klinikarzt: In den USA erleiden pro Jahr rund 2,5 Millionen Menschen eine komplizierte Haut- und
Weichgewebeinfektion. Wie groß ist das Problem bei uns in Deutschland?
Prof. P. Kujath: Die aus den USA vorgelegten Zahlen sind mit den deutschen im Hinblick auf die Bevölkerung
proportional vergleichbar. Haut- und Weichgewebeinfektionen zeigen ein breites Spektrum
von Erkrankungen, bei dem alle äußeren Körperregionen einbezogen sein können - wie
das Erysipel, die Pyodermie und Phlegmone, die sich in das subkutane Gewebe ausdehnen.
Bezieht man weitere Erkrankungen, wie das infizierte Dekubitalulkus, Spritzenabszesse,
die Lymphadenitis, Phlegmone im Gesichtsbereich, die Akne inversa und die Vielzahl
von Infektionen im Handbereich mit ein, wird deutlich, warum Haut-Weichgewebeinfektionen
zu den häufigsten Erkrankungen gehören. In unserer chirurgischen Klinik gehören sie
zu den am häufigsten behandelten Erkrankungen.
klinikarzt: Nach welchen Kriterien verläuft die Hospitalisierung der Betroffenen?
Kujath: Die amerikanische Food und Drug Administration (FDA) hat das Adjektiv 'kompliziert'
eingeführt und definiert. Danach erfordert die Infektion eine größere chirurgische
Intervention oder der Infektionsprozess erfasst tiefere Gewebeanteile wie die Faszie
oder die Muskulatur oder bei dem Patienten liegen schwere Grunderkrankungen vor.
Bei Vorliegen komplizierter Haut- und Weichgewebeinfektionen sollte immer eine stationäre
Aufnahme erwogen werden. Ausschlaggebend für die stationäre Aufnahme ist die Gefährdung
des Patienten durch die Infektion. Variablen sind die Größe der Wunde, die auslösenden
Erreger und die Risikokonstellation durch begleitende Erkrankungen des Patienten.
Bei der Zunahme von multimorbiden Patienten mit verminderten Immunstatus ist dies
derzeit von großer Bedeutung.
klinikarzt: Gerade bei solchen schweren bakteriellen Infektionen ist eine rasche adäquate antibiotische
Therapie essenziell. Welches Potenzial bieten hier moderne Fluorchinolone - insbesondere
Moxifloxacin?
Kujath: Bei systemischen Anzeichen der Infektion besteht die Indikation zur kalkulierten
antibiotischen Therapie. Etwa 70 % aller Haut- und Weichgewebeinfektionen werden durch
grampositive Erreger verursacht. Weiterhin lassen sich eine Vielzahl von Anaerobiern
und auch gramnegative Bakterien nachweisen.
Die Fluorchinolone der PEG-Gruppe 4 und insbesondere Moxifloxacin bieten den Vorteil
der Monotherapie, da das Wirkspektrum sowohl die grampositiven wie die gramnegativen
Erreger als auch die Anaerobier erfasst.
klinikarzt: Welche Patienten profitieren besonders von einer Therapie mit Moxifloxacin?
Kujath: Die Vorteile von Moxifloxacin liegen in seiner raschen Anflutung im Gewebe, hohen
Gewebespiegeln und der guten Verträglichkeit. Besonders Patienten mit Haut- und Weichgewebeinfektionen
profitieren von der frühzeitigen Umstellung auf eine orale Medikation - der Sequenztherapie.
Durch eine suffiziente orale Therapie besteht ferner die Möglichkeit einer frühzeitigen
Übernahme der Patienten in die ambulante Weiterbetreuung. Gerade unter dem Gesichtspunkt
einer Langzeittherapie muss Moxifloxacin auf dem Gebiet der Haut- und Weichgewebeinfektionen
zunehmend als ein Mittel der Wahl angesehen werden.
Herr Professor Kujath, wir bedanken uns für dieses Gespräch!