"15 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter chronischen Schmerzen", eröffnete
Dr. Bernd Brüggenjürgen, Berlin, den 2. Deutschen Schmerzgipfel in Köln, der vom Unternehmen
Mundipharma initiiert wurde. Doch nur ein Bruchteil aller behandlungsbedürftigen Schmerzpatienten
werden tatsächlich adäquat behandelt.
Defizite sieht Dr. Thomas Nolte, Wiesbaden, unter anderem in der Wahl der Medikation.
Hier wünscht sich der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie
e. V. eine bessere Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Insbesondere gelte es
zwischen akutem und chronischem Schmerz zu unterscheiden und die Therapie individuell
zu gestalten. Das Festhalten an dem WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie ist, so Nolte,
"aus der Sicht des Patienten eine Katastrophe." Viele chronische Schmerzpatienten
werden häufig zu spät auf Opioide umgestellt, womit die Chronifizierung des Schmerzes
"nicht therapiert, sondern kultiviert" wird. Nolte plädierte daher für eine flexible
Schmerztherapie, wie sie bei anderen Indikationen bereits etabliert ist.
Obstipation durch Schmerztherapie
Obstipation durch Schmerztherapie
Opioide gelten heute als Goldstandard bei der Behandlung starker Schmerzen, z.B. bei
postoperativen und neuropathischen Schmerzen, bei Schmerzen des Bewegungsapparats
und Tumorschmerzen.
Der guten analgetischen Wirkung von Opioiden stehen aber unerwünschte Wirkungen, vor
allem die Opioid-induzierte Obstipation entgegen, da Opioide nicht nur die Opioid-Rezeptoren
im ZNS, sondern auch die im Darm besetzen. "Wir nehmen dem Patienten den Schmerz und
führen ihm eine neue Qualität von Leiden zu", sagte PD Dr. Michael Überall aus Nürnberg.
Da die Nebenwirkungen der Opiate untrennbar mit dem schmerzhemmenden Wirkmechanismus
verbunden sind, unterscheiden sich die Opioide bezüglich der Nebenwirkungen nicht
voneinander, unabhängig vom Wirkstoff oder der Applikationsart.
Kombination aus retardiertem Oxycodon und Naloxon schafft Abhilfe
Kombination aus retardiertem Oxycodon und Naloxon schafft Abhilfe
Eine wirksame Alternative zu herkömmlichen Opioiden ist die Fixkombination aus retardiertem
Oxycodon und retardiertem Naloxon (Verhältnis 2:1), die Mundipharma als Targin® in
zwei Dosierungen anbietet.
Nach oraler Gabe verdrängt retardiertes Naloxon Oxycodon von den Opioid-Rezeptoren
im Darm und wirkt damit ursächlich gegen die Opioid-induzierte Obstipation. Dabei
wird die starke systemisch-analgetische Wirkung des Opioids nicht beeinträchtigt,
da Naloxon nicht in das periphere oder zentrale Nervensystem außerhalb des Magen-Darm-Traktes
gelangt. Es wird über die Pfortader in die Leber transportiert und dort nahezu vollständig
abgebaut. Mit der Kombination kann somit das Entstehen einer Opioid-bedingten Obstipation
bereits von Beginn der Behandlung verhindert beziehungsweise reduziert werden. Die
neue Fixkombination wirkt rasch innerhalb einer Stunde, die Wirkung des Retardpräparats
hält für zwölf Stunden an. Das BfArM erteilte Targin® die Fast-Track-Zulassung nach
§ 28.3 AMG. Geeignet ist das Medikament besonders bei Opioid-naiven Patienten, bei
unzureichender Analgesie sowie bei Obstipation unter bisheriger Opioidtherapie.
Obstipation gefährdet Therapieerfolg
Obstipation gefährdet Therapieerfolg
Schmerzpatienten werden meist nur zu ihren Schmerzen befragt, nicht zu Nebenwirkungen.
Besonders die Auswirkung der Obstipation wird als Belastung für den Patienten häufig
unterschätzt. Ärzte sollten über dieses Thema offen mit Patienten reden und entsprechende
therapeutische Alternativen von Anfang an anbieten. Obwohl die meisten Ärzte um diese
Nebenwirkung - die je nach Grunderkrankung und Behandlungsdauer bei bis zu 90% der
Patienten vorkommt - wissen, werden nur bei rund einem Drittel der verordneten starken
Opioide auch Laxanzien rezeptiert. Aber auch eine Laxanzientherapie kann die Obstipation
nur bedingt bessern, da sie nur symptomatisch angreift, so Dr. Gerhard Müller-Schwefe,
Leiter des Schmerz- und Palliativzentrums in Göppingen. Zudem verursachen Laxanzien
ihrerseits erhebliche Nebenwirkungen wie Darmspasmen, Krämpfe, Blähungen und unkontrollierbare
Stuhlentleerungen - meist wird der Therapieerfolg so zunichte gemacht.
Abb. 1 Wirkweise der Oxycodon-Naloxon-Fixkombination
Fixkombination als Basisopioid
Fixkombination als Basisopioid
Die neue Fixkombination deckt mit den derzeit verfügbaren Dosierungen von 10 und 20
mg etwa 80% der in Deutschland üblichen Verordnungen ab. Bei Patienten, die unabhängig
von einer Opioidtherapie unter Obstipation leiden, beugt die Kombination einer Verschlechterung
vor. Bei Patienten, die wegen der Einnahme eines anderen Opioids unter Obstipation
litten, gehen diese Beschwerden bei einem Wechsel auf das Kombinationspräparat zurück
oder verschwinden ganz. Die Fixkombination sei jedoch als Basisopioid insbesondere
für neu einzustellende, also Opioid-naive Patienten einzusetzen, plädierte der Präsident
der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie, Dr. Müller-Schwefe.
Daniel Bomar, Linkenheim
Quelle: 2. Deutscher Schmerzgipfel "Was Patienten wirklich wollen", 10. Mai 2007 in
Köln. Veranstalter: Mundipharma GmbH, Limburg/Lahn.
Mit freundlicher Unterstützung der Mundipharma GmbH.