Psychische Erkrankungen gehen häufig mit Veränderungen des Körpergewichts einher,
die in der Regel multifaktoriell bedingt sind ([10]). Gewichtsveränderungen können unter anderem als Begleitphänomen der Grunderkrankung
auftreten oder mit einer durch Psychopharmaka induzierten Appetitsteigerung assoziiert
sein. Da viele Patienten eine Gewichtszunahme als (zusätzlich) stigmatisierend empfinden,
kann diese Begleiterscheinung der Erkrankung die Therapietreue der Patienten gefährden
und dadurch das Auftreten von Rezidiven erhöhen.
Durch frühzeitige Aufklärungs- und Interventionsmaßnahmen lassen sich Appetitsteigerungen
und Gewichtsveränderungen jedoch handhaben. So zeigen aktuelle Ergebnisse eines Psychoedukationsprogramms,
dass Arzt und Patient mithilfe von Ernährungs- und Bewegungsprogrammen wie BELA[*] - einem von der Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg, initiierten Programm - einer
Gewichtszunahme von psychiatrischen Patienten erfolgreich entgegen wirken können ([8]).
Gewichtszunahme unter Psychopharmaka vermeidbar?
Gewichtszunahme unter Psychopharmaka vermeidbar?
Die Prävalenz von Übergewicht bei psychiatrischen Patienten beträgt 40-62% und ist
damit höher als in der Allgemeinbevölkerung ([4], [7]). Bewegungsmangel, ungünstige Ernährungsgewohnheiten und die Einnahme von Psychopharmaka
wie zum Beispiel trizyklische Antidepressiva und Neuroleptika - sowohl konventionelle
als auch atypische - gelten als wesentliche Risikofaktoren ([1]).
Abgesehen von internistischen Konsequenzen kann die Gewichtszunahme die Compliance
der Patienten beeinträchtigen und somit das Risiko für ein Rezidiv erhöhen, da ein
Therapieabbruch ein bedeutender Risikofaktor für einen Rückfall ist ([12]). Einen Rückfall zu vermeiden, hat jedoch höchste Priorität bei der Behandlung psychischer
Erkrankungen, sodass eine wirksame und gut verträgliche Medikation eine der zentralen
Anforderungen an eine effektive Therapie ist.
In der Akuttherapie sowohl der Manie als auch der Schizophrenie kann der Arzt mithilfe
des atypischen Neuroleptikums Olanzapin (Zyprexa®) eine rasche und zuverlässige Symptomkontrolle
([3], [16]) erzielen. Dazu kommt eine für Olanzapin nachgewiesene hohe Therapietreue ([5]), die dazu beiträgt, dass die Patienten über die Akutphase hinaus von der zuverlässigen
Symptomkontrolle und damit der zuverlässigen Phasen-[**] bzw. Rezidivprophylaxe des modernen Neuroleptikums profitieren ([2], [13], [15]).
Wie bei vielen Psychopharmaka kann es unter der Behandlung mit Olanzapin ebenfalls
zu einer Appetitsteigerung und einer daraus resultierenden Gewichtszunahme kommen
([6], [9]). Im Hinblick auf die erwähnte zuverlässige Wirksamkeit des Atypikums sollte jedoch
diese handhabbare Nebenwirkung direkt angegangen werden, bevor durch eine Umstellung
der Medikation ein möglicher Rückfall riskiert wird.
Effektive Gewichtskontrolle durch Psychoedukation
Effektive Gewichtskontrolle durch Psychoedukation
Die Veränderung des Körpergewichts unter Olanzapin manifestiert sich in der Regel
bereits in den ersten Behandlungswochen ([9]). Daher lohnt es sich, die Patienten frühzeitig über diese potenzielle Nebenwirkung
aufzuklären und sie über die Interventionsmöglichkeiten zu informieren, um einer möglichen
Gewichtszunahme schon zu Therapiebeginn gezielt entgegenwirken zu können. Psychoedukative
Maßnahmen, die auf Ernährungs-, Verhaltens- und Bewegungsmodifikation ausgerichtet
sind, sind dabei besonders effizient ([7], [11], [14], [17]).
Der Erfolg einer langfristigen Gewichtsregulation ist dabei mit der Bereitschaft zu
Lebensstilveränderungen verbunden ([7]). Die Patienten müssen zum einen über die mit Übergewicht assoziierten Risiken aufgeklärt
und zum anderen motiviert werden, dieser unerwünschten Nebenwirkung aktiv entgegenzutreten.
Genau hier setzt das psychoedukative Trainingsprogramm BELA an. Das strukturierte
Programm wurde Anfang 2005 eigens für psychiatrische Patienten entwickelt und wird
bereits an über 360 Kliniken in Deutschland durchgeführt. Ziel von BELA ist es, die
Patienten durch die Vermittlung von Grundkenntnissen über eine gesunde und ausgewogene
Ernährung sowie über die Bedeutung von regelmäßiger Bewegung bei der Vermeidung von
Gewichtszunahmen zu unterstützen.
Gezieltes Gewichtsmanagement mit BELA
Gezieltes Gewichtsmanagement mit BELA
Das Psychoedukationsprogramm BELA kann an verschiedene Patientengruppen angepasst
werden und sollte idealerweise in den jeweiligen Gesamttherapieplan integriert sein.
Durchgeführt wird das Programm vom Pflegepersonal, das durch Ökotrophologen im Auftrag
der Firma Lilly speziell geschult und betreut wird.
Ein einzelner Kurs besteht aus zehn jeweils ein- bis zweistündigen Gruppensitzungen,
in denen die Patienten Kenntnisse zu den Themen Ernährung und Bewegung erlangen. Die
Lerneinheiten sind auf die Bedürfnisse psychiatrischer Patienten zugeschnitten und
werden in erlebnisorientierten praktischen Übungen umgesetzt. Dazu zählt zum Beispiel
das Zusammenstellen einer Mahlzeit, das Einkaufen und das Kochen. Inhaltlich deckt
BELA folgende Kernbereiche ab:
-
Bedeutung einer verbesserten Ernährung und regelmäßiger Bewegung
-
Erkennen ungünstiger Lebens- und Essgewohnheiten
-
Übung und Stabilisierung vorteilhafter Lebens- und Essgewohnheiten.
Konzipiert wurde BELA für Gruppen von sechs bis zehn Patienten, die - das sind die
Voraussetzungen für die Teilnahme - dem Kurs kognitiv folgen können, keine Essstörungen
haben und keine Kontraindikationen (Diabetes, Herz- oder Stoffwechselerkrankungen)
aufweisen. Nehmen die Patienten bereits zu Therapiebeginn an dem Interventionsprogramm
teil, kann einer Gewichtszunahme besonders effektiv vorgebeugt und ihre Therapietreue
langfristig günstig beeinflusst werden.
BELA wissenschaftlich evaluiert
BELA wissenschaftlich evaluiert
Mittlerweile liegen auch erste medizinisch-wissenschaftliche Daten zu den BELA-Kursen
vor ([8]). Demnach erfuhr ein großer Teil der psychiatrischen Patienten, die an dem psychoedukativen
Interventionsprogramm teilgenommen haben, keine Zunahme des Körpergewichts. Einige
Patienten konnten ihr Gewicht sogar reduzieren (Abb. [1]). Evaluiert wurden die Ergebnisse des Ernährungs- und Bewegungsprogramms in 94 Kursen
an 61 Zentren. Insgesamt hatten bis dahin 661 Patienten teilgenommen. 93% von ihnen
gaben als Grund für ihre Teilnahme eine angestrebte Gewichtsabnahme an, 87% wollten
ihre Essgewohnheiten ändern, 60% suchten den Austausch mit anderen Patienten und 45%
wollten ihr Gewicht konstant halten (Abb. [2]).
An den Kursen nahmen durchschnittlich sieben Patienten teil; sie dauerten im Mittel
48 Tage. Am Kursende hatten 42,9% der Patienten um 2,4 ± 2,2 kg abgenommen, bei 42,4%
blieb das Gewicht stabil. Zu einem Anstieg des Körpergewichts kam es bei 14,8% der
Teilnehmer; doch dieser fiel mit 1,3 ± 0,8 kg relativ gering aus. Lineare Regressionen
ergaben, dass bei längerer Kursdauer die Gewichtsreduktion signifikant zunahm. Die
Anzahl der Teilnehmer hatte dagegen keinen signifikanten Effekt auf den Erfolg des
Programms.
Fazit
Fazit
Die aktuellen Daten zum Einsatz des Interventionsprogramms BELA zeigen, dass es möglich
ist, die Ernährung und das Körpergewicht psychiatrischer Patienten günstig zu beeinflussen.
Psychoedukationsprogramme zum Gewichtsmanagement stärken das Know-how der Patienten
bezüglich eines gesunden Lebensstils. Langfristig soll der Autonomiestatus der psychiatrischen
Patienten gesichert werden, damit sie in einer kompetenten und informierten Weise
die neu erlernten gesunden Lebensgewohnheiten in ihrem Alltag implementieren können.
So zeigen auch andere Untersuchungen, dass verhaltenstherapeutische und psychoedukative
Programme den Patienten helfen, ihre Ernährungsgewohnheiten umzustellen, die körperliche
Aktivität zu erhöhen und so einer Gewichtszunahme vorzubeugen. Patienten, die keinerlei
derartige Betreuung erfuhren, hatten bei Studienende ein statistisch eindeutig höheres
Körpergewicht ([11]). Psychoedukative Interventionsprogramme können demnach die Lebensqualität psychiatrischer
Patienten verbessern und die Therapietreue langfristig günstig beeinflussen.
Eine Kooperation mit Lilly Deutschland GmbH