Helmut Landgraf
drei Jahre sind vergangen. Drei Jahre, in denen ich immer wieder - zugegebenermaßen
fast immer auf die letzte Minute - ein "Wort des Präsidenten" verfassen durfte. Diese
drei Jahre sind im Nu vergangen, sie waren voll mit interessanten, überwiegend auch
angenehmen und erfreulichen Ereignissen. Dass das Ganze mit Arbeit verbunden ist,
ist die Kehrseite der Medaille, aber auch das gehört natürlich dazu.
Mehrere Dinge lagen bzw. liegen mir auch immer noch am Herzen. Das ist zum einen die
Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtmedizin als wissenschaftlich orientierte
Gesellschaft zu erhalten. Dies war die Intention der Gründer dieser Gesellschaft und
dies hat auch heute noch Bedeutung. Waren es damals die Grundlagen der Höhenphysiologie
und der mit dem Fliegen an sich verbundenen physiologischen Probleme, die damals erforscht
wurden, so sind es heute Fragen der Fliegertauglichkeit, der Tauglichkeitskriterien,
der Untersuchungsintervalle, aber auch Fragen der Flug- und Reisemedizin, die in vielen
Aspekten noch einer Klärung bedürfen.
Zugegeben, es gibt nicht sehr viel wissenschaftliche Aktivitäten gerade zu diesen
Fragestellungen hier in Deutschland bzw. Europa, aber es gibt doch immer wieder Ansätze
und ich denke, wir sollten alles tun, diese Ansätze zu fördern. Dabei spielt es keine
Rolle, ob diese nun in großen Forschungseinrichtungen oder in kleinen klinischen Einheiten
zu finden sind. Ich hoffe sehr, dass die DGLRM auch in Zukunft diesen Weg weiter gehen
wird.
Das zweite Anliegen, das mich bewegt, ist flugmedizinische Tätigkeit und flugmedizinische
Wissenschaft bei uns auf eine breite internationale Basis zu stellen. Hier bietet
sich natürlich Europa an, denn zum einen werden wir von EASA ("European Aviation Safety
Agency") nicht gehört, wenn wir uns nicht auf europäischer Ebene formulieren können
und zum anderen sind wir als Gesellschaft zu klein, um eine entsprechende Schlagkraft
zu entwickeln. Dies kann nur auf einer höheren Ebene geschehen und ich bin sehr froh,
dass es uns gelungen ist, die "European Society of Aerospace Medicine" (ESAM) ins
Leben zu rufen.
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als Frau Dr. Ruge und ich im Herbst 2005 vor
all den Vertretern der europäischen flugmedizinischen Gesellschaften in Warschau saßen
und versucht haben, diesen zu erklären, was uns bewegt und warum wir eine europäische
Organisation für notwendig erachten. Glücklicherweise gab es damals einige - wenn
zunächst auch wenige - Kollegen, die wie wir die Bedeutung bzw. die Notwendigkeit
dieser Entwicklung gesehen haben. Nun hat sich diese Idee doch durchgesetzt: Wir haben
uns Ende November 2007 bereits auf der zweiten Generalversammlung von ESAM in Brüssel
getroffen.
Unsere DGLRM-Jahrestagungen, die ja nun seit vielen Jahren im Rahmen der Medizin und
Mobilität (M+M) stattfinden, haben sich als recht stabil, gut besucht und inhaltlich
attraktiv erwiesen. Wie viele von Ihnen auf der Mitgliederversammlung schon erfahren
haben, wird sich bei der Organisation dieser Veranstaltung einiges ändern. Das DLR
wird - wie Prof. Gerzer mitteilte - in Zukunft nicht mehr selbst Ausrichter dieser
Veranstaltung sein, hier will man sich auf rein wissenschaftliche Veranstaltungen
konzentrieren, M+M aber trotzdem weiter unterstützen.
Wenn wir den oben skizzierten Weg der Orientierung nach Europa konsequent weitergehen,
ist es natürlich nur sinnvoll, auch Kongresse auf internationaler Ebene stattfinden
zu lassen und genau dies ist für das Jahr 2008 geplant. Hier haben wir das Angebot
von Prof. Stüben, eine europäische Veranstaltung zusammen mit dem FAA-Refresher-Kurs
der Akademie für Flug- und Reisemedizin in Wiesbaden auszurichten. Ich halte das für
eine hervorragende Idee und werde bei ESAM dafür werben, den ersten europäischen flugmedizinischen
Kongress im Rahmen dieser Veranstaltung zu organisieren.
Zuletzt noch eine persönliche Bemerkung: Während meiner Tätigkeit als Präsident dieser
Gesellschaft habe ich viele positive Erlebnisse gehabt. Ich habe die kollegiale und
freundliche Art der Zusammenarbeit im Vorstand, im Vorstandsrat und der gesamten Gesellschaft
sehr geschätzt und bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich dafür.
Besonderer Dank gilt meinen Kollegen vom Vorstand, insbesondere meinem Vorgänger Dr.
Hans Pongratz, der - wo immer es nötig war - mir mit Rat und Tat unter die Arme gegriffen,
mich entlastet und hervorragend unsere internationalen Verbindungen zu ASMA gehalten
und auch ausgebaut hat.
Wie Sie sehen oder lesen, ich scheide also mit einem weinenden, aber auch mit einem
lachenden Auge, denn es kommen viele schwere Aufgaben auf den neuen Vorstand zu. Sicher
ist es sinnvoll, neuen Schwung in die Gesellschaft und junge Leute in Verantwortung
zu bringen und ihnen auch die Möglichkeit zu geben, selbst zu gestalten. In diesem
Sinne wünsche ich meinem Nachfolger und allen denen, die in Zukunft Verantwortung
für die DGLRM tragen werden viel Glück, viel Erfolg und eine zu allen Zeiten gute
Zusammenarbeit.
Zum letzten Mal von dieser Stelle
herzlichst Ihr
Prof. Dr. med. H. Landgraf