Touristen, die an Abdominaltyphus erkranken, verbringen durchschnittlich sieben Tage
im Krankenhaus. Diese unerwünschte Ferienverlängerung droht Reisenden immer häufiger.
Gründe dafür sind vermehrte Reisen nach Südasien und der Vormarsch der dort besonders
häufig auftretenden multi-resistenten S. Typhi Bakterien [21], [23]. Heute ist die Mehrzahl dieser Typhuserreger bereits gegen mindestens ein bekanntes
Antibiotikum resistent [1], [12], [19]. Impfen tut daher mehr denn je not, denn Abdominaltyphus verläuft ohne wirksame
Antibiotikabehandlung in 10-20 % aller Fälle tödlich [4].
Oraler Impfstoff wirkt bereits nach zwei Wochen
Oraler Impfstoff wirkt bereits nach zwei Wochen
Typhoral® L ist der einzige lizenzierte und verkaufte orale Impfstoff gegen Abdominaltyphus.
Er ist seit über 20 Jahren auf dem Markt und auch von der FDA ("Food and Drug Administration")
in den USA lizenziert. Drei Dosen über sechs Tage hinweg geschluckt, schützen bereits
zwei Wochen nach der Einnahme [16]. Ungeschützt tritt bei einer zu spät oder ungenügend behandelten schweren Typhuserkrankung
ein breites Spektrum an klinischen Symptomen auf. Zuerst sind es grippeartige Symptome
mit anhaltendem Fieber sowie einem rötlich-fleckigen Hautausschlag. Zu den Komplikationen
gehören die Schwellung von Milz und Leber, Darmblutungen, Sepsis sowie Benommenheit
und letztlich kann der Tod eintreten [06], [10].
Mehrere große Feldstudien an fast 500000 chilenischen Kindern belegen den wirksamen
Schutz vor Abdominaltyphus durch den oralen Impfstoff [13], [14], [15]. In einer Feldstudie in Ägypten mit über 30000 Geimpften wurde gar eine Schutzwirkung
von 96 % nachgewiesen [25]. In einer weiteren Studie waren 87 % nach der Impfung gegen eine Infektion mit Typhusbakterien
geschützt [8]. Mit einer gemessenen Compliance von 97 % ist die Wirksamkeit für Reisende daher
unbestritten [24].
Dreifacher Schutz gegen Abdominaltyphus
Dreifacher Schutz gegen Abdominaltyphus
Der orale Impfstoff enthält einen hoch modifizierten Stamm des Salmonella Typhi Bakteriums.
Der Ty21a genannte Stamm enthält unzählige Punktmutationen, die verhindern, dass der
Impfstamm zu einer Typhusinfektion führt. Er löst aber weiterhin eine dreifache Immunantwort
gegen den Erreger aus: eine lokale mukosale sowie eine systemische humorale und eine
zelluläre Antwort des Immunsystems [17].
Zuerst binden sich sekretierte IgA-Antikörper gegen die O-Antigene von Ty21a an
die S. Typhi Bakterien [3]. In einem zweiten Schritt werden S. Typhi zerstörende Makrophagen und zytotoxische
Killer-T-Zellen gebildet, die ab dem siebten Tag im peripheren Blutstrom nachgewiesen
werden können [22]. Schließlich werden im Blut IgG-Antikörper gebildet, die den Erreger neutralisieren
[11].
Wie eine neuere Analyse zeigte, ist die spontan gemeldete Nebenwirkungsrate bei Geimpften
mit 0,002 % sehr niedrig. Bei über 38 Millionen Impfdosen wurden gerade einmal 743
Nebenwirkungen spontan gemeldet. Diese Nebenwirkungen waren leichtgradig, von kurzer
Dauer und heilten spontan innerhalb von ein bis zwei Tagen ab [9], die Impfung ist daher nicht nur wirksam, sondern auch sicher.
Gleichzeitiger Schutz gegen Paratyphus
Gleichzeitiger Schutz gegen Paratyphus
Ty21a induziert eine Immunantwort gegen die O-Antigene. Da diese auch auf den Paratyphusbakterien
vorhanden sind, wirkt der Impfstoff als einziger Typhusimpfstoff gleichzeitig auch
gegen Paratyphus. Biochemische und immunologische Analysen weisen seit längerem auf
einen möglichen Schutz gegen Paratyphus hin. Auch die direkte antibakterielle Wirkung
von Serum gegen Paratyphus von mit Ty21a vakzinierten Personen unterstützt diese Vermutung
[20].
Neuere Analysen der großen chilenischen Feldstudien zeigen, dass in der geimpften
Gruppe tatsächlich signifikant weniger Paratyphusfälle auftraten als in der Plazebogruppe.
Gepoolten Daten zufolge schützt der orale Impfstoff mit bis zu 72%-iger Effektivität
gegen Paratyphus B [2], [14]. Impfstoffe, welche hingegen nur auf dem Vi-Antigen beruhen, können nicht gegen
Paratyphus schützen [18]. Da den S. Paratyphi Bakterien diese Vi-Antigene fehlen, können dagegen gerichtete
Antikörper das Paratyphusbakterium auch nicht neutralisieren.
Verlängerungswoche im Krankenhaus?
Verlängerungswoche im Krankenhaus?
Jährlich infizieren sich über 21 Millionen Personen mit Abdominaltyphus. Weltweit
geschätzte 216510 Fälle verlaufen tödlich. Paratyphusbakterien sind für über fünf
Millionen Fälle von enterischem Fieber verantwortlich [5]. 50 % aller Typhusinfizierten aus Deutschland stecken sich in Indien an. Aber auch
die Türkei, ein bei Reisenden aus Deutschland besonders beliebtes Reiseziel, ist für
eine Überraschung gut. Eine schwedische Studie zeigte, dass aufgrund eines Paratyphus-B-Ausbruchs
1999 dort mehr Reisende an Paratyphus als an Abdominaltyphus erkrankten [7]. Umso bedeutender also, dass der orale Ty21a-Impfstoff auch einen Schutz gegen Paratyphus
induziert.
Übrigens: 84 % der gemeldeten Abdominaltyphusfälle in den USA mussten durchschnittlich
sieben Tage im Krankenhaus behandelt werden [23]. Wer vor der Reise dreimal eine Kapsel des oralen Typhus-Impfstoffs schluckt, kann
sich indessen eine Typhusinfektion und die Einnahme von 30 oder mehr Dosen eines Antibiotikums
ersparen. Vor allem aber erspart man sich eine mehr als ungemütliche Verlängerungswoche
seiner Traumferien im Krankenhaus.
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Novartis Behring, Marburg