Welche Rolle Linezolid (Zyvoxid®) bei der Therapie von komplizierten Haut-und Weichgewebeinfektionen
spielt, diese Frage hat spätestens die von Dr. William J. Peppard und Dr. John A.
Weigelt, Milwaukee (Wisconsin, USA), im letzten Jahr publizierte umfassende Übersichtsarbeit
beantwortet. Haut-und Weichgewebeinfektionen werden als kompliziert eingestuft, wenn
eine chirurgische Sanierung erforderlich ist bzw. die Infektion in tiefere Gewebeschichten
(z.B. Faszien, Muskeln) vorgedrungen ist. Kompliziert sind ebenso Infektionen bei
immunsupprimierten Patienten, Diabetikern mit Gefäßerkrankungen oder peripheren Neuropathien.
Die Zunahme von multiresistenten grampositiven Keimen erfordert die Auswahl einer
geeigneten antibiotischen Therapie. Eine empirische Behandlung ohne Kenntnis des Erregers
erhöht nicht nur die Mortalitätsrate, sondern beschleunigt auch die Resistenzentwicklung.
Rund 30 % der Staphylococcus-aureus-Isolate von Patienten mit Haut- und Weichgewebeinfektionen
beispielsweise waren in einer amerikanischen Untersuchung methicillinresistent.
Gute Gewebepenetration dank kleiner Molekülgröße
Gute Gewebepenetration dank kleiner Molekülgröße
Dank seiner geringen Molekülgröße kann Linezolid Penetrationsschranken wie Nekrosen,
Ödeme, Abzesse oder fibrotische Prozesse leicht überwinden. Die geringe Plasmaproteinbindung,
das hohe Verteilungsvolumen (Tab. 1) und günstige physikochemische Eigenschaften machen
Linezolid besonders für Patienten, die unter einer von meticillinresistenten Staphylokokken
verursachten Infektion des diabetischen Fußsyndroms leiden, zu einer geeigneten Therapieoption,
meinen Peppard und Weigelt. Dazu kommen noch das günstige Sicherheitsprofil des Antibiotikums
und seine unkomplizierte Dosierung, die eine bioäquivalente orale und parenterale
Applikation ermöglichen.
Tab. 1 Gewebepenetration von Linezolid
Wirtschaftliche Vorteile?
Wirtschaftliche Vorteile?
Auch auf der Suche nach den wirtschaftlichen Vorteilen durch Linezolid zeigt die Substanz
ein äußerst günstiges Profil. Bleibt der Einsatz selektiv und sehr gezielt, können
die Gesamtbehandlungskosten deutlich reduziert werden, weil die Patienten durchschnittlich
drei Tage früher die Intensivstation bzw. das Krankenhaus verlassen. Peppard und Weigelt
sehen den wirtschaftlichen Nutzen aber vor allem in der oralen Darreichungsform, durch
die Krankenhaustage oder eine aufwändigere medizinische Versorgung (z.B. Infusionen)
eingespart werden können.
Gabriele Henning-Wrobel, Erwitte
Quelle: Peppard WJ, Weigelt JA. Role of linezolid in the treatment of complicated
skin and soft tissue infections. Expert Rev Anti Infect Ther 2006; 4 (3): 357-364