Rofo 2006; 178(5): 559-560
DOI: 10.1055/s-2006-941613
Mitteilungen der ÖRG

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Nachruf - Zum Tod von Prof. Dr. med. Benno Hammer

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Publication Date:
17 May 2006 (online)

 
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    Am 10. Oktober 2005 ist Prof. Dr. Benno Hammer in München, wo er in den letzten Jahren mit seiner Gattin lebte, an den Folgen eines apoplektischen Insultes verstorben. Mit ihm verlieren wir den Initiator der Österreichischen Gesellschaft für Neuroradiologie und einen großen österreichischen Vertreter dieses Faches.

    Benno Hammer wurde am 10. April 1925 in Wien geboren, hier besuchte er auch die Volksschule und das Unterstufen-Gymnasium. Die letzten Schuljahre absolvierte er am akademischen Gymnasium in Linz und legte im Februar 1943 dort seine Reifeprüfung ab.

    Von Mai bis September 1943 wurde Benno Hammer zum ehemaligen Reichsarbeitsdienst eingezogen und anschließend von September 1943 bis Juni 1945 zur ehemaligen Deutschen Wehrmacht. Sofort nach Kriegsende begann er mit dem Medizinstudium in Innsbruck und setzte ab dem 6. Semester sein Studium an der Universität Wien fort, wo er am 11. Juli 1951 promovierte.

    Anschließend absolvierte er als unbezahlter Gastarzt - bezahlte Turnusarztstellen waren im Nachkriegs-Österreich rar - eine einjährige interne Weiterbildung in Wien am Kaiser-Franz-Josef-Spital sowie eine zweijährige Ausbildung an der neurologisch-psychiatrischen Universitätsklinik Wien und eine einjährige Weiterbildung am pathologisch-anatomischen Institut der Wiener Universitätsklinik. Seit dieser Zeit galt sein spezielles Interesse den Neurowissenschaften.

    1954 wurde ihm eine bezahlte Turnusarztstelle am Linzer AKH angeboten. Ende 1957 erhielt er die Anerkennung als praktischer Arzt, gleichzeitig aber auch die Ausbildungsstelle am Zentralen Röntgen-Institut und der Strahlenabteilung des AKH Linz unter der Leitung von Dozent Dr. Gollmann. 1961 erfolgte die radiologische Facharztanerkennung.

    Aufgrund seines fundierten neurologischen Wissens war er an den neuroradiologischen Untersuchungsmethoden der damaligen Zeit sehr interessiert und er machte sich früh mit der Pneumenzephalographie, Myelographie und zerebralen Angiographie vertraut. Als er 1964 radiologischer Konsilarfacharzt am neurologisch-psychiatrischen Landeskrankenhaus Niedernhart in Linz wurde, hat er diese Untersuchungen unter sehr schwierigen Bedingungen dort ein- und durchgeführt. Er war dann mit der Planung und Einrichtung des radiologischen Institutes an der neuen Landesnervenklinik von Oberösterreich, dem Wagner-Jauregg-Krankenhaus in Linz, beauftragt. In diesem Haus wurde neben der Psychiatrie und Neurologie nun auch die einzige neurochirurgische Abteilung Oberösterreichs untergebracht. 1969 wurde Dr. Benno Hammer zum Leiter des radiologischen Institutes am Wagner-Jauregg-Krankenhaus bestellt und hatte dieses Primariat bis zu seiner Pensionierung 1990 inne.

    In dieser Zeit gab es epochale Entwicklungen auf dem Gebiet der bildgebenden Verfahren, die gerade im neuroradiologischem Bereich diagnostisch sensationelle Möglichkeiten eröffneten. Benno Hammer versuchte, alle Neuerungen an sein Institut zu holen und dieses apparativ für alle diagnostischen Anforderungen auszustatten. Er baute ein radiologisches bzw. neuroradiologisches Team aus Fach- und Ausbildungsärzten sowie aus einem ausgesuchten radiologisch-technischen Personal auf. In diesen Jahren bildete er zahlreiche junge Ärzte radiologisch-neuroradiologisch aus. Er leistete in Österreich Pionierarbeit auf dem Gebiet der neuroradiologischen Schnittbilddiagnostik, er war involviert in klinische Kontrastmittelstudien für myelographische Untersuchungen und in seinem Institut wurden schon in den frühen 70er Jahren transfemorale Angiographien zerebraler Gefäße durchgeführt. Unter seiner Ära wurde im Wagner-Jauregg-Krankenhaus 1983 mit der interventionellen Neuroradiologie begonnen.

    Er war in engem wissenschaftlichem und persönlichem Kontakt mit in- und ausländischen Neuroradiologen. Mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten habilitierte er sich an der Universität Wien, die ihm im Jänner 1975 die Lehrbefugnis als Universitätsdozent für Röntgendiagnostik unter besonderer Berücksichtigung der Neuroradiologie verlieh. Am 8. August 1983 folgte die Ernennung zum außerordentlichen Universitätsprofessor.

    Prof. Dr. Benno Hammer war bis 1990 Nationaldelegierter in der Europäischen Gesellschaft der Neuroradiologie und vertrat als solcher die Österreichischen Neuroradiologen international.

    Seine aktive Laufbahn beendete Prof. Dr. Benno Hammer mit einem Festsymposium am 5. Mai 1990 in Linz und berief an diesem Tag auch die Gründungsversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Neuroradiologie ein. An der Entstehung dieser Gesellschaft war er maßgebend beteiligt. Nach seiner Emeritierung wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft verliehen.

    1956 heiratete Dr. Benno Hammer Frau Dr. phil. Christa Karwin-Karwinsky, mit der er zwei Kinder hatte, Sohn Stefan und Tochter Marielies. Im Jänner 1974 verstarb seine erste Frau. Ende 1976 heiratete er zum zweiten Mal. Seiner Witwe, Frau Hildegard Hammer, sowie seinen beiden Kindern und deren Familien gilt unsere Anteilnahme.

    Dr. Hildegard Böhm-Jurkovic, Linz

     
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