Der Klinikarzt 2005; 34(12): IV
DOI: 10.1055/s-2005-926204
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Inhalieren statt spritzen - Geringere Hemmschwelle bei der Einstellung auf Insulin

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Publication Date:
19 January 2006 (online)

 
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Früher oder später lässt sich bei der Mehrzahl der Typ-2-Diabetiker eine Insulintherapie nicht vermeiden - für die Patienten ist die Aussicht auf das tägliche Spritzen des Insulins oft fast eine 'Horrorvorstellung'. Sie haben nicht nur Angst vor einer schmerzhaften Injektion, sondern befürchten Anwendungsfehler oder auch ein höheres Hypoglykämierisiko. Hier liegt wahrscheinlich das größte Potenzial des inhalativen Insulins (Exubera®), das in Kürze zur Verfügung stehen wird, da die Umstellung einer rein oralen antidiabetischen Therapie auf eine Insulintherapie den Patienten damit deutlich leichter fallen könnte.

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Ebenso wirksam wie subkutanes Insulin

"Die Wirkung des inhalativen Insulins ist direkt mit der von subkutan injiziertem Insulin zu vergleichen", konstatierte Prof. B. Wolfenbüttel, Groningen (Niederlande). So konnte mithilfe einer sechsmonatigen inhalativen Insulintherapie der HbA1c ebenso effektiv gesenkt werden wie mit der Insulininjektion - bei einem übrigens signifikant geringeren Hypoglykämierisiko ([1]).

Erfreulicherweise erreichten unter dem innovativen Therapieregime mit 46,9% signifikant mehr Patienten den HbA1c-Schwellenwert von 7,0% als unter der subkutanen Injektion (31,7%). "Besonders interessant sei auch, so Wolfenbüttel, dass bei den Patienten, die das inhalative Insulin erhielten, nur eine äußerst geringe Gewichtszunahme von 0,1 kg im Verlauf der sechsmonatigen Therapie zu verzeichnen war. Die Patienten, die das Insulin konventionell subkutan applizierten, legten im Schnitt 1,5 kg an Gewicht zu.

Ähnlich effektiv war das inhalative Insulin auch in weiteren Untersuchungen - angefangen bei dem Einsatz bei Patienten, deren Blutzuckerwerte allein mit diätetischen Maßnahmen nicht einzustellen waren, bis hin zu Patienten, bei denen auch die orale antidiabetische Therapie nicht mehr ausreichte ([2]).

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Lungenfunktion praktisch nicht beeinträchtigt

In Langzeituntersuchungen über bis zu vier Jahren hat man insbesondere die Lungenfunktion kritisch unter die Lupe genommen. Dabei fand man zwar eine geringfügige, jedoch klinisch nicht relevante Verschlechterung der Lungenfunktion, berichtete Wolfenbüttel. Die leichte Abnahme der Einsekundenkapazität (FEV1) wie auch der Diffusionskapazität (DCO) war über zwei Jahre hinweg stabil. Innerhalb von sechs Wochen nach Therapieende erreichten die Parameter wieder ihren Ausgangswert. "Signifikant häufiger zu verzeichnen ist unter der inhalativen Insulintherapie ein allerdings in der Regel nur milder bis moderater Husten", so Wolfenbüttel.

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Die Lebensqualität steigt

Weniger Schmerzen und Nebenwirkungen, höhere Flexibilität und positive Effekte auf die sozialen Lebensaspekte - all dies sind Ursachen, warum die Patienten, die mit dem inhalierbaren Insulin behandelt worden waren, subjektiv eine höhere Lebensqualität erfuhren. Dies ergab die Auswertung von 15000 Fragebögen, mit denen zwischen 1987 und 2005 die Zufriedenheit von Diabetikern mit ihrer Therapie erfragt wurde.

Innerhalb von sechs Monaten nahm die Zufriedenheit der Patienten unter der inhalativen Insulintherapie deutlich zu - auf einer Skala von 0-100 zum Teil um bis zu 30 Punkte, berichtete Prof. M.A. Testa, Boston (USA). Sie waren zum Beispiel eher bereit, alle geforderten Insulindosen zu applizieren. Anders war dies bei Patienten unter der konventionellen Insulintherapie, deren Therapiezufriedenheit sogar um rund 5 Punkte abgenommen hatte.

sts

Quelle: Symposium "Inhaled insulin: An opportunity to improve patient outcome", im Rahmen des 41. europäischen Diabeteskongresses (EASD), veranstaltet von der sanofi-aventis-Gruppe

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Literatur

  • 01 Hollander PA . Blonde L . Rowe R . et al . Diabetes Care. 2004;  27 (19) 2356-2362
  • 02 Rosenstock J . Zinman B . Murphy LJ . et al . Ann Intern Med. 2005;  143 (8) 549-558
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Literatur

  • 01 Hollander PA . Blonde L . Rowe R . et al . Diabetes Care. 2004;  27 (19) 2356-2362
  • 02 Rosenstock J . Zinman B . Murphy LJ . et al . Ann Intern Med. 2005;  143 (8) 549-558