Der Klinikarzt 2005; 34(12): XII
DOI: 10.1055/s-2005-926209
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Therapie der diabetischen Neuropathie - Schmerzreduktion beginnt schon nach einer Woche

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Publikationsdatum:
19. Januar 2006 (online)

 
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Brennende oder stechende Schmerzen, eine Allodynie oder eine Hyperalgesie sind Symptome einer peripheren diabetischen Neuropathie. Die Schmerzen sind Folge einer Nervenschädigung, die entweder direkt durch die Neurotoxizität der hohen Blutzuckerspiegel oder auch indirekt über vaskuläre und ischämische Schäden verursacht werden, erklärte Dr. Amy Chappell, Indianapolis (USA). "Je größer die Diabetiker sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie im Verlauf ihrer Erkrankung auch eine Neuropathie entwickeln. Dies ist auch der Grund, warum mehr Männer als Frauen betroffen sind."

Die bisher zur Verfügung stehenden Therapieoptionen sind häufig wenig wirksam oder eignen sich nicht für die oft multimorbiden Patienten, die bereits eine Vielzahl an Medikamenten einnehmen müssen, sagte Prof. D. Ziegler, Düsseldorf. Dass der selektive Serotonnin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxetin (Cymbalta®) die psychischen und körperlichen Beschwerden, insbesondere Schmerzen im Rahmen einer Depression, wirksam lindert, ist bereits bekannt. Seit rund einem halben Jahr ist die Substanz auch zur Therapie der diabetischen Polyneuropathie zugelassen und bietet in dieser Indikation schon bei einmaliger täglicher Einnahme (60 mg) eine zuverlässige Schmerzlinderung.

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Wirksame Schmerzlinderung

Inzwischen liegen für die Behandlung der diabetischen Polyneuropathie mit Duloxetin drei plazebokontrollierte Studien mit insgesamt 1139 Diabetikern vor - "und die waren alle positiv", sagte Chappell. Schon nach einer Woche waren die Schmerzen unter einer Duloxetin-Therapie mit 60 mg oder 120 mg täglich signifikant geringer als in der Kontrollgruppe, berichtete Ziegler. Im Beobachtungszeitraum von 24 Wochen vergrößerte sich dieser Unterschied dann kontinuierlich. Zwischen 60 und 70% der Patienten erfuhren eine 30%ige Schmerzreduktion, und bei etwa der Hälfte der Studienteilnehmer konnte der Schmerz im 24-Stunden-Mittel sogar um 50% reduziert werden. "Zwischen der 60-mg- und der 120-mg-Dosierung bestand allerdings in keiner der drei Studien ein wesentlicher Unterschied", so Ziegler.

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Transiente Nebenwirkungen

Auf die Stoffwechselsituation der Diabetiker hatte die Schmerztherapie mit Duloxetin nur geringe Auswirkungen. So war kein Anstieg der Blutdruckwerte zu verzeichnen, und auch die Herzrate erhöhte sich - zumindest unter der 60-mg-Dosierung - nur marginal. Die Nüchternblutzuckerspiegel dagegen stiegen relativ deutlich an, wenn auch in der geringeren Dosierung nicht signifikant. "Dies hatte jedoch keine klinischen Auswirkungen", betonte Ziegler.

Die häufigste therapieassoziierte Nebenwirkung war eine auftretende Übelkeit mit 25 bzw. 27% - je nachdem ob die Patienten Duloxetin (60 mg) ein- oder zweimal täglich einnahmen. Relativ häufig litten die Patienten an Schläfrigkeit (20%), an Schwindelgefühlen (etwa 13%) oder Verstopfung (etwa 12%). "Wichtig ist jedoch zu wissen, dass alle diese unerwünschten Wirkungen von transienter Natur waren", betonte Ziegler. Zudem hätten die Studienteilnehmer ihre Medikation als fixe Dosis eingenommen, "im klinischen Alltag würden Sie das Medikament titrieren und so wahrscheinlich die Nebenwirkungsrate geringer halten. Auch eine Einnahme der Medikation zum Essen oder am Abend, könne dazu beitragen", meinte Ziegler.

Quelle: Internationale Pressekonferenz "Cymbalta DPMP Data Briefing: Results from three clinical trials", im Rahmen des 41. Europäischen Diabeteskongresses (EASD), veranstaltet von Eli Lilly und der Boehringer Ingelheim GmbH

sts