Ergebnisse
In die Studie wurden 21 kaukasische Patienten mit Hauttyp I und II nach Fitzpatrick,
9 Jungen und 12 Mädchen im Alter von 2 - 13 (durchschnittlich 6,4) Jahren, eingeschlossen.
Die Anzahl der Läsionen variierte mit 1 - 20 erheblich, wobei bei der überwiegenden
Mehrzahl der Patienten multiple Läsionen (durchschnittlich 10) vorhanden waren. Die
meisten Läsionen waren am Stamm (61,9 %) lokalisiert, nachfolgend fanden sie sich
auch an den Extremitäten (16,3 %), im Gesicht (10,2 %), am Hals (9,8 %) und am Gesäß
(1,9 %). Die Bestandsdauer der Erkrankung lag bei 4 - 8 (durchschnittlich 6,2) Monaten.
Eine atopische Diathese war bei 14 Patienten (66,7 %) eruierbar, 3 Patienten (14,3
%) hatten ein gering ausgeprägtes atopisches Ekzem.
Sämtliche Patienten beendeten die Studie. Bei ihnen trat nach 3 - 6 (durchschnittlich
4) Tagen eine klinisch erkennbare Entzündungsreaktion oder oberflächliche Ulzeration
ein ([Abb. 1 ]). Eine vollständige Abheilung war nach 14 - 35 (durchschnittlich 26,7) Tagen zu
verzeichnen.
Bei keinem der Patienten wurden Rezidive während des Nachbeobachtungszeitraums von
2 - 8 (durchschnittlich 5,1) Monaten beobachtet.
Die meisten Patienten (76,2 %) gaben ein kurzes, etwa 1 - 2 min anhaltendes, leichtes,
gut erträgliches Brennen am Applikationsort an, das oftmals nur nach zunehmender Applikationsdauer
entstand. Schwerwiegendere Nebenwirkungen wurden bei 2 Patienten (9,5 %) mit Lokalisation
der Läsionen im Gesicht beobachtet und umfassten postinflammatorische Hyperpigmentierungen
am Applikationsort, die sich innerhalb des Nachbeobachtungszeitraums innerhalb von
3 - 6 Monaten vollständig zurückbildeten. Bei keinem der 3 Patienten mit atopischem
Ekzem kam es unter der Therapie zu einer nennenswerten Verschlechterung des Ekzems.
Bei keinem der Patienten blieben nach der Abheilung der Läsionen Narben zurück.
Abb. 1 6-jähriger Patient (Pat.-Nr. 17) mit Mollusken am Hals vor (a ) und nach (b ) Behandlung mit 5 %iger Kaliumhydroxid-Lösung. Beginnende Rückbildung der Läsionen
unter Ausbildung einer Entzündungsreaktion nach 4 Tagen.
Diskussion
Das Molluscum-contagiosum-Virus (MCV) ist das einzige Mitglied des Genus Molluscipoxvirus
[2 ]
[5 ]
[21 ]. Es verursacht neben dem Variolavirus, dem Erreger der Pocken, die einzige noch
verbliebene humanspezifische Pockenviruserkrankung. Es handelt sich um ein großes
(200 - 300 nm), quaderförmiges, doppelsträngiges DNS-Virus, das sich im Zytoplasma
der infizierten epithelialen Zellen vermehrt. Es gibt mindestens 4 Genotypen (MCV
1 - 4), die sich hinsichtlich Morphologie und Topografie der Läsionen nicht unterscheiden.
Das MCV ist weltweit verbreitet, wobei der Erreger direkt durch Schmierinfektion von
Mensch zu Mensch (Auto- und Heteroinokulation), aber auch indirekt durch infizierte
Gegenstände übertragen wird. Die Inkubationszeit liegt bei 2 Wochen bis 6 Monaten.
Die Erkrankung (Molluscum oder Epithelioma contagiosum) ist auf die Haut und Schleimhaut
beschränkt und manifestiert sich in Form kleiner (Durchmesser 1 - 10 mm), hautfarbener
oder weißlicher, derber Papeln, die typischerweise eine zentrale Einsenkung aufweisen,
daher stammt auch die Bezeichnung Dellwarzen. Die benignen Neubildungen enthalten
ein wachsartiges Material, das sich aus Zelldebris und zahlreichen Pockenviruspartikeln
zusammensetzt. Die klinische Diagnose lässt sich mikroskopisch aus dem Exprimat einer
Läsion sichern, wobei die Giemsa-Färbung eines Ausstrichpräparates große Einschlusskörperchen
(Molluskumkörperchen) in zerfallenden Keratinozyten zeigt. Mollusken finden sich gewöhnlich
gruppiert in ein oder zwei Hautregionen, kommen aber auch locker disseminiert vor.
Während die meisten Patienten weniger als 20 Läsionen aufweisen, können sich bei einigen
mehrere Hundert entwickeln. Die Läsionen sind in der Regel symptomlos, gelegentlich
bedingen sie jedoch Juckreiz, und in ihrer Umgebung kann sich eine ekzemartige Reaktion
entwickeln. Grundsätzlich handelt es sich um eine selbstlimitierende Erkrankung mit
Neigung zu spontaner Involution innerhalb von 6 - 9 Monaten, jedoch können die Läsionen
auch jahrelang persistieren. Die Abheilung erfolgt in der Regel ohne Narben.
In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sind Kinder im Schulalter betroffen [2 ]
[5 ]
[21 ]. Das gilt besonders für tropische Regionen, in denen bis zu 10 % der Schulkinder
Mollusken aufweisen, wobei enger körperlicher Kontakt, luftige Bekleidung und schlechte
körperliche Hygiene als begünstigende Faktoren anzusehen sind. In kühleren und besser
entwickelten Ländern tritt die Erkrankung auch in einem höheren Lebensalter auf, wobei
eine Häufung bei Kontaktsportlern und Besuchern von öffentlichen Badeanstalten gesehen
wird. Im Kindesalter ist eine Bevorzugung spezieller Körperregionen nicht erkennbar,
sondern die Mollusken befallen das gesamte Integument und die angrenzenden Schleimhäute,
sparen aber gewöhnlich die behaarte Kopfhaut, Handflächen und Fußsohlen aus. In dieser
Altersgruppe ist auch selten ein genitaler Befall möglich, ohne dass dies zwangsläufig
als Hinweis auf sexuellen Missbrauch zu werten ist. Mollusken sind hochkontagiös,
besonders bei Kindern, und können daher leicht zwischen Geschwistern oder im Kindergarten
übertragen werden.
Ein weiterer Häufigkeitsgipfel findet sich durch venerische Kontaktinfektion bei sexuell-aktiven
Erwachsenen, wobei bevorzugt der Genitalbereich und die angrenzende Haut der Oberschenkel
und des unteren Abdomens befallen sind [14 ]. Eine starke Häufung ist bei HIV-Infektion und anderen angeborenen und erworbenen,
auch iatrogenen, Immundefizienzen zu verzeichnen. Bei diesen Patienten fällt nicht
nur die Anzahl der Läsionen, sondern auch das Auftreten aberranter gigantischer, großknotiger
Konglomerate (Mollusca contagiosa gigantea, Riesenmollusken) mit einem Durchmesser
von 3 cm oder mehr auf. Bei HIV-Infizierten gibt es eine inverse Beziehung zwischen
CD4-Zellzahlen und der Anzahl der Läsionen, daher gelten Mollusken als eine Markererkrankung
der fortgeschrittenen HIV-Infektion [8 ]. In dieser Patientengruppe finden sich die Läsionen nicht nur im Genitalbereich
und in den angrenzenden Hautpartien, sondern auch am oberen Rumpfabschnitt, Hals,
an der behaarten Kopfhaut und besonders auch im Gesicht. Insgesamt wird die Häufigkeit
von Mollusken bei HIV-Infizierten auf 5 - 18 % geschätzt [2 ]. Eine erhöhte Infektionsbereitschaft ist auch bei eingeschränkter epidermaler Barrierefunktion,
wie sie für das atopische Ekzem kennzeichnend ist, gegeben.
Obwohl das Molluscum contagiosum eine benigne Veränderung darstellt und spontan abheilen
kann, erfordert die mögliche Übertragung auf andere Kinder und die Ausbreitung der
Läsionen am betroffenen Kind oftmals eine therapeutische Intervention [11 ]. Trotz zahlreicher Behandlungsmöglichkeiten gibt es bis heute keine spezifische
antivirale Therapie des Molluscum contagiosum. Als Therapie der Wahl gilt die Abtragung
der Mollusken mit einer Kürette (scharfer Löffel, Ringkürette) oder gebogenen (Eihaut-)Pinzette
[18 ]. Schwierigkeiten ergeben sich bei starker Mollusken-Dissemination und ungünstiger
Lokalisation (z. B. Gesicht, Hals oder Genitalregion). Durch perkutane Anästhesie
mit einer Lidocain-Prilocain-Creme (EMLA®) [18 ], unter Okklusion 30 - 60 min vorher aufgetragen, ist eine schmerzfreie Entfernung
zwar auch dann noch gelegentlich möglich, jedoch lässt sich in vielen Fällen, besonders
bei unruhigen Kindern, ein operativer Eingriff in Sedierung oder Allgemeinnarkose
nicht umgehen. Eine Kryotherapie mit flüssigem Stickstoff, der entweder direkt unter
Verwendung einer Schablone oder indirekt durch Anwendung eines Stempelaufsatzes auf
die Läsion einwirkt, ist zwar in der Regel weniger schmerzhaft, jedoch zeitaufwendiger
als die Abtragung mit Kürette oder Pinzette, außerdem stellt sich der Behandlungserfolg
selten nach einmaliger Applikation ein, sodass mehrere Sitzungen erforderlich sind
[1 ]. Die gelegentlich eingesetzten gepulsten CO2 - und Farbstoff-Laser [7 ] sowie Elektrokauter lassen hinsichtlich Praktikabilität und Verträglichkeit keinen
Vorteil erkennen.
Bei den empfohlenen konservativen Therapieverfahren gibt es zahlreiche Alternativen,
die jede für sich ein hohes Maß an Kooperation und Zuverlässigkeit und auch Geduld
der behandelnden Eltern voraussetzen. Salizylsäure als Pflaster (Guttaplast®) [13 ] oder Vitamin-A-Säure (Tretinoin) [14 ] werden gelegentlich mit Erfolg eingesetzt, können jedoch zu einer erheblichen Irritation
der periläsionalen Haut führen. Die topische Applikation des Immunmodulators Imiquimod
(Aldara®) scheint wirksam zu sein [9 ], wobei bislang keine Zulassung für die Behandlung von Kindern vorliegt, die erforderliche
Behandlungsdauer nicht ausreichend untersucht ist und die Behandlungskosten erheblich
sind. Weitere konservative Therapiemaßnahmen, die mit variablen Ergebnissen eingesetzt
werden, umfassen die topische Applikation von Podophyllotoxin [1 ], Cantharidin [20 ], Trichloressigsäure, Phenol, Silbernitrat [12 ] oder Jod [13 ]. Es ist anzunehmen, dass einige der eingesetzen chemischen Substanzen durch epidermale
Schädigung und dadurch bedingte Induktion einer Immunantwort zur Viruselimination
führen. Erfolge wurden schließlich auch mit oraler Cimetidin-Therapie berichtet, wobei
immunmodulierende Eigenschaften der Substanz (Hemmung der Suppressor-Lymphozyten-Funktion
und Verbesserung der T-Zell-Immunität) vermutet wurden [3 ].
Kaliumhydroxid wird in 10 %iger Konzentration als Lösungsmittel für mikroskopische
Nativpräparate verwendet, um Pilzelemente nachzuweisen. Nagelsubstanz und Epidermisstücke,
die keratinreich sind, fallen unter der Laugeneinwirkung zu einer dünnen, transparenten
Schicht zusammen, die Myzel in Einzelheiten erkennen lässt. In hoher Konzentration
dringt Kaliumhydroxid tief in die Haut ein und zerstört sie, in niedriger Konzentration
führt es zu einer irritativen Dermatitis [4 ]. Es gibt inzwischen gute Belege dafür, dass sich Kaliumhydroxid auch zur Behandlung
von Molluscum contagiosum im Kindesalter eignet.
Romiti und Mitarbeiter [16 ] aus Brasilien beschrieben die topische Applikation einer 10 %igen Kaliumhydroxid-Lösung,
wie sie auch zur Anfertigung von mykologischen Nativpräparaten verwendet wird, zur
Behandlung von Kindern mit Molluscum contagiosum. Das Protokoll entsprach einer offenen,
nicht-kontrollierten Studie. Berichtet wurde von 35 Kindern im Alter von 7 Monaten
bis 15 (durchschnittlich 6) Jahren, die Läsionen vorwiegend im Gesicht, am Stamm und/oder
den Extremitäten aufwiesen. Patienten mit bekannter Immundefizienz oder periorbitalen
Läsionen wurden von der Studie ausgeschlossen. 15 (42,9 %) der Patienten hatten eine
atopische Diathese. Bei allen Patienten kam es bei zweimal täglicher Anwendung nach
durchschnittlich 5 - 7 Tagen zu einer klinisch erkennbaren Entzündungsreaktion oder
oberflächlichen Ulzeration, welche den zeitlichen Endpunkt der topischen Applikation
markierte. Drei Patienten brachen die Therapie wegen starken Brennens am Applikationsort
(n = 2) und bakterieller Superinfektion (n = 1) vorzeitig ab. Bei 91,4 % der Patienten
kam es innerhalb von durchschnittlich 30 Tagen zu einer vollständigen Abheilung der
Läsionen, bei zugleich überschaubaren Nebenwirkungen, vornehmlich einem kurzen Brennen
(Dauer 1 - 2 min) unmittelbar nach Applikation der Lösung bei den meisten Patienten.
Bei 9 (28,1 %) der Patienten, die 10 %ige Kaliumhydroxid-Lösung anwendeten, traten
schwerwiegendere Nebenwirkungen auf, darunter eine zumeist temporäre Hyper- und/oder
Hypopigmentierung bei 8 (25 %) der Patienten. Bei einem Patienten trat trotz korrekter
Anwendung eine hypertrophe Narbe an einer der behandelten Stellen auf, die sich innerhalb
von 6 Monaten nach Therapieende zu einer wenig auffälligen Narbe zurückbildete. Die
Autoren hoben die Zufriedenheit der Eltern mit dieser einfachen, zu Hause durchzuführenden
Therapie hervor.
In einer kurzen Mitteilung berichtete dieselbe Arbeitsgruppe darüber hinaus, dass
mit einer 5 %igen Kaliumhydroxid-Lösung, ebenfalls zweimal täglich aufgetragen, bei
20 Kindern mit Molluscum contagiosum vergleichbare Heilungsraten (innerhalb von durchschnittlich
6 Wochen) bei zugleich deutlich reduziertem Nebenwirkungsprofil erzielt wurden [17 ]. Das Brennen am Applikationsort der Lösung blieb aus oder war gering, Pigmentveränderungen
kamen nicht vor. Sogar perigenitale und perianale Läsionen ließen sich auf diese Weise
behandeln, ohne dass starke Irritationen auftraten.
Eine andere Studie aus Indien berichtete über die Anwendung einer 20 %igen Kaliumhydroxid-Lösung,
einmal täglich (abends) aufgetragen, bei 27 Kindern im Alter von 8 Monaten bis 14
(durchschnittlich 5,8) Jahren mit Molluscum contagiosum [10 ]. Bei der überwiegenden Mehrzahl (74,1 %) der Kinder war ein disseminierter Befall
mit durchschnittlich 13 Läsionen vorhanden. Drei Patienten brachen die Studie wegen
lokaler Unverträglichkeit (n = 2) oder bakterieller Superinfektion (n = 1) vorzeitig
ab. Bei den übrigen 24 (88,9 %) Patienten trat nach durchschnittlich 5 - 7 Tagen eine
Entzündungsreaktion oder oberflächliche Ulzeration und nach 13 - 22 (durchschnittlich
17) Tagen eine vollständige Abheilung der Läsionen ein. Die meisten Kinder gaben ein
kurzes Brennen unmittelbar nach dem Auftragen der Lösung an. Bei 8 (29,6 %) der Patienten
wurden schwerwiegendere Nebenwirkungen beobachtet, darunter Hypopigmentierung (n =
4), starkes Brennen am Applikationsort (n = 2) und bakterielle Superinfektion (n =
2).
Eine weitere, Plazebo-kontrollierte Studie aus Peru untersuchte den Effekt von 15
%iger Kaliumhydroxid-Lösung, einmal täglich (abends) aufgetragen, bei 46 Patienten
unterschiedlichen Alters (zumeist < 5 Jahre) mit Molluscum contagiosum [6 ]. Die Altersstruktur, Verteilung der Läsionen (in 83,3 % Befall des Stammes) und
Erkrankungsdauer vor Therapiebeginn (4,9 Monate) in der Verum- und Plazebo-Gruppe
waren vergleichbar, allerdings waren in der Verum-Gruppe mehr Mädchen (3,6 : 1 vs.
1 : 1) und mehr Patienten mit atopischem Ekzem (28,57 % vs. 10 %) vorhanden. Nach
Beendigung der Therapie mit 15 %iger Kaliumhydroxid-Lösung waren bei 57 % der Patienten
die Läsionen abgeheilt, bei 35,7 % eine mittlere Besserung und bei 7,14 % eine leichte
Besserung eingetreten. Dagegen war in der Plazebo-Gruppe bei 30 % ein Heilungserfolg
zu verzeichnen, bei 30 % kam es zu einer mittleren und bei 20 % zu einer leichten
Besserung, bei 10 % änderte sich der Zustand nicht, und bei weiteren 10 % trat sogar
eine Verschlechterung ein. Bei keinem der Patienten, die Plazebo erhielten, jedoch
bei 21,4 % der Patienten, die mit 15 %iger Kaliumhydroxid-Lösung behandelt wurden,
trat die Abheilung vor Ablauf von 30 Tagen ein. In der Verum-Gruppe trat bei 92,85
% der Patienten als häufigste Nebenwirkung ein Brennen am Applikationsort auf, gefolgt
von Hyper- (71,42 %) und Hypopigmentierung (50 %), Ulzeration (28,57 %), Narbenbildung
(14,25 %) und Schmerzen (7,14 %). Wenngleich hinsichtlich der Wirksamkeit, vermutlich
wegen der geringen Stichprobengröße, kein statistisch signifikanter Unterschied zum
Plazebo festgestellt werden konnte, erwies sich die Therapie mit 15 %iger Kaliumhydroxid-Lösung
als wirksam, sicher und einfach in der Anwendung.
Short und Mitarbeiter [19 ] aus Großbritannien legten kürzlich die erste doppelblinde, Plazebo-kontrollierte
Studie zur Anwendung von 10 %iger Kaliumhydroxid-Lösung, zweimal täglich aufgetragen,
bei 20 Kindern im Alter von 2 - 12 Jahren mit Molluscum contagiosum vor. 19 (95 %)
der Patienten beendeten die Studie. In der Verum-Gruppe heilten die Läsionen bei 7
(70 %) der Patienten nach durchschnittlich 54 Tagen vollständig ab, dagegen zeigten
2 (20 %) der Patienten keine Besserung. Schwerwiegendere Nebenwirkungen traten bei
4 Patienten auf, darunter starkes Brennen am Applikationsort (n = 2), das bei einem
Patienten zum Therapieabbruch führte, und temporäre Hyperpigmentierung (n = 2). Beide
Kinder, die eine Pigmentstörung entwickelten, hatten einen hellen Hauttyp (Typ II
nach Fitzpatrick). In der Plazebo-Gruppe trat bei 2 (20 %) der Patienten eine vollständige
Abheilung ein, 8 (80 %) zeigten keine Besserung. Die Überlegenheit der 10 %igen Kaliumhydroxid-Lösung
gegenüber dem Plazebo (77 % vs. 20 % Abheilung) war zwar offensichtlich, jedoch ließ
sich zwischen Verum- und Plazebo-Gruppe aufgrund der geringen Stichprobengröße kein
statistisch signifikanter Unterschied berechnen.
Aufbauend auf den positiven Erfahrungen früherer Untersuchungen führten wir eine Therapie
mit 5 %iger Kaliumhydroxid-Lösung bei 21 Kindern im Alter von 2 - 13 (durchschnittlich
6,4) Jahren mit Molluscum contagiosum durch. Die Wahl der Konzentration fiel auf 5
%, da Romiti und Mitarbeiter [17 ] über vergleichbare Therapieerfolge bei günstigerem Nebenwirkungsspektrum durch Halbierung
der ursprünglich eingesetzten Konzentration berichtet hatten. In der Mehrzahl der
Fälle waren multiple (durchschnittlich 10) Läsionen überwiegend am Stamm vorhanden,
die seit 4 - 8 (durchschnittlich 6,2) Monaten bestanden. Bei 14 Patienten war eine
atopische Diathese eruierbar, 3 Patienten hatten ein atopisches Ekzem.
Die Lösung wurde von den Eltern zweimal täglich (morgens und abends) zu Hause aufgetragen,
bis es zu einer klinisch erkennbaren Entzündungsreaktion kam. Die Studie wurde von
allen Patienten beendet. Nach 3 - 6 (durchschnittlich 4) Tagen kam es zu einer Entzündungsreaktion
oder oberflächlichen Ulzeration, die nach 14 - 35 (durchschnittlich 26,7) Tagen zu
einer vollständigen Abheilung der Läsionen führte. In dieser Studie ergab sich, vermutlich
durch individuelle Unterschiede (z. B. Hauttypen) bedingt, eine deutlich kürzere durchschnittliche
Dauer bis zum Einsetzen der vollständigen Abheilung als von Romiti und Mitarbeitern
[17 ] mitgeteilt (durchschnittlich 6 Wochen).
Die häufigste Nebenwirkung bei 76,2 % der Patienten bestand, analog zu den Mitteilungen
von Romiti und Mitarbeitern [17 ], in einem leichten Brennen über 1 - 2 min am Applikationsort unmittelbar nach Auftragen
der Lösung. Zwei Patienten entwickelten eine postinflammatorische Hyperpigmentierung,
die sich innerhalb von 3 - 6 Monaten vollständig zurückbildete. Das Nebenwirkungsspektrum
bei 5 %iger Konzentration ließ erhebliche Vorteile gegenüber den zuvor eingesetzten
Kaliumhydroxid-Konzentrationen von 10 % [16 ]
[19 ], 15 % [6 ] und 20 % [10 ] erkennen. Insbesondere wurden weder starkes Brennen noch Schmerzen, bakterielle
Superinfektionen, Narbenbildungen oder persistierende Pigmentstörungen beobachtet.
Hervorzuheben ist, dass sich die 5 %ige Kaliumhydroxid-Therapie auch bei Patienten
mit atopischer Diathese komplikationslos durchführen ließ.
Selbstverständlich kann eine spontane Involution in der vorliegenden Studie und auch
in den vorangegangenen Studien nicht sicher ausgeschlossen werden, jedoch lässt das
rasche Einsetzen einer vollständigen Abheilung (nach durchschnittlich 26,7 Tagen)
bei mehrmonatiger (durchschnittlich 5,1-monatiger) Rezidivfreiheit einen klaren Vorteil
der eingesetzten 5 %igen Kaliumhydroxid-Lösung im Vergleich zu den üblichen Spontanverläufen
erkennen. Weiterhin trug die Konsequenz und Sorgfalt bei der Durchführung der Anwendung,
wie sie im Rahmen einer derartigen Studie unter ärztlicher Kontrolle gewährleistet
war, zum Therapieerfolg bei.
In Zusammenschau der bisher vorliegenden Daten stellt 5 %ige Kaliumhydroxid-Lösung
eine kostengünstige, wirksame, nebenwirkungsarme, nicht-invasive Therapieoption bei
Molluscum contagiosum im Kindesalter dar. Der Wirkstoff steht mittlerweile als Medizinprodukt
(InfectoDell®) zur Verfügung. Vorteilhaft wirkt sich die hohe Compliance der behandelten
Kinder bzw. deren Eltern und die einfache Durchführbarkeit der Therapie zu Hause aus.
Die Lösung ist zweimal täglich bis zu einer klinisch erkennbaren Entzündungsreaktion
aufzutragen. Erfahrungen bei Patienten mit angeborener oder erworbener Immundefizienz
liegen bisher nicht vor. Die Überlegenheit der Therapie des Molluscum contagiosum
mit 5 %iger Kaliumhydroxid-Lösung sollte künftig in Plazebo-kontrollierten Studien
an großen Kollektiven gesichert werden. In weiteren Studien ist zu prüfen, ob Kaliumhydroxid-Lösung
auch in niedrigeren Konzentrationen als bisher (z. B. 2,5 %) zu vergleichbaren Abheilungsquoten
bei noch weiter optimiertem Nebenwirkungsprofil führt.