Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln oder solche zwischen Arzneimitteln und Nahrungs-/Genussmitteln
sowie Suchtstoffen sind bei jeder ärztlichen Arzneimittel-Verordnung relevant. Einige
Informationssysteme erlauben eine Online-Recherche, neuerdings zum Beispiel DIMDI
(Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, www.dimdi.de) mit „PharmSearch”. Das Arzneimittel-Informationssystem steht Ärzten zur Zeit kostenfrei
zur Verfügung. Eine deutlich praxisnahere Alternative ist die schon länger verfügbare,
herstellerferne „atd-Arzneimitteldatenbank”.
DIMDI PharmSearch
DIMDI PharmSearch erlaubt es, neben Informationen über Zusammensetzung, Dosierung,
Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen etc. auch packungsbezogene und ökonomische
Arzneimitteldaten, zum Beispiel aktuelle Festbetragslisten, zu recherchieren. Der
monatlich aktualisierte Datenbestand umfasst alle in Deutschland apothekenüblichen
Arzneimittel (über 100000 Arzneimittelpackungen inklusive Phytotherapeutika und Homöopathika)
und sämtliche Wirk- und Hilfsstoffe. Über direkte Verlinkung sind aus dem jeweiligen
Dokument zum Fertigarzneimittel zusätzliche Informationen aus der Roten Liste und
der Gelben Liste Identa (mit Abbildungen von Darreichungsformen) abrufbar. In dem
neuen Interaktionsmodul sind Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneimitteln,
Stoffen oder Stoffgruppen dokumentiert. Darüber hinaus werden Interaktionen mit Nahrungs-,
Genussmitteln (auch Alkohol) und Suchtstoffen sowie Wechselwirkungen von nicht-verschreibungspflichtigen
und pflanzlichen Arzneimitteln berücksichtigt.
Datenquelle
Als Datenquelle für das Interaktionsmodul dient aktuelle klinisch-pharmakologische
Literatur, die verschiedene Zeitschriften, regelmäßige Literaturrecherchen, Fachinformationen
und einige Standardwerke umfasst. Ausschlaggebend für die Dokumentation einer Wechselwirkung
in diesem Modul ist das zu erwartende, klinisch relevante Risiko für den Patienten.
Hierzu zählen Wechselwirkungen, die bei bestimmungsgemäßem Gebrauch der Arzneimittel
auftreten können oder solche, die die Wirksamkeit oder Toxizität eines Arzneistoffs
in einem relevanten Ausmaß verändern. Die Beschreibungen (Monographien) der Interaktionen
werden in fünf verschiedene Wertungsstufen eingeteilt und können als Kurzinformation
oder als Volltext mit ausführlicher Erklärung der pharmakologischen Effekte, der Wirkmechanismen
und der möglicherweise zu ergreifenden Maßnahmen abgerufen werden. Aus lizenzrechtlichen
Gründen wird die Recherche über DIMDI PharmSearch nur Health Professionals mit DocCheck-Passwort
kostenfrei angeboten (www.dimdi.de/static/de/amg/pharmsearch.htm, dann DocCheck-Anmeldung, dann PharmSearch oder das Interaktionsmodul auswählen).
Die DIMDI PharmSearch enthält den ABDAMed-Datenbestand, der inhaltlich eine Teilmenge
der bereits seit vielen Jahren beim DIMDI angebotenen ABDA-Datenbanken darstellt.
atd-Arzneimitteldatenbank
Zwar wird Ärzten mit der Suche in dem speziell aufbereiteten ABDAMed-Datenbestand
immerhin ein Informationsstand geboten, wie ihn Apotheker auch haben (können) - auch
hinsichtlich der Interaktionsrecherche. Doch abgesehen von der immer schon unbefriedigenden
inhaltlichen Aufbereitung der ABDA-Daten und der relativen Schwergängigkeit des DIMDI-Systems
benötigen Ärzte eigentlich eine andere, viel praxisnahere Interaktions-Analyse. Und
natürlich, so betont der Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser, A.T.I. Arzneimittelinformation
Berlin GmbH (Herausgeber des arznei-telegramms), benötigen sie eine neutrale, herstellerunabhängige,
anzeigenfreie und kritische Datenbewertung, die auf einer breit angelegten Analyse
renommierter, internationaler, auch pharmakritischer Quellen fußt. Zudem ist eine
ständige Aktualisierung der Daten notwendig, so Becker-Brüser weiter, was zum Beispiel
bei dem hauseigenen Produkt „atd-Arzneimitteldatenbank” (wie PharmSearch ebenfalls
nur online zugängig, www.arznei-telegramm.de) zu tagesaktuellen Änderungen der internen Datenbank und zweiwöchentlichen Aktualisierungen
der Online-Datenbank führt (PharmSearch/AbdaMed: 1x monatlich).
Datenquelle
Die atd-Arzneimitteldatenbank wird von einem großen Team interner und externer Experten
und Gutachtern erarbeitet, ergänzt durch die Kompetenz der arznei-telegramm-Redaktion.
Die Online-Datenbank enthält systematisch dargestellte Bewertungen und Einschätzungen
zu Nutzen, Risiken und Kosten von mehr als 14000 Arzneimitteln. Auf einfache Weise
sind zum Beispiel die Suche nach Auslösern einer Nebenwirkung oder die beliebige Sortierung
von Nebenwirkungen nach Alphabet, betroffenen Organgruppen oder Häufigkeit möglich.
Zu vielen Nebenwirkungen gibt es ausführliche Erläuterungen mit wichtigen praxisrelevanten
medizinischen Hinweisen (die es so z. B. bei ABDAMed nicht gibt). Insgesamt ist die
Aufschlüsselung der Daten sehr elegant gelöst und erlaubt es, rasch und einfach alle
relevanten Infos abzufragen (mit einer teilgrafischen Darstellung aufgearbeitet, je
nach Wichtigkeit zudem in unterschiedlichen Farben). Beispiel: Bei der Suche nach
„Wirkstoffen” können mit einmaligem Mausklick weitere Infos in den Rubriken „Medikamente”,
„Bewertungen”, „Indikationen”, „Kontraindikationen”, „Nebenwirkungen” oder „Wechselwirkungen”
abgerufen werden. Derzeit ist das System noch in keinem Arztpraxisprogramm integriert,
wird jedoch von einigen Tausend Nutzern (Ärzte und Apothekern) abonniert. Die Kosten
sind minimal (Lizenzkosten 42,- Euro/Jahr, unbeschränkte Nutzung) - der nicht gesponserte
Zugang zur ABDA-Interaktions-Datenbank bei DIMDI schlägt mit 1 Euro pro Ausgabe-Dokument
zu Buche (sic!). Die Online-Abfrage der atd-Arzneimitteldatenbank-Website ist unter
geringem Ressourcenbedarf mit fast jedem Browser möglich. Unbedingt ausprobierenswert:
Kostenlose 2-Wochen-Probe-Lizenz (www.arznei-telegramm.de/db/best_test.php3).