Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Thema Gesundheit beschäftigt Unternehmen weltweit. Der Grund: vorherrschende Zivilisationskrankheiten
und wachsende Risikofaktoren wie z. B. Fettleibigkeit und Bewegungsmangel. Der unaufhaltsame
Trend zunehmenden Alters trägt zu der misslichen Lage bei. Diese Entwicklungen kommen
den Unternehmen teuer zu stehen und beschneiden einen potenziellen erwirtschafteten
Überschuss. Deutsche Firmen finden sich zwar nicht in einer so bedrohlichen Lage wie
zurzeit z. B. General Motors, die aufgrund von horrenden Gesundheitszahlungen kurz
vor dem Konkurs stehen, aber die Belastung wird zunehmend größer. Während amerikanische
Firmen den Wert eines umfassenden Betrieblichen Gesundheitsmanagements erkannt haben
- getrieben durch den enormen Kostendruck -, bleiben die meisten Unternehmen in Deutschland
bei unkoordinierten Einzelmaßnahmen und überlassen dieses Feld meist den Krankenkassen.
Dabei kann sich ein aktives und ganzheitliches Gesundheitsmanagement für Arbeitgeber
und Arbeitnehmer sehr lohnen. Während amerikanische Firmen durch gut konzipierte Programme
Gesundheitskosten reduzieren, erzielen europäische Firmen Rückgänge in Fehlzeiten
und erhöhter Mitarbeiterzufriedenheit. Besonders innovative Unternehmen wagen den
intuitiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu quantifizieren
und mit systematischem Gesundheitsmanagement die Produktivität zu erhöhen. In Skandinavien
verfolgen viele Betriebe einen salutogenen Ansatz, wobei die Personal- und Organisationsentwicklung
mit der Gesundheitsförderung integriert werden. So werden aufkommende körperliche
Beschwerden, z. B. Rückenschmerzen, im Keim erstickt und Gesundheitspotenziale erschlossen.
Die positive Rolle von Bewegung und Gesundheitssport mit Hinblick auf Zivilisationskrankheiten
ist sicherlich unumstritten, jedoch wird die Anwendung im betrieblichen Bereich nicht
immer unterstützt. Die „US Centers for Disease Control and Prevention” haben den Arbeitsplatz
als Setting mit viel versprechenden Möglichkeiten zur Förderung der körperlichen Bewegung
klassifiziert. Das erscheint sehr naheliegend, da die meisten Menschen einer Arbeit
nachgehen und viele Stunden am Arbeitsplatz verweilen. Jedoch bleibt dieses Setting
oft unerwähnt in internationalen Strategien oder Projekten zur Förderung der Bewegung.
Auch hier zeigen sich amerikanische Firmen als führend: firmeneigene Fitness Center
und differenzierte Aktivprogramme werden angeboten, die den einzelnen Mitarbeiter
je nach Veränderungsphase (nach Prochaska & DiClemente) motivieren und die Gesundheitsrisiken
entsprechend reduzieren. Es sei hier angemerkt, dass die globale Entwicklung vom wettbewerbsorientierten
Sport zu Gesundheitssport bzw. Bewegungstherapie auch am Arbeitsplatz umgesetzt werden
muss. Betriebssportgruppen haben zwar ihren Wert, werden aber dauerhaft nicht den
gewünschten Nutzen erreichen.
Erfreulich ist die Tatsache, dass in Deutschland das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz
zunehmend Beachtung findet und auch häufiger in Humankapitalstrategien eingebunden
wird. Die Artikel in dieser Ausgabe dokumentieren diese Fortschritte und stellen eine
Reihe von innovativen Programmen vor. Es sollte aber in unser aller Interesse liegen,
das Tempo zu erhöhen und die Betriebliche Gesundheitsförderung voranzutreiben. Keine
Firma wird darum herumkommen, sich für die Gesundheit der Mitarbeiter zu engagieren,
insbesondere im Angesicht des harten Wettbewerbs in Zeiten der Globalisierung. Unsere
Aufgabe ist es, tatkräftig zur Seite zu stehen und die richtigen Wege aufzuzeigen.
Ihr Wolf Kirsten