Kardiovaskuläre Erkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen in der westlichen
Welt. Vor allem lebensstilbedingte Risikofaktoren wie Adipositas, Bluthochdruck, Bewegungsmangel
und Störungen im Fett- und Glukosestoffwechsel treiben die Inzidenz in die Höhe. Wie
Prof. Diethelm Tschöpe, Bad Oeynhausen, betonte, gehen allein zwei von drei Klinikeinweisungen
von Diabetikern auf das Konto von Herz-Kreislauferkrankungen. Ebenfalls zwei von drei
Diabetikern sterben an kardiovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
In nationalen und internationalen Leitlinien wird der Typ-2-Diabetes daher als eine
potenziell fatale kardiovaskuläre Erkrankung angesehen. Untrennbar zur integrierten
Diabetestherapie bezeichnet Tschöpe daher Acetylsalicylsäure (ASS), den Wirkstoff
von Aspirin. Denn: "Erhöhte Blutzuckerspiegel machen die Plättchen ‚klebrig', sodass
sie aneinander und am Endothel anhaften", erklärte er. Acetylsalicylsäure vermindert
die erhöhte Aggregations- und Adhäsionsbereitschaft der Thrombozyten und wirkt gleichzeitig
den entzündlichen Prozessen im Blutgefäß entgegen. "Aspirin bietet damit einen dualen
Ansatz zur kardiovaskulären Protektion bei Typ-2-Diabetes", fasste Tschöpe zusammen.
Primärprävention mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure
Primärprävention mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure
"Eine intelligente, ganzheitliche Primärprävention mit den Säulen Gewichtsreduktion,
körperliche Aktivität und niedrig dosierter Acetylsalicylsäure kann wesentlich dazu
beitragen, die Manifestation von Herzinfarkt und Schlaganfall um mindestens fünf Jahre
nach hinten zu verschieben", betonte Prof. Hans-Georg Predel aus Köln. Dennoch erhalten
gerade Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko häufig keine adäquate Therapie,
bemängelte er. Dabei habe sich in großen Studien herausgestellt, dass die dauerhafte
Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure wirksam in der Primärprävention
ist. In vielen Ländern ist eine solche kardiovaskuläre Primärprävention bereits gängige
Praxis. Dabei gilt es, das Risiko einer Langzeittherapie mit ASS gegen das Risiko
eines ersten Myokardinfarkts abzuwiegen.
Amerikanische Fachgesellschaften zogen bereits Konsequenzen
Amerikanische Fachgesellschaften zogen bereits Konsequenzen
Die Evidenz für den primärpräventiven Nutzen von Aspirin lieferten sechs große klinische
Studien mit insgesamt mehr als 100 000 Teilnehmern. Wie Prof. Harald Darius aus Berlin
erläuterte, handelt es sich dabei um die WHS (Woman's Health Study), HOT(Hypertension
Optimal Treatment)-Studie, das PPP (Primary Prevention Project), die PHS (Physicians'
Health Study), das BDT (British Doctors' Trial) und das TPT (Thrombosis Prevention
Trial). Eine Metaanalyse dieser sechs Studien zeigte insgesamt eine Überlegenheit
für die Aspirin-Gruppen. Die amerikanischen Fachgesellschaften zogen bereits Konsequenzen
aus diesen Daten. So empfiehlt beispielsweise die American Heart Association (AHA)
die Primärprophylaxe mit Aspirin, wenn das 10-Jahres-Risiko für ein koronares Ereignis
auf über 10% steigt. Dies trifft auf den Großteil aller fünfzigjährigen Männer zu.
Frauen erreichen dieses Risikoausmaß meist erst um das siebzigste Lebensjahr.
"Generell gilt", verdeutlichte Darius, "dass der Nutzen der Primärprophylaxe mit ASS
umso größer ist, je höher das Myokardinfarktrisiko zu Beginn der Therapie ist." Dagegen
ist die Rate der Blutungskomplikationen unabhängig vom kardiovaskulären Risiko, sodass
der Nutzen der ASS-Prophylaxe mit zunehmendem kardiovaskulären Risiko steigt (Tab.
[1]).
Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zur Primärprävention mit ASS
Patienten von der Präventionstherapie überzeugen
Patienten von der Präventionstherapie überzeugen
Signifikante Erfolge bei der Behandlung kardiovaskulärer Risikopatienten lassen sich
laut PD Friedhelm Späh aus Krefeld allerdings nur erreichen wenn es gelingt, die Patienten
von der Präventionstherapie zu überzeugen. Offenbar sind Depressionen nach einem Herzinfarkt
häufig ein Grund, die tägliche Aspirin-Einnahme zu beenden. Auch verschiedene gastrointestinale
Störungen können eine Rolle spielen, weswegen sich eine magensaftresistente Formulierung
der Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin® protect) empfiehlt. Zudem zeigte sich, dass
über 60-Jährige häufig die Tabletteneinnahme vergessen. Dabei sind Männer unzuverlässiger
als Frauen. "Aber auch eine chronische Behandlung, hohe Tablettenzahlen und komplizierte
Therapieanweisungen schaden der Motivation und führen oft zum heimlichen Abbruch der
Therapie", gab Späh zu bedenken. Umgekehrt ist eine positive Beziehung zwischen Arzt
und Patient förderlich für die Compliance. Gelingt diese individuelle Compliance,
profitieren laut Späh alle: Der Patient durch eine dauerhafte Adhärenz an "seine"
Medikamente und der Arzt durch eine lang anhaltende Konkordanz mit dem Patienten.
Quelle: Presseinformation zum Symposium "Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen
mit Aspirin: Neues zu einer bewährten Therapie" am 14. April 2007 im Rahmen der 73.
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung
in Mannheim.
Mit freundlicher Unterstützung der Bayer Vital GmbH, Leverkusen.