Darmkrebs ist in Deutschland ein wichtiges Ziel in der Onkologie geworden. "Durch
therapeutische Fortschritte konnte das mediane Gesamtüberleben von Patienten mit metastasiertem
Kolonkarzinom nahezu vervierfacht werden", erläuterte Dr. Dirk Arnold aus Halle bei
einer Pressekonferenz in Eltville-Erbach. Ein erster Schritt hierfür war die Einführung
der 5-Fluorouracil-basierten Chemotherapie, später der Kombinationen von 5-Fluorouracil
(5-FU) mit Folinsäure und Substanzen wie Oxaliplatin und Irinotecan. Seit fünf Jahren
hat das orale Fluoropyrimidin Capecitabin[1], eine inaktive Vorstufe von 5-FU, einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung.
Therapie beim metastasierten Kolonkarzinom
Therapie beim metastasierten Kolonkarzinom
Im Jahr 2002 zeigten zwei unabhängige randomisierte Studien beim metastasierten Kolonkarzinom
bei über 1200 Patienten, dass die Monotherapie mit Capecitabin mindestens so wirksam
ist wie mit 5-FU, "die Ansprechraten von Capecitabin waren sogar etwas günstiger",
fasste Arnold zusammen. Während 5-FU an allen Körperzellen aktiv ist, wird Capecitabin
oral und über den Darm aufgenommen und über die Leber metabolisiert. "Die Aktivierung
von 5-FU findet schließlich direkt im Tumor statt", erklärte Arnold. Möglicherweise
sei dies der Grund dafür, weshalb die Wirksamkeit in der Monotherapie gegenüber 5-FU
tendenziell besser war.
In mehreren Studien wurde Capecitabin auch in Kombinationsprotokollen als Ersatz für
die 5-FU/FS-Infusion oder -Bolusgabe geprüft. Während Kombinations-Schemata wie FOLFOX
(5-FU/FS-Dauerinfusion plus Oxaliplatin) recht aufwändig zu verabreichen sind, kann
die orale Verabreichung die Therapie erheblich vereinfachen. "Der Vorteil ist dabei,
dass die Portimplantation entfällt und der Patient nur zirka alle drei Wochen in die
Praxis kommen muss", sagte Arnold. Es zeigte sich, dass die Kombination mit Oxaliplatin
(XELOX) in Phase-II-Studien Remissionsraten von bis zu 55% erreichen konnte ([1]). Capecitabin wies eine vergleichbare Wirksamkeit zu den infusionalen Schemata auf.
"XELOX ist eine gute Alternative zu FOLFOX und sollte bei allen geeigneten Patienten
in Betracht gezogen werden. Ergebnisse der drei noch laufenden Studien erwarten wir
Ende 2006", so Arnold.
Adjuvante Chemotherapie kann Rezidive verhindern
Adjuvante Chemotherapie kann Rezidive verhindern
Ohne adjuvante Therapie erleiden 35-75% aller Patienten, die mit Kolonkarzinom operiert
wurden, innerhalb von fünf Jahren ein Rezidiv. Eine adjuvante Chemotherapie kann dies
verhindern. Die Evidenz für den adjuvanten Einsatz von Capecitabin basiert auf zwei
Phase-III-Studien mit insgesamt fast 4000 Patienten. Die X-ACT-Studie (Xeloda in Adjuvant
Colon Cancer Therapy) ergab, dass Capecitabin signifikant besser verträglich ist als
die 5-FU/FS-Bolusgabe ([2]), schwere Nebenwirkungen (WHO-Grad 3 und 4) waren deutlich verringert. Aufgrund
der überzeugenden Wirksamkeit ist Capecitabin zur adjuvanten Therapie zugelassen worden
und wegen des zusätzlichen Kostenvorteils, der durch die orale Chemotherapie möglich
ist, hat das National Institute for Clinical Excellence (NICE) die Anwendung von Capecitabin
beim Kolonkarzinom empfohlen.
Capecitabin als Bereicherung für Brustkrebspatientinnen
Capecitabin als Bereicherung für Brustkrebspatientinnen
Beim metastasierten Mammakarzinom ist die Kombination von Capecitabin und Docetaxel
das einzige Chemotherapeutikum, das im Vergleich zu einer Docetaxel-Monotherapie eine
Überlebensverlängerung bieten kann ([3]). "Ohne Zweifel ist Capecitabin eine ausgesprochene Bereicherung des therapeutischen
Angebots für Brustkrebspatientinnen", hob Dr. Friedrich Overkamp aus Recklinghausen
hervor. Die orale Therapie komme dem Wunsch der Patientinnen nach mehr Lebensqualität
nach, aber auch einer bequemeren Behandlung. Die orale Therapie ermöglicht auch eine
flexiblere Handhabung: Bei auftretenden Nebenwirkungen kann die Therapie unterbrochen
werden.
Entscheidend für den Therapieerfolg ist jedoch, dass der Therapieplan exakt eingehalten
wird. "Treten Nebenwirkungen auf, ist eine schnelle Rückmeldung beim betreuenden Arzt
wichtig", betonte er. Somit erfordert die orale Therapie eine besonders hohe Compliance
seitens des Patienten und ein hohes Engagement des Onkologen, da die Therapie trotz
weniger Konsultationen genauso sorgfältig überwacht werden muss.
Neue Behandlungsoption für Pankreas- und Magenkarzinom?
Neue Behandlungsoption für Pankreas- und Magenkarzinom?
5-FU-basierte Schemata gehören inzwischen zum Standard bei zahlreichen anderen Tumorentitäten.
Eindrucksvoll sind die Ergebnisse einer randomisierten Studie beim Pankreaskarzinom.
"Gegenüber dem bisherigen Standard mit Gemcitabin hat nun die Kombination Gemcitabin
mit Capecitabin einen Überlebensvorteil gezeigt", betonte Arnold.
Auch beim Magenkarzinom liegen vielversprechende Phase-II-Daten vor, die zeigen, dass
Capecitabin auch hier 5-FU als langjährigen Standard ersetzen könnte.
Quelle: Jubiläumspressekonferenz - 5 Jahre Xeloda® Fortschritt durch Innovation, Mai
2006 in Eltville-Erbach. Veranstalter: Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen.