Speziell aufbereitetes Phosphatidylcholin ist offenbar eine Option für Patienten mit
Colitis ulcerosa. Dieses Spezialfett kann 80 % der Patienten innerhalb von drei Monaten
von ihren Beschwerden befreien, ohne dass eine zusätzliche Behandlung mit Kortison
notwendig ist, wie Mediziner aus Heidelberg in einer aktuellen klinischen Studie mit
60 Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa, die auf eine Kortisontherapie angewiesen
waren, bestätigten [1].
Beschwerdefreiheit auch ohne Kortison
Trotz des Stopps der Kortisontherapie verschlechtere sich die Dickdarmentzündung im
Rahmen der Studie nicht, betonte Dr. Max Karner, Heidelberg. Damit bestätigten die
Heidelberger Mediziner die Ergebnisse einer früheren Studie [2]. Damals hatten sie mithilfe des Spezialfetts bei 70 % der Patienten mit chronischer
aktiver Colitis ulcerosa die Entzündung um 50 % reduzieren können. Bei der Hälfte
der Patienten brachten sie so die Entzündung zum Stillstand. Mit der Ausnahme von
Blähungen waren weder in der früheren noch in der aktuellen Untersuchung Nebenwirkungen
der Behandlung zu beobachten.
Intakter Schleimschutz im Darm
Warum ein körpereigenes Fett therapeutisch wirksam sein kann, erklärte Prof. Wolfgang
Stremmel, Heidelberg so: Phosphatidylcholin ist ein Hauptbestandteil des Schleims
im Dickdarm, der die darunter liegende Schleimhaut vor dem Angriff der Bakterien im
Stuhl schützt - eine Barriere, die bei Patienten mit Colitis ulcerosa gestört ist.
Tatsächlich sei dieses Lecitin bei mehr als 70 % der Kolitispatienten nicht ausreichend
vorhanden. Über einen Ausgleich dieses Mangels kann die Darmschleimhaut ihren Schutzmantel
wieder aufbauen.
Damit sich das Phosphatidylcholin jedoch erst im unteren Dünndarm löst, um dort in
die Schleimbarriere eingebaut zu werden, muss es mit speziellen Verfahren aufbereitet
werden, erklärte Stremmel. Die Einnahme von Phosphatidylcholin in handelsüblicher
Form oder in Form einer "lecitinreichen" Diät könne dies nicht gewährleisten, denn
so verabreichtes Lecitin wird bereits im oberen Dünndarm in den Körper resorbiert.
Quelle: Pressemeldung "Intakter Schleimschutz im Darm", herausgegeben von der Pressestelle
des Universitätsklinikums Heidelberg