psychoneuro 2007; 33(6): 226
DOI: 10.1055/s-2007-985121
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Multiple Sklerose - Stammzelltransplantation

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Publication Date:
26 July 2007 (online)

 
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    1998 gelang es dem amerikanischen Wissenschaftler James Thomson, University of Wisconsin, Madison, aus einem menschlichen Embryo, der außerhalb des weiblichen Körpers, das heißt im Reagenzglas, "in vitro", befruchtet wurde, so genannte embryonale Stammzellen zu isolieren und aus ihnen mehrere Zell-Linien zu züchten.

    Heute können Stammzellen auch aus dem eigenen Knochenmark von Patienten nach einer Chemotherapie gewonnen werden. Der Einsatz von Stammzellen wird bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen untersucht, auch bei der Multiplen Sklerose. Hierbei werden mit Chemotherapie im ersten Schritt autoreaktive (selbst zerstörende) Immunzellen ausgelöscht, um danach in einem zweiten Schritt mittels Injektion der Knochenmarks-Stammzellen sozusagen ein neues Immunsystem zu erreichen - ohne die autoreaktiven Zellen.

    Die ersten Veröffentlichungen zu diesen Studien werden in internationalen Fachkreisen durchaus kontrovers diskutiert, da die Destruktion im Gehirn, die Hauptursache bleibender Behinderung bei der MS ist, bei diesen schon schleichend fortschreitenden Verläufen der Erkrankung nicht gestoppt werden kann. Hinzu kommt eine hohe Nebenwirkungsrate mit z.T. tödlichem Ausgang bei 5-8 % der behandelten Patienten. Wissenschaftlich umstritten ist nach wie vor die Behauptung, dass sich eine Differenzierung von Stammzellen in verschiedene Gewebezellen, (u.a. auch Nervenzellen und Markscheiden bildende Oligodendrozyten) nach intravenöser Gabe in vivo überhaupt ereignet.

    In Deutschland werden "intrathekale Stammzelltherapien", die jedoch mit der beschriebenen Methode wenig gemein haben, jetzt kommerziell angeboten. Die Anbieter dieser Methode sprechen von einer Wirksamkeit der Therapie bei der Mehrheit der Patienten. Diese Versprechungen sind nach einer Stellungnahme der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse belegt, die daher vor der Anwendung ausdrücklich warnt.

    Quelle: pressemitteilung der DMSG, www.dmsg.de