Sie finden auf unseren Seiten diesmal die Ausschreibung für den Preis der DTG zur
Förderung junger Wissenschaftler, die auf dem Gebiet der Tropenmedizin etwas Außerordentliches
geleistet haben. Während eines Festaktes auf unserer Tagung in Berlin wird der Preisträger
geehrt werden. Bitte zögern Sie nicht, uns junge und engagierte Forscher zu benennen.
Pionier der Geomedizin
Pionier der Geomedizin
Wir drucken in dieser Ausgabe auf unseren Seiten auch eine Laudatio von Prof. Diesfeld
auf Helmut Jusatz ab - er war einer der Pioniere der Geomedizin und publizierte mit
Rodenwaldt zusammen einen großen Seuchenatlas. Ein Buch, das man sich immer dann wünscht,
wenn man bei einem Tropenrückkehrer aus einer Region, die man selbst nicht so gut
kennt, mit differenzialdiagnostischen Problemen konfrontiert wird.
Das Werk fand seine Fortsetzung in der "Medizinischen Landeskunde" und wurde ergänzt
durch Arbeiten von Jusatz zum Einfluss der Seuchenlage auf die Entwicklung von tropischen
Ländern und Publikationen zum Thema "Die Erde als Krankheitsraum des Menschen" und
zur Problematik der Anfertigung von medizinischen Karten für die Kartografie.
Rodenwaldt war aufgrund seiner Nähe zu den Nazis nicht unumstritten und muss aus der
heutigen Sicht mit großem Vorbehalt gesehen werden. Jusatz Bücher sind heute noch
über das Internet oder größere Bibliotheken zu beziehen.
Rückblick auf das Symposium Reise- und Impfmedizin
Rückblick auf das Symposium Reise- und Impfmedizin
In Berlin fand inzwischen das 12. Symposium zur Reise- und Impfmedizin statt. Auf
der Homepage des Auswärtigen Amtes (www.aktion-europa.diplo.de/diplo/de/Startseite.html,
Reise und Sicherheit/Informationen des Gesundheitsdienstes) können Sie sich eine Zusammenfassung
der Vorträge ansehen und wenn es Ihnen dann langweilig wird, finden Sie viele schöne
Bilder auch unter der Rubrik "Der Minister im Bild"....
Bitte versäumen Sie es nicht, sich den wunderbaren Vortrag von Prof. Rolf Garms aus
Hamburg herunterzuladen, der in beispielhafter Weise mit einer farbigen Tabelle und
anschaulich abgebildeten Insekten auf die Rolle von "kleinen Fliegern als Überträger
von Krankheiten" eingeht. Darunter auch Seltenes: Hand aufs Herz - wer hat schon einmal
von Macracanthorhynchus hirudinaceus, dem Überträger der Akanthocephaliasis - mit
dem schönen deutschen Namen Schweinekratzer benannt - gehört?
Dr. Sabine Rüsch-Gerdes, Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Mykobakterien,
Borstel, hielt einen praxisnahen Vortrag zur Epidemiologie und Diagnostik der Tuberkulose.
Der auf der Homepage des Auswärtigen Amtes hinterlegte Beitrag ist ein guter und hilfreicher
Leitfaden zur Anwendung diagnostischer moderner Methoden - für denjenigen, der im
Alltag nicht immerzu mit diesen Fragestellungen umgeht.
Auswüchse der modernen Medizin
Auswüchse der modernen Medizin
Hervorzuheben sind die Hinweise von Dr. Gunther v. Laer zur Reisemedizin allgemein
und zu den Auswüchsen der modernen Medizintechnologie am Beispiel von Indien. Er berichtete
über eine Privatklinik, in der zur obligaten Eingangsdiagnostik eine Ganzkörper-MRT
gehört: Das klingt absurd - aber auch in einer großen Universitätsklinik hierzulande
wird in der entsprechenden Abteilung schon mal alle zwei bis drei Jahre ein solcher
Scan zum "Durchchecken" der begüterten Patienten empfohlen. Jedem Tropenmediziner,
der in den Ländern der Dritten Welt erlebt hat, wie aus Mangel an Sauerstoff und
Penizillin Pneumoniepatienten gestorben sind oder wie Frauen an einer Uterusruptur
gestorben sind, weil Nahtmaterial fehlte, muss es dabei kalt den Rücken herunter laufen.
V. Laer stellt aber in seiner Zusammenfassung seines Beitrages auch andere wichtige
Fragen an die Reisemedizin (ich zitiere wörtlich):
-
"Welcher Teil der Reisemedizin ist wirklich ärztliche Arbeit?
-
Abgesehen von schon Geregeltem: Was rechnen wir wofür ab? Zeittakt? Ohne Abrechnung
keine Leistung, ohne gute Abrechnung keine gute Leistung! Unsere Qualitätsbestrebungen
laufen sonst ins Leere!
-
Wollen wir alle Reisenden beraten? Das heißt zum Beispiel: Gibt es ethische Grenzen
oder bleibt das jedem selbst überlassen, am Gelingen etwa einer kriminellen oder unsauberen
Reise ärztlich mitzuwirken? (Söldner? Organempfänger von zum Tode Verurteilten, die
zur Exekution anreisen, weil das Gewebe so gut passt, und dann ist ja auch alles ganz
frisch? Päderasten auf Sextour?).
Vielleicht ist aber die Reisemedizin nur eine selbstlimitierende Bewegung (?), die
alsbald in ihrem ärztlichen Kern von den fachärztlichen Kollegen aufgesaugt wird.
Und die andererseits mehr und mehr ärztlichen Laien überlassen bleibt im Bereich
der Datenermittlung, Datenverarbeitung und Datenvermittlung an den Kunden (der ja
kein "Patient" ist): Der Kunde kauft freundlich aufgemachte Datenpakete sowieso lieber
als all das Hässliche, auf das wir Ärzte hinweisen müssen und wollen. Mindestens ein
reisemedizinischer Dienst in Deutschland verfolgt wohl schon diese Linie und schaltet
den telefonisch Anfragenden gleich weiter in ein Callcenter, in dem deutsche Standardtexte
von Damen mit freundlicher Stimme verlesen werden, und das kostet dann sogar auch
noch Geld."
Soweit v. Laer - ich finde, eine Diskussion über einige dieser Punkte könnte uns nicht
schaden. Auf Ihre Rückmeldungen und Meinungen - wo bleiben eigentlich die Leserbriefe?
- freut sich