In den USA ist im Februar 2007 der erste humane Fall einer Infektion mit Streptococcus
suis in Nordamerika überhaupt aufgetreten. Bei dem Betroffenen handelt es sich um
einen nicht vorerkrankten Farmer aus der Region New York. Der Patient wurde mit einer
Meningitis im Krankenhaus behandelt.
S. suis ist ein gram-positives, fakultativ aerobes Bakterium, das kommensalisch in
Schweinen lebt und invasive Erkrankungen bei Schweinen und Menschen hervorrufen kann.
S. suis kommt vermutlich weltweit vor. Ein Schwerpunkt liegt jedoch in Asien. S. suis
ist als Erreger für generalisierte Septikämien (Blutvergiftungen, selten mit Schock
und Multiorganversagen), Lungenentzündungen, Meningitis (häufigste Form), Endokarditis
und Arthritis bekannt. Ein Teil der Infektionen verläuft symptomlos oder mit milden
Krankheitszeichen. Anfänglich treten meist influenzaähnliche Symptome auf. Klinische
Symptome sind Gangunsicherheit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen,
relativ frühe Taubheitssymptome, Gelenkentzündungen, Schwindel und Lungenentzündung.
Auch hohes Fieber und Hämorrhagien können auftreten.
Größere Ausbrüche von humanen Infektionen mit Streptococcus suis sind beispielsweise
aus China bekannt. Das natürliche Habitat von S. suis ist beim Schwein der obere respiratorische
Trakt, besonders Tonsillen und Nasenraum, Genitalien und Verdauungstrakt. Das Bakterium
wurde aber auch bei vielen anderen Säugetieren und bei Vögeln nachgewiesen. Die Übertragung
innerhalb der Schweinebestände findet durch subklinische Träger und durch Fliegen
statt. Das Bakterium kann längere Zeit in der Umwelt in Fäkalien, Staub und in Kadavern
überdauern.
Humane Infektionen treten normalerweise nur sporadisch auf. Die Übertragung auf den
Menschen erfolgt durch direkten Kontakt (Hautwunden) zu infizierten Schweinen oder
verendeten Tieren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bisher nicht bekannt.
Risikopersonal sind Menschen mit häufigem Kontakt zu Schweinen wie Landwirte, Tierärzte,
Schlachter, Mitarbeiter der fleischverarbeitenden Industrie und Jäger. S. suis wird
durch Detergenzien und Desinfektionsmittel wirksam abgetötet. Besondere Schutzmaßnahmen
(Arbeitsschutz und Hygiene) in der Schweinezucht, in der tierärztlichen Praxis und
in Betrieben zur Fleischverarbeitung sollten Beachtung finden.
Quellen: promed, DRTM
Dr. med. Raymund Lösch und Dr. rer. nat. Mirko Dreßler, Bad Doberan