Dreidimensionale Bilddatensätze und keine Strahlenbelastung - das sind die augenfälligsten
Vorteile, die die Magnetresonanzangiografie bei der Darstellung der Blutgefäße anderen
nichtinvasiven Techniken zur Gefäßdarstellung wie der Duplexsonografie oder der Computertomografie
voraus hat. Dementsprechend gewinnt das Verfahren bei der Diagnostik von Gefäßerkrankungen
zunehmend an Bedeutung.
Verwendet man jedoch extrazelluläres Gadolinumkontrastmittel, ist die Qualität der
Bilder nach dem neuesten Stand der Technik nicht optimal: Denn diese "konventionellen"
Kontrastmittel weisen eine nur kurze Verweildauer in den Gefäßen auf, diffundieren
bereits nach der ersten Passage des Blutkreislaufs durch das Gefäßbett in das Interstitium
und verschlechtern dadurch den Kontrast der Gefäße zur Umgebung. Besonders augenfällig
wird dies, wenn es sich um Fragestellungen an den peripheren Gebieten der unteren
Extremitäten handelt.
Breiteres Messfenster bei besserer Bildqualität
Breiteres Messfenster bei besserer Bildqualität
Anders ist die Situation bei dem Bloodpool-Kontrastmittel Vasovist® (Gadofosveset
Trisodium), das - über einen zusätzlichen chemischen Liganden am Gadoliniummolekül
- passager an humanes Serumalbumin bindet und somit deutlich länger im Gefäßssystem
bleibt. Dadurch erhöht sich nicht nur die so genannte Relaxivität, also der Kontrast
der Aufnahme, gleichzeitig wird zudem die Verweildauer des Kontrastmittels im Gefäßbett
verlängert. Denn nur das freie, ungebundene Molekül ist in der Lage, das Gefäß zu
verlassen und sich im Extrazellularraum zu verteilen.
"Das ist genau das, was wir für gute Bilder brauchen", konstatierte PD Dr. Winfried
Willinek, Bonn. "Schon mit einer relativ kleinen Kontrastmitteldosis erweitert sich
das Zeitfenster für die Bildgebung auf bis zu eine Stunde!" Genug Zeit also, um sich
zum Beispiel einen umfassenden Überblick über den Zustand sämtlicher Becken- und Beingefäße
bei einem Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit zu verschaffen.
Herkömmliche extrazelluläre Kontrastmittel erlauben dagegen nur einen diagnostischen
Zeitrahmen von maximal 90 Sekunden. Dieser Zeitgewinn ist nicht zu unterschätzen,
denn damit gewinnt man nicht nur Zeit, die man in eine höhere Bildauflösung investieren
kann, sondern auch Zeit, die für eine zusätzliche Bildakquisition zur Verfügung steht.
Man erhält sozusagen eine zweite Chance.
Vier Schritte zur kompletten Darstellung der Gefäße. Die erste Messung erfolgt nativ
zur Kontrolle der anatomischen Planung. Die zweite Messung in der arteriellen Phase
("Firstpass") ist Grundlage für die Bilder der arteriellen Maximum-Intensitäts-Projektion
(MIP), die man durch die Subtraktion der nativen von der arteriellen Serie erhält
(a). Die Subtraktion der arteriellen Serie von der frühen Steady-State- Phase (b)
wiederum liefert die Bilder der MR-Phlebografie (c) mit einer rein venösen Darstellung
Bild wird "schärfer" und klarer - bis ins vaskuläre System
Bild wird "schärfer" und klarer - bis ins vaskuläre System
Schon die First-Pass-Angiografiebilder mit Vasovist® unterscheiden sich - zwar nicht
prinzipiell - aber dennoch deutlich. Denn die vier- bis sechsfach stärkere Relaxivität
der Substanz ermöglicht eine höhere Auflösung der Bilder ohne einen substanziellen
Verlust des Kontrastes zwischen Gefäßen und Hintergrund - das Angiogramm ist deutlich
"schärfer", die Gefäße erscheinen klarer und heller im Bild, was eine hohe diagnostische
Aussagefähigkeit möglich macht. Stenosen oder andere strukturelle Gefäßveränderungen
lassen sich ebenso effektiv darstellen wie mit der konventionellen invasiven digitalen
Subtraktionsangiografie (DSA). "Tendenziell ist das intravaskuläre Kontrastmittel
sogar besser", ergänzte Prof. Matthias Gutbertlet, Berlin. Zudem verringere sich die
Zahl der nicht interpretierbaren Bilder.
Als "Add-on" gibt es aber eine weitere Option, die mit konventionellen Kontrastmitteln
bislang nicht zur Verfügung stand: Jetzt kann man sich im Steady-State, dann also,
wenn das Kontrastmittel nach ein- bis zweimaliger Zirkulation im Blutkreislauf einen
echten Gleichgewichtszustand im gesamten Intravasalraum erreicht hat, einen Eindruck
des gesamten vaskulären Systems verschaffen, ohne dass nennenswerte Mengen des Kontrastmittels
aus den Gefäßen diffundieren. So lässt sich eine besonders hohe räumliche Auflösung
erreichen, wodurch sich deutlich mehr Gefäßsegmente darstellen lassen als mit den
bisherigen Standardverfahren. "Dann kommt die Vene auch ins Bild", so Willinek. "Aber
im Steady-State ist die Vene nicht mehr der 'Feind der Bildgebung'."
Es eröffnen sich neue diagnostische Optionen
Es eröffnen sich neue diagnostische Optionen
Vielmehr lasse sich das vermeintliche Problem der Venenüberlagerung sogar als Vorteil
nutzen, meinte Gutbertlet. Und Willineck ergänzte: "Damit lassen sich alle Fragen
des Zuweisers auf einmal beantworten." So könne man bei Patienten mit peripherer arterieller
Verschlusskrankheit beispielsweise die Vene als Struktur neben der Arterie weiterverfolgen
und damit eine sichere Differenzierung eines Verschlusses vornehmen.
Auch vorgeschaltete Stenosen lassen sich, ebenso wie die Art und der Grad der Stenose
mit hoher Sicherheit und differenzierter detektieren - ein wichtiges Plus für die
Therapieentscheidung (z.B. Größe des Ballonkatheters, Einsatz eines Stents). Dank
der detaillierten Bilder lassen sich sogar Einrisse in der Gefäßwand, die sich über
längere Abschnitte erstrecken können, darstellen. Eine der wichtigsten Indikationen
sei aber die Diagnostik von tiefen Venenthrombosen im Unter- und Oberschenkel. "Denn
wir erweitern das Spektrum automatisch in die Peripherie", erklärte Willinek.
Quelle: Lunchsymposium "Vasovist® - das 1. Blood-Pool-Kontrastmittel", veranstaltet
von der Bayer Vital GmbH und Bayer Schering, Leverkusen
sts
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Bayer Vital GmbH und Bayer
Schering, Leverkusen