Einleitung
Einleitung
Maligne Pleuramesotheliome tolerieren gewöhnlich über lange Zeit die Grenzen zu den
umgebenden Gewebsstrukturen (Lunge, Thoraxwand, Hilus). In fortgeschrittenen Stadien
kommt es zu Ummauerung und Kompression der Lunge und der mediastinalen Strukturen
[1 ]
[2 ]
[3 ]. In Endstadien finden sich Tumorinfiltrationen in Brustwand und Interkostalmuskulatur;
teilweise wächst der Tumor bis in subkutane Schichten vor. Gefördert wird diese Ausbreitung
durch invasive diagnostische Interventionen wie z. B. Nadelbiopsien, Punktionen oder
Thorakotomien [4 ]. Mesotheliome können grundsätzlich alle mediastinalen Strukturen ummauern und infiltrieren,
häufig betroffen ist das Perikard, seltener der Herzmuskel.
Transdiaphragmale Tumorausbreitung mit Infiltration direkt angrenzender Strukturen
und des Peritoneums sind ein häufiger Befund in Tumorendstadien. Vergleichbares gilt
für die Tumorausbreitung im Bereich der kontralateralen Pleura.
Die Auswertung vergleichsweise kleiner Zahlen von Mesotheliomen ohne Fernmetastasen
(in Obduktionen) führte zunächst zu der Auffassung, Mesotheliome metastasierten nicht,
sondern breiteten sich nur lokal oder in regionären Lymphknoten aus [5 ]. Eine ausgedehnte hämatogene Metastasierung wurde folglich als Ausschlusskriterium
für die Diagnose Mesotheliom gewertet. Diese Ansicht ist heute widerlegt, bietet aber
nach Whitwell u. Mitarb. [6 ] eine Erklärungsmöglichkeit für die Angaben nur geringer Metastasierungsfrequenzen
in früheren Arbeiten (z. B. [7 ]
[8 ]). Bei malignen diffusen Pleuramesotheliomen kommt es erst in einem vergleichsweise
späten Krankheitsstadium zu lymphogenen und hämatogenen Metastasierungen [9 ]. Neben einigen Studien zum Metastasierungsmuster [10 ]
[11 ]
[12 ] finden sich vor allem kasuistische Mitteilungen, in denen neben den häufigeren Metastasierungsorten
- wie intra- und extrathorakale Lymphknoten, ipsi- und kontralaterale Lunge, kontralaterale
Pleura, Nebenniere, Nieren, Skelett und Peritoneum - auch Metastasen im Bereich der
Orbita [13 ], in der Skelettmuskulatur [14 ], im Kranium [15 ]
[16 ]
[17 ], in der Mundhöhle [18 ]
[19 ], in der Gesichthaut [20 ] und in den Tonsillen [21 ] beschrieben werden.
Lymphogene Metastasen sind nachgewiesen in intrathorakalen, mediastinalen, zervikalen,
supraklavikulären, axillären, inguinalen und abdominalen Lymphknoten [22 ]
[23 ]
[24 ]
[25 ].
Das mikroskopische Erscheinungsbild der Pleuramesotheliome ist sehr variabel. Die
heute gültige Klassifizierung der Pleuratumoren [26 ] geht auf Klemperer u. Mitarb. [27 ] zurück, ebenso die Untergliederung der malignen diffusen Mesotheliome in 3 Subtypen:
(vorwiegend) epitheloide, (vorwiegend) sarkomatoide (desmoplastische) und biphasische
Wachstumstypen.
Die vorliegende Arbeit soll anhand eines größeren Kollektivs Aufschluss über das Metastasierungsmuster
des malignen Pleuramesothelioms sowie seiner Subtypen geben und mit entsprechenden
Mustern bei verschiedenen pulmonalen Karzinomtypen vergleichen.
Untersuchungsgut und Methoden
Untersuchungsgut und Methoden
Diese Studie basiert auf den Obduktionen der Jahre 1992 - 1998, die im Rahmen pathologisch-anatomischer
Zusammenhangsgutachten zu möglicherweise asbestassoziierten, bösartigen Lungen- und
Pleuraerkrankungen bei beruflicher Exposition [28 ] durchgeführt worden sind. Das Gesamtkollektiv (n = 210) wurde unterteilt in:
Zu jedem Fall existieren ein Sektionsprotokoll sowie eine Krankenakte unterschiedlicher
Vollständigkeit, aus denen Angaben zu Erkrankungsalter, Geschlecht, Todesdatum, Tumor-Differenzierung,
Lokalisation und Ausdehnung des Primärtumors, Orte der Metastasierung sowie zur TNM-Klassifikation
[29 ] gezogen wurden.
Zur Diagnosesicherung bzw. differenzialdiagnostischen Abgrenzung primärer und sekundärer
Pleuratumoren wurden im Rahmen des seinerzeit eingesetzten Antikörperspektrums immunhistochemische
Untersuchungen mit folgenden Antikörpern durchgeführt: KL 1, V 9, HEA 125, Leu M1,
BMA 130c, HMFG 2.
Zur Berechnung der Überlebenszeiten standen das Datum der Erstdiagnose und das Sterbedatum
in 154 Fällen (n = 43 im Mesotheliom-Kollektiv; n = 111 im Karzinom-Kollektiv) zur
Verfügung.
Lokalisation und histomorphologischer Subtyp der Mesotheliome: Von 48 Patienten (77 %) aus dem Mesotheliom-Kollektiv wurden je nach Verfügbarkeit
zwischen 29 und 67 histologische Schnittpräparate in den Färbungen Hämatoxilin-Eosin
(HE) und Elastica-van-Gieson (EvG) untersucht. Diese wurden ausgewertet hinsichtlich
des Wachstumsmusters der Primärtumoren sowie der Lokalisation und Häufigkeit ihrer
metastatischen Absiedlungen.
In fortgeschrittenen Stadien maligner Mesotheliome kann es schwierig sein, Metastasen
eindeutig von Infiltrationen per continuitatem zu unterscheiden. Ein Fremdgewebsherd
wurde nur dann als Metastase klassifiziert, wenn er eindeutig allseits von Gewebe
des befallenen Organs umgeben war. Da das Peritoneum häufig diffus und großflächig
infiltriert ist, wurden tumoröse Veränderungen hier nur dann als Metastasen berücksichtigt,
wenn das Zwerchfell nicht durchwachsen war.
Lokalisation und histomorphologischer Subtyp der Karzinome: Von 136 Patienten (92 %) aus dem Karzinom-Kollektiv wurden die Befunde hinsichtlich
des Wachstumsmusters der Primärtumoren sowie der Lokalisation und Häufigkeit von Metastasen
ausgewertet.
Vergleich der Kollektive: Lokalisationen und Häufigkeiten der Metastasen in den Teil-Kollektiven wurden verglichen
mit Mitteln der deskriptiven Statistik, da es sich hier um ein hochselektioniertes
Untersuchungsgut handelt, bei dem asbestassoziierte Berufkrankheiten nach den Ziffern
4104 und 4105 der Berufskrankheiten-Verordnung zur Diskussion standen.
Ergebnisse
Ergebnisse
Personenbezogene Daten
Das Mesotheliom-Kollektiv (n = 62) setzt sich zusammen aus 59 Männern (95 %) und 3
Frauen (5 %). Das mittlere Lebensalter beträgt 66,2 Jahre (Männer 66,2 Jahre; Frauen
64,7 Jahre). Die Überlebenszeiten nach Erstdiagnose (n = 43) liegen im Mittel bei
8,3 Monaten für Männer und 15,3 Monaten für Frauen.
Das Karzinom-Kollektiv (n = 148) setzt sich zusammen aus 143 Männern (97 %) und 5
Frauen (3 %). Das mittlere erreichte Lebensalter beträgt 64,6 Jahre (Männer 64,4 Jahre;
Frauen 67,8 Jahre). Die Überlebenszeiten nach Erstdiagnose (n = 111) liegen im Mittel
bei 7,4 Monaten für Männer und 20,0 Monaten für Frauen.
Histomorphologische Differenzierung, Überlebenszeiten und Lokalisation
a) maligne Mesotheliome (n = 62): Das häufigste histomorphologische Wachstumsmuster im Mesotheliom-Kollektiv ist der
biphasische Subtyp (71 %), 21 % der Mesotheliome sind als epitheloider und nur 8 %
als sarkomatoider Subtyp geführt. Das mittlere erreichte Lebensalter reicht von nur
59,4 Jahren (sarkomatoider Subtyp) bis hin zu 66,0 Jahren (epitheloider Subtyp) und
66,7 Jahren (biphasischer Subtyp). Eine Analyse der Überlebenszeiten nach Erstdiagnose
(n = 43) nach Kaplan-Meier ergibt keine signifikanten Unterschiede zwischen den 3
Subtypen (Abb. [1 ] oben).
Abb. 1 Überlebenszeiten in Abhängigkeit vom histologischen Subtyp der Pleuramesotheliome
(oben), in Abhängigkeit vom histologischen Typ der Lungentumoren (Mitte) und in Abhängigkeit
von der Tumorgruppe (Pleuramesotheliome und Lungentumoren) (unten).
Eine deutliche Seitenpräferenz der Primärtumoren des Mesotheliom-Kollektivs ist nicht
festzustellen (46 % linksseitig; 54 % rechtsseitig; n = 48), auch nicht für die einzelnen
Subtypen.
b) primäre bösartige Lungentumoren (n = 148): Im Karzinom-Kollektiv sind Adenokarzinome (47 %) am häufigsten dokumentiert, neben
30 % Plattenepithelkarzinomen und 24 % kleinzelligen, neuroendokrinen Karzinomen.
Das mittlere erreichte Lebensalter liegt im Bereich von 64,0 Jahren (Adenokarzinomen),
64,9 Jahren (neuroendokrine Karzinomen) und 65,2 Jahren (Plattenepithelkarzinomen).
Eine Analyse der Überlebenszeiten nach Erstdiagnose (n = 111) nach Kaplan-Meier ergibt
keine signifikanten Unterschiede zwischen den 3 Tumortypen (Abb. [1 ] Mitte).
Eine deutliche Seitenpräferenz der Primärtumoren des Karzinom-Kollektivs ist nicht
festzustellen (46 % linksseitig; 54 % rechtsseitig), auch nicht für die einzelnen
Tumortypen.
Vergleich der Kollektive: Das mittlere erreichte Lebensalter liegt mit 66,2 Jahren bei den Verstorbenen mit
Mesotheliomen um 1,6 Jahre über dem der Verstorbenen mit Karzinomen. Eine Analyse
der Überlebenszeiten nach Erstdiagnose (n = 154) nach Kaplan-Meier ergibt keine signifikanten
Unterschiede zwischen beiden Tumorgruppen (Abb. [1 ] unten).
Auswertung der TNM-Stadien (s. Tab. [1 ])
Tab. 1 TNM-Stadien nach den Obduktionsbefunden von 48 malignen Pleuramesotheliomen und 136
bösartigen Lungentumoren (1992 - 1998)
maligne Pleuramesotheliome (n = 48)
biphasisch (n = 33)
epitheloid (n = 10)
sarkomatoid (n = 5)
T1
8 % (4)
6 % (2)
20 % (2)
0 % (0)
T2
8 % (4)
6 % (2)
0 % (0)
40 % (2)
T3
27 % (13)
27 % (9)
30 % (3)
20 % (1)
T4
56 % (27)
61 % (20)
50 % (5)
40 % (2)
N0
13 % (6)
15 % (5)
10 % (1)
0 % (0)
N1
8 % (4)
3 % (1)
20 % (2)
20 % (1)
N2
44 % (21)
39 % (13)
40 % (4)
80 % (4)
N3
35 % (17)
43 % (14)
30 % (3)
0 % (0)
M1
63 % (30)
61 % (20)
60 % (6)
80 % (4)
T1
8 % (11)
3 % (2)
5 % (2)
22 % (7)
T2
35 % (48)
37 % (22)
39 % (17)
27 % (9)
T3
19 % (26)
17 % (10)
23 % (10)
18 % (6)
T4
38 % (51)
43 % (26)
33 % (14)
33 % (11)
N0
10 % (14)
15 % (9)
5 % (2)
9 % (3)
N1
19 % (26)
20 % (12)
23 % (10)
12 % (4)
N2
29 % (39)
23 % (14)
30 % (13)
36 % (12)
N3
42 % (57)
42 % (25)
42 % (18)
43 % (14)
M1
78 % (106)
82 % (49)
72 % (31)
79 % (26)
a) maligne Mesotheliome (n = 48 aus dem Mesotheliom-Kollektiv): Patienten mit malignen Pleuramesotheliomen
sterben überwiegend in weit fortgeschrittenen Tumorstadien (T-Stadium); es dominieren
die Stadien T4 (56 %) und T3 (28 %). Die Lymphknotenmetastasierung (N-Stadium) ist
zum Zeitpunkt des Todes weit fortgeschritten (N2 44 %; N3 35 %). Fernmetastasen (M-Stadium)
können insgesamt in 63 % der Fälle nachgewiesen werden. Hinsichtlich aller TNM-Stadien
sind zwischen den einzelnen Mesotheliom-Subtypen bei deutlich unterschiedlichen Fallzahlen
keine prinzipiellen Unterschiede festzustellen.
b) primäre bösartige Lungentumoren (n = 136 aus dem Karzinom-Kollektiv): Patienten mit Karzinomen sterben zu einem relativ
hohen Prozentsatz bereits in einem früheren Tumorstadien (T-Stadium), es überwiegt
hier neben dem Stadium T4 (38 %) auch das Stadium T2 (35 %) und bei den neuroendokrinen
Karzinomen war in 22 % der Fälle erst ein T1-Stadium festzustellen. Zum Todeszeitpunkt
steht ein fortgeschrittener Lymphknotenbefall (N-Stadium) im Vordergrund, es dominieren
die Stadien N3 (42 %) und N2 (29 %). Fernmetastasen (M-Stadium) können insgesamt in
78 % der Fälle nachgewiesen werden. Hinsichtlich aller TNM-Stadien sind zwischen den
einzelnen Karzinom-Typen keine relevanten Unterschiede festzustellen.
Lokalisationen und Häufigkeiten von Metastasen maligner Mesotheliome unter Berücksichtigung der histomorphologischen Subtypen: Mesotheliome metastasieren
- unabhängig vom führenden Wachstumsmuster - bevorzugt in die kontralaterale und ipsilaterale
Lunge, die kontralaterale Pleura (vgl. Abb. [2 ] und [3 ]), sowie die Leber und das Peritoneum. Zur weiteren Metastasierung s. Tab. [2 ], unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Fallzahlen. Hirnmetastasen konnten
in diesem Kollektiv nicht nachgewiesen werden.
Abb. 2 A CT-gerechter Horizontalschnitt eines epitheloid differenzierten, malignen Pleuramesothelioms
(rechtsseitig); B multiple kontralaterale pleurale und intrapulmonale Metastasen (linksseitig) [88-jähriger
Mann; Makrofotos].
Abb. 3 Histomorphologische Schnitte verschiedener Organ-Metastasen maligner Pleuramesotheliome
(aus aktuellem Obduktionsgut); A sternförmig, perivasal entwickelte Lungen-Metastase (linksseitig) eines biphasischen
Pleuramesothelioms (rechtsseitig) [70-jähriger Mann; HE]; B Lungen-Metastase (linksseitig) eines epitheloiden Pleuramesothelioms (rechtsseitig)
[60-jähriger Mann; EvG]; C Leber-Metastase eines sarkomatoiden Pleuramesothelioms (linksseitig) [63-jähriger
Mann; HE]; D Nebennieren-Metastase eines sarkomatoiden Pleuramesothelioms (linksseitig) [63-jähriger
Mann; HE]; E Nieren-Metastase eines biphasischen Pleuramesothelioms (linksseitig) [58-jähriger
Mann; HE]; F Milz-Metastase eines sarkomatoiden Pleuramesothelioms (linksseitig) [63-jähriger
Mann; HE].
Tab. 2 Lokalisationen und Häufigkeiten von Metastasen von Pleuramesotheliomen aus dem Obduktionsgut
der Jahre 1992 - 1998 (Fallzahlen in Klammern)
Metastasenlokalisation
gesamt (n = 48)
biphasisches Mesotheliom (n = 33)
epitheloides Mesotheliom (n = 10)
sarkomatoides Mesotheliom (n = 5)
ipsilaterale Lunge
42 % (20)
39 % (13)
40 % (4)
60 % (3)
kontralaterale Lunge
46 % (22)
45 % (15)
40 % (4)
60 % (3)
kontralaterale Pleura
38 % (18)
30 % (10)
50 % (5)
60 % (3)
Leber
29 % (14)
30 % (10)
20 % (2)
40 % (2)
Peritoneum
25 % (12)
30 % (10)
10 % (1)
20 % (1)
Nebennieren
10 % (5)
12 % (4)
0 % (0)
20 % (1)
Magen-Darm-Trakt
8 % (4)
9 % (3)
0 % (0)
20 % (1)
Myokard
8 % (4)
3 % (1)
20 % (2)
20 % (1)
Milz
6 % (3)
3 % (1)
10 % (1)
20 % (1)
Nieren
4 % (2)
3 % (1)
0 % (0)
20 % (1)
Skelett
4 % (2)
3 % (1)
0 % (0)
20 % (1)
Haut
2 % (1)
0 % (0)
10 % (1)
0 % (0)
Metastasen primärer bösartiger Lungentumoren in Abhängigkeit vom Tumortyp: Die Leber erweist sich mit einer Befallsrate von 38 % als herausragender Metastasierungsort
der Lungentumoren; gefolgt von Nebennieren, kontralateraler Lunge, Skelett oder Gehirn
(s. Tab. [3 ]). Dabei zeigen die Metastasierungsmuster bei den einzelnen Karzinomtypen einige
Unterschiede. Adenokarzinome metastasierten vermehrt auch in Nebennieren (35 %) und
Skelett (25 %), kleinzellige neuroendokrine Karzinome vermehrt auch in Gehirn (33
%), Nebennieren und Skelett (je 24 %). Plattenepithelkarzinom-Metastasen wurden vermehrt
auch im Gehirn (21 %) gesichert (s. Tab. [3 ]). Im Peritoneum wurden Metastasen nur bei Adenokarzinomen (12 %) nachgewiesen.
Tab. 3 Lokalisation und Häufigkeiten von Metastasen von 136 bösartigen Lungentumoren aus
dem Obduktionsgut (1992 - 1998) (Fallzahlen in Klammern)
Metastasenlokalisation
gesamt (n = 136)
Adenokarzinom (n = 60)
Plattenepithelkarzinom (n = 43)
neuroendokrines Karzinom (n = 33)
ipsilaterale Lunge
15 % (20)
8 % (5)
16 % (7)
24 % (8)
ipsilaterale Pleura
18 % (25)
20 % (12)
16 % (7)
18 % (6)
kontralaterale Lunge
25 % (34)
28 % (17)
28 % (12)
15 % (5)
kontralaterale Pleura
8 % (11)
13 % (8)
2 % (1)
6 % (2)
Leber
38 % (51)
42 % (25)
28 % (12)
46 % (15)
Peritoneum
5 % (7)
12 % (7)
0 % (0)
0 % (0)
Nebennieren
26 % (36)
35 % (21)
16 % (7)
24 % (8)
Magen-Darm-Trakt
4 % (5)
5 % (3)
5 % (2)
0 % (0)
Myokard
1 % (2)
2 % (1)
2 % (1)
0 % (0)
Milz
4 % (6)
3 % (2)
7 % (3)
3 % (1)
Nieren
10 % (13)
10 % (6)
9 % (4)
9 % (3)
Skelett
22 % (30)
25 % (15)
16 % (7)
24 % (8)
Haut
1 % (2)
3 % (2)
0 % (0)
0 % (0)
Gehirn
21 % (28)
13 % (8)
21 % (9)
33 % (11)
Herzbeutel
15 % (20)
10 % (6)
19 % (8)
18 % (6)
Zwerchfell
6 % (8)
3 % (2)
9 % (4)
6 % (2)
Schilddrüse
5 % (7)
5 % (3)
0 % (0)
12 % (4)
Pankreas
3 % (4)
3 % (2)
0 % (0)
6 % (2)
Ösophagus
1 % (2)
2 % (1)
0 % (0)
3 % (1)
Gallenblase
1 % (2)
2 % (1)
0 % (0)
3 % (1)
Trachea
1 % (2)
2 % (1)
0 % (0)
3 % (1)
Hirnhäute
1 % (2)
0 % (0)
0 % (0)
6 % (2)
Aorta
1 % (2)
0 % (0)
0 % (0)
6 % (2)
Prostata
1 % (1)
2 % (1)
0 % (0)
0 % (0)
Harnblase
1 % (1)
2 % (1)
0 % (0)
0 % (0)
Diskussion
Diskussion
Bei der Interpretation der Daten unserer Studie ist zu berücksichtigen, dass es sich
um hochselektionierte Obduktions-Kollektive handelt. Das Geschlechter-Ungleichgewicht
in beiden Kollektiven erklärt sich daraus, dass Männer ungleich häufiger in Berufen
mit erhöhter Asbestexposition tätig sind als Frauen (vgl. auch [10 ]
[30 ]
[31 ]). Durchschnittsalter und Altersspektrum im Mesotheliom-Kollektiv liegen innerhalb
des Rahmens, der auch von anderen Autoren angegeben wird (z. B. [10 ]
[30 ]
[31 ]
[32 ]
[33 ]
[34 ]
[35 ]).
Häufigkeiten der Mesotheliom-Subtypen: Bei den malignen Pleuramesotheliomen konnten wir den biphasischen Subtyp mit 71 %
am häufigsten nachweisen. Hartmann u. Mitarb. [12 ] und King u. Mitarb. [10 ] kommen zu ähnlichen Ergebnissen (vgl. Tab. [4 ]). Beim Vergleich der Subtypen-Häufigkeiten verschiedener Studien ist u. a. zu bedenken,
dass mit zunehmender Größe der untersuchten Gewebeprobe die Wahrscheinlichkeit zunimmt,
eine heterogene Differenzierung zu finden [2 ]. Somit muss zwangsläufig der Anteil biphasischer Mesotheliome in Obduktionsstudien
deutlich höher liegen, als in Biopsiestudien [1 ].
Tab. 4 Prozentuale Häufigkeit der 3 unterschiedenen Wachstumsmuster maligner Pleuramesotheliome
in verschiedenen Studien, vorwiegend Autopsiestudien (O)
epitheloider Typ
biphasischer Typ
sarkomatoider Typ
Fallzahl n
Rusch u. Mitarb.
1996
73 %
20 %
6 %
131
Tammilehto u. Mitarb.
O/1992
60 %
17 %
23 %
65
Antman u. Mitarb. [44 ]
1988
58 %
27 %
15 %
136
Ruffie u. Mitarb. [45 ]
O/1989
57 %
24 %
19 %
332
Hulks u. Mitarb. [46 ]
O/1989
35 %
32,5 %
32,5 %
40
Hartmann u. Mitarb.
O/1992
23 %
63 %
20 %
106
King u. Mitarb.
O/1997
23 %
77 %
--
22
eigene Studie
O/2005
21 %
71 %
8 %
62
Eine deutliche Seitenpräferenz der Primärtumoren können wir ebenso wenig nachweisen
wie andere Studien (z. B. [10 ]
[30 ]).
Metastasierungsmuster bei Mesotheliomen: Fernmetastasen mesothelialer Primärtumoren fanden wir in 63 % der Fälle. Auch für
andere Autopsie-Studien sind Metastasierungsraten von 50 % bis über 80 % bekannt (Übersicht
bei [12 ]). Beschrieben werden vielfach übereinstimmende Metastasierungsorte aber deutlich
divergierende Häufigkeiten. Eine Begründung liegt sicherlich auch in der jeweiligen
Betrachtung von Infiltration und Metastasierung sowie in sehr unterschiedlichen Fallzahlen.
Lunge, Leber, Nieren, Nebennieren und Knochen werden als am häufigsten hämatogen metastasierte
Organe genannt [36 ]. Übereinstimmend finden auch wir Mesotheliom-Metastasen häufig in der ipsi- und
kontralateralen Lunge, der Leber und den Nebennieren; hinzuzufügen ist noch der Befall
der kontralateralen Pleura und des Peritoneums bei auch grundsätzlich bestehender
Möglichkeit einer unabhängigen, synchronen Tumorentwicklung. Dagegen spielen in unserer
Untersuchung die Nieren und das Skelett nur eine untergeordnete Rolle.
Lungentumoren und ihre Metastasierungsmuster: Bei den bösartigen Lungentumoren fanden wir das Adenokarzinom mit einer relativen
Häufigkeit von 47 % als führenden Karzinomtyp. Damit ist dieser Tumortyp sehr viel
stärker vertreten als in früheren Autopsiestudien (vgl. [37 ]). Hinsichtlich der Häufigkeiten von Lymphknotenmetastasen und Fernmetastasen insgesamt
sowie bei den verschiedenen Karzinomtypen liegen die von uns festgestellten Werte
in guter Übereinstimmung mit entsprechenden Literaturdaten (vgl. [38 ]). Entsprechend anderer retrospektiver Studien (z. B. [37 ]
[38 ]
[39 ]; vgl. [40 ]
[41 ]
[42 ]) stellt sich auch in unserem Karzinom-Kollektiv die Leber als das am häufigsten
von Fernmetastasen befallene Organ dar, gefolgt von Nebennieren, Skelett, Gehirn und
Nieren. Erwähnt seien auch die vergleichsweise erhöhten Metastasierungsraten, die
wir für die ipsi- und kontralaterale Lunge bzw. Pleura, den Herzbeutel sowie - im
Falle des Adenokarzinoms - für das Peritoneum feststellen konnten, obwohl diese Zielstrukturen
im Schrifttum häufig nicht aufgeführt werden. Die Tatsache, dass von den 3 Tumortypen
das Plattenepithelkarzinom offensichtlich eine geringere Metastasierungstendenz zeigt,
deckt sich ebenfalls mit Erfahrungen anderer Autoren (vgl. [37 ]
[38 ]
[43 ]).
Vergleich der Metastasierungsmuster bei Mesotheliomen und Lungentumoren: Obwohl für die lymphogene und hämatogene Metastasierung sowohl bösartiger Lungentumoren
als auch maligner Mesotheliome gewisse reproduzierbare Metastasierungsmuster feststellbar
sind, können sich die Befunde bei der Betrachtung einzelner Karzinom-Patienten und
einzelner Mesotheliom-Patienten sehr ähneln. Darüber hinaus sind die Unterschiede
zwischen den Metastasierungsmustern beider Kollektive nicht sehr ausgeprägt. In fast
allen Studien zur Metastasierung bei Pleuramesotheliomen treten Gehirn-Metastasen
selten auf (Übersicht bei [12 ]). Das Peritoneum stellt die einzige Zielstruktur dar, in die Mesotheliome offensichtlich
häufiger metastasieren als die Lungentumoren.