Quelle: Buettner HJ, Mueller C, Gick M et al. The impact of obesity on mortality in UA/non-ST-segment
elevation myocardial infarction. Eur Heart J 2007 Jun 20; [Epub ahead of print]
Thema: Übergewicht zählt zweifellos zu einem wichtigen Risikofaktor für Diabetes, Bluthochdruck
und kardiovaskuläre Erkrankungen. Dementsprechend erleiden Übergewichtige öfter einen
Herzinfarkt als Normalgewichtige Doch welchen Einfluss haben ein paar Pfunde zu viel
auf der Waage auf die Prognose nach dem Ereignis?
Projekt: Dies überprüften jetzt Kardiologen aus Deutschland und der Schweiz in einer prospektiven
Studie mit insgesamt 1 676 Patienten, die entweder eine instabile Angina pectoris
oder einen Nicht-ST-Elevationsinfarkt erlitten hatten. Die Patienten waren - nach
einer Koronarangiografie zur Bestimmung des Ausmaßes ihres Infarkts - in der Regel
schnellstmöglich einer perkutanen Katheterintervention zugeführt worden, einige erhielten
auch einen Bypass.
Rund ein Drittel der Patienten war normalgewichtig (BMI 18,5-24,9 kg/m2), etwa die Hälfte übergewichtig (BMI 25-29,9 kg/m2), und 18 % der Patienten waren adipös (BMI > 30 kg/m2). Obwohl die adipösen Studienteilnehmer im Schnitt etwas jünger waren und häufiger
an einer Hypertonie oder einem Diabetes mellitus litten als die schlankeren Patienten,
war das Ausmaß der koronaren Schädigung zwischen den drei Studiengruppen vergleichbar.
Ergebnis: Innerhalb von drei Jahren nach dem Ereignis verstarben 9,9 % der normalgewichtigen,
7,7 % der übergewichtigen, aber nur 3,6 % der adipösen Patienten. Damit ist bei Adipösen
mit Infarkt die Drei-Jahres-Sterberate um 73 % geringer als bei Normalgewichtigen.
Dieser Unterschied zwischen den Studiengruppen begann sich nicht nur relativ früh
abzuzeichnen, er war bereits nach kurzer Zeit signifikant.
Fazit: Die Gründe für dieses unerwartete Ergebnis lassen sich aus der Publikation nicht
entnehmen, die rein darauf ausgelegt war, eine mögliche Assoziation zwischen Übergewicht
und dem Überleben der Koronarpatienten zu dokumentieren. Auffällig ist jedoch, dass
die adipösen Studienteilnehmer im Schnitt drei Jahre jünger waren als die Normalgewichtigen
- und zudem häufiger Statine, ACE-Hemmer und Betablocker verschrieben bekamen.
Nach Ansicht von Dr. Heinz J. Büttner, Bad Krozingen, könne dies jedoch die geringere
Sterblichkeit nicht erklären. Der Überlebensvorteil für die übergewichtigen Herzpatienten
blieb auch bestehen, wenn man in der Analyse das Alter und andere Faktoren wie Koronarstatus
und linksventrikuläre Funktion berücksichtigte. Büttner vermutet eher, dass die durch
das Übergewicht verursachten Unterschiede in der Körperchemie, vor allem im Endocannabinoidsystem,
eine Rolle spielen könnten. Denn es gibt immer mehr Hinweise, dass endogene Cannabinoide
nicht nur für ein nachhaltiges Hungergefühl sorgen, sondern auch kardioprotektiv wirken.
Schlüsselwörter: instabile Angina pectoris - NSTEMI - Überleben - Risiko