Patienten müssen die Therapie nicht ertragen, sondern sie müssen sie vor allem tragen,
machte Dr. Martin Lambert, Hamburg, klar. Denn mangelt es an der Behandlungsbereitschaft
der Patienten, wird eine Therapie langfristig kaum erfolgreich sein.
Die Therapietreue von Patienten mit Schizophrenie wird durch eine Vielzahl unterschiedlicher
Faktoren beeinflusst. Neben der Wirksamkeit und Verträglichkeit der Medikation spielen
auch die soziale Integration, die Psychopathologie und die Komorbidität eine zentrale
Rolle.
Eine negative Einstellung des Patienten gegenüber der Medikation, eine mangelnde Krankheitseinsicht
sowie eine schlechte Arzt-Patienten-Beziehung gelten als weitere Prädiktoren von Non-Compliance.
Unterschiede in der Therapiekonstanz
Unterschiede in der Therapiekonstanz
Genaueren Aufschluss über die Therapiekonstanz unter Antipsychotika brachte die naturalistische
Anwendungsbeobachtung SOHO (Schizophrenia Outpatient Health Outcomes), mit der es
gelang, umfangreiche Real-Life-Daten über die Behandlung von Patienten mit Schizophrenie
zu gewinnen. Durch diese bislang größte naturalistische Verlaufs-Untersuchung im Bereich
der Psychiatrie wurde deutlich, dass sich die Therapiekonstanz zwischen den Antipsychotika
unterscheidet.
Während drei Viertel der Patienten der Olanzapin-Kohorte (77%) auch nach 24 Monaten
noch auf das initiale Antipsychotikum eingestellt waren, fiel die Therapiekonstanz
in anderen Kohorten deutlich schlechter aus (z.B. Quetiapin 51%, Amisulprid 54%).
Die Gründe für diesen vorzeitigen Therapieabbruch lagen laut Lambert vor allem in
mangelnder Effektivität, Intolerabilität und Non-Compliance.
Wie folgenschwer ein vorzeitiger Therapieabbruch ist, führen verschiedene Untersuchungen
vor Augen, wonach das Risiko für einen Rückfall und eine Rehospitalisierung bei fehlender
Therapieadhärenz signifikant erhöht ist.
Lebensqualität überprüfen
Lebensqualität überprüfen
Ein globales Maß für den Behandlungserfolg bietet laut Lambert die subjektive Befindlichkeit
der Patienten: "Je besser das subjektive Wohlbefinden unter der Therapie, desto höher
die Bereitschaft des Patienten, das Medikament langfristig einzunehmen und desto geringer
die Gefahr eines medikamentösen Therapieabbruchs." Lambert rät, die Lebensqualität
der Patienten mithilfe des Selbstbeurteilungsbogens "Subjective Well-being under Neuroleptic"
(SWN) regelmäßig, am besten bei der Ein- oder Umstellung sowie dann erneut nach sechs
Wochen, zu überprüfen. Verbessert sich die Lebensqualität gemessen an der SWN-Skala
um 20 Punkte bzw. um 25%, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Patienten das
Medikament langfristig weiter einnehmen.
Ulla Satzger-Harsch, Ostfildern
Fortbildungsveranstaltung "Ergebnisse aus Beobachtungsstudien und deren Relevanz für
die Behandlung psychiatrischer Patienten" am 5.11.05 in Hamburg, veranstaltet von
Lilly Deutschland GmbH