Patienten mit Psoriasis vulgaris eingegeben worden
sind. Alle statistischen Auswertungen wurden mit dem Programmpaket CSS: Statistica
(Fa. StatSoft, USA) durchgeführt.
Die Abheilungsquoten (auch in Tab. [3] und Abb. [2]) wurden durch die relative PASI-Reduktion (%) nach folgender Formel bestimmt: 100
- [100 × (Entlassungs-PASI : Aufnahme-PASI)].
Tab. 3 Vergleich der primären Rehabilitationserfolge verschiedener Rehabilitationszentren
anhand der prozentualen PASI-Score-Reduktion
| Publikations-Jahr |
Erstautor |
Klinik, Institution |
Therapiemethode |
Behandlungsdauer |
Patientenzahl |
mittlere Abheilungsquote [%] |
| 2002 |
Ständer [14]
|
Fachklinik Bad Bentheim |
stationäre Rehabilitation, Schwerpunkt Balneophototherapie (BPT) |
Durchschnittlich 30 BPT-Behandlungen pro Patient; bei angenommenen 5 Sitzungen pro
Woche ca. 6 Wochen durchschnittliche Behandlungsdauer |
2917 |
92,86 |
| 1997 |
Gambichler [16]
|
Klinikzentrum Bad Sulza |
stationäre Rehabilitation mit Schwerpunkt Balneophototherapie |
4,4 Wochen |
165 |
82,78 |
| 1997 |
Schuh [17]
|
Klinik für Dermatologie und Allergie, Davos |
Klimatherapie im Hochgebirge, wobei die „Heliotherapie” als Klimaexposition die Hauptkomponente
darstellte |
4 Wochen |
76 |
77,4 |
| 1999 |
Lange [18]
|
PsoriSol Fachklinik für Dermatologie und Allergologie Hersbruck |
kombinierte dermatologisch-verhaltenstherapeutische stationäre Therapie |
25 Tage |
86 |
88,6 |
| 2000 |
Petermann [19]
|
Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche |
stationäre Rehabilitation. Dermatologische Therapie, Klimatherapie, intensives kognitiv-behaviorales
Schulungsprogramm |
4 - 6 Wochen |
54 |
50,0 |
| 2003, [2001], (1999) |
Buhles [21]
|
Asklepios Nordseeklinik Westerland/Sylt |
stationäre Rehabilitation |
durchschnittlich 24 Behandlungstage |
123 [138] (100) |
80,0 [75] (80) |
| 2000 |
Lemke [22]
|
Dermatologisches Zentrum Buxtehude |
wohnortnahe ambulante Rehabilitation (5 × 2,5 h Schulung) |
20 Behandlungstage, z. T. auf mehrere Monate verteilt |
27 |
76,9 |
| 2004 |
Kardorff (eigene Untersuchung) |
Rhein-Klinik St. Joseph Duisburg, Rehabilitationszentrum für Dermatologie, Allergologie
und Umweltmedizin |
wohnortnahe dermatologische Rehabilitation, ambulant und stationär. Kombinierte dermatologische
und psychologische Therapie, Schulungen und Entspannungsverfahren. Einbeziehung des
psychosozialen Umfelds |
26 Tage |
292 |
82,2 |
Abb. 2 Vergleich der Abheilungsquoten verschiedener dermatologischer Rehabilitationszentren.
Ergebnisse
Ergebnisse
Bei den 292 konsekutiv behandelten Patienten betrug der Aufnahme-PASI-Score 20,2 ±
11,2 (Median 18) und der Entlassungs-PASI-Score 4,5 ± 4,6 (Median 3,2 Punkte). Der
durchschnittliche PASI-Rückgang um 15,7 Punkte (Abb. [1]) ist statistisch hochsignifikant. Die Abheilungsquote in Bezug auf Schweregrad und
Ausdehnung des psoriatischen Befalls erfolgte somit um durchschnittlich 77,7 %, im
Median um 82,2 %.
Abb. 1 Reduktion des PASI-Scores in Abhängigkeit von der Art der Behandlung (ambulant/stationär;
siehe auch oben stehende Tabelle).
|
Δ PASI Aufn.-Entl., total (n = 292) |
Δ PASI Aufn.-Entl., ambulant (n = 205) |
Δ PASI Aufn.-Entl., stationär (n = 87) |
| Mittelwert |
15,703 |
15,470 |
16,230 |
| Std.-Abw. |
9,537 |
9,144 |
10,413 |
| SEM |
0,583 |
0,670 |
1,150 |
| Minimum |
1,400 |
1,700 |
1,400 |
| Maximum |
54,000 |
43,600 |
54,000 |
| Median |
13,850 |
13,700 |
14,150 |
Die Behandlungsergebnisse bei ambulanten und stationären Patienten zeigten keinen
signifikanten Unterschied im Rückgang des PASI-Scores (Abb. [1]). Im Mittelwert zeigte sich bei den stationären Patienten ein um 0,8 Punkte im PASI-Score
(Median 0,45 Punkte) besseres Ergebnis als bei den ambulanten Patienten. Die stationären
Patienten verbrachten durchschnittlich 7 Behandlungstage mehr in der Klinik. Bei annähernd
gleicher Behandlungsdauer von ca. 5 Wochen in beiden Gruppen sind diese 7 Tage Differenz
durch die Wochenenden zu erklären, die die ambulanten Patienten bei ihren Familien
verbrachten, während die stationären Patienten auch an Samstagen und Sonntagen die
komplette medizinische Behandlung (Balneophototherapie, Cignolin-Minutentherapie,
Hautpflege, etc.) erhielten. Das Auslassen der Therapie in der Rehaklinik an den Wochenenden
hatte somit keinen Einfluss auf den Therapieerfolg. Die ambulanten Patienten hatten
den Auftrag, die in der Klinik erlernten topischen Behandlungs- und Hautpflegeformen
an den Wochenenden direkt in Form eines Praxistests zu Hause fortzuführen.
Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug 26,3 ± 8,5 Tage (n = 292, Median 26
Tage), ambulant (n = 205) 24,3 ± 7,5 Tage (Median 25 Tage) und stationär (n = 87)
31,0 ± 9,0 Tage (Median 33 Tage). Ambulante Patienten hatten dabei 5 und stationäre
Patienten 7 Behandlungstage pro Woche.
Ein Rehabilitationsziel stellt auch die nach Möglichkeit steroidfreie Therapie der
Psoriasis dar. Bei Aufnahme erhielten als Vorbehandlung vor Rehabilitationsbeginn
41,8 % der Patienten topische und 6,8 % systemische Steroide zur Psoriasis-Behandlung.
Bei Entlassung wurden noch 5 Patienten (1,7 %) mit topischen Steroiden (im Kopfhautbereich)
und kein Patient (0 %) mehr mit systemischen Steroiden behandelt.
Neben der Ermittlung des Entlassungs-PASI-Scores gab der die Abschlussuntersuchung
durchführende Arzt auf dem Untersuchungsbogen noch ein deskriptives Urteil über den
klinischen Hautzustand der Patienten ab (Tab. [2]). Parallel dazu stuften die Patienten auf dem bei Entlassung unter Methodik beschriebenen
anonym auszufüllenden Patientenfragebogen ihre Zufriedenheit mit dem persönlichen
Behandlungserfolg zwischen sehr gut und unbefriedigend ein. Im Gegensatz zu den Erfahrungen
von Ständer et al. [14] zeigten sich hierbei relativ gute Übereinstimmungen zwischen der ärztlichen und
der Patientenbeurteilung.
Tab. 2 Klinische Einschätzung des Behandlungsergebnisses durch Arzt und Patient
| Beurteilung durch den Arzt |
Einschätzung [%] |
Beurteilung durch den Patient |
Einschätzung [%] |
| komplette Abheilung |
3,1 |
sehr gut |
42,9 |
| fast komplette Abheilung |
46,6 |
gut |
39,7 |
| deutliche Besserung |
47,9 |
zufriedenstellend |
14,7 |
| geringgradige oder keine Besserung |
1,0 1,4 (keine Dokumentation) |
unbefriedigend |
2,6 |
Die für den Aspekt der Wohnortnähe der Rehabilitationsmaßnahme wichtigen Fragen wurden
von den rehabilitierten Patienten anonym wie folgt beantwortet:
Den Kontakt zu den eigenen Angehörigen während der Rehamaßnahme erachteten 67,9 %
als sehr wichtig und 14,5 % als wichtig (83,4 %), 17,6 % als weniger wichtig oder
sogar unwichtig.
Auf die Frage, ob eine Rehabilitationsmaßnahme lieber in größerer Entfernung vom Wohnort
hätte stattfinden sollen (Antwortmöglichkeit JA/NEIN), antworteten 12,6 % mit Ja.
Der Wunsch nach einer wohnortferneren Rehabilitation stand in keinem statistisch signifikanten
Zusammenhang zu der persönlichen Erfolgsbeurteilung.
Die Behandlungskosten für die Kostenträger der Rehabilitation beliefen sich bei ambulanter
Behandlung auf 4124,71 DM (2108,93 €) pro Patient und bei stationärer Behandlung auf
6827,48 DM (3490,84 €) pro Patient bei annähernd identischem primären Rehabilitationsergebnis.
Die stationäre Behandlung erwies sich somit als 65,5 % kostenintensiver. Umgerechnet
auf das Behandlungsergebnis kostete jeder Punkt PASI-Score-Reduktion bei ambulanten
Patienten 266,63 DM (136,33 €) und bei stationären Patienten 420,67 DM (215,09 €).
Diskussion
Diskussion
Noch in der 2. Hälfte der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts gab es erhebliche Bedenken
gegenüber der Effektivität der wohnortnahen, „nicht-klimatherapeutischen” Rehabilitation
[15]. Die vorliegende Arbeit stellt das Konzept der wohnortnahen dermatologischen Rehabilitation
vor und präsentiert den anhand der PASI-Score-Veränderungen messbaren primären Rehabilitationserfolg.
Um zusätzlich aufzuzeigen, welchen Stellenwert diese therapeutischen Ergebnisse im
Ruhrgebiet in Bezug auf den psoriatischen Hautbefall im Vergleich zu traditionellen
wohnortfernen Rehabilitationskliniken und einem weiteren Modellprojekt ortsnaher Rehabilitation
haben, werden nachfolgend im Text und in der Tab. [3] publizierte Ergebnisse anderer Zentren vorgestellt, die sich auch des PASI zur Evaluation
des Therapieerfolgs bedienten:
In der Fachklinik Bad Bentheim wurden zwischen dem 1. 4. 2000 und 1. 3. 2002 2917
stationär rehabilitierte Psoriasis-Patienten mit einem durchschnittlichen Aufnahme-PASI
von 13,83 und einem Entlassungs-PASI von 0,99 im Rahmen eines THESOP II genannten
Forschungsprojekts erfasst [14]. Daraus ergibt sich eine Abheilungsquote von 92,86 % (siehe Auswertung und statistische Methoden). Behandlungsschwerpunkt in Bad Bentheim stellt die Balneophototherapie (BPT) dar.
Die durchschnittliche Zahl von BPT-Sitzungen pro Patient betrug 30. Bei i. d. R. 5
durchgeführten Behandlungen pro Woche betrug die geschätzte stationäre Verweildauer
ca. 6 Wochen. Konkrete Angaben hierzu fehlen leider in der Literaturstelle [14].
Eine Untersuchung aus dem Klinikzentrum Bad Sulza [16] an 165 stationär rehabilitierten Patienten (102 männlich, 63 weiblich, Altersdurchschnitt
44,4 Jahre [17 - 82 Jahre]) ergab in durchschnittlich 4,4 Therapiewochen eine mittlere
Abheilungsquote von 82,8 % bei einem durchschnittlichen Aufnahme-PASI von 15,6.
Im Rahmen einer Untersuchung der Klinik für Dermatologie und Allergologie in Davos
[17] konnte mit der Klimatherapie im Hochgebirge eine Besserung des PASI-Scores von 9,06
auf 2,05 Punkte bei 76 Psoriasis-Patienten beobachtet werden. Dies entspricht einer
Abheilungsquote von 77,4 %, wobei eine 43 %ige Besserung bereits in der 1. Behandlungswoche
stattfand. Die „Heliotherapie” als Klimaexposition stellte dabei die therapeutische
Hauptkomponente dar. In einer katamnestischen Untersuchung für Davos wurde eine Rezidivfreiheit
über Zeiträume zwischen vier und sieben Monaten bei 27,5 % der Patienten und zwischen
acht und zwölf Monaten bei 25,5 % der Patienten festgestellt [17].
86 Psoriasis-Patienten wurden in der PsoriSol-Klinik Hersbruck [18] zwischen September 1997 und März 1998 durchschnittlich 25 Tage stationär mit einer
kombinierten dermatologisch-verhaltenstherapeutischen Therapie stationär behandelt.
Neben diagnoseorientierten dermatologischen Schulungen wurden Übungen zur Entspannung,
zur sozialen Kompetenz, zur Kratzkontrolle sowie psychologische Einzelbetreuung angeboten.
Hierbei verbesserte sich der PASI-Score von 23,6 auf 2,7 (Abheilungsquote 88,6 %).
Von der Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche zusammen mit dem Zentrum für Rehabilitationsforschung
der Universität Bremen wurde ein verhaltensmedizinisch orientiertes Patientenschulungsprogramm
[19] erarbeitet, welches integrativer Bestandteil der stationären Rehabilitation bei
Psoriasis ist. Bei 54 Kindern und Jugendlichen (9 - 17 Jahre, 23 Jungen, 31 Mädchen),
die zwischen Januar 1997 bis Mai 1998 an einer Rehabilitationsmaßnahme teilgenommen
haben, kam es im Verlauf der Behandlung zu einem Abfall des PASI von 7,60 auf 3,80
(Abheilungsquote 50 %). 19 der Kinder und Jugendlichen hatten gegen Ende der Rehabilitationsmaßnahme
einen besseren Hautzustand, während sich bei 32 Kindern und Jugendlichen keine Veränderung
des Schweregrads zeigte. Bei einem Kind verschlechterte sich der Hautzustand während
der Rehabilitationsmaßnahme. Diese vergleichsweise deutlich geringere Besserung des
mit dem PASI-Score beurteilten Hautzustands gegenüber den Untersuchungen aus anderen
Kliniken (Tab. [3], Abb. [2]) hängt möglicherweise mit der bei Kindern etwas eingeschränkten Palette an Therapiemöglichkeiten
der Psoriasis [20] zusammen.
Nach einer persönlichen Mitteilung von Buhles [21] verbesserten sich die durchschnittlichen PASI-Scores der stationären Reha-Patienten
der Nordseeklinik Sylt im Jahr 1999 von 15 auf 3, im Jahr 2001 von 12 auf 3 und im
Jahr 2003 von 10 auf 2 Punkte bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 24 Tagen
(Abheilungsquoten 75 - 80 %).
Bei vergleichender Betrachtung der publizierten PASI-Score-Änderungen im Verlauf rehabilitativer
Therapien (Tab. [3], Abb. [2]) fällt auf, dass die hier vorgestellte wohnortnahe dermatologische Rehabilitation
inmitten eines städtischen Ballungsgebiets (Ruhrgebiet) durchaus vergleichbar gute
Ergebnisse im Rahmen der Primärevaluation am Ende einer Rehabilitationsmaßnahme bei
Psoriasis erbringen kann.
Dies zeigt auch ein anderes, in Buxtehude [22] durchgeführtes Modellprojekt zur wohnortnahen ambulanten dermatologischen Rehabilitation.
Es sieht zur Behandlung der Psoriasis 20 durchaus über Monate flexibel zu verteilende
Behandlungstage sowie ein modulares Schema mit 5 zweieinhalbstündigen Schulungen u.
a. aus den Bereichen Dermatologie, Psychologie und Ökotrophologie vor. Im Rahmen dieses
Projekts konnte der PASI-Score von anfangs durchschnittlich ca. 13 auf 3 Punkte am
Therapieende gebessert werden (Abheilungsquote 76,9 %).
Die hier nebeneinander aufgeführten Ergebnisse sind sicherlich nicht exakt miteinander
zu vergleichen, da die Bewertung der Schwere der Psoriasis mittels PASI von verschiedenen
Untersuchern unterschiedlich eingesetzt wird und die Bewertung durch verschiedene
Autoren oder Institutionen schwankt. Ständer et al. [14] haben daher vorgeschlagen, für Vergleiche nicht die absoluten (PASI-)Werte sondern
nur die prozentuale Änderung heranzuziehen (Abb. [2]), da davon ausgegangen werden kann, dass Aufnahme- und Entlassungsbefund nach dem
gleichen Schema erhoben wurden. Aber auch hierbei ist nur ein tendenzieller Vergleich
möglich, da auch der prozentuale Wert z. B. bei einer PASI-Reduktion um 10 Punkte
stark von der Höhe des ermittelten Ausgangswerts abhängt und somit auch keinen objektiven
Vergleich ermöglicht.
Zur endgültigen Beurteilung der Qualität der wohnortnahen Rehabilitation wäre eine
Langzeitnachbeobachtung der rehabilitierten Patienten mit Nachkontrolle der Entwicklung
der PASI-Werte wünschenswert. Hierzu gibt es jedoch auch im Bereich der wohnortfernen
Rehabilitation nur sehr wenige Daten.
Fazit
Neben der im Vordergrund stehenden Präsentation der primären Rehabilitationsergebnisse
und des wohnortnahen dermatologischen Rehabilitationskonzepts soll die vorliegende
Arbeit zum einen aufzeigen, dass auch im Rahmen der direkt ermittelbaren Abheilungsquoten
der Psoriasis bei der wohnortnahen Rehabilitation vergleichbar gute Ergebnisse wie
bei einer wohnortfernen Rehabilitation bzw. einer Klimatherapie erreicht werden können.
Zum anderen sollen auch die hohe Zufriedenheit unseres Patientenkollektivs mit der
Rehabilitation in Wohnortnähe sowie die nur wohnortnah vorhandenen Vorteile des „intrarehabilitativen”
Kontakts zum psychosozialen Umfeld demonstriert werden, wie sie bereits auch für die
Rehabilitation von Neurodermitis-Patienten [23] gezeigt werden konnten.
Danksagung
Danksagung
Hiermit bedanke ich mich bei Herrn Dr. Johannes Kunze (Chefarzt der Hautkliniken Duisburg)
und Herrn Prof. Dr. Ulrich R. Hengge (Dermatologische Abteilung der Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf [Direktor: Prof. Dr. T. Ruzicka]) für die Überlassung des Themas und die
Betreuung der Arbeit.