Dadurch, dass derzeit viele Kliniken schließen, sich umorientieren müssen beziehungsweise
auf besondere Aufgaben beschränken, ergeben sich neue Anforderungen an den Rettungsdienst.
Laut Prof. Hartmut Siebert, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
(DGU) vom Diakonie-Krankenhaus in Schwäbisch Hall könne der Rettungsdienst nicht wie
früher routinemäßig alle Unfallpatienten in die nächste Klinik transportieren, sondern
müsse genau wissen, welche Behandlungen dort möglich sind. "Neben den richtigen Ärzten
müssten auch die apparativen Voraussetzungen in der Klinik stimmen. Ohne Computertomographie
und freie Kapazitäten auf den Intensivstationen ist es kaum möglich, lebensgefährliche
Verletzungen rechtzeitig und erfolgreich zu behandeln", so Prof. Axel Ekkernkamp vom
Unfallkrankenhaus Berlin.
Stärkere Vernetzung der Kliniken
Die DGU bemüht sich deshalb um eine stärkere bedarfsorientierte Vernetzung der Kliniken.
Es gelang der DGU, die Kliniken der unterschiedlichen Versorgungsstufen über das "Traumanetzwerk
D" zu verbinden. Das neue Weißbuch zur Schwerverletzten-Versorgung, das die DGU jetzt
vorstellte, will Standards für die Kliniken setzen. Über den Versorgungsgrad der Kliniken
können sich Ärzte und Rettungsdienste bereits jetzt im Internet informieren. Dort
hat die DGU eine bundesweite Landkarte publiziert. Und mit dem "Traumaregister" und
Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes kann die DGU die Versorgungsqualität in den einzelnen
Regionen vergleichen. Das Weißbuch soll helfen, die Qualität der Versorgung bundesweit
anzugleichen. Es handele sich aber um Defizite auf einem vergleichsweise hohen Niveau,
betont Siebert. Die Organisation der präklinischen Unfallrettung und die interdiziplinäre
Akutbehandlung von Unfallverletzungen in Deutschland gelte im internationalen Vergleich
als vorbildlich. Mit dem Weißbuch möchte die DGU dazu beitragen, dass diese Spitzenstellung
in Zeiten des Wandels gehalten werden kann.