Bei Grabungsarbeiten in den nordwestlichen Steppengebieten von China werden hauptsächlich
im Bereich des Tarimbeckens, aber auch in der Turfan-Senke und in der Gegend von Lopnur
immer wieder Hinweise auf Menschen gefunden, die sich völlig von den heutigen Bewohnern
der Gegend unterscheiden. Es handelt sich um Überreste von Menschen mit einem europäischen
Aussehen, die vor Jahrtausenden auf dem Gebiet der heutigen chinesischen Provinz Xinjiang
lebten und als Nomaden umherzogen. Mongoloide Menschen gab es während der Bronzezeit
im Tarimbecken vermutlich nur recht selten. Sie besiedelten erst später diese Gegend
und verdrängten die Europiden [1].
Im Tarimbecken ist es trocken und im Winter sehr kalt, so daß Menschen, die im Winter
versterben auf eine natürliche Weise mumifiziert werden können. Dieses Phänomen traf
auch für die frühen Europiden im heutigen China zu. Es können deshalb noch in unserer
Zeit oft sehr gut erhaltene und viele tausend Jahre alte Mumien gefunden werden, die
zu Lebzeiten wie die heutigen Bewohner von Mitteleuropa oder von Skandinavien aussahen
(Abb. [1] u. 2). In den westlichen Grenzgebieten des alten Chinas gab es über Jahrtausende europide
Menschen mit einer hellen Haut und nicht selten sogar blonden Haaren. Heute würde
man die Bewohner für europäische Touristen halten, doch es waren Einheimische [1]
[2].
Abb. 1 Männliche Mumie aus Zaghunluq (China, Provinz: Xinjiang), etwa 1000 v. Chr. Der Mann
ist eindeutig europid, auf den Schläfen sind ockerfarbene Spiralen aufgezeichnet.
Abb. 2 Weibliche Mumie aus Zaghunluq (China, Provinz: Xinjiang), etwa 1000 v. Chr. Die Frau
ist eindeutig europid, sie trägt geflochtene blonde Haare und auf der Stirn eine Tätowierung.
Es begann mit der Literatur
Es begann mit der Literatur
Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, als Archäologen entlang der ehemaligen Seidenstraße
verstärkt mit Grabungsarbeiten begannen, tauchen im heute chinesischen Teil von Turkestan
immer wieder Papierfetzen mit Resten einer Schrift auf, die lange Zeit niemand lesen
konnte. Die Sprache dieser Schrift war unbekannt, und sie unterschied sich völlig
von den heute dort gesprochenen Sprachen. Papieranalysen zeigten, dass die Funde überwiegend
aus der Zeit zwischen dem 6. bis 8. Jahrhundert n. Chr. stammten, manchmal aber auch
wesentlich älter waren. Als es Sprachforschern schließlich gelang, die Schrift zu
lesen, war die Sensation perfekt. Die gefundenen Papiere waren in einer uralten indoeuropäischen
Sprache beschrieben worden, die heute ausgestorben ist und die den Namen „Tocharisch”
erhielt (Tab. [1]). Nach und nach wurden Reste von Alltagsdokumenten und einer einst reichen tocharischen
Literatur gefunden, doch es fehlten lange Zeit Hinweise auf das passende Volk, das
früher diese ausgestorbene Sprache gesprochen hatte. Erst als insbesondere im Tarimbecken
mumifizierte Europide ausgegraben wurden, war der Kreis geschlossen. Mit großer Wahrscheinlichkeit
waren es diese Menschen gewesen, die zu ihren Lebzeiten Tocharisch sprachen, eine
Sprache, die nach Europa, aber nicht nach China weist [3]
[4].
Tab. 1 Wortvergleiche zwischen der deutschen und der tocharischen Sprache
Deutsch |
Tocharisch |
Vater |
pacer |
Mutter |
macer |
Bruder |
procer |
Schwester |
ser |
Kuh |
keu |
Ochs |
okso |
Tür |
twere |
neu |
nuwe |
Die tocharischen Sprachdokumente sind heute lesbar und können nahtlos in die Fülle
der unterschiedlichen indoeuropäischen Sprachen eingereiht werden. Es handelt sich
häufig um Nachdichtungen und Übersetzungen von Werken der altindischen Literatur und
von buddhistischen Texten. Vermutlich war die buddhistische Religion unter den „chinesischen
Indoeuropäern” sogar weit verbreitet (Abb. [3]). Manche im Original verschollene Sanskrit-Texte konnten aus tocharischen Übersetzungen
rekonstruiert werden. Daneben gibt es aber auch tocharische Schriften über die heute
ausgestorbene manichäische Religion, die früher einmal eine Weltreligion gewesen war.
In der Mehrzahl kamen bei den Funden allerdings triviale Notizen aus Geschäftsbriefen
oder Abrechnungen von Händlern zum Vorschein. Die Übersetzer in die tocharische Sprache
waren sich den Schwierigkeiten ihrer Arbeit bewusst und vermerkten manchmal am Ende
ihrer Übersetzungen, dass sich vielleicht interpretatorische Fehler eingeschlichen
haben könnten, für die sie sich entschuldigten.
Abb. 3 Fresko mit zwei buddhistischen Mönchen in Bezäklik (China, Provinz: Xinjiang), etwa
9. Jahrhundert n. Chr. Einer der Mönche ist europid und trägt Bart, der andere ist
mongoloid.
An eigenständigen tocharischsprachigen Werken sind nur Fragmente aus Liebesgedichten
sowie aus Dramen und Erzählungen bekannt. Die tocharische Literatur wurde von der
chinesischen Literatur nur wenig beeinflußt. Interessant sind einige tocharische Fabeln:
Vier sehr klugen und kunstfertigen Prinzen gelingt es in einer Fabel aus Knochen einen
Löwen zusammenzusetzen und ihn sogar zum Leben zu erwecken. Sie sind stolz auf ihr
Werk. Doch sie haben vergessen, dass der Löwe ein gefährliches Raubtier ist, denn
er frisst sie anschließend sofort auf.
Das Tocharisch war eine sehr reiche Sprache gewesen und stand den westlichen indoeuropäischen
Sprachen näher als den ebenfalls indoeuropäischen iranischen Sprachen oder dem altindischen
Sanskrit. Die tocharische Schrift war eine kursive Schrift gewesen und ging auf das
Vorbild von indischen Schriften zurück. Es gab keine Buchstaben, sondern ausschließlich
Silbenzeichen. Worttrennungen waren nicht üblich, und der gesamte Text wurde in einem
Zug durchgeschrieben. Bisher konnten mindestens zwei Variationen der Sprache sicher
identifiziert werden. Tocharisch A ist im Tarimbecken belegt und war möglicherweise
eine feierliche Liturgiesprache ähnlich dem Latein in der katholischen Kirche. Tocharisch
B war räumlich weiter verbreitet und auch sprachlich stärker gegliedert. Wahrscheinlich
handelte es sich um die Umgangssprache der Bevölkerung. Im Grenzbereich zu Tibet fanden
sich auch Hinweise auf ein Tocharisch C [3].
Die Sprache Tocharisch verschwand zusammen mit dem Volk oder den Völkern, die sie
einst sprachen, um das Jahr 1000 n. Chr. Vermutlich hängt der Untergang mit dem Vordringen
der Mongolen zusammen, die unter ihrem Herrscher Dschingis Khan höchst grausam ein
gewaltiges Reich eroberten. Während dieser kriegerischen Auseinandersetzungen wurden
verschiedene kleinere Völker ausgerottet, und es ist wahrscheinlich, dass die Menschen,
die Tocharisch sprachen, dazu gehört hatten. Überlebt haben bis heute nur Mischvölker
zwischen den einstigen reinrassigen europiden Völkern und anderen Volksgruppen. Insbesondere
das chinesische Volk der Uiguren trägt noch viele genetische Merkmale der Europiden
und grenzt sich bewusst von den dominierenden Chinesen ab [2].
Die große indoeuropäische Völkerwanderung
Die große indoeuropäische Völkerwanderung
Die Geschichte der europiden Menschen auf dem Gebiet des heutigen China begann mit
den großen indoeuropäischen Völkerverschiebungen in der Zeit zwischen dem 4. und 1.
Jahrtausend v. Chr. Wo die indoeuropäische Urbevölkerung einst lebte, läßt sich nicht
mehr sicher rekonstruieren, und auch das Urvolk selbst ist unbekannt. Häufig wird
ein Gebiet rund um das Schwarze Meer genannt. Die meist als Proto-Indoeuropäisch bezeichnete
Elternsprache wurde vermutlich bereits vor der Zeit um 3000 v. Chr. gesprochen und
hat sich anschließend in weitere Sprachen aufgespalten. Die Sprache der Proto-Indoeuropäer
war außergewöhnlich erfolgreich und durchsetzungsfähig. Heute dominiert die Familie
der indoeuropäischen Sprachen die Welt. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung sprechen
gegenwärtig eine indoeuropäische Sprache.
In zwei Keilen zogen einst die Menschen der indoeuropäischen Urbevölkerung wahrscheinlich
von südrussischen Steppengebieten aus sowohl nach Westen als auch nach Osten. Es waren
kampferprobte und siegesgewohnte Stämme, die bereits Pferde und Wagen kannten und
große Viehherden mit sich führten. Sie setzten sich als vorzüglich bewaffnete Krieger
zu Pferd gegenüber den Fußsoldaten ihrer Gegner durch und dominierten schließlich
die einheimischen Bevölkerungsgruppen, mit denen sie sich später vermischten. Im Laufe
der Zeit entstanden aus diesen unterschiedlichen Vermischungen ungefähr 2000 neue
Völker. Bis auf die Sprache der Basken gingen in Europa und dem Mittelmeerraum alle
ursprünglichen Sprachen unter und wurden durch indoeuropäische Sprachen ersetzt. Auf
einige der untergegangenen Sprachen gibt es sogar noch Hinweise. Sie zeigen ebenfalls
keine Beziehungen zu heute in Europa gesprochenen Sprachen; etwa die ausgestorbene
iberische Sprache in Spanien, die etruskische Sprache in der Toskana sowie die minoische
Sprache auf Kreta [4].
Keime für eigenständige Sprachentwicklungen wurden in allen eroberten Gebieten gepflanzt.
Alle germanischen und romanischen Sprachen, das Slawische, das Baltische, das Griechische,
das Albanische und auch manche ausgestorbene Sprache des Orients wie etwa das Hethitische
haben einen indoeuropäischen Ursprung (Abb. [4]). Der Bogen der indoeuropäischen Sprachen reichte zuletzt vom äußeren Rand Westeuropas
mit seinen keltischen Sprachen bis hin nach Zentralasien mit der tocharischen Sprache
(Sprachen?). Die Völker im Iran, Afghanistan sowie einiger Nachbargebiete aber auch
in Nord- und Mittelindien sprechen ebenfalls indoeuropäische Sprachen. Das älteste
erhaltene schriftliche Zeugnis einer indoeuropäischen Sprache stammt aus dem Reich
der Mitannier in Kleinasien und wird auf die Zeit zwischen 1600 und 1400 v. Chr. datiert.
Der gemeinsame Ursprung dieser großen Sprachenfülle war durch sorgfältige Wortvergleiche
und die Entdeckung von bestimmten sprachlichen Gesetzmäßigkeiten möglich. Trotz einer
eigenständigen Entwicklung von inzwischen 6000 Jahren gibt es zwischen den Sprachen
Indiens, des Irans und Europas noch heute nachweisbare gemeinsame Wurzeln [4].
Abb. 4 Stammbaum der indoeuropäischen Sprachfamilie. Tocharisch war eine sehr ursprüngliche
indoeuropäische Sprache.
Anthropologische und genetische Untersuchungen
Anthropologische und genetische Untersuchungen
Die Mitglieder der ältesten Einzelvölker des indoeuropäischen Sprachstammes waren
nach Skelettfunden sowie frühen künstlerischen Darstellungen sehr groß, kräftig gebaut,
besaßen eine helle Haut und zeichneten sich überwiegend durch blaue Augen sowie oft
durch blonde Haare aus. Die westlichen Indoeuropäer stammten wahrscheinlich von den
Völkern der Kurgankultur ab, die bereits um 2000 v. Chr. im Gebiet der Adria und Donau
lebten. Am weitesten nach Osten drangen jene Volksgruppen vor, deren Einflüsse noch
heute in China nachgewiesen werden können. Sie wurden von Fürsten regiert und von
den Chinesen als Barbaren bezeichnet (Abb. [5]). Vermutlich blieben sie Nomaden oder Halbnomaden und wurden nicht wie ihre Verwandten
in den europäischen und westasiatischen Gebieten sesshaft. Die Qualität der Böden
war in ihren Wohngebieten wahrscheinlich für eine Landwirtschaft nicht gut genug.
Abb. 5 „Barbarenfürsten verehren den Buddha”, Bildrolle aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts
n. Chr., Zhao Guangfu zugeschrieben. Die Barbarenfürsten zeigen unterschiedliche Rassenmerkmale,
einer von ihnen trägt sogar blonde Haare und ist eindeutig europid. (Palast-Museum,
Peking, China)
DNA-Analysen der Mumien zeigen, dass die Menschen, die vermutlich einst Tocharisch
sprachen, eine etwa 50 %ige Übereinstimmung mit der DNA von modernen Mitteleuropäern
besitzen. Genaue Vergleiche von Schädelstrukturen verraten, dass die Bewohner der
Jungsteinzeit in Ost- und Südostasien mehr den Menschen der europäischen Jungsteinzeit
als den heutigen Mongoloiden glichen. Möglicherweise war während dieser Zeit die mongoloide
Großrasse noch nicht vollständig ausgeprägt. In Westsibirien lebten noch in der Bronzezeit
hauptsächlich europide Menschen, die nach und nach von mongoloiden Menschen verdrängt
und überlagert wurden, wobei zahlreiche Mischvölker entstanden. Erst in der Eisenzeit
dominierten mongoloide Einflüsse in Westturkestan [1]
[5]
[6].
Menschliche Zähne bleiben oft sehr lange erhalten und eignen sich gut für Untersuchungen
der mitochondrialen DNA. An archäologischen Fundstellen in Kasachstan wurden 36 menschliche
Zähne gesammelt und genau datiert. Immerhin stammten 29 dieser Zähne aus der Zeit
zwischen 1500 v. Chr. und 500 n. Chr. Alle Zahnfunde vor dem 13. Jahrhundert v. Chr.
konnten einem europiden Gentyp zugeordnet werden und erst später kamen in unterschiedlichen
Einwanderungswellen mongoloide Gentypen hinzu. Es ist anzunehmen, dass die Europiden
von Osten nach Westen immer stärker zurückgedrängt wurden. Heute besitzen die Bewohner
von Kasachstan etwa zur Hälfte jeweils europide und mongoloide Genmerkmale [2].
Tüchtige Handwerker
Tüchtige Handwerker
Grabbeigaben und künstlerische Darstellungen heben immer wieder hervor, dass die Menschen,
die vermutlich Tocharisch sprachen, tüchtige Handwerker waren. Wahrscheinlich übernahmen
die Chinesen den Wagenbau und die Ausstattung der Pferde von benachbarten Nomadenvölkern.
Weber der europiden Bewohner produzierten hervorragende Stoffe. Insbesondere nach
1000 v. Chr. war die Kleidung sehr aufwändig (Abb. [6]). Es wurden Kleidungsstücke aus Leder, Lederschuhe, Hemden, Wollhosen und Wollröcke
sowie Pelze und Umhangtücher getragen, deren bunt karierte Muster an die Kleidung
der keltischen Schotten erinnerten. Große Hüte und gefederte Hauben waren vermutlich
ein Statussymbol, denn in einem Grab wurde ein Mann mit gleich zehn Hauben gefunden.
Tätowierungen waren weit verbreitet. In der chinesischen Provinz Xinjiang gibt es
verschiedene Fresken aus dem 7. Jahrhundert n. Chr., die blonde Männer mit blauen
Augen und einer hellen Haut zeigen. Es wurden vermutlich reiche Händler dargestellt,
die entlang der Seidenstraße ihre Geschäfte machten. Sie waren in besten Stoffen und
sehr modisch gekleidet. Uralte Kleinplastiken aus den chinesisch-mongolischen Grenzgebieten
zeigen oft kriegerische Männer mit vollen und dichten Bärten, die kaum als Angehörige
der mongoloiden Rasse angesehen werden können, denn bei den Mongoloiden ist der Bartwuchs
spärlich und ein Bart bleibt recht dünn. Metallgüsse und aufwändige Metallverarbeitungen
wurden beherrscht. Zar Peter der Große besaß in seiner Kunstsammlung kleine Goldplatten
aus Nordchina, auf denen als Relief europäisch aussehende Jäger abgebildet waren.
Abb. 6 Weibliche Mumie aus Subeshi (China, Provinz: Xinjiang), etwa 500 v. Chr. Die europide
Frau trägt einen Handschuh und Schuhe aus Leder, eine dunkle Wollbluse, Wollstrümpfe,
einen farbig gestreiften Wollrock, sowie einen Umhang aus Leder mit einem Futter aus
Schaffellen, dazu noch einen hohen Lederhut.
Tocharer sprachen kein Tocharisch
Tocharer sprachen kein Tocharisch
Mit dem historisch nachweisbaren Volk der Tocharer stand das untergegangene Volk (oder
Völker), das Tocharisch sprach, jedoch in keiner Beziehung. Der Name der Sprache ist
somit recht unglücklich gewählt. Die echten Tocharer waren ein im Aussehen ebenfalls
stark europid geprägtes Volk, aber sie waren nicht blond. Von den Chinesen wurden
sie Yuezhi genannt. Nach ihrer Niederlage gegen die Vorläufervölker der Hunnen im
Jahre 176 v. Chr. mussten sie ihre Wohngebiete verlassen und überrannten später das
noch aus der Zeit von Alexander dem Großen von griechischen Herrschern regierte Baktrien.
Ihr neuer Siedlungsraum erhielt später den Namen Tocharestan, heute Teile von Usbekistan.
Tadschikistan und Afghanistan. Die echten Tocharer sprachen nicht Tocharisch, sondern
eine andere indoeuropäische Sprache [4].
Europide in Ostasien
Europide in Ostasien
Bei den endlosen Auseinandersetzungen der Chinesen mit den aggressiven Nomadenvölkern
des Nordens spielten europid geprägte Mischvölker eine große Rolle. Insbesondere als
China bis zur Herrschaft der Tang über Jahrhunderte in Teilreiche zerfallen war, rannten
kriegerische Nomaden regelmäßig gegen seine Grenzen an. China konnte trotz starker
Übermacht diese Nomadenvölker nie völlig besiegen, und die Kaiser bauten deshalb zuletzt
die berühmte chinesische Mauer. Bei manchen Nomadenvölkern dominierten im Aussehen
typische europide Merkmale. Die Wusun werden beispielsweise als Menschen mit blauen
Augen und roten Bärten beschrieben, und auch die Männer aus dem Volk der Chieh zeichneten
sich durch europide Nasen und vollen Bärten aus. In den Kontaktrassen zwischen europid
und prämongoloid gab es durch unterschiedliche Vermischungen von Volk zu Volk ein
wechselndes Aussehen. Die Völkergruppe der Hsiung-nu, die allgemein als die Vorläufer
der Hunnen angesehen werden, bieten dazu ein gutes Beispiel. Die Hsiung-nu bestanden
aus etwa 19 Stämmen. Bei einzelnen dieser Stämme waren die Mitglieder häufig stark
europid geprägt. Liu Yüan, ein gefeierter Eroberer der Hsiung-nu, war 1,84 Meter groß
und besaß einen dichten rötlichen Bart. Der Herrscher Ho-lien Po-Po, Begründer einer
Dynastie der Hsiung-nu und Zeitgenosse des in Europa berüchtigten Attila, war 1,95
Meter groß und sah nur sehr wenig mongoloid aus. Römische Autoren beschrieben die
Hunnen als sehr hässlich und fremdartig. In den Texten spielte wahrscheinlich die
Propaganda eine große Rolle, denn manche Hunnen unterschieden sich nach anderen Aussagen
optisch kaum von den Europäern. Es gab in der römischen Armee sogar Reitereinheiten
aus übergelaufenen hunnischen Kriegern. Sie waren vermutlich in Nordafrika und Britannien
stationiert und galten als hervorragende Elitetruppen. Ein chinesischer Kaiser, dessen
Mutter aus einem der rassisch gemischten Nomadenvölker stammte, soll im 4. Jahrhundert
n. Chr. einen blonden Bart gehabt haben. Sogar im Stamm von Dschingis Khan, dem bedeutenden
Herrscher der Mongolen, soll es Menschen mit blauen Augen und rotbraunen Haaren gegeben
haben. Noch heute werden in der Mongolei Kinder mit braunen Haaren und fast europiden
Nasen geboren [7]. Nach den griechischen Mythen der Antike werden die Kriegerinnen der Amazonen häufig
als blond beschrieben; sie stammten aus weit entfernten asiatischen Steppengebieten.