In mehreren EU-Ländern trat am 1.1.2008 ein verstärktes Rauchverbot in der Öffentlichkeit
in Kraft. Danach darf in Deutschland in Gaststätten und Restaurants nur noch in separaten
Räumen geraucht werden. Analog zur diesem Rauchverbot veröffentlichten Wissenschaftler
vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München eine mehrjährige Untersuchung,
die den Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Selbstmordrisiko untersuchte. Prof.
Thomas Bronisch und Mitarbeiter fanden heraus, dass Raucher mit regelmäßigem Nikotin-Konsum
viermal stärker suizidgefährdet sind als Nichtraucher.
Klärung eines möglichen Zusammenhangs
Klärung eines möglichen Zusammenhangs
Als Eckdaten der Untersuchung dienten zwei Studien: Eine in Deutschland erstellte
Untersuchung ergab, dass 37% der Männer und 28% der Frauen im Alter von 17-79 Jahren
innerhalb von zwölf Monaten regelmäßig rauchen. Eine weitere Studie ergab, dass von
100 Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwei bis sieben Personen einmal im Leben einen
Selbstmordversuch unternehmen.
Um einen möglichen Zusammenhang zu klären, befragte das Team um Bronisch 3021 Personen
im Alter von 14-24 Jahren, ob es in ihrem Leben schon einmal eine Periode von mindestens
14 Tagen gab, in dem sie Gedanken zum Tod hatten. Oder ob sie sich jemals so schlecht
fühlten, dass sie über Selbstmord nachgedacht haben, beziehungsweise einen Selbstmordversuch
unternommen haben. Die Antworten der Probanden wurden auf vier Personengruppen verteilt:
Nichtraucher, Gelegenheitsraucher, Nicht-abhängige Raucher und abhängige Raucher.
Alkohol, Drogen und andere Suchtmittel wurden ausgeschlossen. Es zeigte sich eine
signifikante Korrelation zwischen Tabakkonsum und Suizidrisiko: mit steigendem Tabakkonsum
nahmen Selbstmordgedanken oder -versuche zu. Bei starken Rauchern mit Suchtverhalten
stieg die Selbstmordgefährdung gegenüber Nichtrauchern um das Vierfache. Darüber hinaus
berichteten Raucher mit ursprünglich nicht vorhandener Selbstmordneigung in einer
vier Jahre später erfolgten neuen Befragung diesmal von Selbstmordgedanken und Selbstmordversuchen.
Das "Glückshormon" Serotonin
Das "Glückshormon" Serotonin
Hinsichtlich der physiologischen Zusammenhänge zwischen Rauchen und Suizidalität gibt
es derzeit nur Vermutungen. Bekannt ist jedoch, dass Nikotin auf die Serotonin-Konzentrationen
im Gehirn einwirkt. Der Neurotransmitter vermittelt neuronale Aktivität in Hirnregionen,
die Zufriedenheit und Wohlbefinden auslöst. Sind die Serotonin-Konzentrationen erniedrigt,
kann dies Depressionen und impulsives Verhalten bewirken.
Richard E. Schneider, Tübingen
Quelle: Presseinformation des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, München