Selektive Cyclooxygenase(COX)-2-Inhibitoren lindern Arthroseschmerzen effektiv und
mit Langzeitwirkung. Sie wirken sowohl im Bereich der großen als auch der kleineren
Gelenke, verbessern deren Funktionskapazität, reduzieren so die schmerzassoziierte
Behinderung und verbessern damit die Lebensqualität der Betroffenen. COX-2-Hemmer
müssten demzufolge die idealen Medikamente gegen Arthroseschmerz sein, meinte Dr.
Markus Gehling, Kassel. Im Vergleich mit Opioidanalgetika, die in dieser Indikation
als Alternative diskutiert werden, seien sie nicht nur wirksamer, sondern auch verträglicher,
wie er anhand von sieben Therapiestudien dokumentierte.
Opioide: Höhere Nebenwirkungsrate
Opioide: Höhere Nebenwirkungsrate
So liegt die durchschnittliche Schmerzreduktion unter Opioiden lediglich bei 10-30
%. Zudem ist die Inzidenz von Nebenwirkungen vergleichsweise hoch. Je nach Substanz
kommt es bei 20-50 % der Arthrosepatienten zu einer Sedierung, 10-70 % leiden an einer
Obstipation. Übelkeit wiederum tritt bei rund 40 % und Juckreiz bei 20 % der Patienten
auf. Dementsprechend viele Studienteilnehmer, nämlich über 40-60 %, haben die Opioidbehandlung
abgebrochen. Da diese "Studienabbrecher" in den Analysen nicht berücksichtigt sind,
könne man die Ergebnisse auch nicht generalisieren, meinte Gehling.
Nicht-Opioidanalgetika schnitten dagegen wesentlich besser ab: Sedierung und Juckreiz
traten nicht auf, die Inzidenz von Obstipation und Übelkeit lag jeweils unter 10 %.
Dementsprechend sieht Gehling Opioide bei Arthrose als Mittel der zweiten Wahl.
Coxibe in stationärer Schmerztherapie
Coxibe in stationärer Schmerztherapie
Auch nach Hüft- und Kniegelenkoperationen führt die Gabe von Etoricoxib (Randomisierung
in den ersten 72 Stunden nach der Implantation einer Totalendoprothese [TEP]) zu einer
deutlichen Schmerzreduktion. Dementsprechend ging auch der Opioidverbrauch (Tabletten)
um 30-50 % zurück [2]. Ähnlich sei die Situation in der klinischen Praxis, berichtete Gehling von seinen
Erfahrungen.
So verbesserte die regelmäßige Gabe von Nicht-Opioiden in der perioperativen Phase
am Klinikum Kassel die Rate einer zufriedenstellenden Schmerzkontrolle von zuvor 50
auf 85 % (Ruheschmerz = 3 auf einer Skala von 0/kein Schmerz bis 10/starker Schmerz).
Deutlich geringer war außerdem die Zahl der Patienten mit starken Schmerzen (= 7),
die sich von 13 auf 3 % reduzierte. Entscheidend sei dabei, dass die Basisanalgesie
nicht nach Bedarf, sondern regelmäßig erfolge, betonte Gehling.
NSAR oder Coxibe - die große Frage
NSAR oder Coxibe - die große Frage
Egal ob es sich um die Therapie der Arthrose oder die Schmerzkontrolle nach einem
orthopädischen Eingriff handelt - ob nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder Coxibe
zur Anwendung kommen, bleibt Entscheidung des behandelnden Arztes. Wichtig dabei ist
der Blick auf bestehende Kontraindikationen: Bei einem erhöhten Ulkus- oder Blutungsrisiko
zum Beispiel sind die selektiven COX-2-Inhibitoren besser geeignet als NSAR - gerade
im Hinblick auf die substanztypischen Nebenwirkungen der konventionellen nichtsteroidalen
Antirheumatika. Aber auch bei einer vorliegenden Leberfunktionsstörung oder einer
Dyspepsie seien Coxibe Mittel der Wahl.
Claudia Bostelmann, Deggendorf
Quelle: Symposium "Medikamentöse Behandlung von Bewegungsschmerz - Strategien und
Evidenzen" auf dem Deutschen Schmerzkongress, veranstaltet von der MSD Sharp & Dohme
GmbH, Haar