Prof. Günther Deuschl von der Neurologischen Universitätsklinik Kiel und Mitarbeiter
veröffentlichten im August die erste große kontrollierte multizentrische Studie zur
tiefen Hirmstimulation bei Parkinsonpatienten im New England Journal of Medicine.
Die randomisierte Studie des Kompetenznetzes Parkinson unter Leitung des Koordinationszentrums
Kiel schloss 158 Patienten mit ausgeprägter Parkinsonsymptomatik ein, die entweder
sofort operiert oder für sechs Monate medikamentös behandelt wurden. In dieser Studie
wurde auch zum ersten Mal die Lebensqualität bei Parkinsonpatienten als wichtigster
Zielparameter untersucht. Dabei wurde der speziell für Parkinsonpatienten entwickelte
PDQ-39-Fragebogen eingesetzt. Die Schwere der Parkinsonsymptomatik wurde anhand der
Unified Parkinson's Disease Rating Scale (UPDRS) Teil 3 beurteilt.
Nach sechs Monaten hatte sich die Lebensqualität der im Nucleus subthalamicus operierten
Patienten um über 20% gegenüber den medikamentös behandelten Patienten gebessert,
vor allem in den Items Mobilität, Aktivitäten des täglichen Lebens, Stimmungslage
und körperlicher Beeinträchtigung. In der medikamentös behandelten Gruppe veränderte
sich die Lebensqualität dagegen nicht signifikant im Vergleich zum Ausgangswert. Die
Schwere der Symptomatik nahm in der neurostimulierten Gruppe stärker ab als in der
medikamentös behandelten (41% vs. keine sigifikante Verbesserung).
Demnach scheint die tiefe Hirnstimulation der medikamentösen Behandlung in schweren
Parkinsonstadien bei einer ausgesuchten Patientenklientel der medikamentösen Behandlung
überlegen zu sein. Allerdings zeigte die Studie auch, dass unter der Neurostimulation
postoperative Komplikationen auftreten können. 50% der Patienten der neurostimulierten
Gruppe berichteten Nebenwirkungen, 64,1% in der medikamentös behandelten Patienten.
Schwere Nebenwirkungen, ein Patient verstarb an einem intrazerebralen Hämatom, traten
bei 12,8% der operierten Patienten ein bzw. bei 3,8% der Medikamentengruppe.
Die Vorteile einer verbesserten Lebensqualität müssen daher mit den Risiken des chirurgischen
Eingriffs sorgfältig abgewogen werden, schlossen die Autoren.
KW